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Grvndavsbildvng
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G' Redivivus Tychicus
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Grvndavsbildvng
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G' Redivivus Tychicus
Tychicus hatte es inzwischen ja endlich geschafft und seine Rüstung angelegt und schritt nun, die Waffen geschultert und voller Neugierde und Vorfreude, zu der Gruppe Probati, die heute ihre Ausbildung beginnen würde.
Er hatte sofort gemerkt, dass die Beweglichkeit in voller Rüstung kein Vergleich zu dem war, wie er von Germania bs nach Rom gepilgert war. Noch vor wenigen Tagen hatte er gedacht, die lange Wanderung wäre ein ausreichendes Vortraining für die Armee gewesen und man konnte nicht bestreiten, dass er an Ausdauer und Zähigkeit gewonnen hatte...aber als er jetzt hier in der Sonne, die in Italia so viel heißer vom Himmel brannte als in seiner ehemaligen Heimat Germania, stand und bereits unter Helm und Brunstpanzerung zu schwitzen begann, da kamen ihm berechtigte Zweifel...
Trotzdem straffte er die Schultern, als er sich in die Reihe der Rekruten eingereiht hatte, setze ein entschlossenes Gesicht auf und nahm sich vor, alles zu geben, was er geben konnte. Zumindest das lag in seiner Macht. Alles andere lag jetzt in der Hand des Princeps Prior.
Redivivus Tychicus hatte womöglich doch noch einen Glückstag erwischt, denn gerade formierten sich erst die anderen probati, die in nächster Zeit mit ihm gedrillt und trainiert wurden, aber ob man von Glück sprechen konnte, wenn man Hosidius Hispo als seinen Ausbilder erhielt, das war noch fraglich. Ein alter Knochen war Hispo und ein Griesgrämiger dazu. Gerade noch waren jedoch die anderen jungen Männer dabei, ihre Rüstungen zu sortieren, und Teils verlegen, Teils forsch nach einem Platz zu suchen als schon Hispo von einer Unterredung mit einem der anderen Ausbilder zurück marschierte. Stramm waren seine Schritte, sein Gesicht verbiestert und angestrengt und so erreichte er die Männer, denen sich Tychicus gerade anschließen konnte.
„Was für ein Hühnerhaufen!“
, war der erste Kommentar von Hispo, dessen Stimme rauchig-kratzig war. Er sah von einem der Männer zu den Anderen.
„Naja, für den Anfang...“
Hispo richtete sich auf, dennoch war er noch gut einige Zoll kleiner als der Rediviver und manch einer der angehenden Soldaten – sonderlich groß war Hispo eben nicht.
„Ich sage nicht Willkommen bei den cohortes urbanae, Männer. Denn das wurde euch wahrscheinlich schon genug an Honig um den Bart geschmiert. Hier und heute fängt die Zeit an, die euch zu richtigen Männern und guten Soldaten formen soll. Noch sehe ich eine Menge von Faulenzern und Tunichtgute vor mir. Wer das noch am Ende meiner Ausbildung ist, den werfe ich hochkant hier heraus. Verstanden?“
Hispo wartete jedoch nicht auf ein Nicken, sondern schritt forsch auf Tychicus zu.
„Probatus, vortreten. Warum bist Du der CU beigetreten?“
Streng und eisern starrte Hispo den jungen Mann an.
Das Blut schoss Tychicus ins Gesicht, als ausgerechnet er persönlich angesprochen wurde.
Trotz seiner aufwallenden Aufregung straffte er sich, trat vor und antwortete:
"Soldat zu sein war schon immer mein Wunsch!"
Er erinnerte an so manches Spiel mit Holzgladius und -Schild in seiner Kindheit. Auch sein Vater hatte den Traum vom Soldatendienst für Rom gehabt und ihn sich schließlich erfüllt. Tychicus wollte nicht so lange zögern, sondern früh anfangen, damit er die Chance auf eine erfolgreiche Zukunft hatte.
