[Vicus Novus] Der Steinbruch

  • LAPICIDINAE VICI NOVI
    ANTE MOGONTIACUM


    Magister: Willigis
    Possessor: Marcus Petronius Crispus


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    Vor den Toren Mogontiacums befindet sich südlich der Stadt eine kleine Siedlung, die in der Gegend als Vicus Novus (Neustadt) bekannt ist. Neben einem kleinen Kultbezirk befinden sich hier zahlreiche Töpferwerkstätten, sowie ein großer Kalksteinbruch.
    Diesem steht der Steinmetzmeister Willigis, ein Germane aus der Gegend, vor. Er ist ein sehr geschickter Handwerker, weshalb er die Blöcke, die man hier dem Berg abtrotzt, auch selbst zu Statuen, Altären und Ziersteinen weiterverarbeitet.


    Bild: steinbruch by twicepix, on Flickr

  • Einige Tage waren vergangen, seitdem Petronius Crispus die Armee verlassen und ein ziviles Leben begonnen hatte. Nun hatte er beschlossen, sein Entlassungsgeld - so hoch es gewesen war - doch ein wenig zu investieren, um seinem Sohn eines Tages gute Bildung und ein komfortables Leben zu ermöglichen. Nach gewissen Recherchen war er auf eine Möglichkeit gekommen: Der Steinbruch von Vicus Novus!


    Dieser hatte bisher einem Decurionen Mogontiacums gehört, der sein Geld jedoch hauptsächlich mit Handelsgeschäften verdient hatte. Und dabei war ihm ein Unfall unterlaufen: Bei einer kostspieligen Verschiffung von Luxusgütern auf dem Rhein waren seine Boote gekentert - alles weg! Nun hatte er dringend Geld gebraucht, um seine Gläubiger zu bezahlen. Davon hatte Crispus erfahren, sodass er die Gelegenheit beim Schopf packte und an den Mann herangetreten war. Die Verhandlungen waren nicht besonders schwierig gewesen, denn der Mann war in Not und Crispus kein großer Feilscher. Man einigte sich und so waren die beiden gemeinsam in die Siedlung geritten, um den Betrieb zu übergeben.


    Gehüllt in sein Soldaten-Sagum trat Crispus aus der Reisekutsche, worauf ihm der Händler in seinem teuren Pallium folgte. Der beleibte Herr japste ein wenig, doch Crispus war guter Dinge und betrachtete stolz seinen zukünftigen Besitz.


    "Der Steinbruch ist wirklich beeindruckend!"


    "Das ist richtig. Wenn ich es mir recht überlege, sollten wir noch einmal über den Preis reden - der Stein hier ist sehr hochwertig!"


    erwiderte der Händler und schielte neugierig zu dem Petronier hinüber. Doch dieser machte eine wegwerfende Handbewegung.


    "Vergiss es! Wir haben schon einen Preis vereinbahrt!"


    Der Händler senkte das Haupt, ein wenig verärgert wirkend. Doch Crispus musste sich nicht weiter mit ihm herumärgern, denn in diesem Augenblick erschien ein großer, muskulös gebauter Mann in den besten Jahren. Sein Haar trug er kurz, dafür spross ihm jedoch ein stattlicher, brauner Bart im Gesicht. Er ergriff Crispus' Hand und drückte fest zu.


    "Ich bin Willigis, der Meister hier."


    stellte er sich vor. Crispus musterte den Burschen: Er wirkte tatsächlich sehr intelligent, zeigte jedoch mit seiner Schürze und seinen Armen doch ein typisches Äußeres eines Handwerkers. Außerdem roch er nach harter körperlicher Arbeit - ein Geruch, den Crispus von der Legion her nur zu gut kannte! Crispus erwiderte den Gruß.


    "Ich bin Petronius, dein neuer Arbeitgeber! Zeig mir den Steinbruch!"


    Während der Händler nebenher ging, besichtigte Crispus gemeinsam mit Willigis das Gelände. Zuerst sahen sich die beiden den eigentlichen Steinbruch an, in dem mehrere Tagelöhner, aber auch fest angestellte Arbeiter mit Spitzhacken Steinblöcke aus dem Kalkstein schlugen. Zwar hatte Crispus mit der Legion selbst schon einmal in einem Steinbruch gearbeitet, dennoch staunte er, mit welcher Effizienz und Kraft die Profis diese Aufgabe erledigten.


    Dann ging es weiter zum Lager: Von einer Holzkonstruktion überdacht lagerten hier die Rohsteine in langen Reihen, stets bewacht von einem alten Arbeiter, der die Lehrlinge von der Werkstatt zu den besten Steinen für ihre Arbeit führte.


    In der Werkstatt schließlich zeigte sich Crispus jedoch geradezu beeindruckt von der Kunstfertigkeit Willigis' und seiner Lehrlinge und Gesellen. In verschiedenen Stadien konnte man Statuen, Reliefs, aber auch einen Altar, sowie eine Sonnenuhr sehen. Mit voller Konzentration saßen die Arbeiter vor ihren Werken und trugen mit Hammer und Meißel sorgfältig Stück für Stück den überschüssigen Stein ab.


