[TRICLINIUM] Der Speisesaal

  • TRICLINIUM
    DAS SPEISEZIMMER


    Das Atrium verfügt über mehrere Triclinia. Bei diesem handelt es sich um ein kleineres Exemplar.


    Es ist sehr klassisch eingerichtet: Im Zentrum des Raumes befindet sich ein runder Tisch, darum stehen drei Liegen, auf denen die Speisenden Platz nehmen können. Der Boden ist mit einem Fischgrat-gemusterten Mosaik ausgelegt, die Wand ist bis zur Mitte rot, darüber weiß gestrichen und hat Girlanden aufgemalt. An einer Seite befindet sich eine Tür zum Hof, auf der anderen einen Durchgang zur Küche, sodass die Speisen stets warm sind.

  • Papiria Occia erschien bereits etwas früher, da sie gemeinsam mit Calvina speisen wollte. Sie legte sich auf die linke Kline (wenn man vor dem Triclinium stand), die üblicherweise dem Gastgeber vorbehalten war. Sie trug nur ihre Stola, das Übergewand hatte sie in ihrer Kammer gelassen.

  • Als ich in den Speisesaal kam, war Papiria Occia bereits da und wartete auf mich. Sie war leichter bekleidet als ich, wie ich feststellte. Ich hatte mein Übergewand anbehalten, trug aber darunter wie sie meine Stola.


    Ich nickte ihr freundlich zu und legte mich dann auf die mittlere Liege.


    "Danke für deine Einladung. Gerne nehme ich sie an", sagte ich und lächelte.

  • Occia lächelte ebenfalls, als sie Calvina erblickte. Das Mädchen war zweifelsohne vielversprechend - sonst hätte der Pontifex Maximus es sicherlich nicht ausgewählt. Calvina nahm auf dem Locus Consularis, der Liege für den Ehrengast Platz, was sehr praktisch war, denn es würde niemand mehr kommen und von diesem Platz aus konnte man am besten mit dem Gastgeber (also ihr) sprechen.


    "Wie war deine Ausbildung heute? Hast du viel gelernt?"


    fragte sie dann, um die Zeit bis zum Essen zu überbrücken.

  • Nickend antwortete ich:
    "Ja. Einiges Wissen konnte ich auffrischen, anderes war mir nicht neu, aber doch ein wenig verloren gegangen im Laufe der Zeit."


    Ich blickte nachdenklich zur Decke, dann wieder in die Richtung meiner Schwester.
    "Ich bin zwar als Kind in Rom aufgewachsen, aber später auf dem Lande groß geworden. Dort habe ich auch Einflüsse der griechischen und anderer östlicher Kulturen kennengelernt. Scheinbar ist mir dort die ein oder andere römische Sitte abhanden gekommen. Aber diese Kleinigkeiten werde ich noch abstellen."


    Ich lächelte und überlegte ob ich nicht etwas viel erzähle. Aber in so gemütlicher und vertraulicher Atmosphäre begann ich schließlich weiter zu erzählen.


    "Auf dem Land ist man sehr götterfürchtig. Besonders viel Angst hatten die Menschen dort vor den Göttern der Ernten, des Viehs und des Wetters. Diese Angst oder Ehrfurcht bringt die Menschen dazu vor den Göttern niederzuknieen. Es wirkt fast ein wenig wie Sklaven...das ist natürlich für eine Römerin nicht angebracht. Das verstehe ich sehr gut! Aber tatsächlich war es auf dem Lande gar nicht so selten dass die Bauern auf die Kniee gingen wenn sie den Göttern opferten."

  • Occia nickte. Sie kannte sich wenig mit dem Landleben aus, obwohl sie mit ihrer Familie im Sommer stets aufs Land gegangen war. Die Villa dort hatte sich jedoch nur dahingehend von einem Stadthaus unterschieden, dass es einen weitaus größeren Garten gab und man in Parks spazieren gehen konnte. Kontakt mit echten "Bauern", die auf dem Feld arbeiteten, hatte sie nie gehabt. Sie kannte nur die Landarbeiter ihres Vaters, die auch vor ihrem Herrn auf Knien gegangen waren, wenn sie etwa Strafe zu erwarten hatten. Folglich kam ihr die Erzählung Calvinas recht logisch vor.


    "Ah, verstehe. Nunja, ich denke, in der Stadt ist so einiges anders als auf dem Land. Aber du wirst dich sicher bald daran gewöhnen!"


    Meinte sie, dann öffnete sich auch schon die Tür zur Küche. Eine Sklavin erschien. Auf einem Tablett hatte sie einen mageren Braten, gebratene Zwiebeln, sowie ein wenig Brot drapiert.


    "Es ist Nicht-Vestalinnen verboten, das Atrium zu betreten. Deshalb haben wir es so gelöst, dass die Sklavinnen in einem gesonderten Trakt leben und arbeiten, der keine Verbindung zum eigentlichen Atrium besitzt. So müssen wir uns eigentlich nur um den Hof kümmern - den Rest erledigen die Sklavinnen."