"Ich bin den Cohortes Urbanae beigetren, weil ich nicht nur einer einfachen Legion in irgendeinem abgelegen Ort des Imperiums dienen wollte, sondern der Stadt Rom selbst dienen will. Hier ist man im Herz des Imperiums.
Und...", er senkte verlegen die Stimme, "natürlich auch aus persönlichem Interesse. Ich wollte Rom einmal sehen, vielleicht mal ein paar Jahre das wärmere Klima genießen...", seine Stimme verlor sich zu einem Murmeln und erstarb schließlich, als er erkannte, dass seine persönlichen Interessen den PP wahrscheinlich herzlich wenig interessierten.
Dann blickte er seinem Vorgesetzten jedoch in die Augen, um dessen Antwort abzuwarten.
Den Ausbilderstab unter seinem rechten Arm geklemmt, lauschte Hispo der Antwort von Tychicus, wobei seine ergrauten Augenbrauen dicht beieinander standen und die grauen Augen den jungen Mann durchdringend musterten und noch so jede kleine Regung in dem Gesicht zu erkennen schien. Ganz, ganz langsam wanderte eine Augenbraue von Hispo in die Höhe, je länger Tychicus sprach. Soldat werden, ja, davon träumten viele Römer. Manch einer vielleicht noch Feuerwehrmann – sprich, ein vigil – zu werden, aber die Wenigsten trauten sich dann den Schritt zu wagen, den Tychicus gewagt hatte, so etwas wertete Hispo durchaus positiv, aber da hörte es auch mit seiner Freundlichkeit gegenüber den Frischlingen auf.
„Wegen des warmen Klimas bist Du zu den cohortes urbanae?“
Hispo wußte nicht, ob er husten oder lachen sollte, er entschied sich für eine Mischung aus Beidem. Dabei war ihm durchaus nicht die vorige Antwort entgangen, warum Tychicus außerdem noch bei den cohortes dienen wollte, aber das war im Moment nicht vom Belang, Ein verhaltenes Lachen kam aus der hinteren Reihe von einem der anderen probati, Hispos grauen Augen schnellten zu dem Verursacher, dem das Lachen in der Kehle stecken blieb.
„WAS ist daran bitte lustig?“
„Ich...ähm...gar nichts, princeps prior!“
„Will ich doch meinen, denn ihr habt nichts mehr zu lachen, verstanden? Wenn einer lacht, dann bin nur ich das, verstanden?“
Hispo sah wieder zurück zu Tychicus.
„Na, dann wollen wir doch mal das wunderbare Wetter in Rom gleich nutzen!“
Ein wenig Ironie sprach schon in seiner Stimme mit.
„Indem die Sonne euch gehörig zum Schwitzen bringt. Auf, ich möchte, daß ihr euch mit zwanzig Runden um den Platz warm macht. Aber nicht schlapp machen. Los, los, hopp, auf, auf!“
Schon zückte Hispo seinen Ausbilderstab, um dem Letzten mit einem Schlag auf den Allerwertesten etwas Dampf unter dem Hintern zu machen.
Erleichtert, dass der alte Griesgram das "Verhör" beendet hatte, nahm Tychicus die Beine in die Hand und setzte sich an die Spitze der rennenden Probati.
Euphorie überkam ihn, als er sah, dass er viel schneller lief als die anderen.
Der junge Rediviver begann im Kopf die Runden mitzuzählen;
1..2...3....4.......5.........6............7..........................8.....
Dass er immer langsamer wurde fiel ihm beinahe erst auf, als die Gruppe der anderen Rekruten ihn wieder eingeholt hatte. Erst jetzt bemerkte Tychicus, dass Krafteinteilung hier der Schlüssel zum Erfolg war und es vor allem nicht darum ging, schneller oder besser als die anderen zu sein, solange man überhaupt die zwanzig Runden um den Platz schaffte....
Und Erfolg in dieser Hinsicht schien Tychicus plötzlich beinahe unmöglich. Wie ein Hund hechelnd und immer weiter zurückfallend verfluchte der junge Mann sich für seine Vorschnelligkeit und Unüberlegtheit. Schon verlor er den Anschluss zu den anderen, die sich ihre Kraft von Anfang an besser eingeteilt hatten.