    "Sehr beeindruckend, wirklich!"


    "Die Jungs sind halt nicht ganz billig."


    wies Willigis auf die Schattenseite der Handwerker hin. Der Mann dachte pragmatisch und wollte seinen Dienstherrn nicht mit schönen Worten und Getue blenden. So etwas lag ihm einfach nicht.


    "Wenn sie gute Arbeit leisten, zahle ich auch gutes Geld."


    antwortete Crispus und zuckte mit den Schultern. Diese Kunstwerke hier würde man auf dem Markt sicher zu hervorragenden Preisen verkaufen können! Noch einen Augenblick betrachtete er die steile Wand, an der die Gerüste des Steinbruchs hingen, dann sah er zu Willigis


    "Kann ich dann noch die letzten Abrechnungen sehen?"


    "Klaro."


    Willigis zuckte seinerseits mit den Schultern und führte den Petronier in eine Hütte, in der der Verwaltungskram des Steinbruchs lagerte. Eine ganze Weile ließ sich Crispus alles zeigen (er kannte sich ja mit Buchführung aus, da er als Primus Pilus eine ganze Kohorte verwaltet hatte), dann wurde ein Vertrag aufgesetzt und man verabschiedete sich. Zuletzt begleitete der Petronier seinen Vertragspartner in die Stadt, um den Vertrag selbst sicher in seinem Haus zu deponieren.

  • Petronius Crispus kam an diesem Tag zu seinem Steinbruch, weil man ihn unterrichtet hatte, es gäbe Probleme mit den Arbeitern. Tatsächlich sah er bereits von Weitem, dass etwas nicht stimmte: Die Gerüste waren verwaist, vor der Steinmetzhütte des Willigis saß eine ganze Schar Männer und der Meister selbst schien mit einem Grüppchen der Arbeiter zu diskutieren.


    Mit seinem geborgten Pferd (Er beschloss bei dieser Gelegenheit, sich ein Pferd zu kaufen, obwohl er nicht sonderlich gern ritt.) ritt er in den Steinbruch hinein und hielt direkt auf die Gruppe um Willigis zu. Als die Männer ihn sahen, unterbrachen sie ihren Streit und warteten, bis er kam.


    "Was ist hier los?"


    fragte er, als er die Gruppe erreicht hatte. Die Männer, die auf Willigis einredeten, waren zweifelsohne Arbeiter seines Steinbruchs. Sie wirkten alle ziemlich feindselig und einer von ihnen (offensichtlich ihr Anführer) meinte auf Germanisch


    "Wir arbeiten nicht weiter, bevor wir nicht mehr Lohn bekommen."


    Crispus kratzte sich am Kopf. Es war tatsächlich so, wie man ihm berichtet hatte. Und er hatte wenig Erfahrung mit ungehorsamen Untergebenen. Zumindest mit welchem, die nicht direkt seiner Disziplinargewalt unterstanden...was sollte er tun?

  • Crispus beschloss, sich das Problem erst einmal anzuhören, ehe er vorschnell seine Arbeiter vergraulte. Trotzdem ärgerte es ihn gewaltig, dass man sich auf so erpresserische Weise seinem Willen widersetzte.


    "Wie viel mehr Lohn?"


    fragte Crispus, ohne abzusteigen. Vom Pferd herab hatte er doch noch eine etwas bessere Position.


    "Wir wollen fünf Sesterzen mehr pro Woche!"


    Fünf Sesterzen? Das war fast eine Verdopplung des Gehalts! Wie sollte er das denn bezahlen? Ob dieser unverschämten Forderung malte sich sein Zorn auch ins Gesicht.


    "Und wie kommt ihr dazu? Zahlen die anderen Steinbruchbetreiber höhere Löhne?"


    "Nein!"


    mischte sich Willigis ein, woraufhin die Arbeiter in ein feindselig klingendes Gemurmel fielen. Offensichtlich hatten sie gehofft, ihren Arbeitgeber übers Ohr zu hauen. Das ärgerte Crispzs sogar noch mehr! Dennoch versuchte es der Rädelsführer.


    "Das Leben wird teurer! Der Lohn ist nicht gerecht! Wir arbeiten stundenlang und bekommen kaum Lohn!"


    "Mein Lohn ist gerecht, weil jeder ihn zahlt. Unverschämt sind eure Forderungen! Ich könnte euch alle 'rauswerfen und neue Arbeiter einstellen, dann würdet ihr garkeinen Lohn bekommen!"


    schimpfte Crispus endlich los. Das war zwar nicht besonders geschickt, doch er hatte seinem Zorn Luft machen müssen. Ob er tatsächlich auf die Schnelle neue Arbeiter bekommen würde? Nunja, das würde wohl ziemlich schwierig sein und sein Steinbruch würde einige Wochen stillstehen oder schlecht produzieren, bis die Kräfte angelernt waren...doch andererseits war diese Drohung für die Streikenden wesentlich gefährlicher: Es gab nicht besonders viele Steinbrüche im Umland von Mogontiacum und mit hoher Wahrscheinlichkeit würden sie dann auf der Straße stehen - ein geringer Lohn war immer noch besser als gar kein Lohn!
    Das schienen auch die Männer zu erkennen und der Rädelsführer wandte sich um, um mit seinen Männern zu beraten. Crispus verstand nur Gesprächsfetzen:


    "Das macht er nich'!"
    "Und wenn doch?"
    "...viel zu teuer..."


