atrium | Heimkehr

  • Die Sklavin, die Tilla begleitete, wandte sich sogleich Cotta zu, um diesen ein paar Schlucke des warmen Mets einzuschenken. Aber vorher stupste sie Tilla an, damit diese aus ihrer 'Unaufmerksamkeit' erwachte und nickte zu Ursus und Avianus rüber. Tilla trat vor, hörte Ursus Anweisung die Trinkbecher nicht zu voll zu machen und hielt sich schliesslich auch daran. Sie trug schon genug Gedanken mit sich herum und noch mehr Ärger konnte und wollte sie wirklich nicht haben. In dem einen Jahr seiner Abwesenheit hatte sie oft genug Gelegenheit gehabt das Einschenken zu üben und es machte sich auch bemerkbar. Nichts ging daneben.


    Erleichtert, dass alles gut ging, trat Tilla zurück, tauschte den kalten Krug Met gegen einen mit Wasser gefüllten Krug aus. Ursus Hände, die momentelang durch die Luft tanzten und sie etwas fragten, fielen ihr ins Auge. Scheu hob Tilla ihren Blick, liess einen direkten Blickkontakt zu und zeigte ihm so die Angst und Schrecken die in ihr innendrin herrschte. Ihr Herr wollte eine Antwort haben und mit einem Krug in der Hand liess es sich schlecht kommunizieren. Tilla kaute auf den Lippen, stellte den Krug zwischen den Sandalen ab, sodaß er nicht umkippen konnte.


    Salve dominus Ursus, schön Euch zu sehen. Willkommen zurück. gebärdete Tilla. Sie hielt sich sogar an das ausgemachte Zeichen, den Buchstaben 'U' für Ursus. Nein, kein Ärger. Ich... habe frische Blumen in Euer Zimmer gebracht. Sie blühen genauso schön... wie früher als ob alles noch in Ordnung wär. Ei der Daus, das war doch unmöglich. Kaum hatte sie nichts zum Hände festhalten, platzte sie schon mit den Gesten heraus. Ursus war gerade erst angekommen und schon vermieste sie ihm die ersten Minuten daheim! Tilla wurde blass um die Nase, blickte erneut zu Boden, die Blicke aller Anwesenden auf sich spürend.

  • "Ich danke euch für eure guten Wünsche, Avianus und Ursus! Wenn die Götter es nur halb so gut mit mir meinen sollten wie ihr beiden, wird mir wohl wirklich nichts anderes übrig bleiben, als steinalt zu werden! Und außerdem soll man ja aus einer Mücke keinen Elefanten machen",


    sagte ich, lachend und mit den Augen zwinkernd, zu meinen zwei gut gelaunten Verwandten. Und ich freute mich in der Tat über ihre zwar besorgte, aber doch positiv-konstruktive Reaktion auf die Nachricht von meiner Erkrankung. Genauso war ich - nach dem ersten Schrecken - schließlich auch selbst mit der unappetitlichen Botschaft umgegangen: Grund zur Sorge und zur Sorgfalt bestand natürlich, aber eben nicht zur Panik.


    Ebenso froh wie über die aufmunternden Worte von Avianus und Ursus war ich auch über mein eigenes Verhalten. Natürlich hätte ich über meinen Aufenthalt in Aegyptus als erstes gerne etwas anderes berichtet als jenen verhängnisvollen Stich einer Mücke. Andererseits hatte es aber natürlich auch keinen Sinn, mit dieser Wahrheit hinter den Berg zu halten und den Dingen dahingehend ihren Lauf zu lassen, dass ich das Entdecktwerden der Krankheit verräterischen Schweißperlen, Schwindelanfällen und Fieberschüben überließ. So, wie ich jetzt mit dieser Botschaft umgegangen war, war es am besten gewesen: Raus damit. Und dann zu einem anderen Thema.