Doch so leicht wollte er sich nicht geschlagen geben!
Er raffte alle Kraftreserven zusammen, die ihm noch geblieben waren und schloss wieder zu seinen Kameraden auf.
Beinahe erleichtertstellte er fest, dass es nicht nur ihm zunehmend schwer fiel, die Füße zu heben. Mehrere andere Probati, die im hinteren Teil der Gruppe liefen, waren schweißüberströmt (wie er selbst auch) und kämpfen mit verbissenen Gesichern gegen die aufkommende Erschöpfung an.
........9.........10........11..........
Tychicus war selten so lange gerannt und deshalb kannte er das zugleich beflügelnde und mulmige Gefühl nicht, das sich einstellte, wenn die Beine jede Bewegung langsam automatisierten, wenn das Atmen nicht so sehr schmerzte, als rinne kochendes Wasser in die Lunge, und wenn man die seltsame Benommenheit bemerkte, die das Ganze mit sich brachte.
.......13........14...........15..........
Schon lange hatte der junge Rediviver seine Kameraden vergessen, war in Anstrengung und Erschöpfung versunken, als er beinahe über etwas stolperte.
Erst im letzten Augenblick erkannte Tychicus, dass es sich um einen Probatus handelte, der aufgegeben hatte, zusammenkrümmt im Staub lag, hustete und nach Luft schnappte.
Der Unglückliche, dachte Tychicus, als er dem völlig erschöpften jungen Mann im letzten Augenblick auswich, Aber ich werde es schaffen! Ich werde nicht aufgeben!"
Und damit schüttelt er einmal den Kopf wie ein nasser Hund, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen und nahm die letzten Runden in Angriff.
In aller Gemächlichkeit trat Hisodius Hispo in der Mitte des Platzes mal einige Schritte nach Rechts oder Links und verfolgte – nicht ohne eine gewiße Erheiterung und hämischen Vergnügen – die Plackerei der jungen probati, die sich mit jeder Runde schwerer um den Platz zu schleppen schienen. Er grinste verhalten in sich hinein und tippte mit seinem Ausbilderstab immer wieder gegen die Innenfläche seiner anderen Hand. Seine Lippen bewegten sich ein wenig bei jeder Runde, die die Männer dann doch schafften, die Augen von Hispo verengten sich, als er schon die Ersten taumeln sah, was ihn wiederum nicht sonderlich verwunderte. Schon ging er auf den laufenden Trupp zu, gerade als der Erste zu stolpern begann. Ein Klapps hier und mit einem: „Auf! Auf! Wir sind hier kein Waschfrauenverein!“ versuchte er sie anzutreiben, auch der Rediviver kam einen Moment in das Visier von Hispo, doch der Gefallenen lenkte den Ausbilder von Tychicus ab. Schon war Hispo über jenen Unglückseligen und gab ihm eine festen Stoß mit dem Ausbilderstab.
„Probatus, was suchst Du am Boden?“
, gab Hispo mit kräftiger Stimme von sich.
„Aurei liegen hier keine aus, auf die Beine oder ich laße Dich hochkant wieder aus der castra werfen. Hopp, hopp, auf, auf!“
Schon wandte sich Hispo von dem Armen ab und marschierte wieder in die Mitte, während die letzten Runden absolviert wurden.
„Cooooonveniiiiite!“*
, brüllte Hispo bereits als die letzte Runde abgelaufen wurde. Doch er gab den Männern dann eine kurze Verschnaufpause und deutete auf einen Trog mit Wasser, natürlich mit einem Spritzer Essig veredelt, wer trank schon das Wasser in Rom pur?
„Trinkt ab und an was davon, das wollen die medici so!“
, brummte Hispo unwillig. Er war eigentlich dagegen, aber so ein Grieche hatte das vor einiger Zeit durchgesetzt, Hispo fand jedoch, daß probati am Abend eigentlich völlig fix und fertig sein mußten, sonst taugte eine Grundausbildung nicht. Und wer umkippte...? Gut, die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen.
