• Tullia warf einen wie auch immer geratenen Blick auf Primus, der sich gerade auf der Liege nieder gelassen hatte. Was sie hier tat, geschah aus Liebe zu ihm, wenn es nach ihr ginge,...
    Sie sah wieder zu Drusus und erwiederte,
    Ach weißt du,...im Moment tut mir die Ruhe ganz gut,...ich werde es schon noch eine Weile aushalten, hier in der Regia...
    Dann legte sie den Kopf zurück und sah in die Ferne,...
    Irgendwann wird es mich wieder packen,...da werde ich für eine Weile verschwinden, den einen oder anderen Freund besuchen, das ein oder andere Geschäft machen,...mal sehen,...auf Primus muß ich ja noch ein paar Jährchen warten,...

  • Mit der Zeit fand Drusus immer mehr Gefallen an dem schwarzen Wein aus Korsika, war vermutlich ein sehr gefährlicher Wein, wenn er so gut schmeckte...


    "Oh, du arbeitest in der Regia?", fragte der Iulier erstaunt nachdem er eine weiteren Schluck des Vinums genommen hatte.


    "Sag...", fragte Drusus ein wenig zögerlich. "Wie ist es so in Korsika? Ist es groß? Du musst wissen, ich war noch nie außerhalb Germaniens..." Entschuldigend lächelnd zuckte er mit den Schultern.

  • Sie nickte und sagte,
    Ja,...ich arbeite als Scriba Provincalis unter Hadrianus Iustus... Sie ersparte sich Einzelheiten über ihre Arbeit und ihrem Chef...
    Als die Sprache auf Corsica kam so verklärte sich ihr Blick ein wenig,...sie sah zu Primus und kam in´s Schwärmen.


    Corsica ist nicht groß,...aber es ist eine Welt für sich,...duftende Wälder, einsame Buchten, weite Täler sanfte Hügel...und der Duft von Nadelhölzern und Pinien allenthalben,...Wildkräuter gedeien dort besonders gut und die Menschen sind einfach aber sehr gradlienig, man wird von ihnen akzeptiert oder nicht,...


    Ihr Blick wurde wieder eisblau und verlor jede Spur von Schwärmerei.


    ...wie etwa die Römer,...die glauben sie könnten auch dort machen was ihnen gefällt,...wahrscheinlich ein Grund, warum die Corsen sie niemals akzeptieren werden.


    Sie sah Primus an und lächelte ihm warm entgegen.


    Jedoch gibt es Ausnahmen,...


    An Drusus gewandt schloß sie,


    Mein Vater war Garnisonskommandant von Aleria,...von ihm habe ich meinen Namen,....meine Mutter war die Tochter eines Fischers,...von ihr habe ich den Rest. Mein Vater nahm sich vor Gram das Leben, als mein Bruder, sein Sohn bei einem Gefecht zwischen Legion und Rebellen getötet wurde,...meine Mutter starb bei meiner Geburt,...ich wurde nach dem Tod meines Vaters und meines Bruders von meinem Onkel Nuno und meiner Tante Thula aufgenommen,...die beiden hast du ja auch bereits gesehen,...


    Sie blickte in den Becher, atmete den Duft des Weines ein und meinte,


    Mein Leben ist etwas komplex,...wie meine Familie,...es dauert bis man sie akzeptiert und es dauert ewig bis man sie versteht, jedoch verlieben,...so Hals über Kopf das kann man sich jederzeit...genau wie in Corsica.

  • Drusus überlegte kurz, musste dann aber den Kopf schütteln. Diesen Hadrianus Iustus kannte er nicht, wobei das natürlich auch nichts hieß, eigentlich kannte der Iulier nur den Legaten, den Comes und den Duumvir der Stadt.


    Aufmerksam lauschte der Iulier den Ausführungen Tullias. Schien eine sehr schöne Insel zu sein, dieses Korsika...


    Die Bemerkung der Korsin allerdings, dass die Korsen Rom wohl nie akzeptieren würden, ließ ihn ein wenig stutzen. Dort musste Rom doch auch schon ungefähr hundert Jahre an der Macht sein und noch immer war seine Herrschaft nicht gefestigt?


