Krisenbesprechung im Zelt des Decurios


  • Rufinus überlegte lange, was er wohl machen konnte und musste. Die Moral der Männer lag am Boden und der einzigste, der überhaupt reden konnte, war dieser Adherbal. Sollte er auch ihn Foltern lassen ?


    Sofort rief er nach einem Scribae, um das soeben Geschehen zu Dokumentieren. Er wollte jetzt schonmal alles aufschreiben lassen, damit er bei seinem Berich an dem Praefectus auch nichts vergessen würde.


    Nachdem der Scribae alles aufgeschrieben hatte. Ließ er Evander zu sich rufen. Es dauerte nicht lange, da kam er auch.
    " Eques.... Berichte mir, was du gesehen und gehört hast. "
    " Also.... "
    Der Eques Evander berichtete, was alles geschehen war und nachdem er geendet hatte, sprach der Decurio mit ruhiger Stimme.


    " Duplicarius Redivivus und Tesserarius Decimus sollen sich sofort in meinem Zelt wiederfinden. Sag ihnen, es geht um eine Krisenbesprechung. "
    " Zu Befehl. "
    Kurz salutierte der Miles noch, als er das Zelt verließ.


  • Cursor war mit Verus auf dem Weg zum Zelt des decurio.


    "Verus, ich sehe lieber einmal nach, ob die Gefangenen noch ordnungsgemäß an den Pfahl gebunden sind, warte einen Augenblick!"


    Cursor hatte Verus, der langsam weitergegangen war, schnell eingeholt.


    "Alles in Ordnung, die sind fest verpackt, starren sich an - Du solltest Dir mal die roten Augen betrachten - und, so wie sich geben, haben sie fürchterlichen Durst."


    Sie erreichten das Zelt des decurio. Die Wachen wußten Bescheid und ließen sie passieren. Dann meldeten sie sich beim decurio.

  • Sie wurden auch von den Leibgarden erwartet und gerades sofort hereingelassen.

    Mit zitternden Händen betrat Verus das Zelt. Er war nervlich geschwächt.


    "Salve Decurio, Duplicarius Redivivus meldet sich."


    Verus schämte sich noch Duplicarius zu nennen, denn er hatte einen grossen Fehler gemacht und verdiente den Titel Duplicarius nicht mehr.


  • Wie immer schaute Rufinus seine Männer ruhig und gelassen an, auch wenn man seine Anspannung spüren konnte. Er grüßte sie zurück und bot ihnen einen Sitz an.


    " Salve Männer. Ihr wißt, in welcher Lage wir sind. Wir haben keine Anhaltspunkte, wo wir noch weiter suchen sollen oder müssen. Zurück ins Castell können wir uns erst trauen, wenn wir einige Kameltreiber gefunden haben, den wir offiziel beschuldigen können. Darum dachte ich, nehmen wir Adherbal und seine Leute mitnehmen mit. Was haltet ihr davon ? Morgen werden wir dann abreisen und zurück nach Nikopolis reiten. "


    Gaius wusste nicht, was er sonst machen konnte, denn zuviele Tage waren seit dem Überfall schon vergangen. Er wartete darauf, was seine Männern dazu sagte, wobei er noch etwas anderen mit ihnen besprechen wollte.


  • Verus der bis anhin nichts gesagt hatte, antwortete:


    "Ich finde es auch das Beste, wenn wir wieder ins Castellum zurück reiten, denn bis anhin konnten wir noch nichts nützliches hervorbringen. Und werden dies auch wohl nicht können.


    Einen toten Eques war schon überflüssig, doch dies hing wohl eher mit einem Fehler meinerseits zusammen, als mit der Mission."


    Verus spührte jedoch, dass sie nicht nur wegen der misfallenen Mission zum Zelt des Decurios gerufen wurden. Sicherlich wollte der Decurio auch noch das Problem mit dem Todesfall genauer besprechen.


    Gut die Mission war misfallen, doch man konnte nicht den Männern die Schuld geben, denn sie hatten auch gar wenige Spuren, denen sie folgen konnten.


  • Kurz schaute der Decurio seinen Tesserrarius an, der ebenfalls bei der Folterung dabei war. Titus ist in letzter Zeit Gaius häufiger aufgefallen, darum musste er überlegten, was er nun machen sollte, wegen dem toten Eques. Der Tiberier wollte Verus nicht unbedingt degradieren, denn dafür hatte er sich bisher nur einen schwerwiegenden Fehler erlaubt, doch auf seinen jetzigen Posten konnte er ihn auch nicht belassen.

