Die Arbeitsräume des Gymnasiarchen Nikolaos Kerykes

  • Kurz nach der Volksversammlung hatte Nikolaos die Arbeitsräume an der Agora räumen lassen und die Stapel an Papyri, Urkunden, Notizen, Listen in das Gymnasion bringen lassen.
    Hier standen ihm einige sehr prachtvolle Räume zur Verfügung. Von dem größten dieser Räume aus konnte er die Freifläche im Inneren des Gymnasions überblicken, auf der geübt wurde. Der hohe Raum lag hinter einer Säulenhalle, die aus dem Säulenumgang des Sportplatzes herausragte, sowohl in ihrer Tiefe als auch in ihrer Höhe als auch in der Mächtigkeit der Säulen und des Tympanons, das die Fassade zur Sportplatzseite nach oben hin abschloss. Das Innere war mit Wandgemälden geschmückt, die Knaben beim Ringen, beim Laufen, beim Diskusswerfen und bei anderen Arten der körperlichen Ertüchtigung zeigten. Der Maler hatte sich offenbar sehr an die Form seiner Modelle gehalten, denn von idealen Proportionen abgesehen wiesen die Gemälde-Knaben eine gewisse Natürlichkeit auf, die vor allem durch übertrieben dargestellte individuelle Merkmale wie Kinn- und Nasenformen und die Formen gewisser anderer Körperteile erzielt wurde. In dieser Halle würde auch der neue Gymnasiarchos Unterricht abhalten.
    Für Epheben würde dieser Raum immer offen stehen, sofern der Gymnasiarchos im Hause war. Besucher hingegen würde Nikolaos in einem benachbarten Raum empfangen, dem ein langer Saal vorangestellt war, in dem genug Platz war für Schreiber.

  • Nikolaos hatte seinem persönlichen Schreiber Zeit gelassen, damit sich dieser im Schreibersaal einrichten konnte. Nun bat er ihn zu sich herein. Er hatte ein wichtiges Anliegen, dass jedoch nicht für die Ohren der dem Herbal unterstellten Hilfsschreiber bestimmt war.

  • Als der Gymnasiarchos Herbal rief hatte dieser sofort seine gegenwärtige Arbeit unterbrochen und begab sich vom Schreiberflur, an dessen Ende sein Pult stand in den Raum Zwischen diesem Flur und dem Unterrichtsraum.


    "Chaire Gymnasiarchos, du hast mich gerufen?"

  • "Chaire, Herbal.", antwortete Nikolaos. "Das habe ich in der Tat. Bitte, setze dich doch." Er deutete auf einen Klismos. Er selbst blieb stehen. "Wie ich gesehen habe, bist du noch nicht als Schüler in das Gymnasion aufgenommen worden. Doch ich vermute, dass es dir durchaus ein Anliegen ist, dies zu werden."
    Er blickte Herbal fragend an. "Da ich nun selbst dieses Amt ausfülle, dürfte es in Bezug auf deine Herkunft gar keine Schwierigkeiten geben. Ich kann dich sofort in die Ephebenschar aufnehmen."
    Er lächelte, ein wenig kühl, doch wohlwollend. Seine Lippen formten sich zu einem Ausdruck von Stolz. Nikolaos war nicht mehr jung. Zwar taten seine Diener täglich ihr Bestes, doch keine Kosmetik der Welt konnte verbergen, dass Nikolaos alterte. Seine zarten Züge wurden zunehmend kantiger, in seine Haut gruben sich Falten. Das Haar war, wenn es ungefärbt war, stumpf und glanzlos. Noch konnte er mit einigem Aufwand seine entschwindene Jugend aufhalten, doch lange würde es nicht mehr dauern, bis seine einstige Schönheit verblüht war. Dann wäre dieser etwas hochmütige Ausdruck der Lippen nur noch wie ein Teil einer Maske in einer schlechten Komödie, oder zumindest in einer, bei deren Aufführung die Schauspieler Masken trugen, die kein kunstfertiger Mann bemalt hatte.
    "Außerdem würde ich dich gerne in den Tagen nach dem Fest der Tyche und des Alexanders auf mein Landgut einladen. Es werden einige -" Er legte eine kurze Pause ein, wie, um nachzudenken. "-Freunde kommen. Du könntest, falls du nach deiner Ephebie der Stadt als Beamter dienen möchtest, einige wichtige Bekanntschaften machen."
    Sein Blick wurde durchdringend, sein Lächeln schwandt.
    "Ich habe derzeit einige ernste Schwierigkeiten zu bewältigen. Dazu brauche ich Menschen, auf die ich mich vollkommen verlassen kann." Seine Lippen verzogen sich zu einem schmalen Strich. "Es liegt Verrat in der Luft, ich kann es deutlich riechen. Gewisse Ureinwohner -" Er sprach dieses Wort aus, wie er Barbaren auszusprechen pflegte. "-dieser Polis versuchen die Stimmung gegen gewisse Männer zu richten, die ihnen zu einflussreich werden, ungeachtet ihrer Verdienste um das Wohl der Stadt." Ein feiner Zug von Bitterkeit lag in seiner Stimme. Bitterkeit und Verachtung.
    "Sage mir, werter Herbal, kennst du jene Hunde, die fern im Süden hausen, an den Grenzen Afrikas? Die ein Gebiss haben, das ein Bein nicht mehr losläßt, bis es abgenagt ist?"
    Er lächelte kalt.