„Aber wir kommen gleich zur ersten Lektion. Dem Schwertkampf! Wer von euch hat schon einmal mit dem Schwert geübt, oder gar gekämpft?“
Fragend sah Hisop in die Runde.
* SimOff: Falls Dir der eine oder andere lateinische Befehl zu sehr...na, lateinisch vorkommt, sprich unverständlich, dann werfe mal im PF einen Blick in das Offiziershandbuch, da stehen die Meisten drin mit Übersetzung.
Stille senkte sich über die Gruppe Probati, alle schnauften noch wie eine Horde Wildschweine und versuchten, sich wieder zu sammeln.
Tychicus selbst konnte nicht sagen, schon einmal mit einem echten Schwert umgegangen zu sein. Ob das bei allen anderen anwesenden jungen Männern ebenfalls der Fall war, wusste er nicht, aber er konnte es durchaus nachvollziehen, falls der eine oder andere schon mal ein Schwert in der Hand gehabt hatte, sich aber einfach angesichts dieses strengen Vorgesetzten nicht traute, vorzutreten...
Einige starrten verlegen ihre Füße an, andere wischten sich umständlich den Schweiß von der Stirn... aber niemand meldete sich zu Wort.
Tychicus, der ja "reinen Gewissens" nicht vortrat, versuchte indes, seine Atemfrequenz wieder einigermaßen zu normalisieren.
Ungeduldig sah Hispo von einem probatus zum Nächsten, das konnte doch nicht sein, daß keiner von denen nicht mal ein Schwert in der Hand gehalten hatte und selbst wenn es nur zu dem Räuber und Soldat-Spiel als Kind war, zudem ein Holzschwert, das man zu Hauf auf den Märkten kaufen konnte. Hispo seufzte leise und schüttelte den Kopf, also hieß es ganz bei den Grundlagen anfangen. Aber dafür war ja die Ausbildung auch da, Soldaten fielen nun mal nicht vom Himmel. Mit der Hand und dem Stab in Dieser deutete Hispo auf eine Kiste aus dunklem Holz, in denen die schweren Schwerter aus Holz und die Übungsschilde – aus Weidenholz und deutlich schwerer als die sonst im Dienst benutzten Schilde- lagen.
„Jeder nimmt sich ein gladius und ein scutum! Stellt euch vor den Übungspfählen auf, jeder an einen Pfahl.“
Gemächlich schlenderte Hispo auf einen der Pfähle zu und wartete, bis alle so weit waren. Er deutete mit dem Stab auf Tychicus.
„Du! Ja, genau Du! Komm' an diesen Pfahl hier!“
Hispo deutete auf den Holzpfahl, der direkt neben ihm aufragte.
„Greife den Pfahl an, probatus!“
Nachdem Tychicus sich ein gladius und ein scutum geschnappt hatte, wurde er, zu seinem Erschrecken, als erster aufgerufen, um die Kampfübung zu beginnen.
Etwas unschlüssig stand er vor dem Übungspfahl, der nur äußerst grob eine menschliche Gestalt aufwies.
Angreifen....wie greift man einen Gegner an? Tchicus wusste, dass der gladius eine Stichwaffe war, also ließ er etwas unbeholfen den Arm vorschnellen und pikte etwa in Brusthöhe auf den Holzpfahl ein.
Äußerst kritisch schien der Gesichtsausdruck von Hispo zu sein, als Tychicus mit dem Schwert herum hantierte; Hispo hob die Hand und rieb sich sein Kinn, wo eine schmale Narbe eine deutliche weiße Linie in dem sonst vom campus sonnengebräunten Gesicht zeigte. Einige Herzschläge lang schwieg Hispo und verharrte in der Geste mit der Hand am Kinn, schließlich ließ er die Hand sinken und schnalzte mit der Zunge.
