Thermae | MTD et Claudius Brutus

  • Durus hatte gerade in den hauseigenen Thermen der Villa Tiberia - sie waren nicht sonderlich groß, boten jedoch genug Möglichkeit für die volle Bade-Prozedur mit Kalt-, Warm- und Heißbad, sowie einen Raum für Massagen. Dort lag Durus nun und ließ sich von einem Sklaven den Rücken durchkneten. Er hatte in letzter Zeit ein wenig zu viel gesessen, daher fühlte sich sein Rücken tatsächlich nicht sonderlich gut.


    Während er so da lag, erschien Stesichoros, der Ianitor und meinte


    "Ein Claudius Brutus, Sohn des Claudius Menecrates, ist hier."


    Durus nickte zum Zeichen, dass der Herr vorgelassen wurde. Er stützte sich auf die Arme auf, während der Sklave sich dem unteren Rücken zuwandte und sich noch ein bisschen Öl auf die Hände goss.


    "Salve, Claudius."


    begrüßte Durus solange den jungen Mann.

  • Brutus ward hierher geführt und sein Widerwille war deutlich zu spüren. Zuerst dachte er, man würde scherzen und ihn nun zu einem netten Arbeitszimmer bringen, als jedoch die Wärme und der erste Dampf ihm entgegen schoss, stand er wie aus Stein da und bewegte sich kein Stück.


    "Ich, ich soll....ich soll da doch nicht etwa...", stammelte er vor sich hin und wollte sich nicht bewegen, bis ihm sein Leibsklaven von hinten einen Schubs gab, worauf Brutus hineintaumelte. Sofort drehte er sich um und ohrfeigte den Sklaven. Solch ein Auftritt war niemals geplant gewesen.


    "Salve, Senator Tiberius Durus. Ich fühle mich geehrt, von dir empfangen zu werden und entschuldige mich, dich beim Bad zu stören."

  • Auch Durus merkte, dass es Brutus unangenehm war, hier im Bad aufzutauchen. Das allerdings konnte der Senator nicht verstehen: Man traf sich doch häufig in öffentlichen Bädern (wenn man kein privates hatte) oder lud Freunde ins Bad ein. In den Thermae Agrippae standen jeden Nachmittag zahlreiche Menschen, die miteinander Geschäfte abschlossen, plauderten oder einfach nur ein wenig guckten. Für ihn war es nicht ungewöhnlich, obschon er Fremde üblicherweise nicht beim ersten Treffen in sein Bad lud.


    Er lächelte ermutigend. Vermutlich war der junge Mann nervös, weil er einem Praetorier und Senator gegenüber trat.


    "Oh, kein Problem. Was führt dich zu mir?"

  • Wenn der Senator nur wüsste, dass Brutus selbst die Blöße seines eigenen Körpers unangenehm war, genau so wie die Berührungen Anderer, wäre er nicht verwundert gewesen. Doch nur die Götter wussten alles.
    Der Senator schien auch nicht erbost, so dass Brutus Mut fasste und einen Schritt näher kam.


    "Wie du bereits weißt, Senator, bin ich der Sohn des Claudius Menecrates. Anders als meinen Vater zieht es mich jedoch den Göttern hin, insbesondere dem Dis Pater. Ich bemühe mich bald zum Sacerdos ernannt zu werden.
    Und da ich volljährig bin und als Patrizier die Pflicht in mir sehe unsere Ahnen und Traditionen zu wahren, möchte ich einem Kultverein unseres Standes beitreten. Ich kann nicht tanzen, ich bin kein Mensch des Vergnügens, so dass ich mich bei den Saliern schwer einordnen könnte. Daher habe ich mich entschlossen um die Möglichkeit zu bitten mich den Arvalbrüdern vorstellen zu dürfen.
    Als künftiger Priester des Vielnamigen wäre ich für euch, Senator, sicherleich ein Zugewinn, da ihr ihm ebenfalls Opfer entgegen bringt."

  • Durus war halbwegs überrascht, dass Claudius Brutus ihn wegen der Arvalbrüder besuchte. Aber andererseits...Quintus war nicht mehr in Rom, folglich war er der ranghöchste Frater, der erreichbar war.


    Einen Augenblick musterte der Tiberier den Claudier. Der Junge war noch ziemlich jung, sein blondes Haar war für einen Römer überaus besonders - ob es gefärbt war? Mit dem engelsgleichen Gesicht hätte er als Puer Delicatus sicherlich Erfolg gehabt. Aber er war der Sohn eines Senators, ein stolzer Nachfahre der Gründer Roms - so konnte ihm dieses Aussehen höchstens beim Gewinnen von Freunden behilflich sein, wie Durus annahm.


    "Ich werde dich dem Collegium empfehlen. Wie weit ist deine Ausbildung zum Sacerdos vorangeschritten?"

