[TRICLINIUM] Der Speisesaal

  • „Baiae...“, echote Romana und dachte nach. „Genau, ja. Ich war schon dort. Vor Ewigkeiten war dies. Ich weiß nicht mehr, zu welchem Anlass. Möglicherweise waren es auch die Bäder. Ich war damals noch sehr klein, musst du wissen.“ Sie lächelte in sich hinein, bevor sie aufhorchte.


    „Du magst Gärten? Das ist ganz wundervoll – die Gärtnerei ist eine große Lieblingsbeschäftigung von mir. Ich liebe es, Landschaften in Ordnung zu bringen. Wilde Wälder sind mir ein Grausen. Geordnete Gärten liebe ich. Was denkst du davon?“, fragte sie Occia.


    „Wir, in unserer Villa, haben auch einen riesigen Garten. Odch bisher haben wir noch keinen guten Gärtner auftreiben können. Vielleicht hast du einen Ratschlag, den du mir geben kannst?“, fragte sie.

  • Es erheiterte Occia einigermaßen, als Romana begann loszureden. Offenbar hatte sie heute einen recht großen Redebedarf. Allerdings musste sie das Mädchen etwas enttäuschen, denn als zukünftige Domina hatte man sie als Kind natürlich nicht gärtnern lassen - sie war eher "Garten-Konsumentin".


    "Nein, das hat alles unser Villicus gemacht. Und ich weiß leider auch wenig davon, wie man Pflanzen züchtet - wenn du möchtest, kannst du vielleicht ein wenig den Garten des Atrium bepflanzen!"


    fügte sie aber an, da sie sich vorstellen konnte, dass Pomponia Pia dies durchaus erlauben könnte...

  • Sie strich sich durch die Haare und lächelte. „Das ist ganz, ganz wundervoll von dir. Ich würde so gerne wieder einmal Pflanzen setzen... oder einfach nur gießen... oder vielleicht schneiden... ich vermisse das wirklich, weißt du? Früher, in Clusium, habe ich den Garten beherrscht. Der Gärtner hat ordentlich gekuscht vor mir!“ Sie grinste stolz. Mit ihrer Körpergröße war es sogar bei Männern nicht schwer, Eindruck zu schinden. „Ich habe auch versucht, den garten in der Villa Claudia in Ordnung zu bringen, aber es sieht so aus, als würde dies jemand anderer machen müssen.“, seufzte sie. „Ich habe einen Gärtner gefunden, aber der war so etwas von schlecht – um nicht zu sagen grauenhaft – das kann man sich nicht vorstellen, er...“


    Und genau in diesem Moment wurde Occia von Romanas Redeschwall erlöst. Die junge Patrizierin nämlich reckte ihren Kopf und begann zu schnuppern. „Ich rieche Fleisch...“, meinte sie. „Ist es möglich, das unser Essen kommt? Und, ach ja, hast du etwas dagegen, wenn das Becken wieder hineingestellt wird? Ich meine, jetzt ist es schon eine Weile draußen, und der Raum hat jetzt die rechte Temperatur für mich erreicht.“, meinte sie.

  • Auch Occia drang der Duft des fertigen Bratens in die Nase. Sie schnupperte und hörte dabei zu, wie Romana zu schwärmen begann. Diese Sache wäre offenbar wirklich eine große Freude für sie.


    "Dann werden wir das bewerkstelligen."


    In diesem Augenblick öffnete sich die Küchentür und die Sklavinnen trugen eine Platte mit aufgeschnittenem Schweinebraten herein. Da die Gabel unbekannt war, waren die Happen sogar mundgerecht.


    Dabei musste die Papirierin kurz überlegen, von welchem Becken Romana redete - etwa von dem im Hof? Ach, das Kohlebecken!


    "Bringt das Becken wieder herein."


    befahl sie daher knapp und betrachtete dann das Fleisch auf dem Teller vor sich.

  • „Das wäre wundervoll!“, jubilierte die Claudierin. So etwas konnte auch nur von ihr kommen – dass sie sich freute, dass ihr mehr Arbeit auferlegt werden würde. Doch sie machte gerne Gartenarbeit, und außerdem war ihr das Gefühl, ihrer Göttin zu dienen, sehr lieb. „Danke!“ Sie sah sich jetzt schon als die Herrin aller Pflanzen im Atrium Vestae.


