Der Quaestor wurde in das große Atrium geleitet und gebeten zu warten. Man bewirtete ihn selbstverständlich und ausruhen konnte sich der Magistrat auf einer Klinengruppe auch. Drei Sklavinnen kümmerten sich bemüht um den Gast, während Furianus mit dem Klienten sprach.
Atrium | Annaeus et Furianus
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Modestus kümmerte sich nicht sehr um die drei Sklavinnen, denn er spielte schon seit einigen Tagen mit dem Gedanken sich zu verloben. Daher lies er sich von den drei Sklavinnen nur einen eisgekühlten Caecuber bringen und war in Gedanken bei der Frau, die es dem Junggesellen angetan hatte.
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Nach etwa einer halben Stunde trat endlich der Statthalter in den Raum. Wie ein alter Greis, der er lange noch nicht war, kam Furianus auf einen Gehstock aus Ebenholz aufgestützt, ins Zimmer. Er ging langsam und jeder Schritt war eine unendliche Anstrengung für seine Beine, doch vielmehr für seinen Kreislauf.
"Salve, Quaestor."
Begrüßte er ihn hastig und erreichte endlich sein Ziel, eine bequeme Kline. Auf diese ließ er sich vor Erschöpfung fallen und musste ein paar Male richtig durchatmen.
"Entschuldige, ich fühle mich besser, aber noch lange nicht so, wie ich es gerne hätte. Aber genug von mir, wie geht es dir denn und wie gefällt dir Hispania?"
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>Salve Proconsul.<
begrüßte Modestus den Flavier und schob die Gedanken an seine Angebetete beiseite.
>Es freut mich zu hören, dass es dir besser geht. Nun es gefällt mir sehr. Vorallem da ich als vom Senat bestätigter stellvertretender Statthalter agieren kann. Ajßerdem ein ein vorzüglicher Eintrag in meinem Lebenslauf.<
meinte Modestus freundlich und stellte den Weinbecher wieder auf einem Tablett der Sklavinnen ab.
>Doch es ist auch gut, dass du mich zu dir bestellt hast. Ich werde bald wieder nach Rom reisen. Meine Amtszeit ist fast vorrüber und dringende Geschäfte erfordern eine etwas frühere Abreise.<
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"Und es werden noch einige Auszeichnungen in deinem Lebenslauf vorkommen."
Merkte er freundlich an und nahm sich etwas zu trinken.
"Du machst gute Arbeit, Annaeus, und dafür sollst du auch belohnt werden. Werte dies nicht als Schmeichelei, sondern als Verdienst um die Provinz.
Doch du wirst uns nun vorzeitig verlassen? Darauf war ich nicht gerade vorbereitet und muss sagen, dass dies meine Pläne ein wenig durchkreuzt. Aber so schlimm ist es auch nicht, alles ist machbar.
Was hast du denn für weitere Pläne, Quaestor?" -
>Meine Schwester ist leider Verstorben und ich muss mich um ihre letzten Angelegenheiten und ihr Begräbnis kümmern.<
meinte Modestus ernst und sah in den Becher. Diese Sache betrübte ihn immernoch sehr.
>Nun zum einen werde ich vieleicht bald heiraten. Doch ich glaube dir geht es eher um meiner Karriere. Zuerst muss ich Senator werden, doch ich denke mein Patron Purgitius Macer wird sich in Rom bereits um diese Angelegenheit kümmern.<
erklärte Modestus wieder etwas lebendiger und freundlicher.
>Doch danach? Ich werde mir wohl erstmal eine einträgliche Stelle suchen. Vieleicht als Iuridiculus in einer Provinz oder vieleicht kann ich ja einer der drei Curatores Roms werden. Ich brauche auf jeden Fall erst genügend Geld, bevor ich ein Aedilat oder Volkstribunat in Angriff nehmen kann. Du weißt ja wie kostspielig solche Amtszeiten sind.<
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"Es tut mir leid um deine Schwester, Annaeus, möge sie im Elysium wohlbehütet und lachend auf deine Ankunft warten."
Drückte er ihm sein Mitleid aus und senkte für einen kurzen Augenblick die Augen, da er wieder an Claudia erinnert wurde, die so früh von ihm ging.
"Und dazu beglückwünsche ich dich zur baldigen Vermählung. Wer ist denn die Glückliche?"
Und dem traurigen Gesicht folgte schlagartig ein aufrichtiges Lächeln.
"Ja, das stimmt, der Curus Honorum ist kostspielig und wenn man nicht über weitreichende Reserven verfügt, sollte man in Ämtern sein, die dies ändern könnten. Eine weise Entscheidung."
Merkte er an und konnte sich loben nicht den Fehler begeben zu haben nach den Familienreserven zu fragen. Vermutlich waren die Annaeer nicht gerade die reichste Gens im Imperium.
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>Ich danke dir für deine Anteilnahme, Flavius.<
sagte Modestus ernst. Er hatte schon vor längerer Zeit von dem Tod seiner Schwester erfahren und war deshalb jetzt schon gefasster.
>Sie heißt Flaminia Helena. Die Tochter des Comes der Balearen. Ich habe sie auf einer Dienstreise nach Palma kennengelernt.<
erzählte Modestus wieder mit einem leichen Lächeln auf den Lippen.