    Edit: Rechtschreibfehler korrigiert.

  • Was genau der Gymnasiarchos wollte blieb Herbal zunächst verborgen und bezog daher zunächst zu den Themen Stellung, zu denen er eine Antwort parat hatte.


    "Ich hatte für eine Anmeldung bisher leider keine Zeit. Du weist ja wie es um mein Arbeitspensum stand. Mittlerweile täuschen die da draußen allerdings keine Betriebsamkeit mehr vor. Daher sollte ich nun auch die Zeit finden, mich in die Ephebie zu begeben. Ich wollte dich ohnehin bei der nächsten Gelegenheit auf dieses Thema ansprechen. Für deine Einladung bedanke ich mich und nehme gerne an."


    Was sein Brötchengeber mit der letzten Anspielung meinen und vor allem bezwecken wollte, war Herbal nicht ganz klar. Er wusste nur, dass alles was Nikolaos schaden konnte unweigerlich bei ausreichend großem Ausmaß auch ihn betreffen würde. Dann erinnerte er sich noch an die Geschichten seines Großvaters und was er sonst gelernt und gesehen hatte.


    "Ich habe von solchen Tieren gehört. Mit massigem Kopf und scheußlich geflecktem Fell."


    Mehr gab es vorerst dazu nicht zu sagen.

  • Als Herbal ihm zusagte, seiner Einladung zu folgen, zog sich für einen kurzen Moment ein Lächeln über Nikolaos' Gesicht. Dann wurde es wieder ernst und streng.
    "Scheußlich. Du sagst es.", sagte er trocken und fast tonlos. Es folgte eine längere Pause, während der Nikolaos schwieg.
    Danach war er wie verändert. Er hatte seine alte höfliche Freundlichkeit (oder freundliche Höflichkeit) wiedergewonnen.
    "Du kannst dich sogleich in die Liste der Epheben eintragen. Wenn du fertig bist, gib mir das Schrifststück zum Siegeln.*", sagte Nikolaos mit einer wohlwollenden Miene. "Unterricht werde ich selbst jeden Tag in der Säulenhalle abhalten. Komme einfach hinzu, wenn du mich dort siehst. Außerdem werde ich Ausschau halten nach Athleten, die euch zu Übungen anleiten können, sowie nach anderen Lehrern. Wenn du Unterricht hast, bist du von deinem Dienst in der Schreibstube befreit. Verteile deine Aufgaben zuvor einfach an die anderen Schreiber *². Da ich dich mir selbst einteilen würde, da es sich mit deiner Tätigkeit als mein Sekretär am besten so vereinbaren läßt, wirst du mich in Zukunft auch bei meinen Pflichten außerhalb dieser Räume begleiten. Ich bin mir sicher, du wirst dabei einige interessante Einblicke in das öffentliche Leben dieser Stadt gewinnen." Er blickte Herbal an. "Hast du dazu noch Fragen?"



