hortus | Der Haifisch, der hat Zähne... oder: Von Rosen und Dornen

  • Sim-Off:

    Ähm -.^ Dass es im Garten eine Orchidee gibt, hat Corvi zuerst erwähnt, nicht Siv ;)


    Siv bemerkte nicht, dass Corvinus ihr Kommentar zu amüsieren schien. Wann immer sie ihn mit einem Seitenblick streifte, sah sie nur, dass er sie nicht wirklich wahrnahm. Die Antwort der Römerin dagegen zeigte erneut zu deutlich, was diese von ihr hielt. Diesmal fühlte sich Siv tatsächlich getroffen, und für einen Moment fragte sie sich, wie ein Mensch mit simplen Worten so verletzend sein konnte, während sie um ihre Fassung rang. "Ja, Mist", antwortete sie, ihre Stimme lange nicht so bissig, wie sie es eigentlich wollte, dafür schwankender, als ihr lieb war. "Schöne Dinge brauchen Mist, für sein schön, oft." Siv meinte diesen Satz so, wie sie ihn sagte – gerade die Exoten in diesem Garten brauchten irgendeinen Dünger, um gedeihen zu können. Hintergedanken waren ihr fremd, und Worten eine andere Bedeutung zu verleihen ebenso, selbst in ihrer Muttersprache. Daher fiel ihr selbst nicht auf, dass man diesen Satz auch als auf die Flavia gemünzt verstehen konnte.


    Dieser ganze Tag schien bisher ein einziger Reinfall zu sein, und die Masse an Gefühlsstürmen, die sie heute schon durchlebt hatte, wurde langsam zuviel. Vermutlich lag es daran, dass es ihr ganz gegen ihre sonstige Art nicht gelang, sich in Wut zu flüchten, sondern sie ganz im Gegenteil Tränen unterdrücken musste. Mit Mist arbeiten. Das war also die richtige Aufgabe für sie. Sivs Hände zitterten, und der Blick, der Corvinus diesmal traf, war ein stummes Flehen. Tu mir das nicht an. Ich weiß, was ich alles falsch gemacht hab. Bestraf mich dafür wie du willst, aber tu mir das hier nicht weiter an. Wenn das so weiterging, würde sie auf kurz oder lang erneut die Beherrschung verlieren – und dann würde sie vermutlich etwas tun, wofür sie tatsächlich entweder weggesperrt oder verkauft werden würde, vorausgesetzt, sie schaffte es nicht wieder sich rechtzeitig in die Küche zu flüchten. Legte Corvinus es etwa darauf an? Dass sie ihm einen Vorwand lieferte, sie loszuwerden? Dass er keinen Vorwand brauchte, um eine seiner Sklavinnen zu verkaufen, daran dachte sie im Moment nicht. Stattdessen bemerkte sie nur, wie Corvinus sich wieder der Flavia zuwandte, und – ebenfalls ganz entgegen ihrer Art – ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren, wandte sie sich ab. Auf einmal hatte sie es eilig, davon zu kommen, und so strebte sie der Orchidee entgegen, auch wenn sie an Corvinus’ Reaktion bemerkte, dass auch das falsch gewesen war – was sie nicht verstand, denn immerhin war nicht sie es gewesen, die von der Orchidee angefangen hatte, und davon, dass gerade bei dieser Pflanze die Pflege so schwierig war. Sie hatte das nur als Stichwort aufgefasst. Aber wer war sie schon zu verstehen, was Römer wie meinten. Worte schienen nicht ihre Stärke zu sein, nicht in der Art, wie die Römerin sie benutzte. Worte waren dazu da, etwas direkt zu sagen – nicht sie auf hinterlistige Weise so zu verdrehen, dass sie in Wahrheit etwas ganz anderes aussagten, und auf diese Weise sogar verletzten, ohne dass es allzu offensichtlich wurde, ohne dass man sich wehren konnte.