    Die Sklavin stellte das Tablett auf den Rundtisch, verneigte sich und ging wieder zurück in die Küche.

  • Wieder nickte ich um zu zeigen dass ich verstanden hatte.


    "Dann lassen wir es uns doch schmecken. Ich muss sagen ich habe großen Hunger nach diesem ereignissreichen Tag."


    Sofort stand ich auf und nahm mir einen großen Teller, auf dem ich Eier, eingelegte Oliven und Melonenstücke sowie ein Muß aus Kräutern platzierte.
    Der Tisch war reich gedeckt wie mir auffiel. Kalte und warme Speisen, Dinge für die Vorspeise und die Hauptmahlzeit.
    Ich goss mir noch einen Becher verdünnten Wein ein und genoß meine Vorspeise.

  • Sim-Off:

    ?(


    Eine zweite Sklavin brachte auch Eier, eingelegte Oliven und Melonenstücke sowie ein Muß aus Kräutern. Hiervon bediente sich die junge Amata, während Papiria Occia sich lediglich von den zuerst gebrachten Speisen nahm. Sie aß direkt von der Schüssel, wie es in Italia üblich war.


    "Ebenso."


    erwiderte sie die Wünsche, dann biss sie in den Braten. Offensichtlich war er vom Vortag, dennoch schmeckte er noch immer hervorragend. Als sie ihren Mund wieder leer hatte, fragte sie


    "Wie bist du darauf gekommen, eine Vestalin zu werden?"

  • Sim-Off:

    Upps...da war ich gestern wohl nicht ganz bei der Sache...entschuldige! :patsch:


    Ich überlegte eine kurze Zeit ob und besonders wie ich diese Dinge anspreche. Die Gründe warum ich hier war.


    "Nun, einerseits war meine Mutter eine sehr götterfürchtige Person, die mich oft mit zu den Tempeln nahm. Die Vestalinen habe ich bereits als kleines Kind das erste Mal gesehen und sie haben mich immer fasziniert. Die Reinheit, die Eleganz, die Anmut."


    Ich machte eine kurze Pause und sprach dann etwas leiser weiter.


    "Vor vielen Monaten begann ich komische Träume zu haben. Träume die ich nicht verstand. Doch dann kam es letztendlich zu einem Traum in dem ein Tempel vorkam, in dem ein Feuer brannte und eine Stimme sagte zu mir ich müsse das Feuer beschützen. Daraufhin habe ich mir einige Tage Gedanken gemacht und bin dann hierher gekommen.
    Ich bin mir sicher es ist meine Aufgabe Vestalin zu werden, der Weg den die Götter für mich gewählt haben."

  • Papiria Occia hörte geduldig zu, während Calvina erzählte. Die Geschichte, die sie da zum Besten gab, klang für die erfahrenere Vestalin höchst erstaunlich. Sie selbst war vom Pontifex Maximus ausgewählt worden, weil niemand eine Vestalin stellen wollte und sie dann durch das Los erwählt wurde. Ansonsten waren die meisten Vestalinnen von ihren Vätern der Vesta geweiht worden, weil man entweder keine Lust hatte, für sie eine Aussteuer zu bezahlen, oder keine Möglichkeit, sie standesgemäß und gewinnbringend zu verheiraten. Bereits früh hatte die Vestalin ihre Ideale von Berufung und göttlichem Eingreifen aufgegeben - Religion war wie Politik, nämlich pragmatisch. Aber Pragmatik war ja eine typisch römische Tugend!


    "Oh, das klingt ja erstaunlich!"


    meinte Occia endlich.


    "Vesta muss dich ja sehr gewollt haben, wenn sie in deine Träume eingedrungen ist. Mir ist so etwas leider noch nie widerfahren."


    Im Grunde beneidete sie Calvina. Auch sie wünschte sich manchmal etwas mehr Nähe und Zuwendung vonseiten der Götter. Doch die römischen Staatsgötter waren leider meist kalt und unnahbar - kein Wunder, dass die östlichen Kulte mit ihren Befreiungsverheißungen und Geheimriten immer beliebter wurden! Persönliche Gotteserfahrung und Sinngebung war bei den traditionellen Gottheiten doch eher Fehlanzeige. Die lenkten lieber den Staat.

  • Ich nickte.
    Occia schien Erfahrungen wie die meine nicht oder kaum zu kennen. Vielleicht war ich eine Ausnahme, aber tatsächlich hatte ich auch schon daran gedacht dass die Träume gar keine Bedeutung hatten. Aber trotzdem fühlte ich mich hier wohl und war mir immer noch sicher Vestalin werden zu wollen. Und ich glaubte auch daran dass dies von den Göttern gewollt war.

  • Eine Weile aßen sie schweigend weiter. Dann unterbrach Occia plötzlich ihr Essen und sah wieder auf.


    "Wann ist dein Vater eigentlich gestorben? Schon vor längerer Zeit? Oder erst vor Kurzem?"


