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Matho hatte sich nicht lumpen lassen und jedem, der da im Hause kreuchte und fleuchte, in den schillerndsten Farben erzählt, was Siv angestellt hatte, wie sie es getan hatte, und dass er natürlich von dieser Eskalation gewusst hatte, seit man die Germanenbraut erworben hatte. Nicht nur deswegen ging man dem maiordomus aus dem Weg, nun sogar noch penibler als zuvor. Vermutlich lag es auch an dem allmählich ausbrechenden Größenwahn, der sich bei Matho bemerkbar machte, und der zur Folge hatte, dass man kaum noch normal atmen durfte in seiner Nähe, ohne eine Strafe wegen Hanebüchenem zu erlangen.
Heute dann sollte es soweit sein. Die Rückreise nach Roma stand bevor. Diesmal hatte man an Decken nicht gespart, obwohl sie auf der Hinreise wohl nötiger gewesen waren als jetzt. Schnee war längstens keiner mehr in Sicht, selbst auf den umliegenden Höhen nicht mehr, dafür aber grünte und spross es allerorts, und hin und wieder schien sogar die Sonne und wärmte Mensch und Tier. Matho hatte bereits den Karren anspannen lassen - sie würden weitaus mehr mit zurücknehmen als sie hergebracht hatten. Ein jeder musste für sein eigenes Pferd Sorge tragen mit Ausnahme von Siv, denn die würde er ganz gewiss nicht reiten lassen. Ihr war ein enger, unbequemer Platz im Karren angedacht worden, und am Vortag hatte Matho eigens noch einen dicken Eisenring in die Seitenwand des Gefährts schlagen lassen, an dem er Siv festbinden würde. Doch zuerst einmal galt es, sie zu holen. Mit vorfreudigem Gesicht stapfte er gen Kellertreppe.
Ganze acht Tage war Siv nun dort unten gefangen gewesen. Unbemerkt von Matho hatten zahlreiche nächtliche Besuche stattgefunden, und obwohl Matho ihr außer einem halben Brotlaib nach vier Tagen und einem Krug Wasser alle zwei Tage weder Essen noch Trinken hatte zukommen lassen, wirkte Siv nicht einmal halb so entkräftet, wie er sich das erhofft hatte. Nun entriegelte er die Tür, schob sie mit quietschenden Angeln beiseite und starrte in die Finsternis. "Siv. Komm her, es geht los. Wir fahren heim", befahl er in schroffem Tonfall.
Draußen verstauten Alexandros und Merit-Amun derweil den Proviant und die haltbaren Speisen, die Sertorio für sie vorbereitet hatte. Soweit die Ägypterin wusste, wollte der andere Römer - Ursus - noch hier vorbeischauen, ehe sie endgültig abreisten. Anders als auf der Hinreise, freute sich Merit auf die Rückreise, auch wenn das bedeutete, dass sie sehr viel vorsichtiger sein musste, was Siv anbelangte. Mit Hektor, Fhionn, Sertorio und Caelyn hatte sich sich ein wenig angefreundet in der Zeit hier in Germanien, auch wenn sie eher kurz gewesen war. Und überhaupt hatte sich Merit-Amun in ihrem Wesen insofern geändert, dass sie offener geworden war, weniger störrisch und in gewisser Weise lebenslustiger.