„Abgesehen davon, daß meine Jüngste kräftiger zu sticht...gar nicht mal schlecht, probatus. Denn Du hast gleich erfaßt, womit es bei dieser Waffe auf sich hat!“
Hispo sah von Tychicus zu den anderen Männern der Ausbildungseinheit.
„Es ist das Zustechen! Das gladius ist hervorragend als Stichwaffe geeignet, sicherlich kann man auch die Seite zum Schlagen benutzen, aber euer Nachbar wird sicherlich nicht erfreut sein, wenn ihr ihm sein Ohr abhackt. Also fangen wir mit dem an, was ihr am Meisten gebrauchen werdet.“
Hispo trat auf Tychicus zu und schlug mit dem Ausbilderstab sachte auf dessen rechtes Bein.
„Nimm das rechte Bein etwas zurück und das linke Bein mehr an das Schild heran. Die Grundstellung ist beim Schwertkampf sehr wichtig, ein fester Halt verleiht einem guten Kämpfer schon mal einen Vorteil. Dann der Griff um den Schwertknauf. Klammert euch nicht daran, aber haltet das Schwert fest genug, damit es euch der Feind nicht aus der Hand schlagen kann!“
Schon trat Hispo wieder vom dem Rediviver zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Jeder stellt sich vor seinem Pfahl auf und nimmt die Grundstellung ein, dann möchte ich einen sauberen Stich nach vorne sehen. So wie der probatus es vorgemacht hat. Aber schnell, kräftig und ohne zögern, danach den Arm sofort wieder zurück ziehen und wieder stechen, zurück ziehen und noch einmal stechen, so lange, bis ich euch ein Zeichen gebe, daß ihr damit aufhören könnt. Und immer auf eure Deckung achten! Age!“
Der Rediviver platzierte sich also neu vor seinem Pfahl, stellte sich leicht seitlich, dass linke Bein weiter vorne als das rechte.
Auch die zweite Anweisung des Ausbilders versuchte er zu befolgen, er hielt das gladius etwas lockerer in der Hand, sodass er es leicht schwingen konnte und die Griffhaltung verändern konnte.
Dann hob er den Schild schützend vor sich, stellte sich vor, er kämpfe in einer Reihe hochdisziplinierter Milites, die Schild an Schild standen, und stach durch die Lücke zwischen sich und seinem imaginären rechten Nebenmann auf den Holzpfahl ein. Vor wieder und zurück schnellte sein Arm und Tychicus versuchte die Kraft, die in dem Vorstoß stecken sollte, mit höchstmöglicher Geschwindigkeit zu verbinden.
Das war anstrengender, als er es sich vorgestelt hatte, denn die Kraft des Stoßes musste nach dem Treffer schnell aufgehalten werden, um den Arm so schnell wie möglich in die Deckung zurückziehen zu können.
Schon nach wenigen Stichen begannen Tychicus' Armmuskeln zu schmerzen, die gegen die ungewohnte, kraftzehrende Bewegung protestierten, noch dazu wog das Holzschwert selbst schon nicht gerade leicht in der Hand...
Aber der junge Mann versuchte, die aufkeimenden Schmerzen zu ignorieren und Stach weiter - mit jedoch zunehmend angespanntem Gesichtsausdruck - auf sein Ziel ein.
Die Sonne brannte bereits heiß auf den campus hinab und schien die trainierenden Männer noch mehr quälen zu wollen, nur Hispo litt - aus offensichtlichen Gründen - darunter nicht, kein Wunder, er stand nur neben den Männern und beobachtete sie dabei, wie sie mit den Übungsschwertern auf die Holzpfähle ein stachen. Und es ging sehr lange, daß Hispo so da stand und die jungen Männer sich abrackern ließ. Zwischendrin kam noch einer der anderen Ausbilder und Hispo und dieser schienen ein munteres Schwätzchen zu halten, immer mal wieder sah Hispo zu den Trainierenden und wirkte für den Moment zufrieden, da die Männer noch eifrig bei der Sache zu sein schienen. Es schien eine Ewigkeit vergangen zu sein, ehe sich Hispo von seinem Kollegen verabschiedete und wieder zu den Pfählen zurück schlenderte.