    Als ein solches näherte sich uns drei Aureliern nun das von Ursus avisierte Met, das in mehreren Krügen von zwei Sklavinnen zu uns getragen wurde. Über diesen adventus freute ich mich umso mehr, als ich bei der einen Sklavin in ein bekanntes Gesicht blicken konnte: Tilla Romania. Leider waren mir in ihrem Antlitz aber nicht nur die Züge wohlbekannt, sondern auch der immer etwas verschreckte und traurige Ausdruck. Ich dachte daher zunächst, dass sich in dieser Hinsicht, nämlich das Gemüt der serva Tilla betreffend, in der villa Aurelia in Roma nicht viel geändert hatte. In diesem Urteil wurde ich allerdings schwankend, als mir ein seltsames Mienen- und dann auch Gebärdenspiel zwischen der Sklavin und Ursus ins Auge fiel. Zeigte sich hier nicht etwas Neues in Tillas Gesichtszügen? Und in denen von Titus etwas - Ertapptes? Offenbar hatte ich also auch hier etwas nicht mitbekommen, was sich zwischen diesen beiden oder auch noch mehr Personen des aurelischen Hauses abgespielt haben musste. Wäre ich allein und unbeobachtet gewesen, hätte ich in diesem Moment aufgeseufzt angesichts meiner sich fortsetzenden Unwissenheit. Da ich mich jedoch in der Gesellschaft meiner Verwandten befand, tröstete ich mich mit dem Gedanken, dass ich später Maron nach dieser Angelegenheit fragen würde; er hatte doch zu Tilla immer ein gutes Verhältnis gepflegt, das sich augenscheinlich nicht nur aus der Gemeinsamkeit ihres Sklavenstandes speiste, sondern auch aus gewissen Vatergefühlen, die der Thraker für Tilla hegte.


    Eine andere Ablenkung von meinen Überlegungen ergoss sich nun in Form warmen Mets in einen Becher, in den mir von der zweiten Sklavin eingeschenkt wurde. Ich war sehr gespannt, auch wenn der ziemlich süßliche Geruch des germanischen Gebräus mich nicht gerade optimistisch stimmte. Mit dem Verkosten allerdings wollte ich natürlich warten, bis auch meine beiden Verwandten dazu bereit waren. Außerdem hoffte ich darauf, dass Ursus, der gerade frisch Heimgekehrte, der sich mit seinem Met aber schon ganz wie der Gastgeber gebärdete, noch einen Trinkspruch zum Besten geben würde. Es bräuchte ja nicht wieder so etwas Kunstvolles sein wie bei unserem Theaterstück anlässlich des Weinfestes. :)

  • Die Angst und der Schrecken, die Ursus in Tillas Augen sehen konnte, erschreckten ihn doch ziemlich. Sicher, sie war immer schon ein schreckhaftes Mädchen gewesen, doch gleichzeitig auch naiv vertrauensvoll, lieb und im Grunde ein Sonnenschein. Im Moment aber wirkte sie einfach nur bedrückt. Wie früher, als alles noch in Ordnung war. Es war also nichts in Ordnung. Doch hier war nicht die Zeit und nicht der Ort, daran etwas zu ändern. Also lächelte er sie aufmunternd an und sagte zwar leise, aber für alle vernehmlich. "Das ist lieb von Dir, Tilla. Ich freue mich sehr über die Blumen. Und alles andere... Es wird wieder besser werden. Hab ein kleines bißchen Vertrauen zu uns." Was sicher nicht leicht war, nach diesen Ereignissen.


    Ursus ließ sich seinen Becher füllen, zunächst nur mit Met. Und wandte sich wieder den beiden Vettern zu. "Im ersten Moment denkt man, er ist einfach nur süß, er riecht vor allem so. Aber das stimmt gar nicht. Zumindest nicht bei diesem hier. Es gibt auch süßere Sorten, doch ich fand diesen am leckersten, gerade weil er ein bißchen herber ist. So, laßt uns also die Becher erheben darauf, daß wir alle endlich heimgekehrt sind." Immerhin waren auch die anderen beiden noch nicht so sehr lange wieder in der Villa. "Auf daß wir vereint - auch mit den anderen Aureliern, die gerade nicht hier bei uns sitzen - stark sind und kommenden Stürmen standhalten." Er hob den Becher und hielt ihn den anderen beiden zum Anstoßen hin.

  • Das ist lieb von Dir, Tilla. Ich freue mich sehr über die Blumen. Er lobte sie über die Idee, ihm Blumen ins Zimmer zu stellen. Mit einer ganz einfachen Methode Art ihre Freude über seine Rückkehr auszudrücken. Mit Blumen hatte sie die früher aus Germanien zurückgekehrten Sklaven leider nicht begrüßt, weil zu dem Zeitpunkt noch keine Blumen geblüht hatten.


