Von einem der auszog, den Großmut zu lernen

  • »Amme, Schafskäse, Post, Altäre...« Menas schüttelte den Kopf und schürzte die Lippen. »Als ob man für einen Altar bis nach Mantua reisen würde.« Er stand vor den Aushängen und las jene, die zu oberst festgemacht waren und sofort ins Auge fielen. Als er es müde wurde, seinen Blick über schlechte Handschriften und unproportionale Bilder schweifen zu lassen, wandte er sich ab und betrachtete stattdessen die Leute, die hier vorbeischritten.


    Kleine, große, dicke, dünne, alte, junge - von jeder Sorte war etwas dabei. Menas seufzte und glitt zwischen die Menschen. Sein Ziel war ein wahllos herausgepickter Stand. Ihm war sterbenslangweilig zumute, er war auf der Suche nach etwas Abwechslung. Missmutig schob er sich zwischen den Leuten hindurch und gelangte schließlich an einen Stand mit Naschwerk. Aus einer Laune heraus orderte er für sich eine Tüte gemischte, kandierte Früchte und wollte gerade zahlen, als die Person neben ihm genau ein Quadrans fehlte, um sich zu kaufen, was ausgesucht worden war. Sonst weder edel- noch großmütig, legte Menas eine solche Bronzemünze vor der Person auf den Tresen und zahlte dann seine eigene Tüte. Er tat zwar so, als achtete er nicht auf die Reaktion, doch in Wahrheit interessierte sie ihn durchaus.



    Sim-Off:

    Wem auch immer die Münze gefehlt hat, er oder sie ist herzlich eingeladen, sich dazuzuschreiben.

  • "Ohne Geld gibt´s auch keine Ware!", meinte der Verkäufer schroff und lachte anschließend hämisch über Avianus, der sich genau wie Artorius Menas eine Tüte kandierter Früchte zu kaufen versuchte. Nein, Avianus mangelte es sicherlich nicht an Geld, im Gegenteil. Es war wahrlich eine Herausforderung, einen Patrizier ohne Geld anzutreffen. Doch Avianus musste es sich leider eingestehen. Er hatte zu wenig Geld mitgenommen, so dass es für den unscheinbaren Beobachter so wirkte, dass er mit seiner weißen Toga zu viel Geld in die Kleidung gesteckt hatte und zu wenig Geld für derartige Kleinigkeiten übrig geblieben wäre. "Moment... ich finde schon noch den Quadrans, nur Geduld.", beschwichtigte Avianus den Händler und suchte hektisch in den verborgenen Stellen seiner Kleidung nach dem fehlenden Betrag. Danach durchwühlte er seine Taschen und fand zu seinen Ungunsten nichts. Keine einzige Münze. Hochrot setzte Avianus an, sich rechtzufertigen, als die ihm unbekannte Person von daneben sich zu einer großherzigen Tat bewegen ließ.


    Ungeahnt dessen starrte Avianus den Artorier gebannt an, der ihn nun aus der Patsche geholfen hatte. Der Verkäufer riss derweil gierig das Geld an sich und brummte zur Bestätigung. "Na geht doch.", merkte der Mann blöd kommend an. "Ja, ist doch endlich gut!", fuhr Avianus ihn an und ließ ihn anschließend aus der Acht, nachdem er die Tüte an sich nahm. Danach wandte sich seine Aufmerksamkeit an den unbekannten Artorier: "Salve... Tiberius Aurelius Avianus mein Name. Danke, dass du mir aus der Patsche geholfen hast. Man sollte annehmen, wir Patrizier hätten genug Geld, um so etwas zu bezahlen. Ich hatte nur nicht genügend dabei.", lachte der Aurelier scherzhaft.

  • Nach außen hin unbeteiligt, war Menas doch im Innern verwundert, dass ein Patrizier - und dies war augenscheinlich einer, wie er nach einem Blick auf dessen Kleidung und Halbmond am Knöchel erkannte - keinen Sklaven zu haben schien, der sofort einsprang oder gleich für seinen Herrn zahlte. Amüsiert schürzte er die Lippen, kaum dass der andere den Händler recht unpatrizisch anfauchte, doch eine steile Falte bildete sich bei dessen nächsten Worten. Die Patrizier verarmten zusehends, das war bekannt, wurde jedoch nur selten laut ausgesprochen. Selbstverständlich versuchten die Familien patrizischer Herkunft stets, etwas anderes glaubhaft zu versichern. Mit nur einem sehr geringen zynischen Unterton entgegnete Menas daher: »Oh, natürlich. Nie habe ich etwas anderes vermutet.« Er lächelte matt und öffnete dann seine Türe, um ein Stück Apfel mit Zuckerkruste herauszuziehen. Während er es beäugte, richtete er erneut das Wort an den Unbekannten. »Gern geschehen, Aurelius«, sagte er und schob sich dann den Apfel in den Mund. »Artorius Menas«, fügte er lässig an, nachdem er gekaut hatte. »Neffe von Artorius Avitus, dem Tribun der Prätorianer.« Mit seinem Vater schmückte er sich nicht gern, dann schon eher mit seinem Onkel. Menas musterte den Aurelier durchdringend und erinnerte sich an die Begebenheit auf der Fortunafeier. »Du bist mit Corvinus von den Aureliern verwandt?«