„Genug! Scuta dorsum!“
Hispo gab den Männern eine Verschnaufpause und wartete einen Moment, ehe er wieder anfing, seine Stimme über das Lärmen des campus zu erheben.
„Die Waffen der römischen Legionen sind das gladius, das scutum, das pilum und die hasta. Wer kann mir etwas zu den einzelnen Waffen erzählen und wie man sie einsetzt?“
Ein bißchen Theorie zum Training fand Hispo immer wichtig, außerdem konnten so die Männer noch einen Moment länger Atem schöpfen.
Als der Princeps Prior ihnen endlich eine Pause gönnte, fühlte sich Tychicus' Arm beriets an, als wäre eine ganze Ala einmal über ihn getrampelt...
Er schleuderte Schild und Schwert beinahe von sich, so erleichtert war er, dass die Kraftzehrende Aufgabe endlich beendet war.
Nachdem sie alle etwas verschnauft hatten und noch einen großzügigen Schluck aus dem Wassertrog genommen hatten, stellten sie sich einigermaßen formiert wieder auf und nahmen die Frage des Vorgesetzten entgegen. Die Waffen ... Tychicus überlegte ...
Ein anderer Probatus kam ihm zuvor, ein etwas schmächtigerer junger Mann mit braun gebrannter Haut; "Der gladius ist das Schwert, das hauptsächlich als Stichwaffe eingesetzt wird!"
sagte der Probatus.
Tychicus runzelte die Stirn, der Mann wiederholte einfach, was er schon gezeigt hatte. Dann fuhr der neue Rekrut jedoch noch fort: "Das scutum ist der Schild, er soll fast den ganzen Körper des Soldaten schützen."
Naja, etwas... aber der Ehrgeiz hatte Tychicus gepackt und deshalb klaubte er in Gedanken seine Kenntnisse zusammen, trat vor und steuerte bei: "Das pilum ist der Wurfspeer, er dient zum Einsatz vor dem unmittelbaren Nahkampf in der Schlacht, um die feindlichen Reihen schon im Voraus zu schwächen.
Die hasta ist eine längere Lanze, die unter anderem eine Gefahr für Reiterei darstellt."
Langsam ging Hispo, den Stab fest umgreifend, vor den Männern auf und ab, er neigte den Kopf etwas zur Seite, um die Worte des braun gebrannten probatus auch zu verstehen – Hispo hatte nämlich manchmal durchaus Probleme die Soldaten zu verstehen, das Alter zeigte sich bei ihm leider schon. Er nickte langsam als er die erste Antwort vernahm, nickte jedoch auch bei der zweiten Antwort, auch bei Tychicus. Er schwieg einen Moment und betrachtete den Boden des campus.
„Das gladius ist in der Tat eine Stichwaffe in erster Linie, doch vergeßt nicht, das Schwert kann auch mit der Schlagseite genutzt werden. Es ist aber dennoch offensichtlich, was der Sinn und Zweck dieser Waffe ist. Das mit dem pilum ist richtig, für uns ist die Waffe jedoch von keinem Belang. Ihr werdet in der Ausbildung zwar lernen, wie man sie handhabt, aber sie wird in eurem Dienst nicht zum Einsatz kommen. Im Gegensatz zu den Legionen, die darin besonders gut sein müßen für den Kriegsfall. Für die cohortes urbanae ist die hasta deutlich wichtiger und auch sehr viel praktischer in der Handhabung hier in der von Menschen dicht gedrängten Stadt.“
Hispo sah auf und die Reihe von Soldaten entlang.
„Reiterei wird man hier in der Stadt freilich nicht finden, aber eine hasta ist auch für jeden Menschen eine Gefahr, der euch bedroht und nach eurem Leben trachtet!“
Nun sah Hispo zu dem jungen Mann, der die Antwort mit dem Schild gab.
