Res gestae des aedilis curulis M' Flavius Gracchus

  • Antonia, welche sich seit jeher unwohl fühlte, wenn sie auch nur glaubte zugenommen zu haben, grinste schief. Ihre Gefühle waren, was die Schwangerschaft anging, durchaus zwiegespalten. Einerseits würde sie endlich tun können, wozu sie geboren war, andererseits würde sie unweigerlich auseinandergehen wie ein Gebäck.
    "Solange wir nicht auf ewig Kugeln bleiben.", meinte sie mit einem Zwinkern. Wie oft hatte sie gehört, dass viele Frauen nach der Schwangerschaft einfach ihre ursprüngliche Figur nicht zurückbekamen, wie sehr sie sich auch anstrengten.


    "Ohja, meine Informationen sind hundertprozentig.", versicherte sie schließlich. "Ich habe diverse Frauen befragt.. kein Zweifel daran."
    Der Erzählung über Flamma lauschte sie dann jedoch mit wachsendem Interesse.
    "Die Hälfte? Bei allen Göttern!", keuchte sie. Eine wahre Horrorgeschichte. Unglücklicherweise wusste auch Antonia nicht, welch zügelloses Leben jene Flamma geführt hatte.
    "Vielleicht.. vielleicht ist das Veranlagung? Ich meine.. dann müssten ja alle Frauen so dick sein, die ein Kind bekommen haben. Aber meine Mutter war beispielsweise sehr schlank."
    Sie hoffte es. Lag es an den Vorfahren, so hatte sie recht gute Chancen darauf, nicht zu sehr zuzunehmen. Die Vorstellung von sich, wie sie gut 100 Pfund mehr wog, verdrängte sie schnell aus ihrem Kopf. Nicht auszudenken.. das wäre ja furchtbar.


    Innerlich atmete die Claudia erleichtert auf, als Epicharis den Köder schluckte und Aristides' Mutter vorerst vergaß. Mit ihr würde sie schließlich noch früh genug ihre Freude haben.
    "Hm, Flavia Epicharis. Ach, wenn man sich daran gewöhnt hat. Ich werde es einfach jeden Morgen zehnmal aufsagen, dann klingt das schon viel besser, du wirst sehen."
    Aufmunternd lächelte sie Epicharis an und tätschelte ihren Arm.
    Als diese schließlich näher kam, erwartete Antonia bereits etwas Geheimes oder Ungehöriges zu hören - was ihr natürlich ungemein gefiel. Sie hatte einen Faible für Dinge, die nicht jeder wissen durfte. Im ersten Moment verstand sie gar nicht, was ihre Cousine meinte. Als dann jedoch die Kerze zu leuchten begann, bekamen ihre Augen die doppelte Größe und sie jappste nach Luft.
    "Epicharis!", wisperte sie. "Das sollten wir doch nicht hier auf dem Forum besprechen. Wenn du.. also, wenn du möchtest, können wir ja in die Villa gehen und ich erzähle dir.. naja, zumindest im Groben.. ein paar Dinge."
    Woher sie selbst diese.. Dinge wusste, würde sie natürlich verschweigen, hatte sie sich doch einmal eine Lupa ins Haus geholt, um diese auszufragen. Dass die Ausführung jener Tipps nicht so ganz das ihre waren würde ebenfalls eher nicht zur Sprache kommen. Epicharis war anders als sie selbst, ihr würde es vermutlich mehr Vergnügen bereiten, bei der ganzen Sache eine etwas.. aktivere Rolle einzunehmen.
    "Das Zimmer?", wiederholte sie stirnrunzelnd. "Ach, das Zimmer. Jaja, natürlich. Herrje, so viel zu planen."
    Freudig klatschte sie in die Hände. Was dekorieren und einrichten anging war es ihr eine wahre Freude, sich auszutoben.

  • "Na gut, dann will ich dir mal glauben", entgegnete Epicharis verschmitzt und kicherte erneut. Allerdings war das Thema, dass nun aufgekommen war, auch viel interessanter als der Kugelbauch während der Schwangerschaft. Schließlich musste man auch erst einmal schwanger werden, ehe man es sein konnte! Es war wirklich witzig, wie groß Antonias Augen werden konnten. Ganz von Weiß umgeben, wirkte sie damit wie ein Fisch auf dem Trockenen, zumal sie auch noch nach Luft schnappte wie einer. Erneut musste Epicharis albern kichern, und ein Außenstehender hätte vermutlich über solche Kindereien bei einer so erwachsen aussehenden Frau missbilligend die Nase gerümpft.


    "Ja ja, lass uns gehen", antwortete Epicharis auch sofort, schließlich interessierte sie dieses Thema ungemein. Und wenn Antonia nicht so gehemmt sein würde, ging sie vielleicht mehr aus sich heraus und erzählte Dinge, die Epicharis später nützlich sein könnten. Ehe Antonia noch auf eine andere Idee kommen konnte, schob Epicharis sie sachte, aber doch bestimmt, auf den Rand des Forums zu. "Bist du zu Fuß hier oder wo hast du deine Sänfte stehen?" erkundigte sie sich, während sie Antonia schob. Jetzt war das Kind in den Brunnen gefallen. So einfach würde Antonia da nicht mehr herauskommen! :P

  • So interessant das Thema für Epicharis war, so unangenehm wurde es für Antonia. Über solche Dinge sprach sie nicht. Nie. Und dennoch konnte sie die Neugier ihrer Verwandten verstehen, ihr selbst war es schließlich nicht anders ergangen. Wenngleich sie immer den Ratschlag ihrer Mutter im Hinterkopf hatte.. doch diesen würde sie ihr nicht mit auf den Weg geben. Nein, Epicharis sollte keine üblen Überraschungen erleben, sie würde ihr alles erklären.. irgendwie. Nun, vielleicht das ein oder andere Details aussparen.
    Ohne große Gegenwehr ließ sich die Claudia von der Claudia fortschieben, zum Rande der Rostra.
    „Dort drüben steht sie.“, erwiderte sie auf die Frage nach der Sänfte hin und deutete ein Stück weit den Weg hinab.
    Eine Flucht schien an dieser Stelle ohnehin unmöglich und so fügte sich Antonia in ihr Schicksal. Dass sie einmal eine gesetzte Matrone sein würde, die ihrer jüngeren Verwandten Aufklärungsunterricht gab hätte sie sich wohl auch niemals träumen lassen.
    Das Transportmittel war schnell erreicht, obwohl sie natürlich versuchte, das Unvermeidbare noch ein wenig hinauszuzögern, indem sie betont langsam einstieg. Doch stetig ging es dann zur Villa Flavia.

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