    Crispus beschloss nun, alles auf eine Karte zu setzen und rief in den Haufen hinein


    "Glaubt ja nicht, ich würde mich nicht trauen, euch allesamt hinauszuwerfen! Auf Dauer kommt mir das viel billiger als euch mit diesem Wahnsinnslohn durchzufüttern!"


    Das war wohl tatsächlich wahr und wenn Crispus Glück hatte, gaben sie endlich klein bei. Wenn er allerdings Pech hatte, würden sie ihre Forderungen nur heruntersetzen oder trotzdem darauf beharren. Doch scheinbar hatte er einigermaßen Glück, denn es kam mehr Leben in den Haufen und der Rädelsführer schien relativ allein zu stehen. Endlich wurde er in Crispus Richtung geschubst und drehte sich zu diesem um. Crispus funkelte ihn feindselig an. Wäre er ein Legionär gewesen und er der Centurio, hätte er ihm den Rücken blutig geschlagen - er hasste diese selbsternannten Volkstribunen! Offensichtlich war er tatsächlich aus dem Konzept, denn er begann etwas zu stammeln.


    "Wir...wir wär'n auch...mit weniger zufrieden..."


    Crispus hob die Hand und deutete auf die Straße, die vom Steinbruch wegführte. Er musste den Druck offensichtlich noch erhöhen!


    "Du bist entlassen! Ich will dich hier nie wieder sehen!"


    Der Rädelsführer erblasste, nahm dann jedoch seinen ganzen Mut zusammen und ergriff noch einmal das Wort.


    "Aber das ist gerecht! Das kannst du nicht machen!"


    "Halt die Klappe und verschwinde von meinem Land!"


    fuhr Crispus dazwischen und zog sein Schwert, das er bei Ausflügen außerhalb der Stadt stets mit sich führte. Mit der Waffe deutete er auf den Mann, dem er gerade die Zukunft genommen hatte.


    "Ich werde dich aufspießen, wenn du nicht gleich hier verschwindest!"


    Crispus trieb sein Pferd ein wenig vor und die Arbeiter wichen zurück. Crispus holte aus (in der Hoffnung, das würde genügen, um den Rädelsführer endlich loszuwerden) und tatsächlich wich sein Ziel zurück und ergriff die Flucht. Auf dem Weg wandte er sich allerdings noch einmal um und rief


    "Brüder, das is' der Anfang! Die Römer beuten uns nur aus!"


    Crispus hatte gute Lust, ihm nachzureiten und sein freches Maul zu stopfen, doch nun rannte der Mann um sein Leben und Crispus musste sich mit seinen Arbeitern einigen. Diese waren von der Vorführung sichtlich beeindruckt und blickten verängstigt zu ihrem Arbeitgeber auf. Nur bei wenigen schwang neben der Angst auch Feindseligkeit mit.


    "Ich akzeptiere keine unverschämten Forderungen! Merkt euch das! Und jetzt an die Arbeit! Wer nicht arbeitet, wird auch nicht bezahlt!"


    Es dauerte eine Sekunde, ehe sich die Arbeiter aus ihrem Schockzustand lösten, dann begannen sie, verhalten mit einander schwatzend (wohl über das gerade Gesehene) zurück in den Steinbruch zu gehen. Nur Willigis blieb zurück und endlich sprang Crispus vom Pferd. Noch immer war Crispus ziemlich geladen.


    "Was für eine Frechheit! Mich zum Narren halten!"


    Willigis hatte die Stirn in tiefe Falten gelegt und schien von dem ganzen nicht ganz so angetan zu sein.


    "Chef, ich weiß nicht, ob das so gut war. Vielleicht laufen uns die Arbeiter noch weg! Aber ist gut, dass du den Vorarbeiter davongejagt hast - der war immer rebellisch."


    "Die werden an ihre Kinder denken und sich dann zweimal überlegen, ob sie die sichere Stelle loswerden wollen. Und wegen dem Vorarbeiter - beförder' jemanden, der zuverlässig is', den die Männer aber auch akzeptier'n!"


    In Beförderungsfragen kannte Crispus sich aus: Er hatte schon selbst Fehler dabei gemacht und nur bequeme Leute zum Tesserarius oder Gruppenanführer gemacht - diese hatten sich jedoch niemals durchgesetzt, wenn sie nicht einen gewissen Respekt bei den Untergebenen genossen!


    "Gibt's sonst noch was?"


    fragte Crispus dann und bemerkte, dass sein Zorn ziemlich verraucht war.


    "Die Geschäfte laufen 'bissl besser. Also alles gut soweit."


    erklärte Willigis und Crispus nickte anerkennend. Er hatte wirklich einen guten Steinmetz, der auch den Steinbruch selbst gut leitete. Hoffentlich kehrte nun wieder Ruhe ein!


