balneum servorum | Ein entspannendes Bad

  • Fhionn hatte Chimerion direkt zum Bad im Sklaventrakt geführt. Nicht nur sein jämmerliches Aussehen, auch der Geruch von Schweiß, der von ihm ausging, machten ein Bad erforderlich. Auch seine Kleidung, die mehr schon Fetzen waren, mußte ausgetauscht werden.
    Auf dem Weg dorthin hatte Fhionn nicht viel gesprochen. Da ihr Latein mehr schlecht als recht war, vermied sie es viel mit den anderen Sklaven zu sprechen. Nur wenn es unumgänglich war, bediente sie sich der Sprache um sich auszudrücken. Genau jetzt war wieder einer jener Momente eingetreten, in dem es unumgänglich wurde, mit einem anderen zu kommunizieren.
    "Ich machen heiß Wasser hinein!" Sie deutete auf die noch leere hölzerne Wanne, deren lateinische Bezeichnung sie nicht kannte.
    Bevor sie zum Wasser holen das Bad wieder verließ, legte sie dem Sklaven noch ein grobes Leinentuch bereit, das als Handtuch dienen sollte. "Du schon Kleider aus!" Mit einer Handbewegung wollte sie ihm klar machen, er könne sich derweil schon entkleiden, bis sie mit dem heißen Wasser zurück war. Ob er das allerdings auch so verstanden hatte, wußte sie nicht.

  • Chimerion folgte der Sklavin, die anscheinend nicht richtig sprechen konnte. Er überlegte, wo sie wohl herkam, konnte ihr Aussehen aber keinem Volk zuordnen, das er kannte.


    Als sie das Bad verließ, um anscheinend heißes Wasser zu holen, zögerte Chimerion ein wenig. Er sah an sich hinunter. Schmutzig und verschwitzt, wie er nach der langen Reise im Wagen war, konnte er der neuen Herrin wirklich nicht unter die Augen treten. Er war weniger geschlagen worden, als er gedacht hatte. Cupidus, sein letzter Herr, hatte wohl entsprechendes veranlasst.


    Also machte sich Chimerion an dem zu schaffen, was einmal eine grobe Tunika gewesen war. Verdreckt und übelriechen, zog er sich das Kleidungsstück über den Kopf und wartete ein wenig verschämt auf die Ankunft von Fhionn.

  • Nach einer Weile kehrte Fhionn ins balneum zurück. Sie schleppte einen schweren Holzeimer mit sich, der voll mit heißem Wasser gefüllt war.
    Das Wasser kippte sie in die Wanne. Dabei vermied sie es, einen Blick auf den bereits entkleideten Sklaven zu werfen.
    Mit einem Eimer Wasser war es lange noch nicht getan. Es mußten noch einige weitere folgen, damit die Wanne einigermaßen voll wurde. So wiedeholte sich diese Prozedur noch mehrmals, bis die Wanne bereit war. Zum Schluß holte sie noch etwas Seife hervor, womit sich der Sklave waschen konnte.
    "So, ich fertig. Du kann waschen!" Ohne dabei auf den Sklaven zu schauen, ging sie zur Tür. Bevor sie den Raum verließ, blickte sie doch noch einmal kurz zurück, senkte aber gleich wieder ihren Blick. "Wenn noch was brauchen, du rufen. Ja?. Ich Fhionn!"

  • Chimerion nickte, murmelte ein kurzes "Ja" und machte sich daran, in die Wanne zu steigen. Das Wasser war ein bisschen zu heiß, aber Chimerion fühlte sich ein wenig beobachtet von Fhionn und ließ sich schnell in die Wanne gleiten.


    Einen Moment lang war es sehr heiß, aber gleich darauf war die Temperatur angenehm. Chimerion entspannte sich langsam, das Wasser lockerte seine verspannten Muskeln und er wurde schläfrig.
    Er dachte an seine Flucht aus Spanien und wie er dem Freund von Cupidus entkommen war. Unglücklicherweise war seine Flucht in Gallien zu Ende und er wurde wieder eingefangen. Nun war er also in Rom gelandet, bei dieser Clara, von der Cupidus manchmal erzählt hatte.


    Beim Gedanken an sie fiel ihm ein, dass er ja noch zu ihr ins Atrium musste.
    Er griff nach der Seife und machte sich an die Arbeit. Das bräunliche Wasser zeugte von seinem Erfolg und als er aus der Wanne herausstieg, war er wieder sauber und roch auch nicht einmal übel.
    Schnell trocknete er sich ab, als er bemerkte, dass er ja noch garkeine neuen Kleider hatte.