    Ihr Geruchssinn hatte sie nicht betrogen – das Schwein kam hinein. Romana, als Gourmet, floss das Wasser im Mund zusammen, als sie den Braten sah. Er sah so schön saftig und schmackhaft aus, dass es eine wahre Freude war, ihn anzusehen. Dazu kam noch eine braune, dickliche Bratensoße, welche sicherlich fast nur aus ungesättigtem Fett bestand. Umso verlockender war sie.


    Occia befahl, wie gewünscht von Romana, dass das Becken wieder hineinkäme. Nun war Romana vollends befriedigt.


    „Nun, in diesem Falle wünsche ich einen gesegneten Appetit. Mahlzeit!“, rief Romana, ergriff ein Messer,w elches ihr gereicht wurde, und stach damit zielsicher in einen der Fleischbrocken hinein, woraufhin dieser in ihren Mund wanderte. „Hmmmm... köschtlisch...“, befand Romana, als sie kaute.

  • Auch Occia machte sich über das Essen her, wenn auch nicht ganz so stürmisch. Dabei fiel ihr jedoch mit einiger Missbilligung auf, dass Romana etwas gierig aß und mit vollem Munde sprach, was sie wohl kaum von ihrer Erzieherin gelernt hatte. Die Papirierin überlegte einen Augenblick, ob sie etwas sagen sollte, doch sie mochte die Claudierin zu sehr als dass sie sie wegen einer solchen Kleinigkeit tadeln konnte.


    "Kannst du Griechisch? Und liest du gern?"


    fragte sie plötzlich, nachdem sie heruntergegessen hatte. Griechisch war die Sprache der Gebildeten und wer gern las, las meistens die Philosophen und Lyriker im Original.

  • Als sie ihre Worte ausgesprochen hatte, merkte sie gleichsam, dass es nicht sehr appetitlich war, zu reden, während sie aß. Am Lande früher hatte sich niemand groß darum geschert, aber wichtig würde es schon sein, sich als Vestalin comme il faut zu verhalten. Schließlich hatte man ja in diesem Amt eine Vorbildfunktion!
    Und so begann sie, etwas zivilisierter zu essen, sorgsam zu kauen, bevor sie herunterschluckte. Sie war insgeheim Occia dankbar, dass diese sie nicht ausgeschloten hatte und Gelegenheit gelassen hatte, ihren Fehler selber zu bemerken.
    Die Frage, die nun kam, manifestierte einen gründlichen Themenwechsel.
    „Griechisch? Nun, ich kann es gut lesen und schreiben. Mit dem Reden und Verstehen aber klappt es nicht immer.“, musste sie sich eingestehen. „Du weißt ja, es ist meine zweite Fremdsprache, und mir somit ein wenig fremd. Aber ich lerne!“, beteuerte sie. „Gibt es vielleicht griechische Sklavinnen hier, mit denen ich Konversationen bestreiten könnte?“

  • Zweite Fremdsprache? Normalerweise sprach der gut Aristokrat Latein und Griechisch - welche Sprache mochten die Claudier bei der Ausbildung ihrer Kinder vorziehen? Ägyptisch? Germanisch? Gallisch? Etruskisch? Die Vestalin sah zuerst etwas ratlos drein, dann beschloss sie, einfach nachzufragen.


    "Welche Sprache kannst du denn noch?"


    Sie nahm einen Bissen, dann fügte sie an


    "Meine Sklavin spricht Griechisch, aber du kannst dir auch gern selbst eine Griechin kaufen - Unterkünfte haben wir genügend."

  • Romana sah Occia ein bisschen erstaunt an. Darüber hatte sie sich doch schon breit und lang ausgelassen? „Etruskisch. Meine Großmutter brachte es mir bei, als ich noch klein war.“, informierte sie ihre Mentorin. „Erinnerst du dich nicht? Ich habe es dir einmal gesagt, und du hast gemeint, Minucia Milicha würde sich darüber freuen.“ Allerdings hatte Romana es noch nicht gewagt, die griesgrämige Vestalin darüber anzusprechen.


    „Eine griechische Sklavin hast du? Ja, gut... ich werde mir wohl auch eine kaufen. Eine Griechin. Dazu wird mein Geld gerade noch reichen.“, hoffte sie einmal. „Ja, so eine Sklavin wäre nützlich. Ich habe schon einen Sklaven, aber der ist jetzt in den allgemeinen claudischen Hausstand aufgegangen. Ja, eine Sklavin werde ich mir besorgen!“, war sie jetzt fest entschlossen. Und wenn ihr ganzes Geld dafür draufgehen würde!


