Insula Angularis | habitatio Aeliana

  • Ad
    Caius Aelius Archias
    Habitatio Aeliana
    Alexandria
    Provincia Alexandria et Aegyptus


    Ahoi Archi,


    Dass man von dir auch wieder mal was hört! Wie sagt man aber so schön, keine Neuigkeiten sind gute Neuigkeiten. Könnte mir gut vorstellen, dass du mir, wenn dir wieder mal eine Leber über die Laus gelaufen ist (oder war das andersrum?) einen Brief schicken würdest, der eine einzige Heultour wäre.


    Ja, den Fischladen habe ich nun, und er läuft, naja, ganz passabel. Ich habe auch einen neuen Werbegag – jemand läuft vor meinem Laden am Markt, verkleidet als Fisch, herum, und preist meine Ware an. Eine geniale Idee, nicht wahr? So werde ich in kürzester Zeit stinkreich, sage ich dir! Was ich nicht verkaufe, esse ich selber... du kannst dir vorstellen, was für tägliche Fischorgien ich bei mir in der Villa abziehe. Und, jetzt kommt es – ich bin dabei, ein Sägewerk zu kaufen, und zwar in Germania, der Heimat des Holzes. Ich schicke zwei Sklaven von mir dorthin – und die kaufen mir den Laden dann! Und fertig! Ich rieche da ein gutes Geschäft, mein Freund...


    Keine Sorge, Archi. Ich werde nächstes Jahr kandidieren, und zwar fix! Einen ordo senatorius habe ich noch nicht, aber den werde ich mir schon noch holen. Ich werde hoffentlich nicht mehr allzu lange in der Kanzlei mein Dasein fristen müssen (es ödet mich dort schon an). Ich habe mir nämlich einen Patron genommen – jawohl! Die Auswahl war nicht einfach, aber ich bin bei Purgitius Macer gelandet. Der wird mir hoffentlich alles verschaffen, was ich brauche.


    Apropos, kannst du mich als Priester vorstellen? Nein? Morgen nämlich bin ich bei den Arvalbrüdern eingeladen, ich soll dort Mitglied werden. Ist das zu fassen? Ich war nie ein so religiöser Mensch, und jetzt bin ich nur noch mehr dabei, spirituellen Angelegenheiten hinterher zu rennen! Vielleicht werde ich ja noch auf meine alten Tage irgendein Haruspex oder ein Septemvir. Mal sehen, wie es läuft.


    Dass du nach Rom kommst, finde ich Klasse. Klopf einfach bei der Villa Flavia an, wenn du wieder hier bist! Dann können wir gleich beginnen, deinen Junggesellenabschied zu planen.


    Quarto ist sicher ein guter Mann, der einiges für dich tun kann. Wenn alles glatt läuft, schneit er auch mal bei uns vorbei – ich habe ihn zu uns eingeladen! Meine Verwandten sind deswegen nciht ganz begeistert, aber ich werde sie noch rumkriegen. Schließlich geht es ja nicht an, dass wir, die Flavier und die Aelier, uns noch ewig in den Haaren liegen!


    Aber Germanien ist sicher toll. Dort will ich auch mal hin. Mal sehen, vielleicht kriege ich irgendwann ein Tribunat dort. Haha, ich als Soldat! Kannst du dich noch erinnern, wie ich mit meinem Holzschwert beim Üben immer daneben gehaut habe? Aber es wird sicher in Ordnung kommen.


    Ach ja, Imperiosus. Was macht Impi denn in Aegyptus? So wie ich den kenne, ist er eh nur auf der faulen Haut gelegen. Aber er ist ein anständiger, netter Bursche. Wenn du mal in die Kanzlei kommst, dann solltest du unbedingt was unternehmen, dass er weiter nach oben kommt, er hat es sich verdient.