    Stumm ging Siv zu dem Platz, wo die Orchidee hingebracht worden war, ihre Bewegungen bei weitem nicht so anmutig, wie sie es für gewöhnlich waren – zu groß war die Anspannung, unter die sie ihren Körper augenblicklich gesetzt hatte, um sich zu beherrschen. Ebenso stumm blieb sie stehen und wartete, beobachtete, wie beide Römer hinter ihr herkamen, wie sie die Orchidee betrachteten, wie sie über sie schwärmten. Erst beim letzten Satz der Flavia sah Siv wieder hoch, mit brennenden Augen. "Nichts ist vollkommen", meinte sie, ihre Stimme rau und mit einem seltsamen Unterton. So sehr sie selbst die Orchidee liebte, so viel Mühe sie bereits in sie investiert hatte, Siv wusste, dass auch diese Pflanze nicht perfekt war. Sie mochte wunderschön anzusehen sein, wenn sie erblüht war, ebenso wie die Flavia wunderschön anzusehen war. Genauso gut konnte sie aber im Inneren bereits verrottet sein, oder andere aussaugen für ihre eigene Perfektion – bei Pflanzen war alles möglich. Genauso wie bei Menschen. Sie sah wieder auf die Orchidee hinunter, musterte den noch winzigen Trieb, der bisher niemandem außer ihr aufgefallen zu sein schien, und schwieg erneut. Jetzt würde sie sich eher die Zunge abbeißen, als darauf aufmerksam zu machen – oder darauf, dass die Pflanze nicht mehr so kläglich aussah wie noch vor kurzem, als der Händler sie hatte bringen lassen. Sie hatte ihre Methoden, die Pflanzen in diesem Garten zum Gedeihen zu bringen, und sie hatte Erfolg damit – was brauchte es sie zu interessieren, was diese Römerin davon hielt? Zumal sie nicht die geringste Ahnung hatte, was Siv noch alles tat. Herauszufinden, welcher Dünger für welche Pflanze am geeignetsten war, war nur ein Aspekt. Die Erde musste die richtige sein, der Standort, die Temperatur, die Wassermenge… es gab so vieles, was stimmen musste, damit der Garten so aussah, wie er es tat. Es gab so vieles zu wissen, und abgesehen von dem Wissen, das sie über die Gewächse aus ihrer Heimat hatte, hatte sie sich alles hier angeeignet, hatte sich von Händlern und Laufburschen erzählen lassen, was die gekauften Pflanzen bevorzugten, hatte sie und andere gefragt, wie es in den Ländern aussah, wo die Gewächse herstammten, hatte Brix genervt, damit er mit ihr in die Bibliothek ging und nach Hinweisen aller Art suchte und sie für sie übersetzte. Sie wusste es nicht, aber sie ging davon aus, dass keiner, auch Corvinus nicht, eine Ahnung hatte, wie viel ihrer Zeit, gerade ihrer spärlichen freien Zeit, und wie viel Mühe sie tatsächlich in diesen Garten investierte. Brix mochte eine Ahnung davon haben, war er doch derjenige, den sie laufend um Übersetzungen gebeten hatte und immer noch bat, und der jetzt, als Maiordomus, noch mehr darüber informiert war, was sie tat. Ob er das allerdings weitergegeben hatte, wusste sie nicht, und sie bezweifelte es. Sie hob den Blick und sah hinüber in die Ecke, in der die große Eiche stand, in einigem Abstand dahinter ein paar Tannen, und dazwischen einige Beete, in die sie die Blumen und Kräuter eingepflanzt hatte, die sie von Germanien mitgebracht hatte. Danach glitt ihr Blick in die Richtung, in der der Stall lag, bevor sie ihn mit zusammengebissenen Zähnen auf den Boden vor sich richtete. Sie konnte hier nicht weg, und auch wenn es ihr mit jedem Moment schwerer fiel, sie würde sich zusammenreißen müssen.

  • Sim-Off:

    Stimmt :)


    Diese kleinen Sticheleien zwischen den beiden entwickelten sich allmählich zu einer Art Fehde. Und das war etwas, das ich ganz sicher nicht so wollte. Ich warf Celerina ebenso verstohlene Blicke zu wie ich es bei Siv tat, und fragte mich im Stillen, wie ich es nur bewerkstelligen konnte, dass die beiden nicht ständig Zweideutigkeiten austauschten und sich gegenseitig piesakten. Ich gab mir die größte Mühe, neutral zu wirken, auch wenn ich mich gerade nicht sonderlich glücklich fühlte, so wie die Dinge sich wandelten.