    "Dann kann ich ja wieder geh'n! Hab' viel zu tun - Politik, du weißt schon!"


    Natürlich war es allgemein bekannt, dass Crispus im Ordo Decurionum war und selbstverständlich hatte er Willigis auch erzählt, dass er gedachte, zum Magistratus zu kandidieren. Daher hatte der Steinmetz sicher auch Verständnis, dass sein Arbeitgeber weniger Zeit für die Geschäfte hatte (was ihm vielleicht auch gut gefiel, denn so hatte er freie Hand!).


    "Geh ruhig! Wenn wieder 'was is', sag' ich Bescheid!"


    sagte er schließlich und Crispus schwang sich zurück auf sein Pferd. Dann lenkte er das Tier zur Straße, hob den Arm zum Gruße und trabte in die Stadt zurück.

  • Für seine ehrgeizigen Bauvorhaben hatte Crispus sich überlegt, seinen eigenen Steinbruch einzubeziehen: Er konnte dadurch zum einen ein wenig Geld mit öffentlichen Aufträgen verdienen, zum anderen das Nachschubproblem rasch lösen. Aus diesem Grunde hatte er sich mit Willigis in Verbindung gesetzt und sich erkundigt, wie viel der Steinbruch hergeben konnte und welche Kosten das in etwa verursachen würde.


    Dennoch kam er noch einmal selbst, um sich zu vergewissern, dass alles wie geplant verlaufen konnte. Er war allein gekommen und hatte sein neues Pferd, Asulf, als Transportmittel verwendet. Inzwischen ließ sich der Hengst schon ganz gut reiten, denn der Petronier hatte den Vorschlag von Primus berücksichtigt und regelmäßige Ausritte durchgeführt, wobei ihm auch gute Ideen für die Regierung der Stadt kamen.


    Als er endlich ankam, war der Abbau wie üblich in vollem Gange. Willigis war vor seiner Hütte damit beschäftigt, einen Gesellen zusammenzustauchen, der offensichtlich etwas kaputt gemacht hatte. Als er Crispus erblickte, unterbrach er seine Tätigkeit und kam auf seinen Arbeitgeber zu.


    "Heile, Willigis! Wie läuft's?"


    "Heile, Chef! Bei uns geht alles soweit ganz gut!"


    "Also könntet ihr schnell liefern, wenn wir 'was brauchen?"


    "Hm, kommt d'rauf an, wie viel. Grundsätzlich ging' das schon! Aber komm' mit, ich zeig' dir, was wir haben!"


    Crispus stieg von seinem Pferd und gab die Zügel dem Gesellen, der offensichtlich ganz froh war, der Schelte doch noch entgangen zu sein. Dann folgte der Magistratus dem Meister in die Steinmetzhütte.

  • Unterder Amtszeit des Petronius Crispus als Magistratus von Mogontiacum musste vor allem sein Steinbruch in Vicus Novus leiden. Das hatte vor allem zwei Gründe: Zum einen hatte der Besitzer natürlich nicht so viel Zeit, um sich um seine Betriebe zu kümmern, saß stattdessen stundenlang über seinen Amtsgeschäften. Der zweite Grund war jedoch der, dass Crispus sich so oft wie möglich den Rat von Willigis einholte: Nicht nur bei der Stadtmauer, auch beim Theater und anderen öffentlichen Bauwerken hatte er ihn zur Rate gezogen, sodass er als Meister am Steinbruch fehlte.


    Dies war auch Crispus aufgefallen, weshalb er sich vorgenommen hatte, dem Steinbruch öfter einen Besuch abzustatten. Besonders im letzten Monat war es zu leichten Einbrüchen in der Produktion gekommen. Auf Asulf, seinem inzwischen eingerittenen Ross kam er daher angeprescht, das Sagum um einen Schal und Beinwickel ergänzt. Bereits als in die Männer die Straße heraufreiten sahen, hielten sie in ihrer Arbeit inne und kamen ihm entgegen und als er endlich bremste, half ihm Willigis persönlich aus dem Sattel.


    "Ah, Willigis - was machen die Geschäfte?"


    "Ganz gut soweit - der Dauerauftrag von Deinem Freund kommt aber ganz gut - im Winter gibt's nicht so viele Baustellen!"


    Crispus nickte. Gerade eben waren sie offensichtlich dabei, einen Ochsenkarren mit großen Steinquadern zu beladen. Er schniefte und deutete darauf.


    "Ist das für Reatinus? Und zahlen seine Leute auch immer brav?"


    Willigis grinste.


    "Natürlich, Chef! Und dazu ist der Transport absolut unproblematisch - is' nur ein kleines Stück bis zur Vorstadt!"


    "Stimmt. Da hab' ich ja wirklich Glück, solche praktischen Freunde zu haben!"


    erwiderte Crispus und lachte. Dabei kam ihm wieder einmal der Plan von der Handelsgesellschaft in den Sinn. Es hätte tatsächlich seinen Nutzen, möglicherweise konnte man sich sogar gegenseitig Kapital borgen und es gewinnbringend einsetzen. Dann jedoch blickte er die Männer an und wischte seine Gedanken weg.


