Die ersten Schritte

Nun bin ich also hier, in jener Stadt von welcher ich schon so viel gehört, jener Stadt die meinem Bruder zum Verhängnis wurde, welches Schicksal würde sie für mich bereit halten, nun das wird sich weisen, mögen mir die Götter wohl gesonnen sein.

So schlendere ich, Neuankömmling, über das Forum, hole mit einem tiefen Atemzug Luft, versuche die Stadt in mich aufzunehmen, ein Gefühl für dieses gänzlich Umfeld zu finden und es stellte sich auch sogleich ein - wunderbar!

Nach geraumer Zeit die ich so mit geschlossenen Augen da stand, öffnete ich meine Augen und versuchte das eine oder andre Gesicht ausfindig zu machen, von welchen mir mein Bruder in unzähligen Geschichten erzählte und mir die Gemmen von jenen Personen hochhielt - dies sollte sich als schwieriger als gedacht herausstellen, wimmelte es am Forum doch wieder von Mitbürgern die in sämtliche Richtungen haschten.

Nun denn, so leicht ließ sich ein Metellus nicht entmutigen, so hielt ich meine Augen weiter offen...

... heiß brannte die Sonne herab, abgeschlagen streifte ich umher und Schweiß trat mir auf die Stirn ... so suchte ich Erfrischung und Abkühlung die ich bei einem Becher Wein im Schatten an einem Stand am Forum fand.

Sogleich erwachten in mir neue Lebensgeister, welch Wunder ein guter Becher Wein doch wirken kann, doch verspührte ich keine große Lust mich alleine mit gutem Wein zu vergnügen - so spielte ich mich mit dem Gedanken mich früher als angedacht zur Casa Caecilia zu begeben...

Den Blick starr nach vorn gerichtet, die Beine ausgestreckt und meinen Becher Wein in der Hand haltend sah ich noch einwenig dem hektischen Treiben zu, als mir war, als hätte mich jemand angesprochen was mich sogleich aus meinen Tagträumerreien riss.

Ich blickte kurz auch und in der Tat, vor mir stand ein Mann mit einem Becher Wein in der Hand der von der Hitze ebenso gezeichnet wirkte wie ich es zuvor haben muss. Wie waren noch seine letzten Worte...? Verdammte Tagträumerei! Da bist du neu in der Stadt und begibst dich gleich in die erste peinliche, unangenehme Situation. Streng dich an Metellus, denk nach... war es nicht irgendetwas mit "...setzen.."?
Nunja, zumindest schien diese Vermutung schlüssig und hoffte mit meiner Zustimmung ins schwarze zu Treffen.

Nur zu werter Herr, Gesellschaft ist mir stets willkommen. Bitte, nehmt doch Platz. ... brachte ich etwas aufgeregt hervor und nahm gleichzeitig eine etwas angemessenere Position ein.
Neugierig fragte ich mich, wer mein Gegenüber wohl sein mochte...

... Lucius Annaeus Florus, hmm. Irgendwie kam mir dieser Name vertraut vor, doch woher... dann schoss es mir wie vom Blitz getroffen ein. Jenen Namen las ich während meiner Reise nach Rom als ich die Listen des Ordo Senatorius studierte.
Doch am äußeren Erscheinungsbild dieses Mannes ließ auf den ersten Blick nichts erkennen, dass es sich hier um einen Mann von diesen Listen handelte, war er doch gänzlich in zivile Kleidung gewandet.
Ein zweiter genauerer Blick ließ jedoch eine Bestätigung meiner Vermutung zu, trat er doch äußerst gepflegt und souverän auf. Vielleicht würde ich im Laufe der Unterhaltung Gewissheit erfahren.

Doch nun galt es mich bekannt zu machen.
Es ist mir ein Vergnügen, bin ich doch neu in der Stadt und bin über jede gewonnene Bekanntschaft glücklich. Ich heiße Marucs Caecilius Metellus und bin soeben aus Ostia eingetroffen nachdem ich mich aus Asien eingeschifft habe. ... gab ich meine ersten Geheimnisse Preis.

In der Tat, so ist es. Zwar bin ich mit dem Praefectus Praetorio verwandt, doch habe ich ihn schon seit einigen Jahren nicht mehr gesehen. ... nach einer kurzen Pause des Grübelns fuhr ich weiter fort... Meine letzte Begegnung mit ihm dürfte wohl anläßlich eines Familienfestes gewesen sein, bevor ich mit meinem älteren Bruder Creticus in den Osten ging. ... antwortete ich auf die gestellte Frage und merkte, die geweckte Neugier meines Zuhörers als ich so dahinplauderte.

Doch ließen mir selbst einige Punkte, die Lucius Annaenus Florus in seiner Bekanntmachung hat fallen lassen keine Ruhe. So versuchte ich ein Faktum an das andere zu Reihen und so meine Schlüsse zu ziehen - freilich jedoch ohne mich vollends sofort aufs Glatteis zu begeben formulierte ich meinen Verdacht etwas vorsichtig...

