Verwundert sah ich Lupus mit funkelnden Augen an. Was sollte das jetzt werden? Irritiert blickte ich auf die Münzen, die er auf den Tisch warf, um dann wieder zu meinem Kameraden aufzublicken. Hatte ich ihn nicht eingeladen?
Zwar stimmte es was er über Valerian erzählte. Aber die kurze Zeit hatte ausgereicht, dass ich ihn als Kameraden ansah, zu mal er der erste und einzige aus dem Contubernium gewesen war, der sich meiner angenommen hatte, als ich noch ein frisch gebackener Probatus gewesen war. Doch seine nächsten Worte trieben mir langsam die Zornesröte ins Gesicht. Was erzählte er da für einen Blödsinn über Gewissen? Und bei den Ahnen? Wollte er damit etwa andeuten, dass ich nicht jeden Tag an sie dachte? Und die Ehre? Ich war kurz davor zu platzen. Das Wort Mörderbande brachte das Fass zum überlaufen. Ich wollte gerade zur Erwiderung ansetzen, als Lupus sind plötzlich abwandte.
Ich sprang von meinem Stuhl hoch, dass dieser mit einem lauten Poltern auf den Boden fiel, und drehte mich zu Lupus. Oder drehte sich die Welt? Erst jetzt spürte ich die Wirkung des Weines. Ich schüttelte kurz den Kopf und sah Lupus hinterher.
„Mörderbande?“, brüllte ich ihm nach und lachte laut auf. „Mach die Augen auf Lupus. Du bist bereits in einer. Oder wie willst du es nennen, wenn du das Kind einer Mutter tötest?“ Er ging einfach weiter. Mir war egal, wie die anderen Gäste mein Benehmen fanden. Denn ich war stinksauer und ziemlich angetrunken.
„Also erzähle mir nichts von Gewissen.“ Ich machte eine wegwischende Handbewegung, wobei ich leicht schwankte. „Spätestens an der Porta solltest du das ablegen.“ Ich sah, wie er zu der blonden Frau ging.
„Hörst du mir überhaupt zu, Lupus?“, schrie ich ihn an. Scheinbar tat er dies nicht, denn ohne mich eines Blickes zu würdigen ging er in Richtung Tür. „Komm du erstmal von deinem hohen Ross runter. Dann können wir uns über die Realität weiter unterhalten.“ Mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch sah ich, wie Lupus die Taberna verließ. „Stultissimus!“*, brüllte ich ihm noch hinterher. Der hatte doch keine Ahnung, von was er da eigentlich sprach, dachte ich zornig.
Dann blickte ich für einen Moment auf die Tür, durch die er verschwunden war. Mit einem wütenden Knurren machte ich eine abwertende Geste. Nicht wenige der Gäste sahen mich an und tuschelten teilweise miteinander dabei. Mit blitzenden Augen blickte ich mich um.
„Was gibt es da zu glotzen?“, fragte ich drohend in die recht ruhige Runde. Dann schnaufte ich auf, bückte mich, hob den Stuhl auf, stellte ihn hin und ließ mich auf ihn fallen. Immer noch wütend starrte ich auf den Tisch, um kurz danach mir noch etwas Wein einzuschenken und diesen meine Kehle hinunter zu stürzen.
*Blödmann