  • Plötzlich sagte Verus, für Cursor und den Decurio vielleicht etwas unerwartet:


    " Decurio ich möchte gerne das Amt als Duplicarius ablegen, denn ich will mich nicht jedes mal schuldig fühlen, wenn ein Equites stirbt. Ich kann dies einfach nicht. Ich weiss das man dieses Mal den Mord hätte verhindern können, deshalb fühle ich mich auch schuldig.


    Nicht das ich das Amt und deren Aufgaben scheute. Ich will einfach keine Verantwortung gegenüber vieler Equites tragen.
    Vielleicht bin ich noch nicht bereit Duplicarius zu sein. "



    Verus kratzte sich am Kopf und wartete, bis jemand etwas sagen würde.


  • Rufinus schaute den Duplicarius an, als er plötzlich seinen Wunsch äusserte, dann sah er ihn ruhig an und sprach auch mit ruhiger Stimme.


    " Duplicarius, hast du dir diesen Schritt gut überlegt ? Vielleicht gibt es da eine anderen Weg. Unser Vexilarius hat bald seine 20 Jahre Dienst in der Legion hinter sich. Ich würde dir diesen Posten gerne geben. Du hast auch dort, keinerlei Verantwortung. "


    Der Tiberier ahnte ja nicht, wie sehr Verus sich für den Verlust schuldig fühlte.


  • Dankbar, dass der Decurio ruhig blieb und ihn nicht kritisierte, antwortete Verus:


    " Ja, ich habe mir das genügend überlegt, Decurio. Mit eurem Vorschlag bin ich einverstanden. Ich müsste dann sicherlich eingearbeitet werden. Ich denke, dieses Amt kann ich mit gutem Gewissen ausführen. "


    Verus wusste nicht, was er noch ergänzen sollte. Deshalb schwieg er, mit der Hoffnung, dass niemand wütend war auf ihn.


  • Rufinus musste mit der Entscheidung, die der Duplicarius getroffe hatte leben und versuchte garnicht erst, in irgedwie umzustimmen mehr. Gaius drehte sich zu Cursor um.


    " Tesserarius, du wirst ab sofort den Posten des Duplicarius übernehmen. Ich werde einen Boten losschicken, der dies alles mit dem Praefectenberichtet, damit dieser er offiziell machen kann. Verus, Modestus müsste irgendwo draussen sein, sage ihm, das du sein Nachfolger bist, damit er dich einweisen kann. "


    Dann machte er eine kurze Pause und hoffte, dass er noch irgendeinen Weg finden konnte, wie er diese Ganoven vielleicht doch noch finden konnte, doch es schien ziemlich zwecklos zu sein.


    " Cursor, ich möchte, dass alles vorbereitet wird, damit wir morgen in aller Früh aufbrechen können. Ihr könnt nun beide Wegtreten. "


    Der Tiberier hatte nichts mehr zu sagen. Sicherlich würde Cursor seinen neuen Posten machen, doch dies blieb erstmal abzuwarten. Der Decurio ging zu seinem Platz und ließ einen Scribae kommen, damit er den Brief noch heute abschicken konnte. Zwar hätte er dies auch noch morgen oder übermorgen selber dem Praefecten sagen können, doch er wollte dies so schnell wie möglich hinter sich bringen.

  • Daß er den Posten des duplicarius übernehmen sollte verarbeitete Cursor nur halbwegs. Es kam zu schnell und unverhofft. Darüber wollte er in aller Ruhe nachdenken und vor allem mit Verus reden.


    Zitat

    Original von Gaius Tiberius Rufinus
    " Cursor, ich möchte, dass alles vorbereitet wird, damit wir morgen in aller Früh aufbrechen können. Ihr könnt nun beide Wegtreten. "


    Cursor ging nun alles Mögliche durch den Kopf. Beim Wegtreten sah sich Cursor noch einmal um.


    "Darf ich Dir, was die Gefangenen angeht, einen Vorschlag unterbreiten, decurio?"


  • Rufinus wollte gerade sich hinsetzen, als Cursor ihm etwas sagen wollte. Der Tiberier fand es gut, dass sein neu ernannter Duplicarius sich schon gedanken machte, was man mit den Gefangenen tun sollte, darum war er nicht abgeneigt, es sich an zu hören.