    Sim-Off:

    *Gemeint ist: Schreibe eine Ernennungsurkunde, poste sie hier, ich kopiere den Text und setzte meine Signatur darunter und poste sie bei den Aushängen ;).


    *² Diese anderen Schreiber sind NSC, die du bespielen kannst. Namensgebung und sonstiges ist dir überlassen ;).


    edit: SimOff mit Brief verwechselt...


    edit II: Fehlendes Anführungszeichen eingefügt.

  • Cleonymus war sich sicher das Nikolaos ihm gegenüber mal ein Schiff erwähnt hatte, war sich aber nicht ganz sicher, allerdings gab es nichts zu verlieren immerhin gab es auch noch die Geschichte mit demHaus an der Agora um das sich Cleonymus mittlerweile "gekümmert" hatte ...


    Als er schließlich vor der Amtsstube des Gymnasiarchen zum stehen kam, überprüfte Cleonymus schnell nocheinmal sein Äußeres und klopfte dann einigermaßen dezent an die Tür ...


    *KLOPF**KLOPF*

  • Nach nur einem kurzen Moment vernahm Cleonymus bereits das "Herein" seines Kollegen und betrat die Amtsstube ...


    "Chaire Nikolaos, welch glücklicher Zufall das ich dich sofort hier angetroffen habe!"

  • "Soweit ist alles klar." antwortete Herbal, verbeugte sich knapp und verschwand kurz zu den Schreibern. Dort wies er seine Arbeit den anderen zu und erschien kurz darauf mit folgendem Papyrus, den er dem Gymnasiarchen reichte:


    IM NAMEN DER BÜRGERSCHAFT VON ALEXANDRIA



    ERNENNE ICH
    HERBAL GISCO



    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM V KAL AUG DCCCLVIII A.U.C. (28.7.2008/105 n.Chr.)



    ZUM
    EPHEBOS





  • Nikolaos überflog das Schriftstück und nickte zufrieden. Ohne noch etwas dazu zu sagen, siegelte er es und reichte es an Herbal zurück.
    "Das kannst du in die Schriftsammlung meiner Amtsstube einordnen.", sagte er . Er hatte sich bereits wieder den Lehrplänen zugewandt.

  • Erneut war Cleonymus auf dem Weg zu seinem alten Freund um mit ihm einige Belange der nächsten Tage zu besprechen bevor er sie den restlichen Pyrtanen vortragen würde ...


    *KLOPF**KLOPF*

  • Da der Schreiber des Nikolaos an diesem Tag frei bekommen hatte, rief der Gymnasiarchos selbst den Klopfenden hinein.


    Der hohe Beamte und Priester saß in einem Klismos und ging einen Plan durch, worin die Themen der kommenden Unterrichtsstunden verzeichnet waren. Hin und wieder strich er etwas aus und ersetzte es durch etwas anderes. Bevor der Gast eintreten konnte, hatte jedoch Nikolaos seine Arbeit beiseite gelegt und sich erhoben.

  • Cleonymus trat ein und schloß die Tür hinter sich, dann ging er vor bis zum Schreibtisch und lächelte seinen alten Freund und Mentor gerissen an ...


    "Chaire Gymnasiarchos Nikolaos, Ich hoffe ich störe dich nicht bei einem wichtigen Unterfangen?"

  • Das freche Grinsen seines Kollegen verwirrte den Gymnasiarchos etwas. Was führte der oberste Stadtwächter im Schilde? Womit würde er an diesem Tag zum ihm kommen?
    "Chaire.", sagte Nikolaos, wie beabsichtigt im Gegensatz zu Cleonymus ruhig und langsam. "Du störst mich überhaupt nicht, werter Cleonymus. Ganz im Gegenteil freut mich sogar dein Besuch." Nikolaos lächelte höflich und ein wenig kühl. "Bitte nimm Platz." Er deutete auf einen freien Sessel. "Was führt dich zu mir?", fragte er schließlich, nachdem er dem Kollegen Zeit gegeben hatte, sich niederzulassen.

  • Cleonymus grinsen schwähte leicht ab aber seine allgemeine Fröhlichkeit war ihm heute nicht zu nehmen ...