    "Arbeitet nur sauber und ordentlich! Ich will nicht, dass Reatinus sich bei mir beschweren muss! Und jetzt arbeitet weiter - ich bezahl' euch nicht, dass ihr mir beim Kontrollieren zuschaut!"


    Langsam machten sich die Arbeiter wieder ans Werk, während Crispus seinen Meister beiseite nahm und mit ihm die Steinmetzhütte aufsuchte, wo die aktuellen Abrechnungen gelagert wurden.

  • Haakon hatte den Weg zum Steinbruch des Petroniers nach einigem Durchfragen dann doch endlich gefunden. Einen der ihm entgegenkommenden Arbeiter sprach er auch direkt an.


    "Wo finde ich denn Willigis?", fragte er den Arbeiter ganz unverhohlen und hoffte auf eine hilfreiche Antwort.
    Lediglich ein kurzes Nicken in Richtung eines am Rand stehenden Germanens war die Reaktion des Arbeiters, ehe dieser weiter seines Weges ging.



    Danach ging er auf den ihm angedeuteten Germanen zu und sprach diesen an. "Bist du Willigis? Pontifex Petronius hat mich beauftragt dir bei dem entflohenen Sklaven zu helfen."

  • Solange im Steinbruch gearbeitet wurde, musste Willigis meistens aufpassen, dass die Sklaven ihre Arbeit ordentlich machen und nur gelegentlich konnte er sich in seine Hütte zurückziehen, um sich der Steinmetzarbeit zu widmen. Jetzt im Winter ging das Steinebrechen aber sowieso nicht übermäßig gut voran, weshalb die Sklaven momentan gebrochene Steine behauen mussten und er die Wand betrachtete, aus der im Frühling neue Steine kommen sollten.


    Dabei wurde er plötzlich von einem Fremden angesprochen. Er drehte sich um und betrachtete den Mann - er war ziemlich groß, kräftig und trotz der offensichtlichen Jugend ein sorgenzerfurchtes Gesicht. Alles deutete darauf hin, dass es ein Sklavenjäger war - Willigis wusste gar nicht, dass der Pontifex solche Leute engagierte, und schon gar nicht für einen entlaufenen Bergwerkssklaven!


    "Ich bin Willigis, ja. Du willst mir helfen, Ballomar zu finden?"


    Er kratzte sich am Kopf - ihm helfen war gut: Willigis hatte Ballomar einfach abgeschrieben und den anderen Sklaven seither wieder die Fußketten angelegt. Genaugenommen war er etwas enttäuscht von Ballomar, denn er hielt sich für jemanden, der die Steinbruchsklaven ganz gut behandelte...


    "Naja, ich denke, ich kann eher dir helfen als du mir. Ich muss nämlich aufpassen, dass die anderen nicht auch abhauen!"


    Er deutete auf die Sklaven, die im Inneren des Steinbruchs arbeiteten.


    "Aber ich kann dir ja 'mal verraten, was ich über Ballomar - so heißt er - weiß: Ich hab' ihn von einem germanischen Sklavenhändler gekauft - ich glaub', ein Suebe namens Rechila. Der kommt regelmäßig und liefert auch meistens gute Ware. Ballomar war... oder ist auch Suebe, Markomanne, glaub' ich.


    Was kann ich noch erzählen? Naja, er hatte von Anfang an ziemlich Heimweh, war scheinbar von Rechila irgendwo jenseits des Rhenus aufgegabelt worden. Ich hab' natürlich auch die anderen befragt, mit denen er an der Kette geschlafen hat, aber die wussten auch nichts von ihm - außer, dass er scheinbar irgendwo hier jemanden kennt. Den Namen wussten sie aber auch nicht mehr... muss wohl jemand aus seinem Stamm sein, der hierher ausgewandert ist."


    Wenn sein neuer "Helfer" ein Sklavenjäger war, wusste er sicherlich, dass entlaufene Sklaven zuerst einmal einen Unterschlupf brauchten. Mit ein wenig mehr Energie hätte Willigis vielleicht selbst Erkundigungen angestellt, aber das lohnte sich nicht - war ja nicht sein Geld, das geflohen war.

  • "Gut.", fasste Haakon erstmal die Aussagen von Willigis zusammen und dachte kurz über das Gesprochene nach.


    "Weisst du, wann Rechila das nächste mal in die Stadt kommt? Vielleicht hat der noch ein paar Informationen über ... äähhm, Ballomar, richtig?", dabei kratzte Haakon sich fragend am bärtigen Kinn. "Ansonsten bleibt nur die Suche nach einem Markomannen in Mogontiacum. Zum Glück ist diese Stadt nicht allzu groß. Aber bei dem Wetter kann er noch garnicht weit sein. Wann ist er eigentlich entflohen? Und vorallem wie kam es dazu? Hatte ihm vielleicht sogar jemand geholfen?" Das waren alles Informationen, die Haakon auf der Suche nach dem Sklaven weiterhelfen könnten.

  • Erwartungsvoll blickte Willigis den Sklavenjäger an - er hatte noch nie mit so einem Typen zusammengearbeitet und fragte sich, was für Informationen er wohl sonst noch brauchte. Den Flucht-Hergang - das war eine gute Frage!