    Danke für die Empfehlung! Was du da sagst, klingt super... aber ich weiß nicht, inwieweit mir momentan nach Frauen ist. Ich habe dir ja erzählt, wie ich mir die Decimerin angelacht habe? Verschwunden ist sie! Einfach abgehauen! Mir nichts, dir nichts! Ich bin ihr schon etwas böse deswegen. Aber mal sehen, vielleicht ist die Iunierin die Eine. Auch wenn sie Plebejerin ist (meine lieben Verwandten würden mich auspeitschen, wenn sie wüssten, dass ich etwas mit einer Plebejerin habe!).


    Hast du Iunius Merula gesagt? Verdamm mich, den kenn ich! Der Luchs hat mir bei einer Wette 100 Sesterzen abgezockt! Frag ihn, ob er sie wenigstens ordnungsgemäß versoffen hat, wie es sich für gewonnenes Wettgeld gehört!


    Ich hoffe, ich seh dich dann bald!


    In Freundschaft



    PS: Na, wie gefällt dir meine neue Unterschrift? Ich habe sie mir mühevoll antrainiert.



  • An
    Caius Aelius Archias
    Insula Angularis
    Alexandria, Aegyptus


    Salve Caius Aelius!


    Vielen Dank für Deinen Brief, der so eine weite Reise hinter sich gebracht hat.
    Du hast mir geschrieben, in Alexandria machen kuriose Gerüchte die Runde?
    In Rom ist es zu meinem Leidwesen nicht viel anders. Aber ich kann Dich insofern beruhigen, als dass der Imperator Caesar Augustus noch lebt, für diesen Winter keinen Krieg plant, was auch absurd wäre, er seiner Frau Livilla treu ist, und dass er nicht die Absicht hat, eine andere zu heiraten, schon gar nicht eine aus niederem Stand.
    Trotzdem: Die Zeiten werden unruhiger, fürchte ich.
    Deshalb bin ich froh, dass Du deine Rückkehr nach Rom ankündigst. Ja, komm her und halte Dich nicht mehr lange auf. Einen Posten am Kaiserhof, in der Kaiserlichen Kanzlei, werde ich Dir wohl verschaffen können und wäre auch sehr froh, Dich dort zu wissen, einen Mann von meinem und des Kaisers Blute.
    Komm her und bringe Deine Seiana mit. Ich freue mich schon darauf sie endlich kennen zu lernen.


    Möge der Segen der Götter Dich auf Deiner Reise begleiten.


    gez. Lucius Aelius Quarto



    ROMA - ANTE DIEM VIII ID NOV DCCCLIX A.U.C.
    (6.11.2009/106 n.Chr.)

  • »Iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah !!!«
    Katander fiel in der Küche fast vom Stuhl, als dieser Schrei durch das Treppenhaus hallte, dicht gefolgt von dem Poltern, das Caius auf dem Holz verursachte, als er hinauf gestürmt kam. Katander eilte ihm entgegen (man konnte ja nie sicher sein, was er nun schon wieder angestellt hatte). Sein Herr wedelte mit zwei Briefen herum.
    »Rom! Rom! Wir sehegeln nach Rom!« verkündete er grinsend, und Katander verstand.
    »Quarto hat mir geschrieben. Er sagt, da geht irgendwas vor sich mit den Flaviern. Wurde aber auch Zeit! Jedenfalls soll ich so schnell wie möglich nach Rom kommen. Er hat da was an Valerians Hof in Aussicht und freut sich schon. Und Pi hat auch geschrieben. Den besuchen wir als allererstes, wenn wir nicht mehr seekrank sind...«
    »Du«, bemerkte Katander.
    »Äh?«
    »Naja, du wirst seekrank, ich nicht.« Caius grummelte und verdrückte sich mit den Briefen in sein Arbeitszimmer.
    »Werden wir ja sehen.«