    "Klingt nach einer sehr schönen Insel...", meinte der Iulier freundlich und nippte noch einmal kurz aus seinem Weinbecher.


    "Und hast du dich schon gut eingelebt, hier in Mogontiacum?"

  • Primus lauschte der Erzählung Tullia´s und nickte, er konnte die Insel förmlich schmecken. Tullia´s Bemerkung gegenüber denm Verhältnis zu den Römern bedurfte der Erklärung...


    Drusus, was Tullia meint, ist, daß wir als Römer ein Selbstverständnis für unsere Anwesenheit in den Provinzen haben,...für die Einheimischen sind wir jedoch zunächst nichts weiter als Okkupanten, Gewaltherrscher die niemand gerufen hat... die Pax Romana ist eine ziemlich zweischneidige Angelegenheit,...siehe Veii,...siehe Quart Hadasht ( Karthago), erobert, die Bevölkerung dezimiert und den Rest versklavt,...die Mauern geschliffen und das Trümmerfeld mit Salz betreut...
    Die Römer waren nicht die ersten Besatzer Corsicas... nach den Griechen und den Puniern waren wir die dritte Macht die sich dort bediente,...


    Er sah Drusus an und fuhr fort,


    Unsere Legionen führen sogenannte Exempel oder Strafexpeditionen durch,...auch auf Corsica,...ich habe einmal gesehen wie solch ein Exempel aussah,...


    Primus blickt zu Tullia sah den Schmerz in ihren Augen,...doch Drusus hatte das Recht auf die Wahrheit.


    Wir kamen zurück von einer Kauffahrt und durchquerten Corsica auf der Suche nach einer geeigneten Stelle für unser Haus...bald kamen wir an einer Stelle wo einst ein kleines Dorf stand, ...wir sahen Häuser ohne Tür und Dach, zersprungene Wände, geborsten durch eine Feuersbrunst...wir sahen überall Tote liegen,...jeden Alters und Geschlechts,...wir sahen Kinder mit Waffen in den toten Fäusten,...wir sahen vergewaltigte und gekehlte Frauen, gekreuzigte Jünglinge, gevierteilte Greise, gepfählte Hirten und Bauern...doch gab es noch Leben in diesem Ort,...uns reckten sich kleine Hände entgegen, Gesichter verzerrt vor Grauen und Augen,...riesengroß,...ein paar Kinder hatten überlebt und ein Knabe erzählte uns, wer das getan hatte,...und warum...


    Er sah Drusus an,...in seinem sonst so harten Gesicht standen Tränen.


    Das Dorf war arm,...Drusus,...es konnte die Steuern nicht zahlen und als man ihnen die Ziegen nehmen wollte kam es zum Streit,...und endete in einem Gemetzel...es lebten einmal 60 Menschen in jenem Dorf,...überlebt haben ganze vier.


    Er nahm einen Schluck und fragte Drusus,


    Wo ist nun die Herrlichkeit Romas Drusus,...ich weiß es, ...aber manchmal scheint die Wölfin in einem Blutrausch zu fallen und all das Gute und Wertvolle im Blute Unschuldiger zu ersäufen...

  • Die Erinnerung kochte wieder in ihr hoch,...nur mit Mühe gelang es ihr das wilde Tier in sich zu bändigen,...sie erhob sich und meinte lakonisch,
    Bitte entschuldigt mich kurz,...
    Dann ging sie in´s Haus.
    Es war dann doch etwas zuviel für sie,...sie beschloß die Kinder zu sich zu holen,...wenn sie noch lebten,...gleich Morgen würde sie einen Brief schreiben,...nach Aleria zu Tante Aslari.

  • Drusus nickte zu Primus' Ausführungen nur. Natürlich war dem Iulier klar, dass Roms Herrschaft wahrlich nicht immer nur positiv war, dass auch viel Unrecht im Namen Roms geschah ebenso, allerdings wunderte es ihn, dass Rom seine Herrschaft immer noch nicht durch gesetzt hatte... Wenn man bedachte, dass zum Beispiel Germanien weitaus größer war als Koriska, doch eine sehr überraschende Tatsache...


