Abreise nach Hispania

  • Der Tag war sonnig, an dem ich Rom den Rücken kehrte. Wann ich diese Stadt wieder betreten würde, spielte in meinen Gedanken derzeit keine Rolle, ich blickte nur in die nahe Zukunft und die hieß zunächst Tarraco. Ich stand von der Sonne geschützt und beobachtete die Reisevorbereitungen. Die Sklaven waren keinesfalls in Verzug, alles verlief planmäßig - bis auf die Tatsache, dass ich zwei Stunden zeitiger als sonst aufgewacht war. Trotz der für mich ungenutzten Zeit trieb ich niemanden zur Eile, sondern hing meinen Gedanken nach. Ich nahm mir vor, bereits die Reise als schöne Abwechslung zu sehen, obwohl ich wusste, wie anstrengend sie sein konnte und welche Entbehrungen ich in Kauf nehmen musste. Heute jedoch ließ ich mir durch nichts die Stimmung verderben, sondern wartete geduldig, bis mir gesagt werden würde, dass ich das Reisegefährt besteigen könne.

  • Auf einem Zahnstocher herumkauend betrachtete ich die Ladung. Natürlich hatte ich vorhin wieder am Hirsebrei genascht, ich konnte es nicht lassen, auch wenn er mir in diesen Tagen überhaupt nicht schmeckte. Jetzt hingen mir die Hirsekörner noch zwischen den Zähnen und dann und wann pulte ich mir mit dem Hölzchen im Mund herum.
    Alles lief hier flüssig und ohne Schwierigkeiten. Man gewann den Eindruck als seien es die Sklaven gewohnt die Koffer für die Herrin zu packen und sie zu verladen. Verrückt, das würde es bei uns nicht geben! Bei uns würde man ein par persönliche Gegenstände mitnehmen und bekäme den Rest dort, wo man zu Gast ist. Das sieht man bei uns nicht so genau. Aber schon klar, unsere Sachen sind wesentlich einfacher und nicht immer so wertvoll. Außerdem käme bei uns auch kaum jemand auf die Idee eine Reise von dieser Entfernung anzutreten. So war das, andere Länder, andere Sitten. Und wenn die Römer zu eine Vielzahl an Dingen haben, bitte, das ist ja nicht mein Problem.
    Ich verlud noch eines der Gepäckstücke und begab mich dann zur Herrin, um ihr alles mitzuteilen.


    „Herrin, wir sind so weit!“

  • Gedanklich lag Rom bereits hinter mir. Ich sah den Reiseweg, ließ die neuen Eindrücke auf mich wirken, auch wenn sie noch der Fantasie entsprangen. Assindius holte mich dann aber in die Wirklichkeit zurück, als er mich ansprach.


    „Hm?“, erwiderte ich zunächst irritiert, sammelte mich aber sogleich wieder. „Ja, sehr schön. Dann können wir ja aufbrechen.“
    Ich ging die wenigen Schritte bis zum Reisegefährt und reichte meinem Leibsklaven die Hand. Selbstverständlich wäre ich gewandt genug gewesen, um alleine einzusteigen, aber mit etwas Halt sah es doch eleganter aus und ich legte schon immer Wert auf ein vorzeigbares Auftreten. Nicht etwa wegen möglicher Beobachter oder irgendwelchen Sitten und Normen, sondern weil ICH es als richtig empfand und mich wohl fühlen wollte.


    „An die Verpflegung wurde doch auch gedacht, oder? Ich pflege, recht häufig am Tag Kleinigkeiten zu essen und dafür ist nicht immer eine Mansio zur Stelle, mal abgesehen von dem Zeitverlust, wenn wir dauernd Rast machen würden.“


    Ich war mir keineswegs sicher, ob sich Assindius an meine Vorlieben und Gewohnheiten wieder erinnern konnte, daher empfand ich Erwähnungen im Voraus als notwendig, wenn ich nicht Hunger leiden wollte.