  • »Hier sind die Sandalen, die du haben wolltest.« Katander, der ein Handtuch über die Schulter geworfen trug, reichte Caius besagte (gesäuberte) Sandalen. Dieser stopfte sie zu den Tuniken und Toilettenartikeln in die Truhe und versuchte dann, den Deckel noch zu zu bekommen. Ächzend setzte er sich darauf und hüpfte ein wenig herum.
    »He, hilf mir mal!« fuhr er Katander an und winkte unwirsch mit der Hand. Katander hob eine Augenbraue, sagte er nichts, sondern wischte sich die Hände am Handtuch trocken und warf es dann auf das Bett. Statt sich neben Caius zu setzen und mitzuhüpfen, stemmte er allerdings die Hände in die Hüften.
    »Steh mal auf.« Caius hielt inne und starrte Katander fragend an.
    »Na mach schon«, legte dieser nach und machte eine auffordernde, ungeduldige Geste mit der Hand. Caius erhob sich. Katander hob den Truhendeckel an und stopfte den geplätteten Sandelenriemen auch noch in die Truhe. Danach ließ sich das Ding verteufelt einfach schließen. Caius grummelte. Katander grinste.
    »So, das wär's«, meinte er fröhlich, klopfte sich die Hände klatschend und verschwand wieder in der Küche. Caius zog eine Grimasse und äffte Katander mit Schweinchennase nach, während er los zockelte, um die nächste Truhe zu packen.

  • Nachdem Caius nun auch der Vermieterin bescheid gesagt hatte, dass sie sich einen neuen Mieter suchen musste (und die Alte war nicht gerade begeistert), war nun eigentlich alles bereit für die Abreise. Naja, bis auf Katander. Der stand auf der Veranda und sah aus, als würde er gleich losheulen. Caius warf zum letzten Mal schlampig seinen Umhang auf die Ottomane, dann ging er hinaus zu seinem Sklaven und legte ihm die Hand auf die Schulter.
    »So. Eigentlich wär's das jetzt«, sagte er und klopfte dem guten Katander den Rücken.
    »Ja«, seufzte der Sklave und ließ die Schultern hängen.
    »Na, nu komm. Es geht heim, du siehst Elena wieder...«
    »Ja, das schon... Nur gefällt es mir hier eigentlich auch gu, weißt du? Denkst du denn, dass wir irgendwann wieder nach Ägypten gehen?« Katander drehte sich um und sah Caius an, der nun ebenfalls seufzte.
    »Ich denk schon. Mir hat es hier nämlich auch gefalllen.«
    »Das hast du in Germanien auch gesagt«, rief Katander ihm in Erinnerung und zog einen Mundwinkel nach oben. Caius grinste.
    »Da hat's mir ja auch gefallen. Du weißt doch wie das ist. Man muss nehmen, was man kriegen kann. Ich hab keine Ahnung, wo es als nächstes hingeht. Aber jetzt bleiben wir erstmal eine Weile in Rom. Und dann hat ja auch Seiena Mitbestimmungsrecht«, wandte Caius ein und folgte Katander nach drinnen. Katander sagte dazu nichts. Das mit Seiana dürfte spannend werden.


    Caius schloss sorgfältig die Balkontür und warf einen Blick auf das Zimmer. Damals hatte er es möbliert angemietet, deswegen blieb auch ein Großteil der Möbel hier zurück. Allerdings hatte sich im Laufe der Zeit eine erhebliche Menge Schnickschnack angehäuft, und den nahmen sie selbstverständlich mit. Katander sah sich noch einmal um.
    »Ich werd das hier ganz schön vermissen.«
    »Ja. Ich auch.« Beide seufzten synchron.
    »Na, nun komm. Wir müssen das Schiff kriegen.«
    »Ich bin mir sicher, du kannst es kaum noch erwarten...« Katander grinste, als Caius einen bösen Blick auf ihn schleuderte. Die Truhen waren bereits verladen. Es fehlten nur noch Caius und Katander. Und die zogen soeben die Tür hinter sich zu und schlossen ab.


    Das einzige, was zurück blieb, war der Umhang.
    Denn den hatte Caius im Tran vergessen.

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