Heimkehr zum Nabel der Welt

  • Das Hochgebirge hatten sie endlich hinter sich gelassen. Italia hatte sie wieder! Die Wärme nach den kalten Winden in den Alpen war die reinste Wohltat. Und auch das Essen in den Herbergen war bereits viel besser, als sie es zuletzt in den germanischen erlebt hatten. Vielleicht lag es auch einfach nur daran, daß die Speisefolge hier vertrauter, römischer war. Die Vorfreude auf Rom wuchs mit jedem Tag, den die Reise andauerte.


    Und endlich. Endlich lag die Stadt vor ihnen. "Ach, ist das nicht ein herrlicher Anblick!", sagte Ursus mit hörbarer Begeisterung in seiner Stimme und blickte zu Sedulus herüber. Dann hielten sie weiter auf die Stadt zu. Die Straße war sehr belebt, Unzählige Menschen strebten sowohl in die Stadt, als auch aus ihr heraus und so kamen sie nun leider etwas langsamer voran, obwohl ihnen oftmals Platz gemacht wurde.

  • Ja, hier war es doch gleich einiges wärmer und Sedulus zog auch sogleich seinen Mantel aus den er sich in den Alpen noch umgeworfen hatte.
    Was das Essen anging, so war er von seinen Reisen eh einiges gewohnt, das war dann halb so wild. Auf alle Fälle waren die hiesigen Mahlzeiten ein wenig ausgefallener.


    Ja, er hat schon was und ist mit nichts zu vergleichen.


    Gab Sedulus als Antwort als gerade ein Gespann an ihnen vorbei rumpelte.


    Was wirst du als erstes tun wenn du in die Stadt kommst Tribun?


    Wahrscheinlich war es der Weg ins Bad, ob es nun ein öffentlich oder das Zuhause war, durfte wohl egal sein.

  • Ursus grinste breit vor lauter Vorfreude als er antwortet: "Nun, ich werde natürlich gleich nach Hause reiten, ich sehne mich danach, meine Schwester und den Rest der Familie in die Arme zu schließen. Und während mir ein Bad bereitet wird, werde ich wohl eine Kleinigkeit essen und mir erzählen lassen, was ich alles verpaßt habe. In Briefen wird einem ja nie alles erzählt." Immerhin hatten sie seit Tagen keine Gelegenheit für ein richtiges Bad gehabt, da hatte das schon eine ziemlich hohe Priorität. Und nicht nur die Sauberkeit ersehnte Ursus, sondern auch eine gute Massage. "Und wie ist das mit Dir? Was wirst Du als erstes tun?"

  • Sedulus mußte nicht lange überlegen.


    Nun, ich werde es wohl so ähnlich wie du handhaben. Zur Villa Germanica reiten, mich dort erfrischen, ein wenig von der Reise erholen und mir einiges erzählen lassen so wie ich ebenso einiges zu berichten habe was eventuell meinen Onkel Avarus interessieren könnte. Wenn ich dann noch Lust und Laune habe, werde ich mich dem Volk auf der Rostra stellen.


    Auf diesen Part konnte er allerdings locker verzichten... Aber auch dies mußte er hinter sich bringen.

  • "Aber doch nicht mehr heute!" Dafür war es doch wirklich schon zu spät. "Zumal ich gerne zuhören würde. Ich nehme an, daß Du dann morgen auf der Rostra sprechen wirst? Ich werde sicher morgen so ziemlich den ganzen Tag auf dem Forum verbringen. Meinen Beifall hast Du also schon mal sicher." Er erinnerte sich gut daran, wie er vor etwas über einem Jahr ebenfalls dort gestanden hatte. Zum Glück hatte niemand irgendwelche Fragen gestellt. Er war so nervös gewesen, daß er schon Angst gehabt hatte, daß er kein Wort herausbringen würde. Doch dann war es doch erstaunlich gut gegangen.

  • Du hast recht Aurelius Ursus. Heute dürfte es wirklich schon zu spät dafür sein aber dann gleich morgen. Ich möchte es nicht noch länger vo mir her schieben.


    Wenigstens einer der für ihn war. Dachte sich Sedulus. Er kannte ja die Meute welche sich auf dem Forum so tummelte noch von seiner Zeit als Tresvir capitalis. So war er ganz froh das wenigstens ein bekanntes Gesicht dort erblicken würde.


    Das freut mich zu hören Ursus. Vielleicht können wir ja dannach noch etwas trinken gehen. Ich schätze meine Kehle dürfte nach meiner kurzen Rede mit Sicherheit recht trocken sein.