  • Ob ich was? Na klar, so was spricht sich rum! Wir hatten eine eigne Kiste nur mit Knabberreien verladen, die mussten wir zu zweit tragen. :D Das musste die Herrin ja nicht wissen, wie viel es war, so lange sie ihre Verpflegung haben würde, wäre sicherlich alles in Ordnung. Aber diese Schlepperei geht doch ganz schön auf die Hüfte und vor allem auf den Rücken. Nur gut, dass ich das Schleppen und Verräumen gewöhnt bin, dann macht mir das wenigstens nichts.


    Ich deutete mit den Hände noch einmal aufzählend flüchtig auf die Kisten und Koffer: „Also, was haben wir hier, Knabbersachen, Saft, Wasser und hier ist noch das Obst drin; im Wagen selbst sind jede menge Kissen, wie ihr seht, damit es unterwegs nicht zu unbequem wird.“ Um die linke Schulter hatte ich mir einen Beutel gehängt. In ihm waren die Dinge, die sie während der Fahrt essen konnte. Ich hielt ihn hoch, etwas auf Schulterhöhe. „Hier, das muss ich noch umpacken und dann kann es losgehen!“ Einen kleinen Weidenkorb hatte ich besorg und füllte den Inhalt des Beutel vor den Augen in ihn hinein, damit sie eventuell fehlende Dinge bemerken würde. Vielleicht war ihr ja heute nicht nach Äpfeln, sondern mehr nach Birnen. „Also, hier sind Kekse, ein paar Birnen, ein paar Äpfel, natürlich Trauben, Pflaumen und Oliven. Hier ist noch Saft und hier das Wasser.“ Das letzte in meinem Beutel war ein kleines, hübsch verziertes Döschen das ich der Herrin flüchtig zeigte. „Und was für die Lippen!“
    Nachdem ich den Korb im Inneren des Wagens verstaut hatte blickte ich ungeduldig in die Runde der Sklaven, trat nervös von einem Bein auf das andere und brachte meine Unruhe zu Ausdruck: „Das dauuuert wieder, Geduld ist ja keine meiner Stärken! Wir sind so weit, wo is’er. Wir fahren gleich ab und der Wicht ist noch nicht aufgetaucht.“ Aber just in dem Moment sah ich den, den ich sehen wollte und er überreichte mir das, was ich zum Abschluss vorbereitet hatte. „Bevor wir abfahren, Herrin, gibt es allerdings noch etwas für jetzt.“ Ich hielt das Schälchen hoch und zeigte: „Eis.“

  • Assindius’ Aufzählung beruhigte mich, es schien alles Wichtige dabeizusein, für Komfort und exzellente Beköstigung war genügend Vorsorge getragen. Ich nickte zufrieden. Über die Demonstration der Verpflegung für den unmittelbar bevorstehenden Reiseabschnitt freute ich mich besonders, konnte ich doch die Auswahl direkt in Augenschein nehmen.


    „Das sieht gut aus“, lobte ich. „Aber wenn noch ein paar Zitronatsfrüchte zur Hand wären, würde ich die auch noch gerne mitnehmen.“ Ein Tag ohne diese Früchte war um eine Nuance ärmer.
    Als mir Assindius das Döschen zeigte, lächelte ich. „Steck es nicht zu weit weg. Du weißt, ich benutze das recht häufig.“


    Im Grunde stand der Abfahrt nichts mehr im Weg, bis auf die Tatsache, dass Assindius, anstelle mir beim Einsteigen behilflich zu sein, in der Gegend herumschaute.


    „Was ist?“, fragte ich verwundert kurz bevor die Auflösung des Rätsels kam. „Ah! Na, das nenne ich einen guten Reisestart“, sagte ich lächelnd und versuchte, die Schale zu erhaschen. Warum nur hielt er sie so hoch?