    Es half alles nichts. "FHIIIOONNN"

  • Inzwischen hatte sich Fhionn auf die Suche nach frischen Kleidungsstücken für den fremden Sklaven gemacht. Da sie seine Größe nicht so genau einschätzen konnte, griff sie gleich zu drei Tuniken in verschiedenen Größen. Zum Schluß besorgte sie noch ein Paar einfache Sandalen aus Leder und wartete vor der Tür zum Balneum, bis Chimerion sie rief.
    Das Rufen kam schon früher als erwartet. Kaum hatte sie es vernommen, trat sie auch schon ein.
    "Du schon fertig?" fragte sie erstaunt und legte ihm die Kleidung zurecht. "Hier Kleidung. Du anziehen, was passen."
    Um den Sklaven nicht in Verlegenheit zu bringen, drehte sie sich um, damit sie nicht sehen konnte, wie er der Wanne entstieg.
    "Warum du hier?

  • Chimerion nickte. "Ja, ich bin fertig", meinte er.


    Dann nahm er eine der drei Tuniken, aber als er sie über den Kopf ziehen wollte, stellte er fest, dass sie doch ein wenig eng um die Brust war. Die zweite passte mehr oder weniger. Zumindest war seine Kleidung sauber und roch nicht mehr nach Schweiß.


    Dann streifte er sich die Sandalen an die Füße. Die Frage von Fhionn verwirrte ihn ein wenig.


    "Mein Herr hat mich an Duccia Clara verschenkt... Er hatte keine Verwendung mehr für mich. Und wie kommst du hierher?"
    War die Sklavin neugierig? Oder konnte sie ihm vielleicht helfen, aus dieser verdammten Stadt herauszukommen?

  • Fhionn starrte die kahle, verputzte Wand des Balneums an. Sie hörte das reibende Geräusch von Kleidung, die über den Körper gestreift wurde. Dann vernahm sie die Worte Chimerions und konnte sich, ohne dabei rot werden zu müssen, umdrehen. Sie besah sich den Sklaven, der sich nun von einer wesentlich ansehnlicheren Seite zeigte und nickte zufrieden. Zwar saß dir Tunika nicht perfekt, doch so sah er um ein vielfaches besser aus, als zuvor.
    Seine Antwort hatte etwas schokierendes für Fhionn. Verschenkt, keine Verwendung mehr. Eigentlich war dies etwas völlig alltägliches in einem Sklavenleben. Wenn man nicht mehr gebraucht wurde, dann wurde man eben verkauft, ausgeliehen oder verschenkt, wie ein Gegenstand. Fhionn war noch nicht lange Sklavin um dies als Normalität anzusehen. Einer ihrer schlimmsten Augenblicke war wohl jener, als man sie und einige andere Sklavinnen in das Haus der Aurelier gezerrt hatte und sie dann, wie Vieh verschacherte.
    Die Frage, die seiner Anwort folgte, erstaunte sie. Er war der Erste, der danach gefragt hatte.
    "Soldaten kommen, machen Dorf kaputt, nehmen mit, dann Schiff und lange laufen, sehr lange laufen bis Rom. Dann ich hier in Haus kommen und kaufen von Römer."

  • Die junge Sklavin sprach ein sehr schlechtes Latein, aber aus ihren Worten hörte Chimerion tiefe Trauer heraus und so etwas wie Mitleid regte sich ihn ihm.
    Die Sklavin war recht hübsch und der traurige Ausdruck wollte garnicht recht zu ihr passen.
    Er zögerte einen Moment, bevor er sprach. "Auch wurde von den Römern gefangen genommen, als kleiner Junge in Dakien... Meine Familie habe ich nie wieder gesehen. Aber ich wollte sie suchen und ich konnte aus Spanien fliehen. Ich kam bis nach Gallien."


    Dann strich er sich die Tunika noch einmal zurecht und fragte: "Wir müssen zu deiner Herrin, oder?"

  • Fhionn hörte sich seine Geschichte, die nicht minder traurig war, wie die ihre,an. Doch dieser Mann hatte versucht, etwas dagegen zu unternehmen. Er war geflohen! Auch wenn er nicht weit gekommen war, so hatte er sein Schicksal in die eigenen Hände genommen, eine Stärke, deren Fhionn verlustig gegangen zu sein schien. Im Augenblick hätte sie nicht die Kraft aufbringen können, solch einen Schritt zu wagen. Wozu auch? Es gab niemanden mehr zu dem sie hätte zurück gehen können.
    "Mein Familie, alle tot," sagte sie nur knapp. Dann wandte sie sich zur Tür. "Ja, wir gehen in Atrium!"

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