Sie konnte nicht umhin bei seinem Erröten und Gestammele zu grinsen und öffnete die Tür hinter sich. "Aber klar.. ich bin weg, sobald du einmal geblinzelt hast." versuchte sie ihm halb scherzend, halb sich entschuldigend zu verstehen zu geben. "Ich verrate sicher nichts.. von dem.. und dem Hund. Ein ganz süßer Hund übrigens..." Sontje winkte Amala zu. Nachdem die Tür hinter ihr zu war, lehnte sie sich im Flur an das Türblatt, strich sich über die Stirn. "Herrjeh... sowas kam mir noch nicht unter. Ich werde dich nimmer mehr wecken kommen..." Sontje ging den Gang runter und bog um die nächste Ecke des Flurs. Ragins Zimmer würde ab jetzt tabu sein für solche Art von 'Überfällen'.
Ragins Zimmer
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- Casa
- Albin
- Geschlossen
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Ragin stand erstmal noch einige Augenblicke völlig perplex da. Dann schauten sich er und Amala an. Wahrscheinlich dachten beide dasselbe: Was war denn das jetzt? Die Hündin unterstrich ihre Verwirrtheit mit einem fragenden Winseln. Ragin hingegen eilte zur Tür und schloss diese eilig, aber möglichst leise. Dann setzte er sich erstmal wieder aufs Bett. Was sollte er denn jetzt nur tun? Nicht nur das die Decke kaputt war-Albin würde ihm dafür sicher die Ohren langziehen-dazu kam auch noch, dass sie Amala gesehen und viel schlimmer noch, sie hatte ihn nackt gesehen! Wie konnte er ihr nur je wieder unter die Augen treten? Wahrscheinlich würde sie ihn sich jetzt immer nackt vorstellen! Der junge Duccier lief wieder an wie eine Tomate und ließ sich mit dem Rücken aufs Bett fallen.
Ob sie mich wirklich überfallen hätte, wenn ich früher aufgewacht wäre? Und was hatte sie überhaupt mit überfallen gemeint? Eines wusste Ragin jetzt auf jeden Fall: Frauen waren viel komplizierter als Männer! Ob man da alles wörtlich nehmen konnte? Hach verdammt, wahrscheinlich hatten Loki und Witjon deswegen noch kein Weib zur Frau genommen-die wussten halt wie der Hase lief.
Eigentlich hatte sich Ragin heute seiner neuesten Errungenschaft widmen wollen, er hatte sich nämlich einen Tatsachenbericht über den Trojanischen Krieg geholt. Das Buch hieß Ilias und war von einem gewissen Homer geschrieben worden. Aber jetzt hatte er dafür definitiv keinen Kopf! Also zog er sich schnell an, man wusste ja nie, wer jetzt gleich so reinplatzen konnte, und ging dann runter etwas frühstücken. Vorher schärfte er Amala ein, leise zu sein und hoffte sie würde sich daran halten.
Sim-Off: Wenn jemand möchte, dass mein Hundi bellt, und sie entdecken möchte kann das gerne jederzeit tun;) Gerne auch erst ein paar Tage später, wenn ale wieder daheim sind. Irgendwann muss das ja auffliegen.
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Auf dem Weg zu seinem Zimmer wandelte Phelan fröhlich durch die Gänge der Casa. Er hatte sie sehr vermisst, jeden Stein, der die Casa stützte, jedes Bild, das die Wände der Casa zierte. Ein Ort des Wohlgefühls und der Geborgenheit. Es waren schon ein paar Tage nach seiner Ankunft vergangen.
Auf einmal drang ein tierähnliches Geräusch in den Gang. "Nanu?" wer konnte das sein? Eher würde er sich als verrückt erklären lassen, als zu vermuten, dass es einer seiner Verwandten oder gar Bediensteten hätte sein können. Der Sache ging er gespannt nach und blieb vor der Quelle des Lautes stehen. Jetzt stand er vor Ragins Tür.
Phelan klopfte, aber das einzige was er hörte war eine Art Bellen, dass je mehr klopfte zunahm. Aus reinem Interesse öffnete er einfach mal die Tür um nachzuschauen.
"Bei den Göttern! Wer bist denn du?" schnell schloss er die Tür hinter sich, denn er wusste genau was passieren würde, wenn Albin den Hund entdecken würde.