    Man konnte ihr ansehen, dass das Thema sie interessierte, sie aber nicht sicher war, ob sie das Thema hätte anschneiden sollen. Es war ja doch etwas heikel...

  • Ich schluckte den Kloß in meinem Hals herunter. Er bestand nicht nur aus dem Essen das ich gerade gekaut hatte, sondern auch aus einem mulmigen Gefühl dass aus meiner Bauchgegend emporstieg.


    "Nun," begann ich leicht zögernd "ich weiß es nicht genau. Wir bekamen ANTE DIEM XIII KAL APR DCCCLVIII A.U.C. * einen Brief, dass er in Ägypten an einer schweren Krankheit gestorben ist."
    Meine Stimme war leiser geworden, als ich die letzten Worte aussprach.



    Sim-Off:

    *20.03.2008

  • Tatsächlich war es wohl keine so gute Idee gewesen. Ihr Vater war also erst vor wenigen Monaten verstorben...


    "Oh, das tut mir leid."


    meinte sie daher und begann sofort zu überlegen, wie sie dieses Thema durch ein freudigeres ersetzen könne. Die Zeit, bis ihr etwas einfiel, überbrückte sie damit, auf einem Stück Brot herumzukauen. Die Stille ertrug sie nicht.


    "Wo bist du eigentlich geboren? Hier in Rom?"

  • "Ja ich bin in Rom geboren. Auch lange Jahre meiner Kindheit verbrachte ich hier. Erst als mein Vater wegging zogen wir aufs Land. Der Hof auf dem ich dann aufwuchs liegt nur ungefähr einen Tagesmarsch von Rom weg. Vielleicht auch zwei."


    Ich war nun wieder etwas entspannter und die kurze Erinnerung an meine Familie war wieder dorthin gegangen wo sie herkam. Irgendwo ganz tief in meiner Brust.

  • "Ah, ich bin auch in Rom geboren. Mein Vater ist ein Senator, musst du wissen. Im Winter, Frühling und Herbst waren wir immer in der Villa in der Stadt, im Sommer meistens in Baiae. Da gibt es wunderbare Bäder, die sogar heilende Wirkung haben. Ich glaube, wenn ich irgendwann meinen Dienst beende, werde ich mir dort eine Villa kaufen."


    erklärte Occia und ihre Augen leuchteten bei der Erinnerung an die Quellen und Becken, in denen sie als kleines Kind gespielt, als Jugendliche dann entspannt hatte.

  • Lächelnd lauschte ich der Worte meiner Gesprächspartnerin.


    "Ich habe schon viel vom Süden Italias gehört. Ich glaube dort würde es auch mir gefallen. Ich bin noch jung und weiß noch nicht recht, was mich alles erwarten wird. Aber wenn die Zeit reif ist, werde auch ich mir meine Gedanken machen müssen. Aber ich glaube ich werde Rom verlassen, wenn ich älter geworden bin. Auf dem Land ist es so viel ruhiger."

  • "Wo würdest du gern hin? In die Provinz? Oder doch lieber in Italia?"


    fragte Occia weiter. Über Pläne für die Zeit nach dem Dienst sprach sie überaus gern. Von jeder Vestalin kannte sie die Pläne - außer von der verstorbenen Flavia, die ja so grausam um die Früchte ihres langen Dienstes beraubt worden war. Der Gedanke ließ einen leichten Schleier über ihren Blick ziehen, der jedoch sofort verschwand, als sie neugierig die Antwort erwartete.

  • Wir waren auf ein Thema gekommen dass ich sehr interessant fand und dass mich lockerer werden liess. Ich fühlte mich mittlerweile sichtlich wohl in Begleitung Occia's.


    "Das ist schwer zu sagen. Ich weiß nicht viel von der Provinz. Aber einiges habe ich schon gehört. Meine Cousine, bei der ich hier in Rom wohnte, lebte eine Zeit lang in Hispania, ich habe einiges von Sicilia gehört. Und mein Vater selbst war lange Zeit in Aegyptus. Mir ist nur wichtig dass es warm und sonnig ist. Ich mag die warmen, sonnigen Tage am meisten. Italia ist mir am besten bekannt, aber vielleicht wird mich irgendwann die Neugier packen und ich möchte noch etwas anderes vom Reich sehen. Wer weiß?"

  • "Ah, Aegyptus! Zu gerne hätte ich mir dieses Land einmal angesehen. Aber mein Vater ist ja Senator und die lässt der Kaiser nicht in seine Provinz. Aber es soll dort wundervolle Bauwerke geben, wie ich gehört habe. Hast du deinen Vater dort einmal besucht?"


    Aegyptus war tatsächlich ein heimlicher Traum von Occia Papiria. Dieses Land, das angeblich älter war als Italia, ein Reich, mit dem schon die Griechen gekämpft hatten, wie sie gelesen hatte. Und Bauwerke, so hoch wie der Himmel!

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