    "Ich danke dir!
    Du wirst nicht glauben was wir Gestern eingefangen haben! ... Wir haben zwei dieser Wüstenbanditen eingefangen die die Karawane von Iunia Urgulania überfallen haben und jetzt sitzen sie im Hafenkerker!"


    Cleonymus grinste wieder schinbar sehr zufrieden mit seiner Leistung ...


    "Und die Legion sucht sie immernoch in der Wüste! Wenn ich aus den Jungs etwas rausquetsche was uns hilft, dann stehen wir hoch im Kurs beim Epharchos und er wird uns quasi etwas schuldig sein!"


    Von Marcus Achilleos erwähnte Cleonymus vorerst nichts immerhin wollte er nicht gleich alles überstürzen ...

  • Thimótheos war bester Laune. Nach einem erholsamen Schlaf war er heute morgen von den ersten Sonnenstrahlen geweckt worden. Er hatte die komplette Familie laut (und schief) singend geweckt und ein feines Frühstück bestehend aus Brot, einigen günstig erworbenen Granatäpfeln und frischer Ziegenmilch - ja, der ägyptische Wirt besaß eine Ziege, die Timos nach freundlichem Fragen 'ausleihen' durfte - herbeigezaubert. Dann hatten sie über ihr weiteres Vorgehen in Alexandria gesprochen und festgestellt, dass sie das alexandrinische Bürgerrecht erwerben sollten. Da sie alle ihre Ausbildung in Memphis noch nicht abgeschlossen hatten, entschieden sie zum hiesigen Gymnasiarchos zu marschieren und sich anzumelden.


    Sie hatten alle ihre besten Chitons angezogen und sich so schick wie möglich gemacht. Man konnte ihnen zwar immer noch ansehen, dass sie nicht besonders wohlhabend waren, doch ihre Herkunft war nicht zu verleugnen. Stolz und erhobenen Hauptes ging Timos voran durch die Stadt. So waren sie zu viert beim Grammateos aufgelaufen und hatten nach dem Weg zur Stegé des Gymnasiarchos gefragt. Dort klopfte Timos nun energisch an die Tür und trat nach dem obligatorischen 'herein' in den Raum.


    In perfektem Koiné begrüßte der junge Grieche den Leiter des Gymnasions, der an seinem Schreibtisch saß und überrascht aufblickte, als so viele Menschen sein grafeion* stürmten.
    "Chaire werter Gymnasiarchos. Mein Name ist Thimótheos Bantotakis, dies sind meine Brüder Ánthimos und Iliás, sowie meine Schwägerin Penelope." Er deutete auf die jeweiligen Personen und fuhr dann fort.
    "Wir möchten uns gerne zur Ephebia anmelden."



    Sim-Off:

    *Officium


    Ich hab uns das lästige 'Anklopfen-Herein-Eintreten'-Geposte mal erspart und bin direkt reinmarschiert. ;)

  • Ànthimos nickte dem Gymnasiarchos zu, allerdings war Anthi ein wenig verwundert, schließlich hatte Timos Penelope gerade als "Schwägerin" und nicht als "zukünftige Schwägerin" vorgestellt. Allerdings musste das nicht unbedingt falsch sein. Vielleicht waren sie wirklich schon verheiratet, wenn die Ephebia begann.

  • Als Timos so einfach ins Officium des Leiters des Gymnasions reinplatzte, wunderte er sich sehr. Ebenfall wunderte er sich als er Penelope schon als Schwagerin vostellte. Darauf nickte er dem Leiter des Gymnasions ebenfalls zu.

  • Ein bisschen tat Penelope der arme Gymnasiarchos ja schon leid. Es war bestimmt nicht alltäglich, dass gleich vier Menschen auf einmal hereinkamen und die Ephebia ablegen wollten, noch dazu, wo sie alle verwandt waren. Aber bei der Vorstellung musste Penelope doch kurz stutzen. Noch war sie ja gar nicht Timos’ Schwägerin. Aber als er es sagte, fühlte sie sich richtig in der Familie angenommen und konnte ein offenes Lächeln nicht unterdrücken.
    Sie hoffte nur, dass der Gymnasiarchos mit so vielen Menschen auf einmal in seinem Arbeitsbereich fertig wurde. Sonst würde sie draußen solange warten, bis er die drei Brüder abgearbeitet hatte.

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