  • „Moment, Moment, es fehlt noch die Dekoration! Das Auge ist schließlich mit. Auch wenn nicht immer ausreichend Zeit vorhanden ist, weil der Hunger zu groß ist. Aber jetzt haben wir ja noch etwas Zeit.“ Ich drehte mich zu dem Sklaven um, der das Eis gebracht hatte und zischte ihn flüsternd an. "Ssst, die Deko hasse vergessen! Hier komm ma fäddich da. Ja komm, kuck nich, sonder mach hin! Ach die Deko kommt jetzt! Super Idee, echt super! Komm zeig her, jetzt ist zu spät für dich."


    Der Sklave überreichte mir einige Stücke von Zitronatsfrüchten und ich legte sie behutsam und sorgfältig auf das kühl rauchende Eis. „Es gab Unstimmigkeiten mit meinem Assistenten, Herrin. Aber das Problem ist nun gelöst. Ebenso wie jenes mit den Zitronatsfrüchten, die sich noch in Gänze in diesem Korb befinden.“ Ich deutete auf einen der Körbe die noch unverladen und unbenutzt herumstand und wandte mich noch einmal an jenen Sklaven mit einem hektischen Kopfzucken. Es war ein Zeichen dafür das er in Windeseile einen Korb mit eben diesen Zitronatsfrüchten auftreiben sollte, weil dieser hier natürlich vollkommen leer war. Das musste aber die Herrin auch nicht wissen, weil wir hier alles im Griff haben. Anders wäre auch schlecht und zwar für mich. Ist doch auch kein Problem, sobald die Herrin eingestiegen war, schöbe ich schnell diesen Korb an die Seite und verlüde den richtigen, ohne das es ihr auffiele. Soweit der Plan. Was ich aber machen würde, wenn die Herrin jetzt eine Frucht aus diesem Korb haben wollte, wusste ich auch noch nicht. Vielleicht die Schuld auf Ratten schieben? Mir würde schon etwas einfallen, mir fällt immer etwas ein, wie man sieht. „Dieser Korb wird zuletzt verladen, weil diese Früchte zum einen empfindlich sind und zum anderen, damit wir bei Bedarf möglichst schnell darauf zugreifen können.“

  • „Hm. Na, hoffentlich haben wir während der Fahrt nicht über Unstimmigkeiten zu klagen. Aber du wirst schon Sorge dafür tragen, dass alles bestmöglich läuft. Da bin ich sicher.“


    Als das Eis garniert war, nahm ich es entgegen, überlegte mir jedoch, es nicht im Stehen, sondern erst nach dem Einsteigen zu mir zu nehmen, daher gab ich es wieder an Assindius zurück. Erst nachdem ich eine bequeme Position eingenommen hatte, ließ ich es mir erneut reichen.


    „Ja, also meinetwegen können wird dann auch aufbrechen“, sagte ich, bevor das erste Eisportiönchen in meinem Mund verschwand.


    Sim-Off:

    Bin umgemeldet.

  • Ja, da bin ich mir auch sicher. Sollte es tatsächlich während der Fahrt zu Unstimmigkeiten kommen, würde ich mich angemessen darum kümmern und zwar in der Weise, dass die Herrin davon nichts mitbekäme. Muss sie ja auch nicht. Die Herren wollen keine Probleme, sondern Lösungen und für Lösungen sind schließlich die Sklaven verantwortlich.


    Aufbrechen. Gut, dann brechen wir jetzt auf. Bei dem Wort „brechen“ kam mir allerdings ein anderer Gedanke. Hoffentlich war es nicht zu viel Eis, was ich der Herrin da gab. Die Portion war ja doch ziemlich groß und die hin- und herschaukelei war auch nicht unbedingt magenfreundlich. Na ja, die Fahrt würde lang dauern, da könnte alles Mögliche passieren.


    Ich bestieg den Bock und kurz darauf ging es bereits los. "Yo, ab dafür!, Hey" Da die Herrin aß, ließ ich den Wagen langsam kommen und fuhr sanft an, um dann für eine Weile im Gemütlichen Schritttempo weiterzufahren. Wie schnell durfte man eigentlich in der Stadt fahren? Nicht das uns jemand anhält, weil ich zu schnell fuhr.


    Sim-Off:

    Umgemeldet

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