Der Hund, der sich dann als Hündin entpuppte ging auf den jungen Germanen zu und beschnupperte ihn. Er beugte sich runter und ging in die Knie. Der Hündin schien es wohl nicht so zu gefallen, alleine in einem Zimmer eingesperrt zu sein, daher streichelte er sie hezlich. "Ja .. feiner Hund, gehörst du Ragin? Ja? gehörst du ihm? Braves Mädchen .." bei Ragins Namen bellte die Hündin, was Phelan als ein Ja auffasste. Wenn er an seine Abenteuerzeit in den Wänderln an der Amisia dachte, wurde ihm ganz warm ums Herz. Viel Zeit hatte er mit den Tieren in den Wäldern verbracht und hatte somit eine gute Bindung zu diesen Geschöpfen, was ihm schon bei seiner Probatio bei dem störrischem Eber geholfen hatte.Der Blondschopf entschloss sich auf den Stuhl neben Ragins Bett zu setzen, bis jener auftauchen würde. Mit beiden Pfoten auf seinen Beinen richtete sich die Hündin auf und hechelte. Seine massierende Hand war die ganze Zeit auf ihrem Kopf.
Sim-Off: Ich war so frei
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Wenig später, nachdem Phelan Ragins Zimmer betreten hatte, stapfte Albin mit einigen hausratstechnischen Dingen im Kopf durch die Gänge... er hatte es bellen gehört, und war davon ausgegangen, dass der junge Ragin im Hof mit seinem neuen Hund spielt, von dem Hartwig ihm erzählt hatte.
Als er an Ragins Zimmer vorbeikam hörte er den jungen Phelan, der vor ein paar Tagen aus Rom wieder gekommen war. Und er knurrte! KNURRTE! Dazu hörte er noch Schnaufen und Hecheln, und undeutliches Stimmengewirr.
Albin hielt einen Moment inne, und legte die Stirn in Falten. Was bei Loki?
Das Knurren und Hecheln ging weiter, irgendwas da drin nicht mit rechten Dingen vor... kurz war er versucht die Tür zu öffnen und Ragin und Phelan zur Rede zu stellen, beließ es dann aber doch dabei. Vielleicht fand er dann Dinge heraus, die er garnicht herausfinden wollte! Vielleicht hatten die Römer den beiden Jungen noch viel schlimmere Sachen eingetrichtert! Albin hatte von sehr merkwürdigen Angewohnheiten der Südländer gehört...Er nahm die Hand wieder von der Klinke, trat einen Schritt zurück und ging dann wieder seines Weges, mit dem seltsamen Bild von zwei knurrenden und hechelnden Duccii im Kopf. Kein Wunder, dass die junge Sontje so verstört auf Ragin reagierte... wer weiß was der Junge ihr gegenüber schon für.... Sachen... gemacht hat.
Eins war klar: das Leben im Reich setzte den jungen Leuten nur Flausen in den Kopf!
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Sim-Off: Das ist ein germanischer Bärenhund. Das sind Riesenviecher. Die muss mit den Pfoten nicht auf deinen Schoß;) Ach und Albin hab selten so gelacht!
Ragin hatte seinen Hunger gestillt. Ob der Hund allerdings gejault hatte, hatter er nicht hören können, denn Marga hatte ihm wieder einmal vorgeworfen aus ihm würde nie etwas werden, so dünn wie er sei. Dabei aß er schon fast das doppelte wie die meisten anderen Bewohner der Casa. Aber das interessierte Marga nicht, sie sagte ihm jedes mal wieder, dass er ein dünner Hering war.
So kam er also gut gesättigt wieder nach oben. In seinen Taschen hatte er natürlich etwas für Amala gebunkert. Er öffnete vorsichtig die Tür, hörte er doch ein lautes Hecheln. Was er dann sah, ließ Ragin die gesamte Farbe aus dem Gesicht weichen. Dort saß Phelan und kraulte Amala hinterm Ohr. Verdammt, gab es irgend etwas hier was diese Familie anzog? Was wollte er hier? Hatte Sontje ihm von dem Vorfall erzählt? Oder war er wegen Amala da?
Ragin schloss schnell die Tür und drückte sich mit dem Rücken dagegen. "Ah... Phelan, hallo! Was führt dich zu mir?" , fragte er ein wenig unsicher.