    Fest entschlossen, dies zu tun, aß sie nun weiter. Sie hatte einen gesunden Appetit, achtete aber darauf, dass sie ihr Essen nicht allzu schnell zu sich nahm.

  • Sim-Off:

    Ich erlaube mir ganz frech, dies hier zu Ende zu führen. ;)


    Jetzt, wo Romana es sagte, konnte sich Occia wieder daran erinnern. Es war durchaus ungewöhnlich, aber bei Romana war dies wohl in der Familie begründet, entstammten doch nicht nur ihre Großeltern den Etruskern, sondern auch das ganze Geschlecht der Claudier, welche, trotz ihrer sabinischen Wurzeln, ihre Verwandtschaft auf die Etrusker zurückführen konnten.


    Dass sie eine neue Sklavin kaufen würde, stand für sie schon fest. Tatsächlich würde eine griechische Sklavin, und zwar die sanftmütige, verträumte Epirerin Parthenope, schon bald mit ihrer Anwesenheit das Atrium Vestae erfreuen.


    Die beiden Vestalinnen waren bald mit ihrem Schweinsbraten fertig. Romana aß nicht nur alles ratzebutz auf, sondern löffelte auch noch die Soße aus ihrem Teller hervor. Sie war einfach unwiderstehlich.


    Romana und Occia unterhielten sich nach dem Essen noch, bis der Nachtisch kam – eine Obstschale, aus der die beiden Vestalinnen gemeinschaftlich ihre Früchte herauspickten. Ein Beobachter hätte durchaus sehen können, dass Romana doch ein wenig mehr abbekam als nur die Hälfte – Occia hielt sich aus Mitleid vor dem schier unersättlichen Appetit Romanas ein wenig zurück.


    Schlussendlich waren sie zu Ende, verabschiedeten sich und gingen wieder in ihre jeweiligen Cubicula. Der Tag war lang gewesen, und so schlief die Claudierin auch gleich ein.

  • Captio Valeria Maximilla - feierliches Bankett


    Zwar war es den Vestalinnen verboten alkoholische Getränke jeglicher Art zu sich zu nehmen. Doch wurde für die Gäste eine Ausnahme gemacht. Es gab allerhand von Weinen importiert aus Hispania, Britannia und Gallia. Die Speisen waren höchst exquisit. Für den Gaumen war somit etwas vorhanden.

  • Valeria und Messalina schritten gemeinsam in das Speisezimmer. Alle Augen waren auf die neue Vestalis gerichtet. Sie war wunderschön anzusehen. Göttlich. Die weiße Tracht schmeichelte ihre weiblichen Formen derartig. Zwar war dies ganz und gar nicht beabsichtig, jedoch dem sehr engen Anlegen geschuldet. Messalina wies sie an, dass sie sich neben dem Augustus setzen dürfte. Was für eine Ehre es doch war, kaum eine Vestalis und schon erhielt sie Platz neben dem Pontifex Maximus. Doch wird dies nur von kurzer Dauer sein. Denn die nächsten Monate gar Jahre würde sie ganz am Ende aller Schwestern stehen.


    Messalina setzte sich auf die zweite Position, direkt neben der Maxima. Sie hoffte, dass Valeria dem Protokoll entspräche. Denn so eiskalt ins Becken geworfen zu werden, hatte auch bei ihr selbst so einiges an Unbehagen und beinahe ein Faux¬pas ausgelöst.

  • Maximilla nahm neben dem Augustus Platz; die Augen züchtig gesenkt. Herminia hatte ihre weiße Tracht so exakt abgesteckt, das ihr das Atmen etwas schwer fiel. Sie durfte nur nicht ohnmächtig werden. Vor lauter Ehre wusste sie ohnehin nicht, ob sie etwas essen konnte. Aber für einen Becher Wasser war sie dankbar. Ob ihrer Jugend hatte sie nie Wein getrunken, und daher vermisste sie ihn auch nicht.

    Maximilla wusste, dass alle Augen auf sie gerichtet waren. Also auch die ihres Vaters Lucius. Ob er stolz auf sie war? Sie war seine einzige Tochter, und immer hatte sie ihn stolz machen wollen.

    Das aufgetragene Essen war von höchster Güte; verführerisch duftete es in Schalen und Schüsseln. Normalerweise hätte Maximilla herzhaft zugegriffen. Doch gerade konnte sie nicht. ihr Herz schlug bis zum Halse, und sie schielte zu Schwester Decima. Ihr würde sie alles nachahmen, dann konnte sie doch nichts falsch machen, oder?

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