>Vesteh mich nicht falsch. Wir Annaer sind nicht arm. Ich habe das nötige Kapital um in den Senat zu kommen. Und meine Verwandten Annaeus Florus und Annaeus Varus sind beide wohlbegütert. Aber ein Ädilat verschlingt schließlich Unsummen und ich will mir das Geld nicht von meinen Verwandten leihen, wenn es nicht unbedingt nötig sein sollte. Zumal ich im Moment eher weniger mit Annaeus Florus zu tun haben möchte.<
erklärte er dem Flavier. In seiner Zeit als Duumvir hatte Modestus ein beachtliches Vermögen angehäuft, was nicht zu letzt seinen gutgehenden Betrieben zu verdanken war. Doch nachdem er in den Ordo Senatorius erohoben worden war, hatte er diese an Varus abgetreten, welcher sich nun eine goldene Nase verdiente.
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"Ah, ich verstehe. Keine schlechte Partie, Annaeus. Mögen die Götter euch schützen."
Naja, was hieß hier keine schlechte Partie. Mit so etwas konnte sich ein Senator nicht zufrieden geben, geschweige denn ein Patrizier. Aber da der Annaeer nichts von beidem war, wenigstens noch nicht, war dies durchaus angemessen.
"Keineswegs, ich verstehe dich nicht falsch. Du bist ein Mann, der seine Unabhängigkeit mit dem Preis bezahlt die Karriereleiter nicht so hoch klettern zu können. Durchaus bewundernswert."
Ein kleines Nicken verriet dem Annaeer, dass der Proconsul ihn ganz und gar nicht falsch verstand. Furianus hätte es zwar anders gemacht, aber gut, er war nicht der, der vor ihm stand.
"Habt ihr denn familiären Zwist, du und Annaeus Florus? Ist er nicht Praefectus der misenensischen Flotte?"
Irgendwo hatte er zumindest in diesem Zusammenhang in Erinnerung gehabt.
"Nun sollten wir aber zu deinen Meriten kommen. Du hast gute Arbeit verrichtet, die nicht nur durch den Senat, sondern auch durch mich ihre Ehrung erhalten wird. Ich werde für dich eine kleine Inscriptio erwirken können, denke ich. Und zwei Diploma hast du natürlich auch verdient."
Diese Anspielung war nun geradewegs auf das Wohlwollen des Annaeus vor dem Senat ausgerichtet. Furianus war krank, weit weg von Rom, da brauchte man immer gute Freunde.
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>In der Tat. Ihr Vater hat sich zwar von der Politik in Rom in seine Heimat zurückgezogen und betreibt nur noch Lokalpolitik auf seinen Inselchen, aber als ehemaliger Aedilis Plebis verfügt er noch über den einen oder anderen Kontakt innerhalb der plebejischen Senatorenschaft.<
stimmte Modestus dem Proconsul zu.
>Ich denke kaum, dass der Preis so hoch ist. Davon abgesehen kann ich sowieso erst nächstes Jahr wieder für ein Amt kandidieren. Und die Zeit dazwischen mit einem geldbringenden Amt zu verbringen ist nicht das Schlechteste was ein Mann tun kann. Davon abgesehen helfen diese Ämter mir in meinem Lebenslauf. Wenn man Praetor werden will und schon eine Zeit als Iuridiculus vorweisen kann, dann bringt das Vorteile. Und wenn ich bei meiner Kandidatur für das Amt des Aedils schon Erfahrungen im Straßenbau vorweisen kann...<
sagte Modestus und beendete den Satz nicht. Es war klar was er andeuten wollte.
>Ja er ist es. Ich weiß nicht ob man es Zwist nennen kann, aber ich habe sein Patronat abgeschüttelt und bin froh darüber keinen Kontakt mehr mit ihm zu haben.<
sagte Modestus, denn es war die Wahrheit. Die Vertretung seiner Sache von Florus war lächerlich gewesen und auch andere Vorfälle hatten ihn dazu bewogen.
>Ich danke dir, Flavius. Die ganze Provinz am Laufen zu halten war aber auch Arbeit genug.<
sagte er und schmunzelte. Dann trank er noch einen Schluck aus seinem Becher.
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"Wie dem auch sei."
Beendete er die Konversation über die Heirat, die Zukunft des Annaeers und seinen Zwist mit dem Verwandten. Alles Themen, die doch teilweise unangebracht waren und den Gast wohl nicht glücklich stimmten.
"Jedenfalls danke ich dir für deine Bereitschaft und Aufopferung noch einmal persönlich und hoffe dich weiterhin im Auge behalten zu können. Aus dir wird was. Das sage ich nicht jedem."
Ein konkretes Freundschaftsangebot war es nicht, doch ein vorsichtiges Bündnis der gegenseitigen Sympathiebekundung war es dennoch. Der Annaeus würde ihn schon nicht ins Messer laufen lassen, so wie auch umgekehrt Furianus nicht die Absicht hegte dem Mann Steine in den Weg zu legen. Eher Gegenteiliges.
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>Nichts zu danken. Als Quaestor war es meine nur meine Pflicht.<
sagte Modestus und aber er verstand worauf der Proconsul hinauswollte. Und er würde sich daran halten.
>Ich danke dir für alles, Flavius. Doch jetzt ist es an der Zeit für mich zu gehen.<
sagte Modestus und stand langsam auf und ging zu dem Proconsul, um ihm die Hand zu geben. Er selbst sollte nicht aufstehen müssen, denn er war ja krank.
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Der Flavier nickte und gab ihm lächelnd die Hand.
"Danke für deinen Besuch. Mögen die Götter bei dir sein, auf all deinen Wegen, Annaeus."
Verabschiedete er den jungen Mann und unterdrückte einen weiteren Hustenanfall.
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>Mögen die Götter auch mit dir sein. Vale.<
verabschiedete sich Modestus und lies sich von einem Sklaven den Ausgang zeigen.
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