  • "Die Kehle trocken und die Hände feucht. So ging es mir letztes Jahr auch. Ja, ich gehe danach gerne einen mit Dir trinken. Du wirst Deine Sache sicher gut machen. Und außer mir werden sicher Deine Verwandten noch da sein und dafür sorgen, daß die Leute Dir keine Schwierigkeiten machen." Es war nicht leicht, dort zu stehen und zu reden. Doch auch Sedulus mußte das ja schon mal gemacht haben. Er würde es ganz sicher auch dieses mal gut hinbekommen.


    Sie kamen dem Stadttor immer näher. Und umso langsamer ging es vorwärts, da ja alle durch dieses Nadelöhr durch mußten. Sie hatten offenbar eine ungünstige Zeit erwischt für ihre Ankunft in Rom.

  • So viel Verwandtschaft wird glaube ich nicht anwesend sein. Die meisten sind Senatoren, Avarus und mein Schwager. Und ich glaube nicht das sie die Zeit aufbringen werden mir zu lauschen schon gar nicht da sie nicht wissen das ich wieder in Rom bin. Ich hätte vielleicht doch einen Brief schreiben sollen. Und meine Schwester Adria, sie wird wohl mit ihrem Nachwuchs beschäftigt sein... Wie du siehst, brauche ich mir keine großen Hoffnungen zu machen. Aber ich denke auch das ich es irgendwie hinbekommen werde.


    Vielleicht sollte ich ja schon vorher etwas Trinken gehn? :D


    Es ist doch immer das Gleiche. Sobald zum Tor kommt geht nichts mehr. Manch mal könnte man meinen die von den CU würden pennen... ;)


    Bei seinen Worten mußte Sedulus breit grinsen, war er doch selbst vor Jahren bei den Urbanern gewesen und stand auch schon mal hin und wieder an einem der Tore.

  • Ursus blickte Sedulus erstaunt an. "Gerade wenn sie Senatoren sind, sollten sie wissen, wie wichtig es ist, Familienmitglieder auf dem Weg in den Senat zu unterstützen. Es ist doch auch in ihrem Interesse, den Einfluß der Familie zu mehren." Wenigstens das klappte bei den Aureliern, auch wenn es die einen oder anderen privaten Differenzen gab. Nach außen hin unterstützten sie sich gegenseitig, so gut es eben ging.


    "Na, wenn sie schlafen würde, würde es ja vorwärts gehen", lachte Ursus auf die letzte Bemerkung hin. "Ich fürchte, sie nehmen ihre Arbeit heute allzu ernst und sind allzu gründlich." Doch es ging durchaus weiter. Eben nur langsam. Unaufhaltsam näherten sie sich dem Tor.

  • Tja, was soll ich sagen. Vielleicht schnappe ich sie mir auch einfach und zerre sie mit mit.


    Lächelte Sedulus verlegen. Es war halt doch überall anderst was die Familie anging...


    Gut, sie wissen was ihnen blüht sollte ihnen ein Fehler unterlaufen und Waffen in die Stadt geschmuggelt werden. Ich möchte auf alle Fälle nicht jener welcher sein der dann vor dem Praefectus Urbi sich zu rechtfertigen hat.


    Langsam ging es vorwärts und irgendwann erreichten sie dann auch endlich das Tor.

  • Die Berge waren eine Herausforderung. Sie mußten große Umwege in Kauf nehmen, um überhaupt durchzukommen. Kälte machte ihnen zu schaffen. Und große Schneemengen. Sie verloren ein Pferd und ein Maultier, zum Glück blieben aber die Menschen unversehrt, sah man von kleineren Kälteschäden ab. Alle waren sie sehr erleichtert, als sie die Niederungen erreichten und das Klima spürbar milder wurde. Schon bald zweigten die ersten Reisenden ab, während der größte Teil der Gruppe weiter nach Süden wollte. Immer Rom entgegen. Tag für Tag. Die Straße schien endlos, das Ziel schien kaum näher zu kommen. Doch endlich, endlich war schon am verstärkten Verkehr zu bemerken, daß sie sich dem Mittelpunkt der Welt näherten: Rom!

