Zwei Praetorianer auf dem Weg zum Palast

  • "Ja, ich habe eine juristische Ausbildung genossen." antwortete Balbus während er, an der Seite des Tribuns, die Castra Praetoria hinter sich liess.


    "Mein Vater legte sehr viel Wert darauf, dass ich meinen Pflichten als Bürger auch vor Gericht nachkommen kann. Allerdings fehlt es mir an der Praxis als Anwalt, denn es ergibt sich selten die Gelegenheit dazu."

  • Nur selten eine Gelegenheit, sich als Anwalt zu betätigen?
    "Liegt es daran, dass selten etwas passiert oder schließen sich die Pflichten eines Soldaten und die eines Anwalts meistens aus? Oder trauen einem die Leute nicht zu, Anwalt zu sein, weil man Praetorianer ist?"
    fragte er neugierig.
    "Was ich fragen wollte... kannst du mir vielleicht erklären, wie genau es sich mit dem Verbot verhält, in der Stadt bei Tage zu Pferd oder mit Wagen zu reisen? Zwar dürfte die Überwachung dafür in den Zuständigkeitsbereich der Urbaner fallen, aber dessen ungeachtet wäre es sicher nicht verkehrt, genau zu wissen, für wen dieses Verbot gilt, für wen nicht"
    fragte er. Letzten Endes stellte Avitus fest, dass er nach und nach dann doch einige Fragen hatte.

  • "Es liegt vor allem daran, dass man als Praetorianer häufig auf andere Art und Weise in grössere Fälle involviert ist." sagte er.
    "Ausserdem war ich vor kurzem noch in Germania stationiert und da hatte ich überhaupt keine Gelegenheit dazu. Und direkt vor meiner Versetzung nach Germania konnte ich nicht als Anwalt tätig sein, da mein Vater damals Rom als Praetor diente."
    Diese Frage war recht einfach zu beantworten gewesen. Die andere war schon etwas kniffliger.
    "Generell ist es tagsüber niemandem gestattet, wenn man von den Equites Singulares und dem Kaiser absieht. Unter bestimmten Umständen kann es auch vorkommen, dass der Praefectus Urbi oder unsere Praefecti innerhalb der Stadt den Rücken eines Pferdes besteigen."

  • Sein Vater, der Praetor? Avitus überlegte. Auf die Gefahr hin, einem Irrtum erliegen zu können, antwortete er.
    "Dann bist du also der Sohn..."
    des ermordeten Konsuls? Aber das hatte Avitus nicht zu Ende laut ausgesprochen. Der Name Prudentius war ihm zwar nicht entgangen, aber dass der Princeps so verwandt mit jenem Konsul war.
    "Du hast mein Beileid, princeps. Sein bedauernswerter Tod ist ein großer Verlust für Rom"
    Das war nicht mal übertrieben, auch wenn das Amt des Konsul bei weitem nicht mehr so wichtig und prestigeträchtig war, wie früher einmal. Aber hin und wieder walteten durchaus große und respektierte Männer jenes Amtes, die es - zumindest nach außen hin - nicht (nur) aus Ruhmsucht, sondern (auch) aus Pflichtgefühl Rom gegenüber taten.


    Die Antwort auf seine Frage war eindeutig, aber insgeheim wünschte sich Avitus, sie wäre positiver ausgefallen.
    "Verstehe..."
    Avitus war also ausgenommen von jenem kleinen Kreis, die mit dem Pferd unterwegs sein durften. Er wohnte am Esquilin, hatte also ein schönes Stück zu rennen, wenn es irgendwann mal - ob wortwörtlich oder im übertragenen Sinne - irgendwo brannte. So keimte in ihm in diesem Moment die Idee, stets eine kleine Abteilung in seiner Nähe zu wissen, eine Art persönliche Eskorte, die ihm den Weg bahnte, damit er schnell und ungehindert durch die Strassen schreiten konnte. Eine kleine Abteilung, vielleicht ein halbes Dutzend Mann stark, je einer aus jeder Centurie.


    Lange war es nicht mehr zum Palatin, die Senke der Subura lag vor ihnen. Dahinter lag das Forum und von da war es ein Katzensprung zu ihrem Zielort.
    "Du hast also in Germania gedient? Bei den Legionen?"
    fragte er.

  • "Alle Achtung"
    Eine Ala zu kommandieren bedeutete normalerweise einen Höhepunkt auf der Karriereleiter eines ritterlichen Offiziers, vergleichbar dem Tribunat, das Avitus nun innehatte. Dass der Princeps - immerhin jünger als Avitus - diesen Zenit bereits überschritten hatte, war nicht zu verachten. Über die Gründe, warum er nun wieder als Verwaltungsoffizier und nicht als Tribun in der Garde diente, zerbrach er sich aber nicht den Kopf. Erraten würde er es vermutlich eh nicht und das wiederum würde dazu führen, dass er sich nur ein Vorurteil bilden konnte. Und fragen wollte er vorerst auch nicht, zumal er den Offizier gerade erst kennengelernt hatte. Da durfte man nicht zu neugierig oder gar aufdringlich erscheinen. Als Praetorianer war man bestimmt eh nicht daran gewöhnt, viele Fragen zu beantworten, da man vermutlich derjenige war, der sie stellte...


    Sim-Off:

    von mir aus können wir den Sprung zum Palatin machen an dieser Stelle

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