  • Die erste Hürde ward also genommen, er wurde empfohlen. Hoffentlich hatte er mit seinem Namen eine gute Chance aufgenommen zu werden.


    "Septemvir Aurelius sagte, man wird mir in Kürze mitteilen, wo und unter wessen Beobachtung ich die praktische Prüfung werde vollziehen müssen. Die Probatio habe ich bereits."


    Das sollte als Stand seiner Ausbildung genügen. Mehr wollte der Senator sicherlich nicht wissen.


    "Danach würde ich gerne nach Hispania versetzt werden, falls dies möglich ist. Auch dies ist ein Grund meines Erscheinens. Du als Pontifex wirst um den Kultus un Hispania sicherlich viel mehr Informationen haben als ich. Zudem bist du mit dem dortigen Proconsul, so sagt man, sehr gut befreundet."


    Eine kleine Anspielung sollte seiner Meinung nach völlig genügen, um eine Empfehlung zu bekommen. Den dortigen Statthalter kannte Brutus genau so wenig wie die anderen außerhalb Italias.

  • Durus blickte erstaunt auf. Nach Hispania wollte der junge Mann! Das war allerdings eine Überraschung! Die meisten Senatoren-Söhne mieden die Provinz und bemühten sich, in Rom zu Macht und Ansehen zu kommen. Aber wenn er sich für Hispania interessierte...wieso nicht?


    "Ich kenne Furianus in der Tat sehr gut. Welche Tätigkeit genau möchtest du dort ausüben?"

  • "Die Tätigkeiten eines Priesters, Senator."


    Antwortete er knapp und wusste so recht nicht, was man da noch ausüben konnte, wenn man kurz davor stand zum Sacerdos berufen zu werden. Er musste sich wirklich mal informieren.


    "Wie ist der Statthalter, Senator? Ich hatte bisher nicht das Vergnügen ihn kennen lernen zu dürfen."


    Wenigstens hielt diese Frage das Gespräch aufrecht, dachte er sich und blieb weiterhin unentschlossen einfach vor dem Senator stehen.

  • Der Masseur begann wieder, den Tiberier durchzukneten, sodass Durus sich wieder hinlegte und ohne den Claudier anzusehen zu erzählen begann


    "Furianus ist ein Freund von mir. Er hat eine beachtliche Karriere hingelegt und schätzt gute Mitarbeiter. Wenn du dich engagierst, hast du gute Chancen, weiterzukommen - etwa in das leitende Priester-Collegium von Hispania. Privat ist er ein Freund des Wagenrennsports."


    Er stieß einen langen Seufzer aus, als der Masseur begann, eine etwas verspannte Stelle auszumassieren. Mehr hatte Durus nicht vor zu erzählen - immerhin war Furianus ein Freund und Claudius ein völlig fremder.

  • Das erklang durchaus verheißungsvoll, so dass sich Brutus insgeheim freute und auf ein gutes Leben blicken konnte. Er würde zwar nicht gleich zum Rex Sacrorum aufsteigen, aber eine gute Stelle im Provinzkollegium war ein guter Anfang.


    "Ich verstehe. Hoffentlich werden wir uns verstehen."


    Ein imposanter Mann, dieser Statthalter. Brutus musste sich da vorsichtig nähern.


    "Muss ich zwecks der Arvalbrüder im Tempel vorsprechen, Senator?"


    Bevor er abreiste, musste er hier definitiv alles erledigen.

  • "Natürlich wäre es sehr schön, wenn du deine Beweggründe selbst vor den Brüdern vertreten würdest. Es findet ohnehin demnächst eine Sitzung statt."


    meinte Durus und gab dem Sklaven ein Zeichen, dass er seine Arbeit unterbrechen sollte. Dann stützte er sich wieder auf die Ellbogen und sah Brutus an.


    "Ich werde noch einmal mit dem Magister sprechen und dir den Termin zukommen lassen."


    Durus hätte fast vergessen, dass Quintus ja der eigentliche Magister der Arvalbrüder war - nun war es wieder seine Aufgabe, das Collegium einzuberufen!

  • "Ich danke dir vielmals, Senator.", entgegenete er mit einem dezenten Lächeln.


    "Lass es mich wissen, ich wäre zutiefst dankbar. Nun möchte ich nicht mehr deine kostbare Zeit in Anspruch nehmen."

  • "Für die Fragen eines jungen Römers habe ich doch immer Zeit!"


    erwiderte Durus freimütig, obschon er dabei wohl fast ein wenig schwindelte. Doch dann fügte er ein


    "Vale!"


    an und beendete damit die Audienz. Ein Sklave führte den Claudier wieder zur Porta, wo die Sänfte wohl noch wartete.

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