Audienz für eine Abordnung der Pyrtanen von Alexandria

  • Nikolaos wartete, bis sich seine Kollegen zurückgezogen hatten. Dann sah er den Eparchos eine Weile an, ehe er begann.
    "Ich hoffe, ich belästige dich mit diesem Anliegen nicht und stehle dir nicht deine kostbare Zeit... .", schickte er höflich und ein wenig verlegen vorweg. Anschließend sah er dem Eparchos kurz prüfend ins Gesicht, ehe er fortfuhr. "Zur Zeit habe ich nur ein kleines Haus außerhalb der Stadt sowie zwei Gebäude, die ich verpachtet habe beziehungsweise zu geschäftlichen Zwecken nutze. Seit geraumer Zeit bin ich auf der Suche nach einem angemessenen Wohnhaus innerhalb der Stadtmauern. Ich würde dich an dieser Stelle gerne fragen, werter Präfekt, ob es dir recht wäre, wenn ich meine Suche auch auf das Königsviertel ausweitete... ."
    Fragend blickte Nikolaos den hohen Herren an. Er hoffte, dieser hätte Verständnis für seine Situation. Als Gymnasiarchos konnte er es sich schließlich nicht erlauben, hohe Gäste in ein Gasthaus einzuladen... . Und die Grundsteuer, die, soweit Nikolaos sich erinnerte, ein drittel Talent kostete, wollte sich der Gymnasiarchos ersparen. Schließlich würde schon die Vorbereitung des Alexanderfestes seine Kasse schwer belasten, außerdem wäre ein Haus in der Basileia sicher auch nicht wohlfeil zu haben. Natürlich hatte Nikolaos, bevor er dieses Anliegen nun vortrug, bereits diskret Erkundungen machen lassen. Es gab da ein Haus, das verhältnismäßig klein war und dessen Besitzer es nicht mehr erhalten konnte. (Der Besitzer war der letzte und verdorbene, was wohl eher heruntergekommen bedeutet, Spross einer ehemals reichen Alexandriner Familie.) Nikolaos wollte sich das Haus nach der Audienz ansehen, sofern der Eparchos ihm den Gefallen täte.

  • Germanicus Corvus musste da nicht lange überlegen. Er nickte und sagte: “Natürlich, dass ist gar keine Frage. Nach dem 'Erlass über das Niederlassungsrecht in Basileia' steht dir als Gymnasiarchos Alexandrinos das Vorrecht zu, dich in Basileia nieder zu lassen. Und auch die sonst fällige Grundsteuer ist dir wegen deines Amtes erlassen. Nur das Haus, dass musst du dir selbst suchen.“

  • Zufrieden nickte Nikolaos. Die Vorstellung, vielleicht bald im Königsviertel, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Eparchos, zu leben, gab seiner Eitelkeit und seinem Ehrgeiz neuen Auftrieb. Natürlich ließ er sich Regungen dieser Art nicht anmerken. Vielmehr sah er bescheiden drein, als er antwortete:
    "Habe Dank für deine rasche Auskunft und Hilfe." Er dachte eine Weile nach, dann fiel ihm noch etwas ein.
    "Erlischt das Wohnrecht mit dem Ende meiner Amtszeit, oder würde es sich lohnen, dass ich mich nach einer dauerhaften Bleibe umsehe?", fragte er höflich. Mit dem zweiten Teil der Alternativfrage ließ er durchblicken, was ihm lieber wäre.

  • Diese Antwort war jene, auf die Nikolaos gehofft hatte.
    "Das wird auf jeden Fall die Entscheidung für den Kauf eines Hauses, sollte ich ein geeignetes finden, um einiges erleichtern." Er lächelte wie jemand, dem gerade ein Geschenk gemacht worden war.
    "Ich hoffe, mich bald deinen Nachbarn nennen zu dürfen.", fügte Nikolaos noch hinzu. Dann wartete er ab, ob der Eparchos ihm noch etwas zu sagen hätte. Schließlich fragte er: "Gibt es, nachdem ich dich mit meinen Angelegenheiten belastet habe, noch etwas von deiner Seite aus?"



    edit: Ungewollten Pleonasmus entfernt.

  • “Nein. Ich danke dir, und natürlich auch den anderen Amtsträgern, für euren Besuch. Ich wünsche dir viel Erfolg bei deiner Immobiliensuche.“


    Es war ein besonders heißer aegyptischer Sommertag und der Präfekt hatte offensichtlich das Bedürfnis, nicht länger als nötig in der Aula Regia verweilen zu müssen. Also erhob er sich, verabschiedete den Gymnasiarchos mit ein paar knappen, aber durchaus freundlichen Worten und beendete die Audienz dann endgültig.

  • "Vielen Dank, Praefecte.", verabschiedete sich Nikolaos höflich. "Lebe wohl! Bis zum Fest des Alexanders und der Tyche." Dann verließ er die Aula. Ihm kam es ganz gelegen, dass der Eparchos offenbar nicht noch mehr Zeit verlieren wollte. So blieben Nikolaos noch einige Stunden, sich das Haus in der Basileia anzusehen.

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