    Ein wenig versonnen lächelte ich, kaum dass Celerina ihr Gefallen auf so begeisterte Art zum Ausdruck brachte. Dann glitt mein Blick zu der Orchidee hin, verweilte jedoch nicht und schob sich weiter zu Siv, die mich in diesem Moment gemartert ansah und dann den Blick abwandte. Ihre Augen wirkten seltsam wässrig. Ohne es zu lenken, dachte ich an die Situation zuvor im Zimmer, verdrängte den Gedanken jedoch, sobald er aufgekommen war. Sollte ich sie fortschicken? Siv wirkte nun anders als zuvor, nicht mehr so voller Wut und Abscheu, sondern verletzbar. Sie musste unter der Situation leiden. Ich fühlte mich zudem unangenehm, und Celerina...nun, ihr missfiel die Anwesenheit der Germanin ganz offensichtlich. Ich würde also allen einen Gefallen tun, wenn ich Siv fortschickte, und ich sollte es besser tun, ehe die Spannungen gänzlich eskalierten...


    Ich legte meine Hand auf Celerinas Hand, die ihrerseits auf meinem Arm ruhte. "Danke, Siv. Du kannst jetzt gehen. Den Rest schaffen wir allein", sagte ich ruhig und sah sie an. Die Sklavin mochte in meinem Blick mehr Milde erkennen als dies zuvor an diesem Tag der Fall gewesen war, Celerina aber dachte sicher etwas gänzlich anderes ob der vertrauteren Berührung meinerseits, wenn ich Siv nun fortschickte. Ich wartete, bis sie gegangen war und das Rascheln ihrer Schritte nicht mehr zu vernehmen war, dann wandte ich mich Celerina zu. Ich sah mich genötigt, etwas zur Entschuldigung vorzubringen. "Sie ist bisweilen etwas schwierig, aber im Garten ist sie unentbehrlich." Ich lächelte ein wenig und sah dann auf die Orchidee hinab. Ob ich einen sachten Strich mit meinem Daumen wagen sollte? Ich tat es. "Ich möchte dir eine Knolle schenken, sobald sie einen treibt", sagte ich. "Das heißt...sofern es nicht eine Art ist, die Samen ausbildet. So genau wusste mein Kaufmann nicht, welche Art er erwischt hat, bedauerlicherweise." Im Grunde ging es hier gerade nicht um Orchideen, schon längst nicht mehr. Was Celerina wohl tun mochte?

  • Sim-Off:

    Ja, ja, ja! Schon gesehen! :D [SIZE=7]Tatsächlich ist das alles nur Celerinas Zickentour![/SIZE] :P


    Mir schien, Corvinus mußte an der Sklavin einen Narren gefressen haben. Hätte er sie sonst so lange hier behalten? Vom ersten Moment meiner Ankunft bis jetzt ließ ihr Verhalten nur zu wünschen übrig. Wäre sie mein gewesen, ich hätte sie längst auf eines der flavischen Landgüter verfrachten lassen, wo sie sie den lieben langen Tag im Mist und Dung wühlen konnte. Doch weil es offenbar so war und sie sich ja zugegebenermaßen in den Dingen des Gartenbaus und der Pflege der Pflanzen auskannte, scherte ich mich nicht mehr um sie. Ihre unangebrachten Kommentare hingegen konnte ich nicht so leicht ignorieren. So schwer es mir fiel, ich entschied mich, kein Wort mehr ihr gegenüber zu verlieren. Sie hätte wahrlich gut daran getan, es mir gleich zu tun. Ich hoffte nur, Corvinus würde sie dafür angemessen bestrafen!
    Nichts ist vollkommen, plapperte sie daher. Nun, in gewissem Sinne hatte sie da vielleicht sogar recht. Doch wen sie mit dieser Äußerung treffen wollte, lag doch klar auf der Hand! Wenn Corvinus jetzt nicht handelte, dann wusste ich, was ich von diesem Nachmittag zu halten hatte. Von einer dahergelaufenen Sklavin mußte ich mich nicht beleidigen lassen!