„Das scutum ist nicht nur ein Holzbrett, was euren Körper schützen soll. Nein, es ist sehr viel Vielseitiger, in den richtigen Händen ist das Holzschild fast genauso eine Gefahr wie euer gladius. Nutzt das Schild genauso aktiv wie euer Schwert. Ihr könnt damit Knochen brechen, ihr könnt Angreifer zurück drängen, ihr könnt damit sogar eure Gegner entwaffnen. Und das werden wir jetzt üben, nämlich wie ihr Schwert- und Schildkampf kombiniert!“
Die Kampflektionen waren ganz gewiß noch nicht am Ende angelangt, wie nun klar wurde, die probati würden noch viel Zeit damit verbringen müßen.
„Jeder stellt sich vor seinem Pfahl auf. Grundstellung, stecht zu, setzt euer Schild ein, nicht vergeßen auf die Deckung und die richtige Beinarbeit achten, fester Stand dennoch und wieder zu stechen. Age!“
Tychicus seufzte erschöpft auf, als er wieder die schweren Waffen aufnahm. Doch noch während der Seufzer sich ihm entrang bekam er sich wieder in den Griff, schimpfte in Gedanken über sich sebst und schaute isch schuldbewusst um, doch der Princeps schien nichts bemerkt zu haben.
Puuh.
Der Redivier stellte sich also wieder vor seinem Übungspfahl auf, hob den Schild bis zur Nase und stach dann aus der Deckung heraus zu. Tänzelte leicht herum, als stünde er einem echten Gegner gegenüber, der seinerseits einen Ausfall plane und den es zu blocken oder zu kontern galt.
Tychicus stellte sich vor, wie sein Gegner mit dem Schwert zustieß, blockte mit seinem scutum und stieß den Schild noch in der selben Bewegung nach vorne, um dem Feind das Schwert aus der Hand zu schlagen. Ob er ihn nun entwaffnet hatte oder seinen Schwertarm nur zur Seite geschlagen hatte, Tychicus wagte jetzt einen Ausfall gegen seinen "Gegner", nahm den Schild ein wenig zur Seite und stach dann zu.
Erster Feind erledigt! Hoffentlich...
Jetzt versuchte der junge Mann, sein scutum auch direkt für den Angriff zu verwenden. Er führte erst einen normalen Stoß mit dem gladius, zog das Schwert dann blitzartig zurück und rammte dem Holzpfahl den Schild entgegen. Das Auftreffen von Holz auf Holz war so heftig, dass Tychicus den Schild beinahe verloren hätte, aus dem Gleichgewicht geriet und mit voller Wucht gegen den Übungspfahl stolperte.
Hoppla.
Sterne tanzten ihm kurz vor Augen, dann raffte er sich benommen wieder auf und erlangte mit einem wenig graziösen Schwanken das Gleichgewicht zurück.
Beschämt schaute Tychicus sich um; einige seiner Kameraden hatten nichts bemerkt oder aber ignorierten ihn völlig, andere konnten ein Grinsen nicht unterdrücken.
Immer noch etwas benommen und mit einem leichten, aber quälend dauerhaften Schmerz in der Schulter seines Schildarms setzte der Rediviver die Übung fort, war aber durch den Schreck, den ihm sein Missgeschick eingejagt hatte, etwas übervorsichtig und ihm gelangen keine bemerkenswerten Angriffe mehr.
Verärgert schüttelte Hispo den Kopf, dabei hatte es doch schon so schlecht angefangen und die Probaten brachten es trotzdem fertig sogar noch schlechter zu werden. Bevor das falsche Verhalten der Frischlinge jetzt aber zur Gewohnheit werden konnte, brach der Princeps Prior wieder ab.
"Halt! Stop! Wir sind hier doch nicht bei einem Fest, wo man rumhüpft und von einer Seite zur anderen torkelt. Haltet den Schild immer zwischen euch und den Gegner und vielleicht bewegt sich der Gegner mal, dann müsst ihr euch auch bewegen, aber denkt daran, ihr seid hier in Rom und bei den Cohortes Urbanae, also wird entweder ein Kamerad links neben euch und ein Kamerad rechts neben euch sein, oder eine Mauer auf beiden Seiten. Wenn ihr so rumhampelt, stört ihr also die Formation oder euch selbst."
