Im Auftrag des Herrn unterwegs VI - profectio in Roma

  • Ursus blieb stehen und blickte seine Sklavin finster an. "Das hättest Du von mir geglaubt? Daß ich eine Sklavin im Keller einsperren lasse ohne Licht und ohne Nahrung? Auch schön, wie Du über mich denkst." Er setzte sich wieder in Bewegung und sagte eine ganze Weile nichts mehr. Es dauerte seine Zeit, bis er sich etwas beruhigt hatte und mit wesentlich gemäßigterer Stimme weiterfragte. "Was meinst Du mit: Matho hat auch in Rom schon eine Macke gehabt? Hat er auch früher schon eigenmächtig derartige Strafen erteilt?" Ursus nahm sich vor, den Brief, den er ohnehin jetzt verschicken wollte, noch etwas zu ergänzen. Matho hatte anscheinend zu viele Rechte erhalten und mißbrauchte diese nun. Was wieder bewies, daß Macht die Menschen verdarb. Ursus fragte sich, ob es ihm auch so gehen würde. Eines Tages würde er, hoffentlich, eine ganze Menge Macht haben. Würde er dann auch durchdrehen? Das war ein sehr unangenehmer Gedanke, den er entschlossen beiseite schob. Matho war das aktuelle Problem. Und darauf sollte er seine Aufmerksamkeit richten.

  • Boa, wenn Blicke töt´könnt´n, hätt ich´s jetzt hinter mir! So wie´s aussah, hatt ich jetzt was total falsches gesagt, denn er schmollte jetzt. Ich lief ihm brav hinterher und sparte mir jeden Kommentar. Was wusst ich schon, was der alles mit Sklavinnen machte, die beim abhau´n erwischt wurd´n? Damit hatt ich ja noch keine Erfarung! :P


    Anscheinend hatten die Aurelier überhaupt keinen Plan, was Matho für´n Aas war! Das war ja ma wieder typisch!
    "Ja, er tyrannisiert uns, brummt uns Strafarbeit´n auf, wenn wir nich das mach´n was wir woll´n. Ach ja und als Tilla krank war, hat er doch glatt zu ihr gesagt, sie solle aufsteh´n und arbeit´n! Ja und er kann die Neuen nich aussteh´n! Aber der kann mich ma! Von dem lass ich mir nix sag´n!" Der Kerl hatte bestimmt noch mehr Dreck am Stecken, von dem die andern Sklaven garantiert bändeweise bericht´n konnt´n. In Rom hatt ich keinen getroff´n, der Matho wirklich mochte!

  • Ursus konnte es wirklich kaum glauben. Geschah das mit dem Wissen von Corvinus? Der war doch wohl derjenige, der mit Matho am meisten zu tun hatte. Doch Ursus konnte sich nicht vorstellen, daß Corvinus so etwas gutheißen würde. "Ich werde Corvinus davon berichten. Ich wollte ohnehin eine Abschrift des Briefes, den ich Siv mitgegeben habe, noch per Post hinterherschicken. Rein zur Sicherheit. Ich werde diesen Brief noch entsprechend ergänzen. Und wenn wir erst wieder in Rom sind, dann werde ich mit Corvinus noch einmal direkt darüber sprechen. Caelyn, es würde helfen, wenn ihr uns solche Dinge berichten würdet. Natürlich müssen wir auch schauen, ob das alles so stimmt. Immerhin ist jemand, der anderen gegenüber weisungsbefugt ist, niemals beliebt. Und muß auch manchmal Dinge tun, die für andere unangenehm sind. Doch das darf natürlich nicht zu weit gehen. So etwas... ohne Licht und Essen im Keller eingesperrt... Nein, solche Grausamkeiten sind in unserem Haus nicht üblich. - Aber: Natürlich mußt Du tun, was Dir jemand sagt, der über Dir steht. Wenn Matho etwas von Dir verlangt, von dem Du glaubst, es ist nicht in Ordnung, dann möchte ich, daß Du zu mir kommst und mit mir darüber redest. Sollte ich nicht zur Verfügung stehen, gehorchst Du erst einmal, berichtest mir aber später darüber. Das einzige, was Du verweigern darfst, sind Aufträge, die jemandem schaden." Er blickte Caelyn sehr ernst an. Sie hatte es im Grunde gut. Immerhin gehörte sie Ursus und war daher nicht ständig Matho unterstellt.

  • Na der war gut! "Was glaubst´n du, was der mach´n wird, wenn der rauskriegt, wenn einer von uns ihn verrät? Was der dann mit uns macht? Keiner traut sich, was gegen ihn zu sag´n!" Ursus hatte wirklich gut reden! Ich war ja echt froh, das ich nich so oft was mit ihm zu tun hatte. Aber die andern taten mir leid, die jetzt wieder mit ihm unterwegs war´n. Ich hätt zu gern gewusst was er unterwegs mit Siv anstellte! Die hatt´s bestimmt schwer unterwegs.
    "Ja, ja, schon gut, ich mach ja, was der sagt! Wenigstens vorerst!"
    Nach ´ner Weile lächlte ich ihn an. "Ich hatt´s mir ja fast gedacht, dass so´n Mist nich von dir kam! So was würdest du nich mach´n!"