    "Nee, der kommt unregelmäßig, glaube ich. Ich muss ja normalerweise nicht so viele Sklaven kaufen, die halten sich hier trotz der Arbeit immer recht gut."


    erklärte er aber zuvor. Dann rekonstruierte er die Flucht:


    "Er ist gestern morgen geflohen. Normalerweise haben ich oder mein Geselle die Jungs immer im Auge, deshalb schmieden wir sie nicht immer an - aus dem Steinbruch kommen sie ja sowieso nur durch den Weg hier raus und da sitzt ja Ulixes."


    Er deutete auf den Eingang des Kessels, wo ein Hund angekettet war. Er musste auch Haakon angebellt haben, bis der Geselle dem Wachtier Ruhe befohlen hatte.


    "Naja, er war jedenfalls nicht angekettet und muss irgendwie aus dem Kessel gekommen sein. Da hinten gibt's ja ein Gerüst und die letzten paar Fuß muss er geklettert sein. Die anderen Sklaven - und mit Atto dort verstehe ich mich eigentlich ganz gut - meinten, er hätte gesagt, er müsse mal pinkeln."


    Er deutete auf die Sklaven rüber.


    "Genaueres weiß ich auch nicht - du kannst sie gerne fragen, wenn du willst - wie heißt du überhaupt?"

  • "Nein Nein.", er schüttelte den Kopf. "Wenn du sagst, das dein Verhältnis zu denen ein eher gutes ist, dann werden die einem Fremden, wie mir, sicherlich nicht mehr Geheimnisse anvertrauen.", legte er seine Chancen, aus den Sklaven nützliche Informationen herauszubekommen, aus.


    "Ich sollte mich wohl am Besten noch ein wenig in der Stadt umhören, ob vielleicht jemand etwas genaueres über einen ansässigen Markomannen weiß.", gab der Germane seine weiteren Pläne preis. "Mein Name ist übrigens Haakon."

  • Genaugenommen traf das mit dem guten Verhältnis nicht für alle zu - aber wahrscheinlich brachte er trotzdem mehr aus den Jungs raus als ein wildfremder Sklavenjäger. Deshalb nickte er nur.


    "Gut, Haakon. Dann sehen wir uns!"


    Damit war wohl alles geklärt. Er deutete auf die Hütte am Eingang des Steinbruchs.


    "Mein Geselle wird dich an Ulixes vorbeibringen. Raus lässt er die Leute nämlich noch ungerner als rein!"

  • "Das habe ich gemerkt." Haakon musste auflachen, bei dem Gedanken, an den Hund. Dessen plötzliche Begrüßung beim Betreten des Steinbruchs hatte Haakon noch im Hinterkopf, weswegen er Willigis' Angebot gerne annahm und sich aufmachte in Richtung der hölzernen Hütte am Eingang des Steinbruchs. "Auf Bald!", verabschiedete er sich noch beim Vilicus des Pontifex und drehte sich dann um.

  • Nachdem Petronius Crispus Haakon als Klienten angenommen und auf dem Steinbruch untergebracht hatte, hatte der Germane sich ein halbes Jahr nützlich gemacht. Willigis hatte sich langsam an den rauhbeinigen Kerl und seinen alten Freund gewöhnt, zumal ersterer ihm jede Menge Arbeit abnahm. Waren die Sklaven ungehorsam, holte er Haakon hinzu, war er außer Haus, passte Haakon auf und wenn es darum ging, Nachwuchs zu beschaffen, konnte man sich auch beraten. Man konnte behaupten, dass Willigis seinen neuen Mitarbeiter richtig zu schätzen gelernt hatte...


    Heute aber hatte er einen etwas unangenehmeren Auftrag für Haakon bekommen - zumindest aus seiner eigenen Perspektive:


    "Haakon, komm' mal 'rüber! Du sollst dich bei Petronius zu Hause melden!"


    rief er deshalb über den Steinbruch, nachdem er vom regelmäßigen Rapport in der Domus Petronia zurückgekehrt war.

  • Und auch Haakon hatte sich in der geraumen Zeit, die seit dem damaligen Auftrag vergangen waren, so richtig eingelebt und mit seiner neuen Aufgabe angefreundet. Lediglich dem Alten schien es immer schlechter zu gehen, wenn es so weiter ging, würde er es wohl nicht mehr lange machen.


    Aus den Gedanken gerissen wurde Haakon dann durch Willigis, der in seiner unnachahmlichen Art quer über den gesamten Steinbruch brüllte und ihn zu sich rüber zitierte.


    Bei Willigis angekommen, fragte er: "Wat willer denn?" Kurz und knapp, so wie er es sich mittlerweile schon angewöhnt hatte, formulierte er diese Frage nach dem Grund. Weshalb sein Patron ihn sehen wollte, vielleicht hatte er ja gegenüber Willigis schon die ein oder andere Andeutung fallen gelassen. Gespannt wartete er auf eine Antwort.

  • Willigis zuckte mit den Schultern.