    " Ja.... Te.. Duplicarius. "

  • Ohne Umschweife begann Cursor:


    "Unsere Gefangenen nützten unsere Gutmütigkeit aus und stellen somit ein Problem dar. Die zwei Stummen, denen man die Zungen herausgeschnitten hat, ob als Strafe oder nur damit sie für immer schweigen, sind arme Kreaturen. Sie hängen noch halbtot am Holzpfahl und so, wie es ausssieht, sind sie nicht einmal mehr in der Lage, einen Fußmarsch anzutreten. Wir sollten sie morgen losbinden und ihrem Schicksal überlassen. Die Geier in dieser Gegend sind sehr zuverlässig.


    Den Anführer, diesen Adherbal, sollten wir mitnehmen. Er hat uns die ganze Zeit über nur hingehalten und sich nicht gescheut, seine Leute foltern zu lassen. Obwohl sie nicht reden konnten, stellte er sich nicht vor seine Stammesbrüder.


    Wenn Du es erlaubst, binde ich ihn morgen an Incitatus und ziehe ihn ins Lager. Übersteht er es, dann hat er für kurze Zeit Glück gehabt, wenn nicht, dann haben wir es und ein Problem weniger.


    Unsere Beute, die wir ausgegraben haben, lasse ich meine speciales, die sie ins Feldlager transportierten, ins Lager bringen. Vielleicht ergibt sich die Möglichkeit, daß die domina, die überfallen wurde, ihr Eigentum unter den Preziosen entdeckt.


    Noch eines, für welche Stunde hast Du den morgigen Abmarsch anberaumt, decurio?"


    Cursor wartete auf die Entscheidung des decurio.


  • Rufinus schaute den neuen Duplicarius an, hörte seinen Worten zu und überlegte kurz.


    " Gut, wir werden es so machen. Ich will, dass bei den ersten Sonnenstrahlen das Lager abgebaut wird. Sobald wir damit fertig sind, werden wir losreiten. "


    Dann stand er wieder auf.


    " Trommelt die Männer zusammen, ich halte noch eine Ansprache. "


    Kaum hatte er dies gesagt, hörte man wenig später die Lituus und die Männer versammelt sich draussen vor dem Zelt des Decurios.


    " Männer, ich weiß ich habe sehr viel von euch abverlangt, doch leider haben wir keine großen Erfolge zu feiern. Ich befürchte fast, dass wir unsere Mission nicht erfolgreich abschliessen können. Doch da wir drei gefangene haben, werde ich dem Praefecrus dieses als die Ganoven präsentieren, die wir gesucht haben. Doch nun möchte ich unseren Duplicarius zu seinem neuen Posten ernennen. Von heute an wird er unser Vexillarius sein. "


    Die Männer schienen bei den ersten Worten nicht gerade sehr begeistert zu sein, doch als sie hörten, dass es wieder zurück ins Castell ging, jubbelten sie, auch dass Verus nun der neue Vexillarius war, erfreute die Masse.


    " Da mir somit ein Duplicarius fehlt, ernenne ich unseren Tesserarius Decimus Cursor zum neuen Duplicarius. "

  • Cursor war mit allen anderen angetreten.


    Zitat

    Original von Gaius Tiberius Rufinus
    " Da mir somit ein Duplicarius fehlt, ernenne ich unseren Tesserarius Decimus Cursor zum neuen Duplicarius. "


    Er sah den decurio kurze Zeit an.

    Dann ging er in Grundstellung und erwiderte:


    "Ich danke Dir für die Beförderung, die mich mit Stolz erfüllt. Es bleibt mir nur zu sagen, daß ich diesen mir übertragenen Dienstposten sowohl zu Deiner als auch zur Zufriedenheit des praefectus ausfüllen werde.


    Für den morgigen Abmarsch gibt es noch viel zu tun. Ich bitte mich abmelden zu dürfen, decurio."


  • Nachdem die Equites aufgehört hatten zu jubbeln und wieder im Stillgestanden standen. Hörte sich der Decurio die Worte seines neuen Duplicarius an. Zufrieden nickte er ihm zu.