    "Natürlich...", begann Drusus zögernd, coh ein wenig verstört durch das von Primus beschriebene. "Das ist schrecklich.... Und es gibt auch absolut keine Entschuldigung dafür ein Dorf wegen nicht bezahlter Steuern nahezu auszurotten... Aber Rom bietet auch viele Möglichkeiten und ist wahrlich nicht immer so destruktiv...."

  • Primus nickte und entgegnete,


    " Roma ist das Licht der Welt Drusus,...auch wenn es im Grunde nur assimiliert und verbessert, so bin ich überzeugt,daß die Idee unserer Stadt die Jahrtausende überdauern wird...genauso sicher bin ich, daß wir irgendwann an einen Punkt gelangen an welchem wir feststellen, daß wir einfach nicht mehr in der Lage sind alles zu verwalten oder die Grenzen zu schützen..."


    Er erhob den Becher und meinte,


    " Trinken wir auf die Wölfin Drusus,...trinken wir auf das Licht der Welt,...auf daß die, welche über uns wachen immer ein Auge für die Gefahr haben werden und den Verstand es zu erkennen und die Weisheit sie abzuwenden..."

  • Tullia kam zurück mit einer kleinen Platte mit kandierten Früchten und setzte sie vor dem Gaste auf den kleinen Tisch. Sie nahm ihren Becher und hob ebenfalls zum Trinkspruch an,
    Auf, die Wölfin, meinetwegen,...aber trinken wir auch auf ...trinken wir auf Brüderlichkeit, Recht und Freiheit,...trinken wir auf die Freundschaft!...denn sie ist es was es letztendlich ausmacht!

  • Rechts von der Türe befindet sich in diesem Gästezimmer ein schmales Regal, für Schmuck, Parfüm und Creme. Daneben beinahe unter dem Fenster ein kleines Tischchen mit zwei Karaffen, eine mit Wein und eine mit Wasser und zwei Becher. Links von der Türe steht ein Schreibtisch, um Briefe zu verfassen und auch noch Platz für mitgebrachte Schriftrollen verfügt. Außerdem befindet sich dort noch eine größere Truhe, zur Aufbewahrung der Kleidung.

  • Zitat

    Original von Tullia Maestrale
    Tullia kam zurück mit einer kleinen Platte mit kandierten Früchten und setzte sie vor dem Gaste auf den kleinen Tisch. Sie nahm ihren Becher und hob ebenfalls zum Trinkspruch an,
    Auf, die Wölfin, meinetwegen,...aber trinken wir auch auf ...trinken wir auf Brüderlichkeit, Recht und Freiheit,...trinken wir auf die Freundschaft!...denn sie ist es was es letztendlich ausmacht!


    "Auf die Wölfin, die Freiheit und die Freundschaft!", fasste Drusus die Trinksprüche seiner Vorredner noch mal zusammen und hob seinen Becher feierlich, welchen er dann auch schon leerte...

  • Tullia sah den Iulier über den Becherrand an. Er schien einen ordentlichen Zug zu haben. Sie stellte ihren Becher ab und schenkte dem Gast nach.
    Dann fragte sie,
    Sag mal Drusus, wie kommst du eigentlich zu deinem Namen,...Tiberius,...er steht doch eigentlich dafür, daß der Namensträger am Tiber als in Roma und Umgebung geboren wurde...
    Sie legte sich auf die Liege und sah ihren Gast mit ihren tiefblauen Augen an.
    Und dein Gensname,...Iulius,...bist du eigentlich ein Verwandter von Iulis Cäsar?

  • Einen Moment blickte Drusus die Frau seines Kameraden verdaddert an. Sowas hatte man ihn wahrlich noch nie gefragt... Doch dann musste der Iulier plötzlich breit grinsen.


    "Also, das hat mich echt noch niemand gefragt...", antwortete der Centurio konstant grinsend. "Weiß nicht, warum mir meine Eltern den Namen Tiberius gegeben haben..." Nachdenklich blickte Drusus ins Leere. "Jedenfalls bin ich nicht in Rom geboren, im Gegenteil, nämlich in Mogontiacum. Was Caesar betrifft... Viele in unsere Gens behaupten das... Ob es wirklich stimmt kann ich dir nicht sagen, wenn dann allerdings nur sehr entfernt... Aber was ist mit dir? Du heißt doch Tullia, nicht? Bist du mit den Tullius Cicero verwandt?"