  • Natürlich war das Thema Armut, sofern es bei den Patriziern Bestand hatte, keine Sorge der Aurelier. Die Kassen der Familie waren reichlich gefüllt, was wollte man bei Steuerfreiheit auch anderes annehmen? Natürlich vermied es Avianus, allzu laut darüber zu reden. Es war recht schön, das nötige Kleingeld für seine Vorhaben zu besitzen, aber man konnte auch schnell zur Zielscheibe für unliebsame Gauner und Verbrecher werden. Avianus´ Lippen verzogen sich zu einem lockeren Grinsen, welches unweigerlich verkündete, dass er sich nicht zu falschen Worten hinreißen ließ. "Ich sehe schon, dass du wohl nicht informiert bist über unsere Finanzlage. Man kann es dir nicht verübeln, das Wissen sei nur den Allerwenigsten gegönnt.", antwortete Avianus ironisch, während Menas ein Apfelstückchen genoss. Vielleicht konnte er den Artorier ja irgendwie ausmanövrieren, der wohl nicht gerade überglücklich war, mit Avianus zu schaffen zu haben. Lag es am gesellschaftlichen Stand oder war der Mann zu jedem so? Der Aurelier ließ sich die kandierten Früchte für später übrig, denn Vorfreude war doch bekanntlich die schönste Freude!


    Nun brüstete man sich also schon mit den Verwandten, was nicht ganz der Art des Aureliers entsprach. Avianus grinste jedoch bloß still schweigend und ließ die durchdringende Musterung geduldig über sich ergehen. Nein, er wollte selbst nur mit eigenen Erfolgen prahlen. Nicht mit jenen, die andere Vollbracht haben. Er war der Meinung, es würde ihm nicht zustehen. "Ganz unbekannt ist mir der Name nicht, jedoch kann ich nicht sonderlich viel mit dem Mann in Verbindung bringen.", äußerte Avianus schulterzuckend. Auf die Frage antwortete er wahrheitsgemäß: "Sehr wohl, das bin ich.". Wie aus der Pistole geschossen kam auch schon die Rückfrage: "Sag, Artorius Menas wer ist dein Vater? Vielleicht habe ich mehr von ihm gehört?". Mit hochgerichteter Augenbraue und weiterhin überaus skeptisch sah Avianus den Artorier an.

  • »Wozu etwas wissen, was ohnehin nicht von Belang ist?« konterte Menas und kaute auf einem neuen Stückchen kandiertem Obst. Ihn interessierten die Finanzverhältnisse der vermeintlichen Oberschicht nicht im Geringsten. Die Patrizier klammerten sich ohnehin nur an das Geld, was ihnen schwand, denn etwas anderes hatten sie nicht. Ansehen und Ruhm waren eine Frage des Engagements, und wenn man jenes nicht vorweisen konnte, so blieb man ein unbedeutender Name im grauen Sumpf des Einerlei. Wenn man sich nicht einmal ohne weiteres eine Tüte Naschwerk kaufen konnte, wie desolat mochten dann wohl die familiären Verhältnisse aussehen? Menas dachte nicht weiter darüber nach, es war ohne Belang für ihn.


    »Mein Vater ist einer von Vielen Zenturionen der Prima, nichts Herausragendes. Wenn dir der Name meines Onkels allerdings kein Begriff ist, so stellt sich mir die Frage, ob du bis vor kurzem in einer Provinz gelebt hast«, erwiderte Menas und legte den Kopf ein wenig schräg. Wem sagte der Tribun der Prätorianer nichts? Jeder hier in Rom kannte die Namen der bedeutendsten Schwarzröcke, und der Tribun war einer von ihnen. Menas fischte mit spitzen Fingern ein Stück herber Orange aus der Tüte und lutschte genüsslich daran. Er begann, diesen Schlagabtausch interessant zu finden. »Dein Verwandter schuldet mir noch Geld«, erwähnte er nebensächlich.

  • "Du hast Recht, Menas. Nicht von Belang... für dich vielleicht, was mir letzten Endes auch egal sein kann.", konterte auch Avianus mit kühlem Kopf. Nicht, dass er den Artorier nicht leiden konnte, aber ganz ernst nehmen konnte er ihn auch nicht, wie er da stand und mitten im Gespräch anfing, willkürlich an einem Orangenstückchen rumzulutschen. :D
    Diese kleine Meinungsverschiedenheit versprach, spannend zu werden, spekulierte Avianus im Gedanken. Der eigentliche Nervenkitzel an der Sache war jedoch nur der Eine... wem gingen früher die Argumente aus? Skeptisch hob Avianus die Augenbraue, als Menas auf seinen Vater und anschließend erneut auf seinen Onkel zu sprechen kam.


    "Nunja, ich bin auch nicht sehr lange in Rom. Es hat mich eine Zeit lang weggezogen, aus gewissen Gründen...", erwiderte Avianus ein wenig mitgenommen und senkte den Kopf. Was mit den Eltern war, verschwieg Avianus in der Hoffnung, nicht gefragt zu werden. Den Tod seines Vaters hatte seine Mutter kaum verkraftet. "Da sieht man, wie uninformiert man nach einer längeren Abwesenheit ist.", versuchte der junge Aurelier umzuschwenken.
    Anschließend kam der Artorier auf Geldschulden zurück, die Corvinus bei ihm haben soll. Im Prinzip war es kein Problem, da die Aurelier das Geld ja hatten. Aber hey, hieß es vorhin nicht noch, dass die Finanzlage der Gens Aurelier nicht von Belang wäre? Und dann verlangte man noch Geld von armen, armen Patriziern? Wie grausam und heimtückisch!
    "Ich muss dich enttäuschen, Artorius Menas. Da wir das Geld nicht haben, werden die ´Schulden´ als Geldspende für die Armen angesehen.", sprach Avianus mit einem ironischem Unterton und verzog die Lippen zu einem leichten Grinsen. Danach wurde er wieder ernst: "Regel das am Besten mit Corvinus, nicht mit mir.".




    Sim-Off:

    Sorry für die späte Antwort, war im Urlaub! :)

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