  • Ein wenig hatte sie es bereut mit Valerian direkt abgereist zu sein und nicht die wenigen Wochen, bis Frühlingsanfang abzuwarten. In Germania war es verdammt kalt. Schnee und Eis erschwerten die Reise und Rufus war ein wenig quängelig. Calvena hatte sich ein Beispiel an den germansichen Müttern genommen und ihren Sohn in ein wärmendes Lammfell gewickelt und dennoch hatte er schlechte Laune, weil es nicht gerade gemütlich war und weil sie ihn in seinem Drang die Welt zu erkunden gewaltig einschränkte. Doch entgegen Sermos vorhersagen überstand Rufus diesem Abschnitt der Reise gänzlich unbeschadet. Er wurde nicht krank.
    In Gallien war das Wetter nicht wirklich besser, der Winter hatte auch hier das Land fest im Griff und erschwerte die Reise erheblich. Als sie dann aber am Meer ankamen wurde es langsam milder. Der Wind war nicht mehr ganz so bissig. Während Valerian sich um eine Überfahrt nach Italia bemühte, blieb sie in einer warmen Taverne und erholte sich ein bisschen. Sofort war eine Passage nicht zu bekommen und die paar Tage der Erholung genossen sie. Wann konnten sie schon ein ungestörtes Familienleben führen. So viel Zeit mit seinem Sohn konnte ihr Mann sonst nicht verbringen. Er genoss es. Mit einem stillen liebevollen Lächeln hatte sie Vater und Sohn einfach nur beobachtet. Sie befürchtete, dass wenn sie endlich wieder zu Hause waren, diese wenigen Augenblicke noch seltener werden würden. Salinator würde sicher jede Gelegenheit nutzen um Valerian zu schikanieren. Dennoch mischte sich Vorfreude in ihre Besorgnis. Nach so langer Zeit würde sie endlich ihre Freundinnen wieder sehen. Auf dieses Wiedersehen freute sie sich.


    Die Überfahrt nach Roma war ein Alptraum. Das Schiff blieb zwar nahe den Küsten doch die winterlichen Stürme machten das ganze Ungemütlich. Wirklich seefest war sie noch nie gewesen. Die Übelkeit während ihrer Schwangerschaft empfand sie dagegen sogar irgendwie angenehm.
    Kaum waren sie angekommen, hätte sie den Boden küssen können. Die Erleichterung dass es endlich vorbei war, hätte nicht größer sein können. Bevor sie den endgültigen Heimweg einschlugen erholten sie sich wieder ein paar Tage in einer Taverne. Im Vergleich zu Germanien war Italia fast angenehm warm, wenn nicht dieser Regen wäre. Das nasskalte Wetter war dann auch der Grund, dass sie einen leichten, aber hartnäckigen Schnupfen bekam. Furchtbar lästig wie sie fand.
    Calvena war froh, als sie dann endlich Rom erreichten und die Reise hinter sich gebracht hatten. Es war schön wieder zu Hause zu sein und dann auch noch rechtzeitig um bei der Hochzeit ihrer Freundin dabei zu sein.

  • Italia! Endlich! Als Valerian es vor gar nicht so sehr langer Zeit verlassen hatte, hätte er nicht gedacht, es so schnell wieder betreten zu dürfen. Es war nicht mehr so kalt wie in Germanien. Aber naß und unangenehm. Calvena hatte sich erkältet. Was für Valerian bedeutete, daß er versuchen mußte, ihr so viel wie möglich abzunehmen. Nette Mitreisende halfen dabei. Schon als Dank dafür, daß er sie bisher gut geführt und sich auch um den Schutz gekümmert hatte. Auf so einer langen Reise mußten sich eben alle gegenseitig helfen, wenn man gut und schnell voran kommen wollte. Die viele Zeit, die er mit seinem kleinen Sohn verbringen konnte, genoß Valerian. Meistens zumindest. Wenn er schrie, ohne sich beruhigen zu lassen, oder wenn er mal wieder die Windeln voll hatte, überließ er den Kleinen doch lieber der Mutter. Die konnte das alles eh besser - und er hatte gerade in solchen Momenten ganz dringend andere wichtige Dinge zu tun.


    Tag reihte sich an Tag. Anstrengend, endlos und nervig. Und doch näherten sie sich Rom. Stück für Stück. Die Meilensteine verrieten, wie weit es noch war. Je kleiner sie wurde, umso geringer schienen die Strapazen, denn die Vorfreude war einfach größer. Die Aussicht auf ein ausgiebiges Bad. Auf ein richtiges und sauberes Bett. Gutes Essen. Kein Geschaukel mehr. Das Stadttor von Rom schien der wundervollste Anblick zu sein, den sie je erblickt hatten.

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