    Ein Schauer rieselte über Tillas Rücken. Ja, wenn er wüsste, was so alles nicht in Ordnung war. Fhionn ein wandelnder Geist, Siv sehr schweigsam, Matho mausetot und alle anderen aus der Sklavengemeinschaft sowie die Damen und Herren mit sich selbst beschäftigt, niemand hatte ein Ohr und Auge übrig für Tillas Ängste, Sorgen und Nöte. Nicht mal Hektor! Vielleicht würde Maron eines haben? Sie hatte schon beim Eintreten bemerkt, dass Cotta wieder da war, doch bestimmt musste Maron noch so viel machen und tun. Bestimmt hatte der Sklave von Cotta auch keine Zeit wie alle anderen. Und alles andere... Es wird wieder besser werden. Hab ein kleines bißchen Vertrauen zu uns. Vertrauen sollte sie in die Erwachsenen haben?! Tilla nickte langsam, versuchte vergeblich zu verstehen, wie sie das bewerkstelligen sollte. Würde plötzlich jemand Zeit für sie haben, ihr erklären, warum es so und so gekommen war?


    Ursus zuliebe versuchte sie ein Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern, es gelang mehr schlecht als recht. Danke.. ich versuche dran zu denken. gebärdete sie knapp und trat ein paar Schritte zurück. Ursus wandte sich den übrigen auf den Klinen zu und erklärte ihnen die Eigenschaften des Getränk. Aha.. so war das also. Mit gesenktem Kopf wartete Tilla auf den Befehl nun das Wasser aus dem Krug nachzuschenken und bemühte sich zu beruhigen, die Ängste und Sorgen für die kommenden Momente zur Seite zu schieben.

  • Mit wachem Auge beobachtete Avianus unbemerkt die wortlose Kommunikation zwischen Ursus und Tilla. Es war doch schon eine Sache für sich, wie die beiden so einwandfrei und nur mit Gesten miteinander umgehen konnten. Tilla war schon immer eine sehr zurückhaltende und schreckhafte Frau, doch dass diese Eigenschaften bei ihr so extrem ausgeprägt waren, damit hatte selbst Avianus nicht gerechnet. Sie schien so schüchtern und verängstigt, wie sie immer wieder in den Boden starrte. Besonders die Geste, die "Wie früher als ob alles noch in Ordnung wär." symbolisierte, ließen Avianus aufblicken und ihn ratlos zu Tilla blicken. Es musste sehr viel geschehen sein, doch was genau? Avianus verstand nicht, was die beiden da miteinander austauschten. Warum redete Tilla nicht einfach? So schüchtern konnte sie doch nicht sein, oder doch?
    Wie auch immer nahm Avianus den Met mit einem dankenden Nicken an und lauschte den weiteren Worten. Ursus war sichtlich daran gelegen, dieses Etwas, was passiert war, Tilla zu erleichtern. Etwas, was Avianus nur gutheißen konnte. Irgendwie musste man diese Ängstlichkeit bei Tilla ja brechen, damit sie sich zu den anderen öffnen konnte. Doch Avianus war in solchen Sachen wohl ein schlechter Ratgeber und ließ sich bei diesen Gesprächen außen vor.


    Dann kam der Met an die Reihe. "Probieren geht über studieren.", lachte Avianus putzmunter und hoffte, die Stimmung aufzulockern. "Auf uns!", stieß der Aurelier anschließend an und nahm ganz mutig einen kräftigen Schluck Met aus dem Becher. Was anfangs nach einem recht eigenartigem Gebräu klang, entpuppte sich als recht schmackhaft. Avianus zumindest hätte noch mehr getrunken, aber er wollte den Mett zumindest verünnen, bevor dieser ihn noch wirklich aus den Calcei haute. Ob Ursus und Cotta standhalten konnten?

  • Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus
    "Im ersten Moment denkt man, er ist einfach nur süß, er riecht vor allem so. Aber das stimmt gar nicht. Zumindest nicht bei diesem hier. Es gibt auch süßere Sorten, doch ich fand diesen am leckersten, gerade weil er ein bißchen herber ist. So, laßt uns also die Becher erheben darauf, daß wir alle endlich heimgekehrt sind." Immerhin waren auch die anderen beiden noch nicht so sehr lange wieder in der Villa. "Auf daß wir vereint - auch mit den anderen Aureliern, die gerade nicht hier bei uns sitzen - stark sind und kommenden Stürmen standhalten."