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"Ich muss ein ernstes Wort mit dir wechseln Ragin." grimmig schaute er seinen Verwandten an. Dann wendete sich seine grimmige Wisage in ein breites Grinsen "Wo hast du denn dieses schöne Tier her?" mit beiden Händen wuschelte Phelan der Hündin an der Schnaze entlang "Ja fein bust du, fein .." es war wirklich ein schönes Tier, ganz anders als die Hunde, die er in Rom gesehen hatte.
"Aber mal im Ernst, einen Hund in seinem Zimmer verstecken ist keine gute Idee, was ist wenn Albin oder Loki das spitz kriegen? Albin ist nicht so tierlieb wie ich und Loki .. lässt auch lieber die Pferde im Stall."Sim-Off: Ja sie hockt ja nicht wie Pars Hiltons Chiwawa auf meinem Schoß sondern sützt nur ihre Vorderbeine bei mir ab
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Wieder verließ alles blut Ragins Kopf als er Phelans grimmiges Gesicht sah und hörte, dass er mit ihm reden müsse. Zum Glück hatte er sich an die Tür gelehnt, denn er spürte wie seine Beine weich wurde. Sie hat es ihm gesagt!, schoss es Ragin durch den Kopf. Doch dann merkte er, dass Phelan von dem Hund redete. Das war zwar auch nicht gut, aber allemal besser als das andere.
"Loki meinte ich soll die Hunde beide auf dem Hof halten. Aber ich habe ich entschieden erstmal nur sie zu kaufen und erst eine Zucht zu beginnen wenn ich aus Alexandria zurück bin." Er ging durchs Zimmer und setzte sich auf sein Bett. "Ich hab sie da in den Stall gebracht und da war sie so alleine und es war veradmmt kalt. Eigentlich wollte ich ja die ersten Nächte bei ihr bleiben, aber schon bevor es richtig dunkel war, habe ich vor Kälte gezittert. Also hab ich mich entschlossen sie mit hierher zu nehmen. Aber ich habe Angst es Loki oder Albin zu sagen, das gibt sicher Ärger. Aber alleine in der Kälte einsperren möchte ich Amala auch nicht. Da bekomme ich lieber Ärger!", schloss er trotzig.
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"Eine Hundezucht?"
Phelan runzelte die Stirn, zu einer guten Pferdezucht noch eine Hundezucht? Eigentlich "Eine schöne Idee Ragin, was planst du mit den Hunden zu machen? Wofür sollen sie abgerichtet werden?"
Vielleicht sollte ja die Ala ihren Anteil daran bekommen, er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Hunde Schoßhündchen werden sollten.
"Das du des Tieres Wohl interessiert bist kann ich verstehen, man muss sich nur vorstellen die Rollen wären vertauscht und wir müssten in der Kälte stehen Nacht für Nacht. Ich sage dir, rede mit Loki, er kann es mehr verstehen als Albin .. er ist tierlieb, vielleicht darfst du ihn hier halten, allerdings denke ich das er dir nur erlauben wird den Hund hier zu behalten, wenn sie im Erdgeschoss bleibt." irgendwas hatte er vergessen "Wie heißt sie eigentlich?" -
Ragin wog seinen Kopf hin und her. "Sie sind gute Wachhunde. Man kann sie aber auch für die Bärenjagd einsetzen, oder als Kriegshunde abrichten. Den Rüden den ich gefunden haben, der muss ein halber Bär sein, zudem heißt er Björn. Die nette Dame, die dich hier gerade als Kraulhilfe missbraucht, heißt Amala."
Ragin schluckte erstmal. "Loki hat sehr überzeugend gewirkt, als er meinte er möchte im Haus keine Hunde haben. Er hat wohl die Befürchtung sie könten die Pferde zu arg aufregen. Ich verstehe das ja auch. Hätte ich gleich beide Hunde geholt dann wären sie ja zu zweit gewesen, dann hätte ich sie ja auch auf den Hof gebracht. Aber der Rüde ist zu dominant, mit dem wäre ich nicht fertig geworden. Also dachte ich, ich gewöhne erst Amala eine Weile an mich, und wenn sie mich als ihren Herrn akzeptiert hat, dann habe ich es bei dem Rüden viel einfacher." Er hielt die Handflächen nach oben und zuckte mit den Schultern. "Aber es wird jetzt eine Weile dauern, bis ich den Rüden hole, denn das werde ich erst nach meiner Rückkehr aus Alexandria machen. Und da ich dort am Museion ein Examen machen soll, wird das wohl nicht allzu schnell sein."