    Den Göttern sei Dank! Sie hatten meine Bitte erhört oder hatten sie ihn zur Vernunft gebracht? Wie dem auch sei, er schickte sie fort und seine vertraute Geste, die mich beruhigen und mir zeigen sollte, daß ich es war, der seine volle Aufmerksamkeit galt,ließ mich wieder hoffen. Ich hingegen zeigte mich erleichtert, denn nun konnte ich mich endlich ungestört dem widmen, weswegen ich eigentlich hergekommen war! Daß der aurelische Garten nur Mittel zum Zweck war, durfte wohl außer Frage gestanden haben.
    Als sie sich endlich entfernt hatte, brachte er etwas zur Entschuldigung vor. Der Ärmste! Ich konnte mich förmlich in ihn hineinversetzten, wie peinlich und unangenehm ihm dies alles sein mußte.
    "Nu, wie sie bereits sagte, nichts ist vollkommen! Aber laß uns unsere kostbare Zeit nicht länger mit dieser dummen Sklavin verschwänden! Sie ist es nicht wert!" Ich erwiderte sein Lächeln und auch mein Blick ging wieder zu unserem gemeinsamen Steckenpferd hinunter- der Orchidee.
    Er legte Hand an sie und beglückte mich mit der Aussicht, selbst bald stolze Besitzerin eines Ablegers seiner Orchidee zu sein. "Oh Marcus, das wäre wunderbar! Ein schöneres Geschenk könntest du mir nicht machen!" Aus dem Beiklang seiner Stimme, konnte ich vermuten, daß ich meinem Ziel nicht mehr allzu weit entfernt war. Nun legte ich auch meine frei Hand auf die seine. Glücklicherweise waren wir ja nun ungestört, denn eine solch innige Nähe wäre sicher ungehörig gewesen. Wie gerne hätte ich in diesem Moment ausgedrückt, was ich fühlte und was ich zu hoffen wagte. Ihm konnte es doch nicht anders ergehen, mutmaßte ich. Wenn seine Gefühle die gleichen waren, dann waren der vielen Worte nicht vonnöten.

  • Sim-Off:

    [SIZE=7]Ich mag die Zickentour :D[/SIZE]


    Hatten die Götter ihr Flehen erhört? Hatte Corvinus ihren Blick richtig gedeutet, oder war er ihrer nur einfach überdrüssig geworden, weil ihr Verhalten so zu wünschen übrig ließ, wenn man denn die perfekte Sklavin haben wollte? Siv wusste es nicht. Der Blick, mit dem er sie maß, schien beinahe verständnisvoll zu sein, aber seine ganze restliche Körperhaltung zeigte, dass es ihm nur um eines ging – mit der Flavia allein zu sein. Es traf sie zu sehen, wie vertraut er seine Hand auf die der Römerin legte, und kurz musste sie wieder an Brix’ Worte denken. Er hatte sie hinausgeschickt, hatte versucht ihr Mut zu machen, hatte auf ihr Wissen bezüglich des Gartens hingewiesen und schien, zumindest meinte sie es, damit sagen zu wollen, dass sie nicht aufgeben sollte. Aber sie konnte nicht mehr. Sie hatte das Gefühl, dass sie dieser Situation nicht gewachsen war, und dieser Römerin schon gar nicht. Sie würde den Kürzeren gegen sie ziehen, sie zog ja schon laufend den Kürzeren gegen sie – das hier war ihr Terrain. Sie spielten nach Spielregeln, die Siv fremd waren, weil es römische waren, während die Flavia mit diesen nicht nur aufgewachsen war, sondern noch dazu allein durch ihren und Sivs Stand in dieser Gesellschaft einen gewaltigen Startvorteil hatte.


