Am Ende der Entspannung

  • Ich hatte in den letzten Tagen wirklich mit dem Gedanken gespielt, die heißesten und somit unerträglichsten Tage des Jahres in Baiae zu verbringen. Hinaus aus dem Mief der Großstadt und hin zu der netten Sommerfrische am Golf von Neapolis. Ja, das wäre schön!
    "Ja, ganz ohne Zweifel, Baiae wird mir gefallen," pflichtete ich ihm bei.
    Bei dieser überaus netten Unterhaltung hatte ich gänzlich mein Zeitgefühl verloren, doch der Stand der Sonne verriet mir, daß der Nachmittag schon weit fortgeschritten war.
    Ich fragte mich wirklich, wo Ylva war. Eine ihrer Aufgaben war es schließlich, mich an die Zeit zu erinnern, wie spät es war. Nicht, daß es mich nun plötzlich fort treib. Ganz im Gegenteil. Mit einer solch netten Bekanntschaft, hätte ich mich noch stundenlan unterhalten können. Doch als eine Dame war es ganz und gar unschicklich, sich alleine, ohne Begleitung, in der Stadt herum zu treiben. Trotz meiner Erlaubnis, sich entfernen zu dürfen, wäre es mir lieber gewesen, sie in der Nähe zu wissen.
    "Das wäre sehr freundlich von dir, wenn du die Bedienung danach fragen könntest!"

  • Sie schien wirklich beunruhigt zu sein und Ursus mußte zugeben, daß die Sklavin sich schon recht lange nicht mehr hatte blicken lassen. Vermutlich ließ sie es sich richtig gut gehen auf Kosten ihrer Herrin. Ein mehr als dummes Verhalten, fand Ursus. Natürlich würde er sich nicht einmischen, was immer nun auch geschah. Er winkte die Bedienung herbei. "Ruf bitte die Sklavin der Dame her", trug er der jungen Frau auf. Dann wandte er sich wieder an Celerina. Das Gespräch fand sein Ende, das war unübersehbar. Eigentlich hatten sie beide schon viel zu viel Zeit hier verbracht. Doch es war einfach unglaublich angenehm gewesen, mit ihr zu plaudern. "Es ist wahrhaft erstaunlich, wie schnell die Zeit vergeht, wenn man sich in angenehmer Gesellschaft befindet. Ich hoffe doch, daß wir uns bald einmal wieder begegnen und unsere Unterhaltung dann fortsetzen können?" Er blickte sie bittend an. Als Freundin seiner Schwester würde sie doch gewiß einmal in der Villa zu Besuch sein. Vielleicht ergab sich dadurch ein weiteres Zusammentreffen?

  • Ich sah der Bedienung noch hinterher, als diese wieder den Weg ins Lokal antrat. Es war wirklich sehr bedauerlich, wie sehr der Nachmittag bereits fortgeschritten war. Dank der netten Bekanntschaft, die ich gemacht hatte, war mein Wohlfühltag doch noch etwas hinausgezögert worden. Auch wenn Ylva anfänglich einen kleinen Moment für Missstimmung gesorgt hatte, war ich doch sehr gut dafür entschädigt worden. So konnte ich dem Aurelier auch nur beipflichten. "Ja, es ist jammerschade! wie gerne wäre ich noch länger geblieben. Aber ich zweifele nicht daran, daß sich schon bald wieder eine neue Gelegenheit findet, zu der wir unsere Unterhaltung fortführen können!"


    Kurze Zeit später trat Ylva aus dem Lokal. Offenbar hatte sie noch schnell etwas eßbares in ihrem Mund verschwinden lassen. Kauend näherte sie sich unserem Tisch. Was auch immer sie gegessen hatte, bis sie bei mir ankam, hatte sie es schleunigst heruntergeschluckt. Sie kannte mich und wußte genau, wie wenig ich ein solches Verhalten tolerierte. "Da bin ich, Herrin!" Schnell wischte sie sich mit ihrem Handrücken noch den Mund ab.


    Ich registrierte ihr Erscheinen mit einem einfachen nicken. Dann erhob ich mich. "Es hat mich gefreut, deine Bekanntschaft machen zu dürfen! Bitte richte deiner Schwester viele Grüße aus. Ich würde mich sehr über eine gemeinsame Unternehmung freuen!"

  • Und da war die Sklavin auch schon wieder. Ursus unterdrückte ein Schmunzeln, als er sah, daß die Sklavin noch kaute und schnell herunterschluckte, bevor sie den Tisch erreichte. Offenbar hatte sie gut gegessen. Was er ihr durchaus gönnte und auch gerne mitbezahlte. Denn durch ihr langes Fernbleiben hatte er mehr Zeit mit Celerina verbringen können.


    Als Celerin aufstand erhob sich auch Ursus und deutete eine kleine Verbeugung an. "Das Vergnügen lag ganz auf meiner Seite. Ich freue mich schon jetzt auf unser nächstes Zusammentreffen. Und natürlich werde ich gerne meiner Schwester Deine Nachricht ausrichten. Ich bin sicher, sie ist auch zu jeder Schandtat", er räusperte sich und seine Augen funkelten ein wenig übermütig, als er so tat, als hätte er sich versprochen, "ich meine natürlich zu jeder gemeinsamen Unternehmung bereit." Er grinste breit und war gespannt auf das Gesicht seiner Schwester, wenn er ihr von seiner neuesten Bekanntschaft erzählen würde. Natürlich würde er auch versuchen, so viel wie möglich über Celerina zu erfahren. Und darüber, was seine Schwester noch so für Bekanntschaften geschlossen hatte. "Ich wünsche Dir noch einen schönen Tag, Flavia Celerina. Und daß sich Deine wahren Wünsche erfüllen mögen."

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