Es wurde langsam Zeit einen Gang zuzulegen, weshalb Hispo dem nächststehenden Probatus mit seinem Stab auf die Schulter schlug, zufälligerweise Tychicus und zufälligerweise auf seine schmerzende Schulter.
"Du! Grundstellung und nochmal Angriff auf den Pfahl! Aber diesmal zeig dass du Soldat werden willst und nicht Tänzer!"
Tychicus verzog das Gesicht vor Schmerz, als der Vorgesetzte ihn an seiner in Mitleidenschaft gezogenen Schulter traf und konnte gerade noch einen leisen ufschrei unterdrücken.
Verflucht!
Warum musste er auch gleich übers Ziel hinausschießen? Warum konnte er nicht einfach nur das tun, was der Princeps Prior ihm sagte?
Immer noch wütend auf sich selbst biss Tychicus die Zähne zusammen, versuchte, den Schmerz in seiner Schulter zu ignorieren und begann noch einmal von vorne: Grundstellung, der linke Fuß etwas weiter vorne als der rechte, auch der Oberkörper leicht schräg, den Schild mit angewinkeltem Arm vor sich gehalten und den Gladius bereitgehalten.
Diesmal stand der Redivier fest wie Fels und versuchte, sich möglichst wenig herumzubewegen, um seine vorgestellten Kameraden der Formation beziehungsweise die Mauer an seinen Seiten nicht zu treffen.
Dann rückte der junge Mann langsam gegen seinen Feind, den Holzpfahl, vor, hielt den Schild dabei immer schützend vor seinerm Körper und führte dann einen schnellen Stich aus der Deckung heraus gegen den Übungspfahl.
Das wiederholte er mehrmals, versuchte, auch seinen Schild einzusetzen, indem er immer wieder plötzlich gegen sein Ziel vorrückte und es mit dem Schild "zurückdrängte", um dann einen Ausfall zu wagen.
Zu Tychicus' großer Erleichterung ließ auch der Schmerz in seiner Schulter mit der Zeit langsam nach, wollte aber einfach nicht ganz verschwinden. Der Rediviver nahm sich vor, nach dem Training sicherheitshalber einmal das Valetudinarium aufzusuchen. Schließlich wollte er nicht, dass er schon nach seinem ersten Tag nur wegen einer nicht behandelten Verletzung wochenlang als Invalider nur zuschauen konnte...
Einige Zeit sah Hispo dem Redivivier zu und war auch recht zufrieden mit seinem Angriff, zumindest was die Leistung eines Probatus anging. Aber Hispo wäre kein guter Ausbilder gewesen, wenn er nicht doch etwas zu bemäkeln gehabt hätte. Als Tychicus wieder mal einen Ausfall probte, trat der Princeps Prior neben ihm und rammte ihn seinen Stab nicht gerade sanft in die Seite.
"Was passiert mit der Formation wenn du sie verlässt, Probatus?"
"Nun ja, wenn es sich um eine Formation handelt, die noch eine zweite oder mehr Reihen besitzt, kann im besten Fall einer meiner Kameraden die Lücke schnell genug schließen, indem er von der zweiten in die erste Reihe vorrückt...",
Tychicus runzelte die Stirn,
"Aber wahrscheinlich nur im besten Fall... wenn es schlechter läuft ist ein Feind schneller als ein Freund und kann in die Bresche springen, kann wild um sich schlagen, ohne dass die Kameraden ihn mit ihn ihren Schilden abwehren können... Die Formation droht sich aufzulösen, vielleicht bricht spgar Panik in den eigenen reihen aus... und dann gute Nacht!"
Wenn er es von dieser Seite betrachtete wurde dem jungen Mann klar, wie sehr das Handlen eines einzelnen in der Fromation ins Gewicht viel.
Und er selbst war eben noch herumgehopst und -getänzelt...
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