    Sie ahnte durchaus, was sie begünstigte, indem sie ging. Jetzt, wo sie es wusste, wo Sofia es in der Küche hinaus geplärrt hatte, war es auch für sie offensichtlich. Und obwohl allein der Gedanke daran ihr nach wie vor die Luft abschnürte, war sie dankbar endlich gehen zu können – nein, gerade weil es so war. Sie wollte sich nicht weiter mit ansehen müssen, wie Corvinus diese Frau umwarb, und sich zwischendurch ihre Sticheleien anzuhören, ohne kontern zu können. Sie erwiderte Corvinus’ Blick einen Moment lang, bis sie es nicht mehr aushielt und weg sah. Sie konnte seinen Blick nicht deuten, sie meinte Verständnis zu sehen, und sie wünschte sich so sehr, dass es das war, aber sie konnte nicht daran glauben, nicht nach allem, was passiert war in der letzten Zeit. Aber er ließ sie gehen, aus welchen Gründen auch immer – er verzichtete darauf, sie weiter zu zwingen hier zu bleiben. Und dieses Mal, das zumindest meinte sie zu spüren, schickte er sie nicht fort, um sie zu treffen. Sie vermied es, die Römerin anzusehen, und nickte nur. Dann, ohne noch ein Wort zu sagen, drehte sie sich um und ging zur Terrasse, langsam zuerst, doch sobald sie außer Sichtweite war, begann sie zu rennen, während Tränen ihre Sicht zu verschleiern begannen, die sie jedoch mit aller Gewalt unterdrückte, was ihr – noch – gelang.

  • Sim-Off:

    Und ich find sie herrlich zu lesen :D


    Gerade noch so unterdrückte ich ein bedrücktes Zähneknirschen. Es war eine schlechte Idee gewesen - eine ausgesprochen schlechte Idee -, Siv nach ihrem Auftritt auf der Terrasse nochmals zu gestatten, uns zu begleiten. Bedauerlich war es außerdem, denn neben ihren schlechten Lateinsprachkenntnissen hatte ihr die germanische Störrischkeit versagt, in Celerina eine wissbegierige, floraliebende Person zu sehen. So zumindest glaubte ich. Aber, wie sich später wohl noch herausstellen sollte, hatte ich ja keine Ahnung. In jenem Moment jedenfalls fühlte ich mich seltsam, um nicht zu sagen undefinierbar. Die beiden schienen sich weder zu mögen noch das Vorhandensein des jeweils anderen so einfach dulden zu können. Doch statt den wirbelnden Gedanken nachzugeben und mich näher mit diesem Problem - denn zweifelsohne war es eines - zu beschäftigen, drängte ich sie bis zu einem späteren Zeitpunkt beiseite und widmete mich wieder ganz Celerina, die soeben ihre Hand auf die meine gelegt und mich wieder Marcus genannt hatte.


    Ein wenig ertappt sah ich auf die schmalen Frauenhände hinunter, lächelte schwächlich und fragte mich, was in Iuppiters Namen ich nun tun sollte. Meine Absichten kundzutun, ohne zuvor mit jemandem aus ihrer Familie geredet zu haben, selbst wenn sie doch sui iuris war, erschien mir unangemessen, ebenso wollte ich den damaligen Fehler der innigen Nähe vor diesem besagten Gespräch vermeiden. Doch Celerina...war sie nicht eben noch eine Spur weiter entfernt gewesen? Konnte es sein, dass sie sich Moment um Moment ein Stückchen weiter heranschob? Mein Herz schlug unangenehm hart gegen meinen Brustkorb. Wenn ich sie nicht... Jetzt nicht.. Sie würde mich gewiss für einen Feigling halten oder, noch schlimmer, jemanden, der nicht seine Absichten vertrat. Aber war es nicht ungeheuerlich, in so kurzer Zeit so viele Schritte nacheinander zu tätigen? Die braunen Augen blinzelten so erwartungsvoll. Bildete ich es mir nur ein? Was tun? Ich hob den Mundwinkel noch eine Spur mehr an - und führte ihren Handrücken an meine Lippen, um einen flüchtigen Kuss aufzuhauchen. War ich damit nun erreicht - oder nicht erreicht - hatte, konnte ich nun beim besten Willen nicht erahnen. Doch sie hier und jetzt zu küssen, direkt um ihre Hand anzuhalten, erschien mir übereilt und einfach unangemessen. Mit dieser Aktion musste sie ahnen, was ich bezüglich ihr und mir dachte, das sollte vorerst genügen. Hoffte ich.