    "Er will dich wohl irgendwie auf Reisen schicken, meinte er. Irgendeine Gesandtschaftssache nach Rom oder so, keine Ahnung..."


    antwortete der Steinmetz und spuckte aus. So eine Reise dauerte ewig, dazu war es wahrscheinlich sogar gefährlich in diesen Zeiten. Wenn es ganz dumm lief, würde keiner zurückkommen und wenn ja, würde es wohl Monate dauern. Lange Zeit, um wieder allein über den Steinbruch zu wachen...


    "Geh' einfach 'mal hin und sag' dann Bescheid!"

  • Gesandtschaftsreise nach Rom? Was sollte das jetzt für ein Quatsch sein? Aber Haakon war es fast egal, in diesem Moment hätte er wohl jede Aufgabe übernommen, die ihn von diesem Steinbruch weggebracht hätte. Nach fast einem halben Jahr geschufte, hatte er ihn fast satt gesehen und freute sich nun auf jede andere Tätigkeit, derer er nachgehen durfte.

    "Dann schau ich ma watter genau will!"

    Sprach er und ging ins Zentrum Mogontiacums zur Domus Petronia.

  • Willigis sah Crispus etwas verständnislos an, nachdem dieser seine Bestellung abgegeben hatte.


    "Iuppiter wer?"


    "Serapis."


    "Kenn' ich nich'."


    Das hatte der Alte schon auf seiner Fahrt befürchtet - im Gegensatz zu Italia war Serapis ja in Germanien noch nicht allzu verbreitet. Einen Tempel der Magna Mater gab es zwar - aber auch die wurde eher von den Legionären und Veteranen verehrt als von den Einheimischen.


    "Naja, sieht aus wie ein Iuppiter. Is' aus Aegyptus, glaub ich - so wie Isis."


    Die wurde ja immerhin auch im Tempel der Magna Mater verehrt und war - wenn der Alte sich recht erinnerte - sogar eine Kultgenossin des Serapis.


    "Hm, und wie sieht der aus? Wie der normale Iuppiter?"


    "Ja, im Grunde schon. Er hat aber immer so eine komische Krone auf..."


    Die Krone fand Crispus sogar fast ein wenig lächerlich - er selbst hatte nie ein besonderes Faible für die östlichen Variationen der römischen Götter gehabt. Iuppiter war für ihn eben nicht Zeus und nicht Serapis. Aber natürlich hatte er schon einmal eine Statue für ihn gesehen - gerade auf dem Rückweg von Rom hatte er sich diesbezüglich in ihren Reisestationen umgesehen.


    "Was für 'ne Krone? Ein Reif?"


    "Ne, eher so eine... Tonne."


    "Eine Tonne?"


    "Naja, so rund und ein bisschen höher. So ungefähr:"


    Er versuchte die Form mit den Händen auf seinem Kopf gestisch zu beschreiben. Zumindest schien Willigis zu begreifen, denn er sagte:


    "Hm, also quasi auf dem Kopf obendrauf, nicht drumherum wie 'ne normale Krone?"


    "Genau, im Grunde schon. Sonst kannst du ihm noch einen Cerberus beifuß dazustellen."


    Das hatte er an einem Schrein in Massilia gesehen und recht nett gefunden. Und Cerberus kannte Willigis immerhin.


    "Naja, ich mach' mal 'ne Skizze und zeig' sie dir, bevor ich losleg'."


    meinte der Steinmetz schließlich.


    Eine Woche später war der Petronier wieder vor Ort und betrachtete das Ergebnis. Und auch wenn Willigis noch nie in seinem Leben eine Serapis-Statue gesehen hatte, musste Crispus zugeben, dass sein Verwalter und Arbeiter wieder einmal eine recht passable Leistung erbracht hatte: Die Frisur des Gottes war sauber ausgearbeitet, der Faltenwurf der Toga ebenfalls - fehlte nur noch die Farbe!


    "Wunderbar, Willigis! Dafür kriegst du eine Prämie!"


    lobte er deshalb - Lob war ja wichtig, wenn man motivierte Mitarbeiter wollte!


    "Ich hab' ihm jetzt mal den Stab gegeben. Sonst hätte das Stützstück von der Toga blöd ausgesehen. Ich hoffe, das widerspricht dem Ägypter nich'..."


    "Jaja, das passt. Mal' ihn noch an: rote Toga, weißes Hemd, schwarze Haare, goldene Krone. Dann noch die Inschrift wie gesagt und fertig. Dann brauchen wir nur noch einen Händler, der das gute Stück unversehrt nach Ostia bringt..."


    Der Steinmetz lächelte.


    "'Ne Statue von Mogontiacum nach Ostia schicken - so'n Scheiß!"


    "Naja, wenn der Typ zahlt..."


    Viel bekam er natürlich nicht mehr für seine Statue, wenn man die Transportkosten abzog - aber immerhin: Wer konnte schon behaupten, eine Statue aus dem eigenen Betrieb in Ostia gleich neben Rom stehen zu haben? Das sprach doch für die eigene Qualität!