    Auf die klangvollen Worte meines Vetters hin führte auch ich nun den Becher an meine Lippen und nippte vorsichtig von dem gepriesenen Getränk. Nicht, dass ich Alkohol jemals gut vertragen hätte, aber nach Ausbruch meiner Krankheit blieb mir bei dem Genuss berauschender Getränke nurmehr das Vorbild weiblicher - selbstverständlich patrizischer - Vorbilder und damit ein leichtes Nippen an mir dargebotenen Bechern. Nach der ersten Verkostung dieses germanischen Gebräus bedauerte ich dies allerdings keineswegs, traf es doch so gar nicht meinen Geschmack; allein Ursus zuliebe lächelte ich tapfer. Um mich bei diesem meinem kleinen Täuschungsmanöver nicht doch noch ertappen zu lassen, ergriff ich schnell das Wort:


    "Wenn wir dieses Getränk vertragen, so scheint mir, werden wir in der Tat einiges an Stürmen hinter uns bringen können."


    Ursus sah nach seiner Zeit als Militärtribun freilich ganz so aus, als könne ihn auch ein Mistral nicht aus seinen caligae werfen. - Die erste Bemerkung seines Trinkspruchs hatte mich allerdings wieder auf eine Frage gebracht, die ich schon vorhin hatte stellen wollen, was ich dann allerdings wieder aus den Augen verloren hatte. Ich hatte nämlich natürlich schon aufgeschnappt, dass irgendetwas mit der Mutter von Avianus und Catulus gewesen war, wusste aber nichts Genaueres. Daher wandte ich mich nun an meinen jüngeren Verwandten.


    "Avianus, sag, wie geht es eigentlich eurer Mutter? Ihr habt sie irgendwohin begleitet, nicht wahr?"


    Aus den Augenwinkeln heraus suchte ich bereits nach einer Möglichkeit, meinen Becher Met loszuwerden. Ob Tilla vielleicht...?

  • Das etwas kläglich geratene Lächeln der jungen Sklavin war kein gutes Zeichen. Wenn die derzeitigen Verhältnisse Tilla so angriffen, dann mußte beim Personal zur Zeit wirklich eine enorm schlechte Stimmung herrschen. Sicher war das kein Wunder. Und man konnte da auch nicht sogleich etwas gegen tun. Aber sie durften das nicht aus den Augen verlieren. Auf ihre Leute mußten sie sich verlassen können.


    Doch das war etwas, mit dem er sich später befassen wollte. Jetzt war nicht der rechte Zeitpunkt dafür. Sie stießen also an und tranken dann. Ursus hatte Avianus im Blick und sah, daß es ihm wohl schmeckte. Zu Cotta sah er einen Moment später, so daß er desssen Mißfallen nicht bemerkte. Und so lächelte er zufrieden in die Runde. "Tilla? Füll doch bitte die Becher mit Wasser auf." Er hielt ihr seinen Becher hin.


    "Ja, Avianus, wie geht es Deiner Mutter? Und überhaupt allen anderen? Du wirst da wesentlich besser auf dem Laufenden sein, als wir zwei." Ursus blickte den Vetter an, der ja schon etwas länger wieder in der Villa wohnte. "Ich bin auch gespannt, was Dein Bruder so zu berichten hat. Ihn habe ich ja ach ewig nicht gesehen."

  • Da kam der Befehl auch schon aus Ursus inzwischen von purem Met gesüßter Kehle. Tilla trat näher, schenkte Ursus gehorsam etwas vom kühlen Naß ein, sah ihn aber nicht mehr direkt an. Ja, wie sollte er verstehen, dass sie Angst und Sorgen hatte? Er wusste bestimmt nicht Bescheid, da er doch gerade erst zurückgekommen war. Ursus war keiner aus der Sklavengemeinschaft. Kurz blickte sie in die Runde der Anwesenden, bemerkte Cottas Blick und ging zu ihm rüber. Spontan begrüßte sie ihn persönlich. Salve, willkommen zurück. Du warst lange außer Haus. Dann einmal Wasser in seinen Becher einschenken, während er sprach und irgendeine Mutter erwähnte. Tillas freie Hand flog gebärdend durch die Luft. Eine Erinnerung streifte Tillas Gedanken und ein kurzes Lächeln huschte über ihr blasses Gesicht. Weißt du noch... das Taschentuch? Ich hatte es dir in die Hand gedrückt. Warum war Maron eigentlich nicht anwesend? Hatte er noch zu tun? Ist Maron auch wieder da? fügte Tilla zögernd hinzu, da er ja eigentlich mit Ursus und Avianus sich unterhielt.

  • Auch Avianus streckte seinen Becher Tilla entgegen, auf dass sie ihn mit kaltem Wasser auffüllen möge. Tilla machte weiterhin nicht den Mund auf, was Avianus schließlich doch zutiefst verwunderte. Sie verständigte sich nur mit Gesten, und dies ließ bei Avianus letztendlich die Frage aufkommen, ob sie überhaupt reden konnte. Und was er daraus intepretieren konnte. Doch stellen konnte Avianus die Frage noch nicht, da die beiden Vettern zunächst einmal zuvor kamen.