  • "Vielleicht hat sich schon etwas getan bei Matho, wenn wir nach Rom zurückkommen." Ursus war fest entschlossen, Corvinus zu informieren. Auch wenn er, was Corvinus anging, nicht immer das beste dachte, so war er doch fest davon überzeugt, daß er Willkür und Tyrannei gegenüber der Dienerschaft nicht dulden würde. Schon gar nicht von einem Sklaven, auch wenn er als Majordomus eingesetzt war.


    Als Caelyn ihn plötzlich anlächelte, konnte er gar nicht anders, als zurückzulächeln, auch wenn es ein wenig bitter wirkte. Doch ihre Worte taten ihm gut. Wenigstens hielt sie ihn nicht für ein Ungeheuer. "Danke, es beruhigt mich, daß Deine Meinung von mir wenigstens nicht gar so schlecht ist. - Komm, laß uns den Markt plündern und dann heimgehen. Ich werde den Brief an Corvinus ergänzen und heute noch absenden. Es ist gut, daß Du mir gesagt hast, was da abläuft. Denn bestimmt würde es immer schlimmer mit ihm werden, wenn er nicht in seine Schranken gewiesen wird." Wenn es nach Ursus ginge, würde Matho seinen Posten als Majordomus vergessen können. Doch leider lag dies nicht in seinem Ermessen.


    Anscheinend war ihnen beiden nicht unbedingt nach einem Einkaufsbummel. Und so erstanden sie auf dem Markt nur ein paar Kleinigkeiten und kehrten dann recht zügig zum Castellum zurück.

  • Endlich! ...Der Tag der Abreise war gekommen! Schneller als ich gedacht hatte sollte es zurück in die Heimat gehen. Allerdings hatte ich mir diesen Tag ganz anders vorgestellt. Ich stand noch immer im Stall neben Ikarus, der bereits ungeduldig mit den Hufen scharrte und betrachtete versonnen den kleinen Delfin aus Holz, den mir Tilla mit auf die Reise gegeben hatte. Noch nie hatte mir jemand etwas geschenkt und umso wertvoller war diese kleine Holzfigur und mit ihr das Mädchen für mich geworden. Sie fehlt mir… Meine Finger strichen sanft über die Schnitzerei , die ich seitdem immer in einem Lederbeutel um den Hals bei mir trug. Ich hatte auch ein kleines Geschenk für Tilla gekauft aber ob es so wertvoll sein konnte wie diese kleine Figur? Hoffentlich geht es ihr gut in Rom und das wir uns dort bald wieder sehen … uns alle wieder sehen in der Heimat. Hoffte ich für mich und stellte im selben Atemzug erschrocken fest ...


    .... wie kann ich Rom nur als meine Heimat bezeichnen? Ich konnte es - zumindest mehr als dieses öde Land hier, in dem ich mich absolut nicht wohl geschweige denn zu Hause fühlte. Obwohl es für andere wiederum Heimat, Familie und ein Leben bedeutete. Mein Blick schweifte gedankenverloren durch die geöffnete Stalltüre hinaus auf den Platz, wo sich die anderen bereits zum Aufbruch versammelt hatten hin zu einer ganz bestimmten Person. ...Siv!... In meine Augen lag Bewunderung für die stolze Germanin, die den Mut den bewiesen hatte - den ich wahrscheinlich niemals aufbringen werde - zu fliehen um endlich frei zu sein. Hier war ihre Heimat und hier gehörte sie hin. Doch stattdessen wurde sie nun gegen ihren Willen zurück nach Rom gebracht. Ich mochte gar nicht daran denken, was dort vielleicht mit ihr geschehen würde. Warum tut man ihr das an, warum … tut man uns allen das an?


    Wir waren eben alle nur Sklaven und niemand scherte sich wirklich um das was unsere Herzen bewegte. Da mochten sich die Herrschaften noch so freundlich und gönnerhaft uns gegenüber geben, für uns sorgen und uns vorgaukeln sie wären unsere Freunde wenn sie uns an den Saturnalien Geschenke machen … und ... und …und....grrrrrrrrrr! ...was ändert das schon? Letztendlich nahmen sie uns die Freiheit, unseren Willen und damit unser Leben! In meinem Gedanken lag mit einem Mal soviel Verbitterung und Hass wie nie zu vor. Ich erschrak über mich selbst wie ich da alleine stand und die Hände zu Fäusten ballte, bereit sie gegen die Römer einzusetzen - so wie ich es damals als Soldat getan hatte. Und da wusste ich es wurde Zeit zu gehen … jetzt oder nie ...


    Noch einmal betrachtete ich den kleinen Holzdelfin, atmete tief durch und gab meinen einzigen Schatz vorsichtig in den Beutel zurück. Dann nahm ich die Zügel in die Hand, führte Ikarus aus dem Stall und schwang mich auf seinen Rücken. "Auf Ikarus! … los jetzt…", rief ich dem treuen Pferd zu und hieb ihm die Fersen in die Flanken. Den ganzen Weg den wir gekommen waren zurück… In die Heimat! … pah! … Besser dort wie hier, ... aber niemals wird diese Stadt eine Heimat in meinem Herzen werden …



    Sim-Off:

    sorry, dass nicht mehr von meiner Seite kam. Aber ich hatte in letzter Zeit einfach zu viel um die Ohren :( ......ummelden geht...

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!