Wie wohl ich um Alba Longa weiß, so führte mich bislang noch keine Angelegenheit an jenen mythischen Ort - doch Misenum kenne ich gut, wuchs ich doch dort im Kreise von Verwandten auf. Eine wunderbare Stadt! ... begann ich unverfänglich um dann auf den Punkt zu kommen ... Doch erlaube mir eine Frage zu stellen, du trägst einen berühmten Namen Lucius Annaeus Florus und sprichst von Aufgaben, die dich in Misenum beschäftigen, bist du gar jener Mann den ich vermute - Praefectus Classis, Befehlshaber unserer Flotte? ... setzte ich nun forsch alles auf eine Karte und hoffte, dass mich mein caecilischer Scharfsinn nicht im Stich lies.

Mit dem größten Vergnügen! ... erwiederte ich.
Meine Verwandtschaft wird begierig sein mich nach unzähligen Jahren zu sehen wenn sie Kunde vernommen hat, dass ich in der Stadt bin, gerne überbringe ich deine Grüße.

Doch was für eine Fügung des Schicksals, dachte ich bei mir selbst, schon von Kindestagen an hegte ich Begeisterung für die Flotte als ich tagein, tagaus an den Hafenanlagen in Misenum stand und das Tagwerk der Classis verfolgte.

War dies ein Zeichen der Götter? Gerade erst begann mein Erwachsenenleben als Römer, war ich in der Stadt der Städte angekommen, hatte meinen Platz noch nicht gefunden und nun bin ich hier sitzte mit dem Praefectus Classis an einemt Tisch, trinke Wein und schließe erste Bekanntschaft... sollte meine Berufung bei der Flotte liegen?
Die Gelegenheit Erkundigungen aus erster Hand einzuholen wollte ich jedenfalls nicht verstreichen lassen...

Ich darf sagen, es ist mir eine wahre Freude und Ehre deine Bekanntschaft gemacht und in angenehmer Gesellschaft einen guten Tropfen Wein mit dir getrunken zu haben Praefectus Classis. Wenn du noch etwas von deiner kostbaren Zeit erübrigen kannst, würde es mich freuen zu hören wie es um die Flotte gegenwärtig bestellt ist. Unsere Streitmacht zur See interessiert mich schon seit jungen Jahren, doch hab ich sie in letzter Zeit einwenig aus den Augen verloren.

Seine Bemerkungen zu seinem Privatleben hörte ich wohl, doch erschien es mir einwenig zu unverfrohren auf diesem Gebiet nachzuhacken...

Die Flotte mit Nachwuchsproblemen - eine Nachricht, die nicht unerwartet kam. Die Seefahrt liegt uns Römern nicht wirklich im Blut, mich hingegen faszinierte sie. Manch andrem liegt sie ob des Sprichworts "In jedem Hafen eine andere Braut!" am Herzen, doch das ist eine andere Geschichte.

Aufmerksam lauschte ich den Ausführungen um dann vor mich hinzumurmeln...
Hmm, tragisch wenn gut ausgebildete Männer der Flotte nach ihren Plichtjahren den Rücken kehren...

Noch zögerte ich einwenig nach einem Namen für die Registrierung in Misenum zu fragen, vielleicht würde nach einem weiteren Becher Wein die Entscheidung leichter fallen...

Der Praefectus Classis schien einen sechsten Sinn für meine Bedürfnisse zu entwickeln oder lag es einfach daran, dass er hin und wieder genauso gern trank wie ich es tat - egal! Selbstredend brauchte man mich auf diese Frage kein zweites mal bitten.

Nur zu gerne! Die Hitze ist wirklich unerträglich, da kann guter Wein nicht schaden.

Als die wieder gefüllten Becher ihren Bestimmungsort vor uns auf dem Tisch erreicht hatten, dauerte es, neben weiterer Unterhaltung über die Classis, nicht lange und der Boden des Bechers gewann schon wieder bedrohlich an Land. Dieser Umstand und die Hitze ließen mir den guten Tropfen schon einwenig zu Kopf steigen woraufhin ich einwenig übermütig wurde...

Lucius Annaeus Florus, wohin müßte ich mich wenden, wenn ich meinen Beitrag bei der Classis leisten möchte? Ich bin noch jung und voller Tatendrang, auf der Suche nach einer Aufgabe! ... sprudelte es aus mir heraus...

In der Tat, dieser Schritt will gut überlegt sein. ... pflichtete ich bei.
Ich werde mir noch etwas Zeit nehmen und dann eine gründlich und sorgfälltig geprüfte Entscheidung treffen. Fällt diese für die Flotte aus weiß ich nun wo ich mich einzufinden habe.

In diesem Punkt mußte ich Annaeus Florus recht geben.
Obwohl es am Forum von Mitbürgern wimmelte, schien jeder mit sich selbst beschäftigt.

Ein andermal gerne. ... versicherte ich ... Doch sollte ich meine Familie nun wirklich nicht mehr länger warten lassen, ich fürchte wir müssen diese Partie verschieben. Wer weiß, vielleicht haben wir schon bald Gelegenheit das Spiel in Misenum nachzuholen.

So stand ich auf und schickte mich an mich höflich von Anneaus Florus zu verabschieden...