    "Wo mein Bruder steckt, weiß ich ehrlich gesagt gerade nicht. Er wird sich irgendwo herumtreiben.", antwortete Avianus Ursus. Dann kam er auf die Frage über den Zustand der Mutter zurück und wandte sich an Cotta.
    "Sehr wohl, wir haben sie fort gebracht. Sie bewohnt gerade eine Villa Rustica im nördlichen Spanien. Es war schon immer ihr Traum, einen eigenen Haushalt zu haben. Nun ja, Träume können auch wahr werden. Der Abschied ist schwer gefallen, aber sie wird die Zeit für sich alleine sehr wohl brauchen. Den Tod von Vater hat sie nicht sehr gut verkraftet. Sie braucht ihre Zeit.*".
    Doch der Tod von Avianus´ Vater war eine andere Geschichte, über die sich der junge Aurelier nicht auslassen wollte. Als Avianus erst langsam in das Erwachsenenalter kam, wurde sein Vater von Unbekannten umgebracht. Ein Raubmord auf offener Straße... er konnte nicht darüber reden und mochte nicht darüber nachdenken, weshalb ihm die Gelegenheit recht schien, auf Tilla umzuschwenken. Die Sache war nun schon einige Jahre her und es sollte weiterhin Gras darüber wachsen.


    "Doch sagt, Vettern...", Avianus blickte die noch blutjunge Tilla an, "Wieso redet das Mädchen nicht?".



    Sim-Off:

    *Um Avianus ein wenig Profil zu geben... hoffentlich ist das seitens von Catulus in Ordnung. :)

  • Aufmerksam hörte ich Avianus zu, wie er nun auf Ursus' und meine Fragen hin über die Angelegenheiten und das Befinden seiner nächsten Angehörigen sprach. Zugegeben, seine Schilderung war kurz, und ich war mir nicht sicher, ob er sie aus einer - vor Titus und mir natürlich ganz überflüssigen - Schüchternheit so knapp hielt, um uns etwa nicht zu langweilen, oder aus einer ihm selbst geschuldeten Diskretion heraus, die es ihn vorziehen ließ, seine Gedanken an Bruder, Mutter und Vater allein mit sich auszumachen. Jedenfalls genügten seine Worte durchaus, um ein gewisses Bild zu vermitteln; mich gemahnten sie natürlich gleich an die Geschichte und die Geschehnisse in meiner eigenen Familie: an den wenig rühmlichen Abgang meines Vaters und besonders an den Tod meiner Mutter, der sich fatalerweise zugetragen hatte, als sie sich, wie die Mutter von Avianus und Catulus, für eine Zeit aufs Land zurückgezogen hatte. Im Innern bat ich die Götter darum, dass den beiden Brüdern eine solche weitere Entwicklung der Ereignisse erspart bleiben würde und dass sie, was immer die Götter am Ende beschließen mochten, Kraft finden würden, es zu ertragen.


    Mit seinem letzten Satz lenkte Tiberius unsere Aufmerksamkeit dann auf Tilla. Diese war auf mein Zeichen mit meinem Becher hin an mich herangetreten. Ich freute mich, als sie mich eigens begrüßte und erwiderte ihre entsprechende Gebärde mit einem Lächeln und einem Nicken, auch wenn ich mir ziemlich sicher war, dass sie sich wohl hauptsächlich um Marons willen so gut an mich erinnerte. Nach ihm fragte sie auch prompt, was mir ein noch breiteres Lächeln der Genugtuung über meine große Menschenkenntnis ins Gesicht zauberte ^^, mit dem ich ihre Frage dann nickend bestätigte: Natürlich war Maron auch wieder da!