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"Amala, ein schöner Name." Einen Rüden? Langsam wurden es ja immer mehr Fellnasen, aber es schimpfte sich ja auch Zucht.
"Hätte ich Sontje damals keinen Esel geschenkt, würde ich ihr einen von deinen Hunden schenken, aber dieser Esel ist schon genug des guten." Wenn Ragin wüsste, was Olaf für einer war.
Was der Bursche dann sagte, ließ Phelans Atem stocken. "Was? Du sollst ein Diplom machen? In Alexandria? Wer hat es dir aufgetragen?" die arme Familie .. jüngst waren erst Eila und Phelan in Rom gewesen, jetzt würde Ragin auch noch weg sein. Die Familie ist zwar kurzzeitig kleiner, allerdings ist sie stärker, wenn das verlorene Glied wieder eingereiht ist. Es würde also eine Bereicherung sein, wenn Ragin ginge. -
"Der Esel sieht lustig aus. So einen habe ich vorher noch nicht gesehen." Ragin grinste, denn Olaf sah schon sehr lustig aus."Eigentlich wollte ich nur Dagmar besuchen, schließlich ist sie meine nächste noch lebende Verwandte. Und dann meinte Loki er hat nichts dagegen, dass ich gehe, aber ohne ein Diploma bräuchte ich gar nicht wiederkommen." Der junge Duccier zuckte mit den Schultern.
"Ich habe keine Ahnung was mich dort erwartet. Ein wenig Griechisch habe ich gelernt. Aber ob das dafür reichen wird? Aber normalerweise lerne ich sehr schnell, und es bleibt mir ja eh nichts anderes übrig. Allerdings habe ich ja gar keine Ahnung wie es dort funktioniert, also wie man sich dort anmeldet und wie lange die Kurse dauern. Ich hoffe mal, dass Dagmar mir da ein wenig helfen kann. Sobald ich eine positive Antwort von ihr erhalte, werde ich sofort aufbrechen. Aber zuerst feiern wir mal ein schönes Julfest." -
"Ich hab ihn auch nur gekauft, weil er etwas besonderes ist. Einen albinofarbenen Esel habe ich auch noch nie zuvor gesehen." leider erwieß sich dieser kleine süße Esel als störrisches Biest das gerne in die Finger biß, naja, jedenfalls empfand Phelan das so.
"Hm, das du Dagmar besuchst finde ich schön, bestell ihr schöne Grüße von mir. Mir war klar das Loki so etwas sagt, aber wenn du schon einmal da bist, kannst du deinen Aufenthalt auch direkt nutzen." Eine gute Eigenschaft von Loki war es wohl, seine Verwandten anzutreiben strebsamer zu werden. Allerdings war Ragin noch sehr jung, zwar lernbegierig, aber vielleicht war es noch zu früh. "Ich denke, Dagmar wird dir schon alles zeigen und du wirst das schon machen. Du kannst alles schaffen was du willst. Nur schade das du jetzt bald wieder weg gehst, wir hatten ja nicht so viel Zeit uns kennen zu lernen." war Phelan doch wenige Tage nach Ragins und Ratbalds Ankunft in Mogontiacum nach Rom aufgebrochen. -
"Ich würde ja gerne so schnell wie möglich abreisen, aber es kann sein, dass es Dagmar ungelegen kommt, und ich bis zum Frühjahr warten muss. Ich hoffe nur, dass Dagmar dann noch lebt." Düstere Gedanken bemächtigten sich seiner. Alle seine Verwandten die er nicht kannte starben irgendwie bevor er sie kennenlernen konnte. Brandinar war das jüngste Beispiel. Ob die Norne ihn verflucht hatten? Den Gedanken schob er ganz schnell beiseite, denn es war zu schrecklich was er daraus ableiten müsste. Also wechselte er schnell das Thema.
"Bevor ich abreise werde ich aber noch was wärmeres zum Anziehen brauchen, schließlich werde ich dann mit dem Pferd bis nach Gallien reisen, und auf dem Schiff wird es sicher auch ordentlich kalt werden. Schlägst du mir einen Pelz oder eher einen Mantel vor? Ich meine du verkaufst ja jetzt wieder beides. Ob ich da wohl auf einen Vorzugspreis hoffen kann?" -
"Dagmar noch lebt?? Wie meinst du das?" Phelan machte große Wolfsaugen. Was sollte das denn heißen? War sie etwa krank? Hatte er etwas verpasst als er so lange in Rom verweilte?
