Wurde ich sentimental? Gar senil?
Ich fragte mich das schon so ein bisschen, als ich in der Mittagshitze durch den um diese Uhrzeit menschenleeren hortus stakste. Die ganze villa Aurelia war in siesta, und auch Aurelius Cotta schlummerte friedlich wie ein Baby in seinem Bettchen, als ich ihn verlassen hatte. Ich hatte mir diese Tageszeit ausgesucht, weil ich im hortus was vor hatte und ungestört sein wollte; dieser Plan schien schon einmal aufzugehen.
Unbeobachtet erreichte ich nämlich diesen kleinen Tümpel im hinteren Teil des Gartens, der an dem einen Frühsommerabend den Ausgangspunkt abgegeben hatte für ein zunächst feuchtes, dann schmerzhaftes und schließlich irgendwie komisches Abenteuer eines Aureliers, nämlich "meines" Aureliers, und zweier servi, nämlich Cadhlas und meiner Wenigkeit.
Hier hatte ich jetzt was zu erledigen, was Ernstes. Mit feierlichem Gesicht - jedenfalls hoffte ich, dass ich so eines machte - zog ich einen Dolch aus einem Täschen hervor, den ich mir bei meinem dominus ausgeborgt hatte; er hatte halt so tief geschlummert. Ich trat nahe an einen Baum, der an dem Tümpel stand, und ging in die Hocke, um in seine Rinde den Namen Cadhlas in griechischen Buchstaben einzuritzen, und das an einer möglichst wenig auffälligen Stelle, schließlich machte ich das hier nur für mich, und andere sollten das erst gar nicht sehen. Cadhla - ja, vor ihr hatte ich Respekt gehabt.
Schon setzte ich die Spitze des Dolches an die Rinde an, als ich ein Rascheln ganz in meiner Nähe vernahm. Ich dachte natürlich gleich an Cadhla, aber die kämpfte doch in Tarraco?
Ihr ahnt es: reserviert