    So fröhlich also die Begrüßung zwischen mir und Tilla vonstatten gegangen war, so albern ging sie weiter, woran allerdings der gute Vetter Ursus die Hauptschuld trug mit seiner Aufforderung an die kleine Sklavin, die Becher mit Wasser aufzufüllen. Pflichtschuldig folgte Tilla dem Kommando, und so kam es, dass sie mir den noch so gut wie vollen Becher mit dem extra für mich erwärmten Met, statt ihn mir, wie erhofft, abzunehmen, auch noch mit kaltem Wasser aufschüttete. Diese Burleske kitzelte mir Nerven und Zwerchfell, und ich hätte auch laut losgelacht, hätte dabei nicht die Gefahr bestanden, Ursus zu vergrätzen, der doch so große Stücke auf "sein Met" zu halten schien. So verschloss ich das Lachen leicht glucksend im Halse, konnte aber nicht verhindern, dass mir vor lauter Heiterkeit eine Träne die Wange hinabrann. Ich sah zu Tilla hinüber: Ja, das mit dem Taschentuch hatte ich schon verstanden - und jetzt hätte ich auch wieder eines brauchen können. (:D)

  • Ursus grinste breit. "So groß ist die Villa ja nicht, wir werden uns sicherlich über den Weg laufen. Ich glaube nicht, daß Catulus es schaffen wirdl, uns dauerhaft aus dem Weg zu gehen." Er lachte, denn natürlich war das nur ein Scherz. Er ging nicht davon aus, daß Catulus ihnen ausweichen wollte. Als die Sprache dann auf die Mutter der beiden kam, wurde Ursus wieder ernst. "Ich hoffe, eurer Mutter wird es dort gut gehen. Es ist ihr zu gönnen, ihren Wünschen entsprechend zu leben und Ruhe zu finden."


    Dann fragte Avianus nach Tilla und Ursus warf unwillkürlich einen Blick zu dem Mädchen herüber. Hoffentlich war es ihr nicht unangenehm, wenn er darüber sprach. Und so antwortete er erst einmal recht knapp. Genaueres konnte Tilla ihm ja selbst berichten. "Ihr früherer Besitzer war kein freundlicher Mann. Er hat ihr das angetan." Mehr sagte er nicht, irgendwie fand er es nicht recht, diese Angelegenheit in epischer Breite zu berichten, wenn Tilla auch noch anwesend war.


    Zufällig fiel sein Blick auf Cotta. Der schien irgendwelche Schwierigkeiten zu haben. Vielleicht hatte er sich verschluckt? Merkwürdige Laute drangen aus seiner Kehle und eine Träne rann seine Wange herab. "Cotta? Alles in Ordnung? Verschluckt? Brauchst Du Hife?"

  • Toll, Maron war auch wieder da! Am iiebsten hätte Tilla sich spontan umgedreht und wäre losgelaufen, um den Sklaven ebenfalls persönlich begrüßen zu können. Sie bedankte sich bei Cotta mit einem erleichterten Lächeln für die Auskunft über die Anwesenheit seines Sklaven. Wenn schon Bartträger Hektor nicht mehr auftauchen wollte und mochte... dann konnte sie sich vielleicht an Maron wenden, um ihre ganzen Ängste und Sorgen loszuwerden, die ihr Herz und ihre Seele arg belasteten. Ihr Herz klopfte ganz laut, dass sie meinte, alle Anwesenden würden es hören können. So sehr freute sie sich über die Nachricht... Doch dann drang ein Satz an ihr Ohr. "Wieso redet das Mädchen nicht?" Langsam drehte Tilla sich um, hielt nach dem Sprecher Ausschau und sah Avianus forschend an. Stimmt ja.. der kannte sie noch nicht wirklich und näher. Nach einer passenden Gebärde im Kopf kramend um ihre Stummheit erklären zu können, hielt sie ganz still und krampfte die Hände um den Krug.


    Doch dominus Ursus nahm ihr die Antwort ab. "Ihr früherer Besitzer war kein freundlicher Mann. Er hat ihr das angetan." Tilla nickte schwach, bestätigte somit seine Aussage. Mit Ursus Frage an Cotta wandte sie sich zu dem angesprochenen Mann um. Herrjeh.. was war denn jetzt los? War der Met schlecht? Hatte Ursus was faules zu trinken mitgebracht? War er nicht gut zu sprechen zu seinen Gästen wie ihr alter Herr? Tilla nahm Cotta den Becher aus der Hand, zuppelte ein (sauberes!) Taschentuch aus einem Lederbeutel an ihrem Gürtel hervor und drückte es dem Mann in die zitternde Hand. Mit dem vollen Becher in der Hand sah Tilla sich nach einer Gelegenheit um, den vermeintlich faulen Met wegzuschütten. Hmm, die Orchidee da drüben könnte etwas flüssiges vertragen. Oder sollte sie es ins nächste Becken geben? Sie hatte Avianus Frage schon längst vergessen, dachte nicht daran, dass ihr Handeln vielleicht Folgen haben könnte. Tilla wollte doch nur Cotta schützen... vor weiterem Unglück.

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