"Lieber Ragin, ich würde dir einen Pelz doch sehr empfehlen, ich spreche da aus eigenen Erfahrungen und jenen, werde ich dir auch schenken." Als ob er seinem Verwandten Geld dafür abluchsen wollte. Phelan war ein Duccier und kein Römer
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"Aber saugt der sich auf dem Schiff dann nicht mit Wasser voll?", fragte er noch schnell, aber er wurde dann ernst.
"Du bist doch jetzt ein Priester, also sowas wie ein Gode. Ich glaube die Norne haben mich verflucht! Seit ich hier bin, sterben alle meine Verwandten die ich noch nicht kenne. Erst mein Vater, dann dein Bruder und mein Onkel Gero. Dann ist Ratbald einfach abgehauen und nun ist auch noch Brandinar gestorben-alle sind sie weg! Das ist auch einer der Gründe warum ich so schnell wie möglich zu Dagmar möchte, denn von denen die ich kenne ist noch keiner gestorben..."Ragin ließ entmutigt die Schultern hängen.
"Dabei weis ich gar nicht was ich gemacht haben könnte, was sie erzürnt haben könnte. Aber solange ich das nicht weis, kann ich daran auch nichts ändern. Weißt du vielleicht was es sein könnte?"
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"Aber nein, keine Sorge, da hättest du mit einem Mantel schlechtere Karten. Das Wasser zieht in den Stoff des Mantels ein, beim Pelz hingegen perlt das Wasser fast ab und nur wenige Tropfen hängen noch darin. Stell dir einfach vor du bist ein Mensch im Wolfsfell, ein Wolf saugt sich doch auch nicht voll oder?" Phelan zwinkerte seinen Vetter an.
Zu witzig war die Vorstellung, wie er in einem Wolfsfellpelz wohl mit langen Ohren und kalter Schnauze aussehen würde.
Was Ragin aber dann sagte, brachte auch bei ihm die Stimmung auf Tiefgang.
So viele waren in letzter Zeit gestorben, wie Ragin richtig sagte.
Der Tod seines Bruders lag ihm noch schwer in den Knochen. Ein gutes Verhältnis hatten die beiden nie, aber dennoch gab es eine Verbundenheit.
Ob Sontje wusste, das Gero tot sei wusste er nicht, das Gespräch hatte sich noch nicht ergeben und Phelan wollte seiner Zwillingsschwester auch nicht direkt mit der Tür ins Haus fallen.
"Nunja wie soll ich sagen. In erster Linie beruht meine Ausbildung auf dem römischen Götterkult, aber was meine Intention betrifft, wieso ich die Ausbildung gemacht habe, ist, dass beide Reiligionen in vielen Punkten sehr nah beieinander liegen." er runzelte die Stirn und strich sich am Bart herum. "Hm .. ich denke nicht, dass du die Götter erzürnt hast. Falls doch, würden sie von dir verlangen das die Sühne begehst, also deine Schuld eingestehst und ihnen ein Opfer darbringst. Ich gehe aber wirklich nicht davon aus, dass die Götter erzürnt sind. Ich denke einfach, das der Krieg deinen Vater, Brandinar und Gero genommen hat, ob es Zufall ist wage ich zu bezweifeln. Es ist der Götter Willkür und soll vielleicht ein Zeichen sein. Mache dir keine Gedanken. Ich bin mir sicher, dass Dagmar nichts passieren wird, glaub mir. Das dein Bruder abgehauen ist zeigt einfach nur, dass er nicht mit der neuen Situation klar kam, ich meine, hier bei uns, vor allem wenn er so einen eifrigen und dazu noch jüngeren Bruder hat. Vielleicht siehst du Ratbald irgendwann wieder, allerdings denke ich, dass er es bis dahin zu nichts gebracht hat, außer vielleicht die Gründung einer Familie und das aufbauen einen kleines Hofes." das mit der Familiengründung war wohl der leichtere Teil .. -
Ragin hörte angestrengt zu, und dann wich alles Blut aus seinem Gesicht und er wurde aschfahl. Phelan meinte, dass Ragin schuld war, sein Bruder weggegangen war! "Oh!", war das Einzige was er sagen konnte, dann steckte ein Kloß in seinem Hals. War er hier wirklich zu eifrig gewesen? Hätte er langsamer lernen sollen? Das erklärte warum Ratbald ihn nicht mitgenommen hatte, denn Ragin hatte das nie verstanden. Sie waren doch Brüder! Aber wenn er wirklich so furchtbar war, dann konnte man Ratbald wohl keinen Vorwurf machen...