    " Equites... abite. " ~ weggetreten


    Der Tiberier ging langsam zu seinem Zelt zurück. Er wusste, dass Cursor alles dafür tun würde, damit die Turmae am nächsten Morgen losreiten konnte. Vielleicht bekam der Tiberier ja heute mehr schlaf, als in den letzten Nächten.

  • Cursor grüßte und machte sich im Laufschritt auf, um seine speciales für das morgige Verlassen des Feldlagers einzuweisen.


    Er wußte, daß sie auf ihn warteten. So hielt er einen Arm hoch und wirbelte mit der gespreizten Hand. Es dauerte nicht lange und seine vier equites standen um ihn herum.


    "Wir verlassen morgen unser Feldlager. Allgemeine Marschrichtung ist das castellum. Aufbruch ist bei den ersten Sonnenstrahlen, d.h., daß das Lager zu diesem Zeitpunkt bereits abgebaut ist.


    Sagt den Leuten Bescheid, daß sie alles bis dahin vorbereitet haben, sodaß unser Abmarsch ohne Verzögerung vonstatten geht. Wir dürfen keine Zeit verlieren! Noch Fragen?"


    Es kamen keine Fragen und Cursor ging zu seinem Zelt, um für sich die notwendigen Maßnahmen zu treffen. Danach war in überall im Feldlager beim Beaufsichtigen der Vorbereitungen anzutreffen.

  • Schon den ganzen Tag wurden das Lager heimlicher hinter einer Sandberg beobachtet. Die zwei Männer, die hellen Stoff trugen, um sie schlechter zu erkennen. hatten gesehen, wie die zwei Begleiter von Adherbal gefesselt wurden und zwei bis drei Römer vor ihnen standen. Doch griffen sie nicht ein. Nein, einer von ihnen macht sich auf, die anderen zu holen, damit sie in der Nacht zuschlagen konnten.


    Sicherlich hatten die Römer ihre Wachposten gehabt, doch der Eingang konnte man nicht verschließen. Die Männer waren bereit, den Römern zu zeigen, das sie auch Mann gegen Mann kämpfen konnten, doch sicherlich waren die meisten Römer am schlafen.


    Im Schutz der Dunkelheit und dazu noch dunkel bekleidet, schlichen sie sich langsam an Lager heran, so dass sie auf Schussreichweite herankamen. Mit Blickkontakt zeigte sie sich untereinander, dass sie bereit waren. Die fünf bogenschützen, die dabei waren, spannten ihren Bogen, wobei ihr primäres Ziel der Wachposten war, der genau zu ihnen schaute...


    Die Sehnen wurden losgelassen und die Pfeile suchten zischend ihren Weg. Gleichzeitig rannten die anderen auf das Tor zu und erstürmten es.

  • Verus lauschte stumm dem Gespräch von Cursor und dem Decurio. Cursor schien sich in der Rolle des Duplicarius schon sehr wohl zu fühlen und Verus fühlte, dass ihn ihm ein guter Duplicarius schlummerte.


    Als sie aufgefordert wurden das Zelt zu verlassen, meldete sich Verus ab und ging dann, aussen am Zelt, auf Cursor zu und sagte:


    " Wir können ja mal später über alles sprechen, wenn du willst. Ich finde es nun am besten, so wie es ist. Ich gratuliere dir zu deinem neuen Amt und wünsche dir alles gute. Mit meinem neuen Amt bin ich auch sehr zufrieden... Man sieht sich später."



    Als dann der Decurio alles bekannt machte, war Verus erleichtert. Erleichtert nun einen Neuanfang zu machen und alles geschehene wieder zu vergessen, so gut es ging.



    Verus verliess den Platz, ging in sein Zelt und fiel schon schnell mal in einen tiefen Schlaf...

  • Cursor fand keinen Schlaf. Unruhig wälzte er sich auf seinem Lager hin und her. Wieder einmal hatte er dieses auffällige Grummeln in der Magengegend und das bedeutete Gefahr.


    Behutsam verließ er sein Zelt und, durch seinen Magen vorgewarnt, schlich er zwischen den Zelten der equites hindurch in Richtung des Lagereingangs.


    Er vernahm ein Röcheln, das durch die Stille der Nacht gut zu hören war, ein Rascheln und flüsternde Stimmen.


    Schnell schlich er zurück, fand das Zelt des cornicen und ehe sich der versah, nahm Cursor den lituus und blies das Signal für Alarm

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