  • Der Abend war bereits der Schwärze der Nacht gewichen, als Haakon einsamen Schrittes die Straße zum Steinbruch hinunter ging. Nur bepackt mit seinen Sieben Sachen, denn den Esel, sowie die Waren aus Germania Libra, hatte der Germane bei seinem Patron im Stall der Casa Petronia gelassen.
    In der Ferne war der Ruf einer Eule zu hören, als der großgewachsene Germane durch das Tor des Steinbruchs schritt und zu der kleinen Hütte hinab blickte, die er mit seinem alten Weggefährten teilen durfte, seit er beim Besitzer des Steinbruchs angeheuert hatte. Es brannte kein Licht, die Fenster waren allesamt dunkel. Was für die Uhrzeit sicher nichts ungewöhnliches war, doch beschlich ein ungutes Gefühl den Germanen.
    Doch dann wurden seine Gedanken jäh unterbrochen, als ein großer Schatten hinter einer der anderen Hütten sich aufrichtete und in seine Richtung blickte. Dann rannte dieser laut kläffend auf ihn zu und löste in Haakon einen ordentlichen Schrecken aus, ehe dieser verstand, dass es sich dabei nur um Ulixes handeln konnte. Den Wachhund des Steinbruchs. Bei seiner ersten Begegnung mit diesem Ungetüm eines Hundes, hatte sich Haakon bereits ziemlich erschrocken. Der Schatten kam immer näher und auch die Geräuschkulisse, die er mitbrachte, nahm nicht ab.
    "Ulixes!", rief Haakon dem Hund entgegen und hoffte ihn durch seine bekannte Stimme beruhigen zu können. "Ja, Ulixes. Komm her!", rief er nochmal, beugte sich vor und stemmte sich mit den Händen auf seine Knie. Das Ungetüm näherte sich weiter Haakon und sprang dann aufgeregt an ihm hoch. Voller Freude über das Wiedersehen mit dem grobschlächtigen Germanen. "Ja, du kleiner Unhold, hast mir auch gefehlt.", säuselte Haakon dem Hund entgegen und freute sich ebenfalls ihn wiederzusehen.
    Nach einigem hin und her, schaffte Haakon es sich endlich von Ulixes zu befreien und die Wiedersehensfreude bei Ulixes ebbte dann recht schnell wieder ab, doch begleitete er den Germanen noch bis zur Tür seiner Hütte. Noch ein letzter Streichler über den Kopf des Hundes und Haakon verabschiedete sich von Ulixes und betrat die dunkle Hütte.

  • "Bist du wach?", fragte Haakon in die Finsternis, nicht wissend ob es überhaupt eine Antwort geben konnte. In der Hütte war es tatsächlich noch dunkler als draussen, denn der Mond hatte hier garkeine Chance mehr das Licht der Sonne wiederzuspiegeln. Doch Haakon wusste bereits im Schlaf wie es dort aussah und benötigte das Licht nicht um sich zurechtzufinden. Drüben an der Rückwand war seine Schlafstätte, ein kleines Gestell aus Holz, das mit Stroh und Erde gefüllt war, rechts neben dem Eingang ein kleiner Tisch mit drei Hockern und auf der anderen Seite war die Schlafstätte seines germanischen Begleiters, der ihn seit er damals die Adrana passiert und das Gebiet der stark geschrumpften Marsern hinter sich gelassen hatten, begleitet hatte. Der Stamm der Marser hatte gewaltig Gräueltaten der Römer erdulden müssen und war dementsprechend nicht gut auf Haakons Absichten zu sprechen gewesen. Haakons Begleiter war schon ziemlich alt, doch war er ihm seit dem ein guter Freund geworden. Wach schien er jedoch nicht zu sein, da es auf Haakons Frage keine Reaktion gab. Vielleicht ist er garnicht daheim, dachte sich Haakon, da er auch das typische leichte Schnarchen nicht hören konnte.
    Erst fragte sich der Germane ob er sich über die Anwesenheit des Alten noch vergewissern sollte, doch stattdessen winkte er gedanklich ab und suchte sich seinen Weg zu seinem eigenen Bett.
    Zwei Schritte vor, am Tisch vorbeigehangelt und RUMMS Haakon krachte mit dem Schienbein gegen einen quer am Boden liegenden Hocker, der dort eigentlich nicht liegen sollte, sondern aufgeräumt unterhalb der Tischplatte stehen sollte. "Verdammter Loptr!", zischend kam dieser Fluch aus seinem Mund, während er sich sein geschundenes Schienbein hielt. Doch in der Dunkelheit tat sich weiterhin nichts. Mit einem bedächtigen Schritt stieg Haakon über den gekippten Hocker. Aufräumen wollte er lieber erst am nächsten Morgen wenn das Sonnenlicht durch die schäbigen Fenster und die Ritzen im Holz die kleine Hütte erleuchtete.
    Doch weit kam er dennoch nicht, denn sein linker Fuß blieb an etwas hängen, etwas weichem und Haakon stolperte, konnte sich beinahe fangen, doch dann war er bereits am Bett angelangt und fiel bäuchlings auf das Selbige. Völlig erschöpft schlief er dann auch sogleich so ein, wie er aufgeschlagen war.

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