"Danke Phelan für deinen Rat, aber ich...ich muss gleich noch was schreiben. Kann ich noch was für dich tun?"
Er schaute ihn nicht direkt an, denn er hatte Tränen in den Augen.
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Sim-Off: Viel Spaß beim Lesen. Ich wünsch euch ein schönes Julfest;)
Phelans Worte nagten an Ragin. Sicher hatte es sein Vetter nicht so gemeint, wie es sich im ersten Moment angehört hatte, aber trotzdem fraßen sie sich wie Gift in Ragins Gedanken. So lag er lange in seinem Bett wach, geschüttelt vor Trauer und gram vor Schuldgefühlen. Er hatte seinen Bruder vergrault! Lieber wollte dieser in Magna als Bauer leben, als die Schmach zu ertragen hier nicht so gut zu Recht zu kommen wie Ragin. Wieso hatte er das nur nicht rechtzeitig bemerkt und ihn so aufhalten können? Wieso hatte er nur vor ihm angegeben, wie viel er schon wusste und wie gut er die Sprache der Römer beherrschte? Der arme Ratbald musste sich furchtbar gefühlt haben, hinter seinem kleineren Bruder zurückzustehen. Viele weitere solche Gedanken spukten Ragin durch den Kopf, bis er in einen von Albträumen gepeinigten Schlaf fiel.
Es war der Abend des Julfestes. Ragin freute sich schon, denn seine Mutter machte an diesem Abend immer Bratäpfel und erzählte schöne Geschichten von den Göttern und Helden. Besonders gerne hatte er immer die Geschichten von Wotan gehört, wie dieser als Grimnir unter den Menschen wandelte und ihnen Gutes tat, ohne das diese merkten, wer ihr Wohltäter eigentlich war. Natürlich durften auch die Geschichten nicht fehlen in denen er als Oski zu den Menschen und Tieren kam und ihnen am Julfest ihre Wünsche erfüllte.
Ragin hatte seinen Kopf auf den Schoß seiner Mutter gelegt, und sie streichelte ihm sanft übers Haar. Wie er es genoss, diese Nähe zu seiner Mutter. Er liebte sie sehr, war sie doch zusammen mit Ratbald das Wichtigste was er hatte. Er fühlte sich unglaublich wohl, es war warm, die Streicheleinheiten jagten ihm einen wohligen Schauer über den Rücken und es lag noch der Geruch der Bratäpfel in der Luft, die sie vorhin verzehrt hatten. Ragin wunderte sich kurz, warum Ratbald eigentlich nicht da war, doch dann begann seine Mutter ein Gedicht über Oski zu rezitieren und er hörte gespannt zu. Mit einer warmen und weichen Stimme, wie sie nur eine Mutter haben konnte, begann sie zu sprechen:
Heil dir Oski, Wunscherfüller,
segensreicher Freudenbringer,
lässt die Herzen sich erwärmen,
Kinder fangen an zu schwärmen,
mögen sich nun alle laben
an Deinen guten Liebesgaben.Später lasst uns lärmend toben,
zu bannen Geister und Dämonen,
das nun auch im neuen Jahr Verderben
bei uns macht sich rar.
Bringst Glück hinein in unser Haus
und trägst das Unglück rasch hinaus.Heil Dir, Oski!
Dieses Gedicht rezitierte sie jedes Mal am Julfest, und Ragin hatte es in Gedanken mitgesprochen. Allerdings nicht laut, denn seiner Mutter war die Ehre vorbehalten es vorzutragen, so war es Tradition bei ihnen.