    "Gehen wir weiter? Die Königin des Gartens hast du nun schon gesehen, aber weiter hinten habe ich einige seltene Exemplare einer schwer zu pflegenden Art aus Asia...." fuhr ich fort und deutete weiter hinein in das frische Grün des Gartens, mich gleichsam in Bewegung setzend. Natürlich versuchte ich, mir nicht anmerken zu lassen, dass die Gedanken aufgewühlt waren und wild durcheinander peitschten. Den geschlungenen Pfad entlang wandelten wir schlussendlich bis zur entlegendsten Ecke des Gartens, sahen herrliche Magnolien in den sattesten Farben, einen Pfirsichbaum, dessen Früchte bereits reif waren und von denen ich Celerina eine pflückte, und allerlei andere Pflanzen in den verschiedensten Formen und Farben. Einige Male kam es zu solch nahen Momenten wie zuvor an der Orchidee, doch ich achtete darauf, ihr nicht zu nahe zu treten. Das samtpfötige Geschenk, welches ich plante, würde gewiss seinen Effekt verlieren, wäre hier schon allzu deutlich, dass ich Celerina an meiner Seite wissen wollte. Schließlich führte ich sie zurück zur Terrasse, wo ich unsere beiden Becher mit einem Fruchtsaft-Wasser-Gemisch füllte. Der Spaziergang hatte durstig gemacht, zumindest mich, und die Sonne stand derweil in einem solch spitzen Winkel, dass sie durch Geäst und Zweige auf die Terrasse fiel, die inzwischen im goldenen Abendlicht lag. "Ich hoffe, die kleine Führung hat dir zugesagt", sagte ich und schmunzelte, als ich wieder saß.

  • Sim-Off:

    Danke, danke! :D Aber ohne ein Objekt der Begierde, gibt es auch keine Zicken! :D


    Konnte er es spüren, so wie ich es spüren konnte? Wie das Herz immer heftiger zu schlagen begann, je länger wir so nahe beisammen standen? Ich spürte, als ob tausende von Schmetterlingen in meinem Innern aufs heftigste mit ihren Flügeln umher flatterten. Diese Gefühl war mir bis dato nur sehr selten beschieden worden. Es war ein seltsames, bisweilen auch berauschendes Gefühl. Auch wenn es vielleicht im ersten Moment etwas unangenehm schien, wollte ich es doch nicht missen. Ein Königreich, für das Wissen, was just in seinem Kopf vorging!
    Ich wusste selbst, wie ungeheuerlich es gewesen wäre, hätte er mir hier und jetzt sein ganzes Herz ausgeschüttet und womöglich dabei noch die Zauberworte ins Ohr geflüstert, die ich so gerne gehört hatte. Nein, es war unsere Pflicht, die Form zu wahren und uns den Traditionen zu unterwerfen. JedochTaten sagten in diesem Augenblick mehr als Worte. Fasziniert beobachtete ich ihn, wie er meine Hand zu seinen Lippen führte und einen zarten Kuss darauf hauchte. Ich glaubte schon, angesichts dieser süßen Geste, zergehen zu müssen. Jetzt noch einen Kuß! Diesen Einen wünschte ich mir. Voll Verlange schloß ich die Augen und wartete darauf, bis seine Lippen die meinen erreicht hatten. Unglücklicherweise taten sie es nicht. Hatte ich zu viel verlangt? Nein, ich ermahnte mich selbst und erinnerte mich wieder meines guten Vorsatzes, die Traditionen wahren zu wollen. Ein Kuß wäre zu übereilt und unangemessen gewesen. Lächelnd öffnete ich wieder die Augen. Ohne Zweifel, ich war auf dem richtigen Weg, der mich in nicht allzu weiter Ferne letztendlich zum Ziel bringen wollte. Doch wie bei jeder anspruchsvollen Wanderung, die mit gewissen Gefahren einher ging, war darauf zu achten, den richtigen Schritt zur richtigen Zeit zu tun. So traf es sich gut, daß Corvinus nun vorschlug, weiter zu gehen. "Aber gerne!"
    Was ich nun noch zu sehen bekam, erfreute sehr mein Herz. Besonders die Magnolienbäume mit ihren wunderschönen und wohlduftenden Blüten, hatten es mir dann noch angetan. Ja, dieser Garten war etwas ganz Besonderes!