  • Tullia sah ihren Gast an und warf einen Blick auf ihren Mann. Primus sah sie zärtlich an und nickte ihr zu.
    So erzählte sie Iulius Drusus wie sie zu ihrem namen kam.


    Ich bin die Tochter des Centurios Cnaeus Tullius Cinna welcher auf Corsica in Aleria stationiert war.
    Er hatte eine Frau oder besser Geliebte, mit welcher er einen Sohn und eine Tochter zeugte, diese Frau starb bei meiner Geburt und mein Bruder schloß sich nach einem Streit mit seinem Vater den corsischen Rebellen an. Die Ehe war zwar nicht offiziell, aber du weißt ja wie die Römer so sind,...jedoch will ich nichts schlechtes über meinen Vater sagen,...er sorgte für eine Ausbildung lehrte mich Lesen und Schreiben.
    Dann bekam ich einen griechischen Lehrer. Studierte die Schriften des Sokrates, Plato die Schriften des Archimedes und Pytagoras,
    Nach vielen Jahren kam es im Laufe einer Strafaktion zu einem Kampf mit einer Römischen Einheit, welche von meinem Erzeuger geführt wurde, als dieser sah, daß sein Sohn unter den Toten war nahm er sich vor lauter Gram das Leben.
    Tragisch dabei war nur, daß mein Erzeuger seine Missio honesta vor sich hatte und an diesem Kampf gar nicht hätte teilnehmen müssen.
    Ich war damals 16 und lernte zwei Jahre später Gaius Terentius Primus kennen und lieben. Nach 4 Jahren heirateten wir nach corsischem Ritus.
    Wir wurden durch ein Schiffunglück getrennt, wobei er davon ausging daß ich dabei umkam.
    Was würdest du denn jetzt sagen was ich bin? Bastard eines römischen Centurio und Ehefrau eines römischen Bürgers...ich trage einen Namen der mich nicht mit Stolz erfüllt und muß noch Jahre warten bis ich den Namen tragen darf, dessen Träger mir Licht und Leben ist.

  • In ihrer Hand befand sich eine Halskette, als Livilla das Klopfen wahrnahm. Sie legte das Schmuckstück zurück in das Kästchen und drehte sich um. "Ja, bitte? ", gab sie zur Antwort. Noch einmal ging sie mit ihrer Hand kontrolliert über ihr Gewand und atmete tief durch. Das sie nun hier in der Casa Terentia wohnen durfte, schätze Livilla sehr und daher hatte sie das Gefühl in großer Schuld bei den hier anwesenden Terentiern zu stehen. Immerhin hatte sie mit dieser Familie noch nie Kontakt, schien doch ihr Verwandten Tiberius Iulius Drusus hier sehr willkommen zu sein.

  • Tullia öffnete die Türe und trat mit ihrer Tante ein, diese ging zu dem kleinen Tisch und stellte die Kupfervase mit dem Blumen dort ab. Dann wandte sie sich den beiden jungen Frauen zu und nickte freundlich.
    Tullia meinte,
    Ich hoffe es fehlt dir an nichts und...mölchte dir anbieten heute mit uns zu Abend zu essen,...eine kleine Mahlzeit...wenn du magst.

  • Die beiden Frauen traten ein und Livillas Blick folgte der älteren, welche zauberhafte Blumen auf den kleinen Tisch stellte. "Oh nein, Tullia. Dieses Zimmer ist einfach wundervoll. Wie du siehst hab ich mich schon eingerichtet." Daraufhin weiß Livilla auf das Regal mit dem Schmuck und dem Parfüm. "Ich danke dir und deiner Familie, das ihr mich aufgenommen habt. Denn ich kennen leider niemanden in Mogontiacum. Deine Einladung nehme ich natürlich an. Doch bitte macht euch wegen mir keine zu großen Umstände." , bedauerte Livilla und sah die Schale mit dem appetitlichen Obst.

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