Er war wohl kurz eingenickt und wollte sich fester an seine Mutter schmiegen, doch auf einmal war sie ganz hart. Er blickte nach oben und sah in das Gesicht eines Totenschädels. Erschrocken sprang Ragin nach hinten und krabbelte von dem Skelett weg. Doch nicht nur das hatte sich verändert, auch ihr Haus war verschwunden! Er war in einer gigantischen und düsteren Höhle, deren fahles Licht sich auf riesigen Knochenbergen niederließ. An den Händen sah er riesige Wurzeln, die sicher so dick waren, dass drei dutzend Männer sie nicht hätten umfassen können. Durch die Mitte der Höhle schoss ein schwarzer Fluss, und in dessen Gischt meinte er durchscheinende Gesichter und Körper zu sehen. Der Strom schien hier zu enden, oder unterirdisch weiter zu fließen, und zwar genau an der Stelle wo sich der höchste Skelettberg auftürmte. Drei gab es ander Zahl, die sich meterhoch türmten. Davor wurden in unregelmäßigen Abständen Leichen angeschwemmt.
Nun wusste Ragin wo er war, hatte der Gode doch leider allzu oft davon berichtet: Er war im Reich der Hel, und dies hier musste der Leichenstrand sein, an dem… er kam nicht dazu den Gedanken zu Ende zu denken, denn aus dem Augenwinkel wurde er einer Bewegung gewahr. Ein großer schwarzer und schlangenhafter Leib bewegte sich zwischen den Knochen. Blutiger Schleim schien ihn teilweise zu bedecken und ein Geruch von Verwesung raubte ihm kurz den Atem. Er stand wie gebannt da und verfolgte den Leib, denn er hoffte so auch dessen Kopf zu finden. Ragin wusste in seinem inneren schon, wem dieser Körper gehörte, doch wagte er die Antwort nicht einmal zu denken. Zwischen den Knochen verlor sich der riesige Leib. Allerdings war es auch nicht mehr nötig, um den Kopf der Schlange zu finden, denn dieser erhob sich kurz darauf hinter dem mittleren und größten der drei Berge. Er war groß wie ein Haus, schwertlange Giftzähne schmückten das riesige Maul, aus dem blutiger Schaum troff. Die bösartigen Augen richteten sich kurz auf Ragin. Der Junge meinte sein Herz müsse sofort stehenbleiben, so tief blickten diese hasserfüllten Augen in sein Innerstes.
Doch dann schoss der Kopf plötzlich nach vorne und packte einer der Leichen, die auf dem Berg lagen. Es war eine blonde Frau mit zwei langen Zöpfen-es war Ragins Mutter! Er blieb wie angewurzelt stehen, zu groß war der Schock. Der Wurm hob ihren Körper nach oben und leise Schmatzlaute waren zu hören. Seine Mutter veränderte sich. Ihre Haare verschwanden, ihre Haut wurde erst fahl, dann rissig bis sie ganz verschwand. Auch dem Fleisch darunter ging es nicht anders. Der Nidhöggur, den nur das konnte diese Kreatur sein, saugte den Körper von Raginhild auf und ließ anschließend ihre weißen Knochen einfach auf den Berg fallen. Er wolte Schreien und wüten, doch das konnte er nicht. Er war absolut bewegungsunfähig und musste diese Folter stumm beobachten. Doch Ragins Qualen sollten noch nicht enden. Als nächstes war sein Vater Teutomar an der Reihe. Dann Sigmar, Gero und Brandinar. Bei keinem konnte Ragin sich bewegen oder Sprechen. Er war absolut hilflos. Tränen liefen über seine Wangen, denn die Hilflosigkeit gegenüber dem Schicksal wurde ihm nur allzu gut bewusst, denn selbst wenn er sich hätte bewegen können, was hätte er tun sollen? Er war kein Donar und hatte auch keinen Mjöllnir um mit dieser Kreatur zu kämpfen. Er war nur ein Junge…nur ein Junge…nur ein Junge…nur …ein…Junge, hallte es in seinem Kopf wieder und immer wieder.