    Unser kleiner Rundgang führte uns schließlich wieder zur Terrasse zurück. Dort nahm ich gerne noch eine Erfrischung. Wie schade, der Tag neigte sich bereits seinem Ende zu. Ich konnte ihn nun unmöglich verlassen, ohne zu wissen, wann und wo ich ihn wieder sah! Ich mußte mir etwas einfallen lassen. Die Zeit drängte! Aber natürlich! Ein zufriedenes Lächeln umspielte meine Lippen. "Ja, es war überaus.. aufschlußreich! Wie wäre es, wenn ich dir demnächst auch einmal den flavischen Garten zeige? Felix´ Rosen stehen jetzt in voller Blüte und auch in unserem Garten gibt es einige schöne Plätzchen, die zum Verweilen einladen." Ich hatte ja keine Ahnung, wie gut Corvinus den flavischen Garten bereits kannte.

  • Das flaue Gefühl in meinem Magen nahm allmählich ab, mit jedem Schritt, den wir wieder zurück zur Terrasse gegangen waren. Celerina lud mich schließlich ein, durch den flavischen Garten lustzuwandeln. Ich kannte ihn zwar bereits, wollte diese Einladung jedoch nicht abschlagen. "Das würde mich sehr freuen", erwiderte ich, auch wenn sich allmählich das flaue Gefühl wieder einstellte. War ich zu sensibel, oder verbargen ihre Worte tatsächlich gleich zwei Anspielungen, die rein gar nichts mit Pflanzen zu tun hatten?


    Ich rettete mich mit einem Schluck aus dem Kelch, über dessen Rand hinweg ich Celerina ansah. Ein paar Fragen unverfänglicherer Natur fielen mir noch ein, wir unterhielten uns noch eine Weile recht angenehm, und dann wurde es allmählich Zeit für eine Verabschiedung.


    Wir standen bereits wieder im atrium, Celerinas Sklavin wartete an ihrer Seite, und ich verabschiedete mich. "Es war ein überaus angenehmer Nachmittag, Celerina. Ich hoffe, er hat dir ebenso gefallen wie mir", sagte ich höflich und neigte den Kopf. Leone wartete derweil darauf, dass die beiden sich dem Eingangsportal näherten, um ihnen fürsorglich die Tür zu öffnen.

  • Schrecklich, wie schnell die Zeit doch verging! Kaum war ich gekommen, schon war dieser schöne und durchaus ergiebige Nachmittag bereits vorüber. Es war nun Zeit, sich zu verabschieden. Ich konnte doch darauf hoffen, Corvinus bald in der flavischen Villa begrüßen zu dürfen. Dann konnten wir unsere Konversation fortsetzen.
    "Das Vergnügen war ganz auf meiner Seite! Ich habe zu danken. Es ein überaus reizvoller Nachmittag und ich hoffe, uns wird noch so mancher gemeinsame Nachmittag noch vergönnt sein!"
    Ylva hatte den Nachmittag im Inneren der Villa verbracht. Mir war es gleich, was sie getrieben hatte. Nun wartete sie bereits. Die Trägersklaven, die mein Geschenk an Corvinus getragen hatte, waren längst zur Villa Flavia zurückgekehrt.
    Ich konnte es nicht unterbinden, zum Abschied küsste ich Corvinus auf die Backe. Dann verließ ich die aurelische Villa.
    Mittels meiner Sänfte, steuerte ich mein Zuhause an. Dieser Nahmittag und alles was geschehen war, die Orchidee, die Pfirsiche und wunderschönen Pflanzen und nicht zuletzt diese seltsame Sklavin, beschäftigten mich noch für eine Weile. Die schönen Dinge behielt ich in meiner Erinnerung, die schlechte verdrängte ich.

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