Irgendetwas riss seine Aufmerksamkeit auf sich. Ragin meinte eine Bewegung bei den Leichen zu sehen. Auch der Pestdrache schien das bemerkt zu haben und stieß sofort zu. Er hatte sein Opfer schnell erwischt und was Ragin sah, das erschreckte ihn noch mehr als alles was er davor gesehen hatte: Sie hatte Ratbald zwischen ihren Zähnen…und er schien noch zu leben. Er kreischte schmerzerfüllt, voller Pein, und zappelte wie ein Käfer durch den man eine Nadel gestochen hatte. Ragin wollte ihm helfen, den Nidhöggur zur Not mit bloßen Händen angreifen, aber er war völlig paralysiert, unfähig zu bewegen, hilflos, machtlos, klein und schwach... Es ging langsam vor sich. Bedeutend langsamer als bei den anderen vor ihm. Ratbalds Augen blickten Ragin an und er begann artikuliert zu schreien: "Ragin! Ragin! Du bist schuld! Es ist alles deine Schuld! Wegen dir bin ich nach Magna gegangen! Du hast mich vertrieben! Du hast mich auf dem Gewissen!" Seine Haut war nun abgelöst und sein Fleisch begann sich langsam zu zersetzen. Aber er rief weiter, seine Stimme klang nun nicht mehr menschlich und hatte so ein pfeifen. Offenbar kam das von den Löchern in seinem Hals, die schnell größer wurden und durch die die Luft pfiff. "Du mussssst Dagmar retten! Sssssssschnell! Nur wenn du essssss ssssssschafst, dassssssss ssssssie ssssstolzsssss auf dich isssssssst kanssssst du ihr dasssssss ersssssssparen, wassssss du mir angetan hasssssst!" Dann verstummte sein Bruder für immer. Nachdem auch Ratbalds Knochen auf den Knochenberg gefallen waren, richtete die Schlange abermals ihren Blick auf Ragin. Ihre gelben fauligen Zähne blitzen auf. Beinahe schien das Monster zu grinsen. Kurz beugte sich der ekelhaft stinkende Körper nach hinten und schoss dann nach vorne um sich ihn zu packen…
Ragin erwachte schweißgebadet und er weinte. Sein Gesicht war nass und klamm vor lauter erkalteter Tränen. Amala lag neben ihm und schaute ihr Herrchen beinahe prüfend an. Dann kam sie zu dem Schluss, dass er ihre Zuneigung brauchte und begann ihm das Gesicht zu lecken. Es schmeckte salzig und das mochte sie ganz besonders. Ragin ließ es mit sich geschehen, denn die Nähe und die Wärme der Hündin taten ihm gut. Er zitterte, obwohl es nicht kalt war hier im Zimmer. Es war der Morgen des Julfestes…
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Die Reaktion von seinem Vetter hatte Phelan etwas anders erwartet. Aus ihm kam nur ein 'Oh!' heraus und er schien es anscheinend irgendwie falsch verstanden zu haben. Auch wenn er versuchte dem jungen Priester nicht in die Augen zu schauen, bemerkte jener tortzdem, dass bei Ragin das Wasser in den Augen nicht mehr fern war.
So ging Phelan auf ihn zu und legte ihm beide Hände auf die Schultern"Ragin .. ich habe das Gefühl, du fühlst dich für das Verschwinden von Ratbald verantwortlich, doch ich sage dir, es ist nicht so!" Er griff ihn fester "Ragin, Sohn des Teutomar, wäre jener hier, würde er stolz und mit Tränen in den Augen seinen Zweitgeborenen sehen, sein Erstgeborener hat ihn enttäuscht, aber du, du trägst den Namen deines Vaters aufrichtig in dir und mit Würde."
Einen Moment lang herrschte Stille "Ich bin mir sicher, dass du in Alexandria viel Erfahrung gewinnen wirst und mit einem Diploma und viel mehr Wissen nach Hause kommen wirst, wo deine Familie mit offenen Armen auf dich warmen wird." dann ließ er von seinem Vetter ab und klopfte ihm mit der rechten Hand noch einmal auf die Schulter.
"Immer und gerne Ragin, dann lass ich dich mal alleine .. Odin und Iuno mögen über dich wachen." -
Aber wäre es nicht dann seine Pflicht gewesen, seinen Bruder bei der Hand zu nehmen und ihm zu helfen? Hätte Ragin es nicht fühlen müssen, dass Ratbald sich hier nicht zurecht fand? Der junge Germane hörte zwar die Worte des frisch gebackenen Priesters, allerdings spürte er tief in sich, dass die vorher unbedacht ausgesprochenen Worte eine tiefere Wahrheit enthielten.
Als Phelan gerade die Tür öffnete rief Ragin ihn nochmal. "Phelan?" Er ließ einige Sekunden verstreichen, in denen der Priester sich zu ihm umdrehte. "Danke."
Dieser hatte ihm die Augen geöffnet, wenn auch auf einem schmerzlichen Weg, und dafür war Ragin ihm dankbar.
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