Eine Herberge bei Nikopolis

  • Mit dem geschenkten Geld hatten die drei Brüder sich Tuniken und neues Schuhwerk geleistet und sich eine Schlafmöglichkeit in einer billigen Herberge beim Castellum zulegen können. Ohne viele Worte waren sie alle zu Bett gegangen und fielen sofort in einen tiefen Schlaf...


    Flammen. Alles verzehrend, unaufhaltbar, tödlich. Timos hört wieder Menschen verzweifelt schreien, Tiere brüllen. Dann liegt eine Idylle vor ihm. Eine Oase, seine Brüder, Gegenstände, die sie in einem Schrein verstecken. Tyche, Göttin des Schicksals ist der Schrein geweiht. Timos steht vor dem Schrein, schaut der kleinen Statue darauf in die Augen. Die grauen, steinernen Augen färben sich rot, werden blutrot. Das Blut läuft heraus, Tyches grausamer Blick durchlöchert ihn. Schlagartig verändert sich der Steinkopf der Statue, wird Fleisch und Blut. Nun starrt ihn wieder der Ägypter an, hämisch grinsend. Er beginnt zu lachen deutet hinter Timos. Der junge Grieche dreht sich um und sieht wieder die Flammen vor sich. Ein Hof wird niedergebrannt....sein Hof! Seine Mutter schreit um Hilfe, Soldaten haben sie gepackt und schleifen sie weg. Er will zu ihr, will ihr helfen, aber kann sich nicht bewegen. Hilflosigkeit ergreift ihn, er schaut an seinem Körper herunter. Fesseln! Wieso ist er gefesselt? Da steht wieder der Ägypter vor ihm, einen Säbel in der Hand. Er hebt den Arm, holt aus..."


    Ruckartig fuhr Timos aus dem Schlaf hoch. Was zum? Wo...? Er brauchte einen Moment, bis er die Orientierung wiedererlangt hatte. Nikopolis...Herberge! Er war schweißgebadet und atmete schwer, als hätte er einen Marathonlauf hinter sich. Ermattet ließ er sich wieder zurück aufs Bett fallen...

  • Timos wachte als erster auf. Dem Stand der Sonne nach zu urteilen musste es früher Vormittag sein. Er blieb noch eine Weile auf dem Bett liegen. So gut hatte er seit langem nicht geschlafen. Anderen Reisenden mochte das Herbergsbett unbequem erscheinen, für ihn war es eine Wonne gewesen, die Nacht darin zu verbringen. So lag er einige Zeit wach und wartete darauf, dass seine Brüder ebenfalls erwachten.

  • Als Ilías aufwachte, lag er in einer Decke eingebettet auf einer weichen Matraze. Neben ihm Timos und Ánthimos. So gut ging es ihm schon lange nicht mehr. Timos ist ja schon wach. Er setzte sich ins Bett und wandte sich ihm zu.


    "Timos alte Socke, wie gehts dir? So gut hab ich lange nicht mehr geschafen."


    Dann fiehl er wieder erschöpft in das Kopfkissen zurück. Gut ging es ihm aber erschöpft war er immernoch. Er lies sich noch einmal das durch den Kopf gehen, was ihnen in den letzten Tagen passiert ist. Der Legionär, der sie mit zum Castellum genommen hat. Dieser herzlose Lackaffe, der sie wieder weg geschickt hatte. Und der Optio, der ihnen letztendlich doch noch geholfen hatte. Es war schon verrückt was ihnen alles passiert ist.

  • Ànthimos erwachte aus einem traumlosen Schlaf. Er hatte nicht gut geschlafen, was hauptsächlich daran lag, dass ihm seine Füße Schmerzen bereiteten. Zwar hatte er sie gewaschen und seine Wunden gereinigt, und diese schienen nicht zu eitern, aber trotzdem blieb ein dumpfer Schmerz, der ihn ein ums andere mal geweckt hatte.


    Als er dann gerade mal tief schlief, wurde er von einer Stimme aufgeweckt. Er öffnete die Augen und starrte an die Decke. Zuerst wusste er gar nicht, wo er war. Doch allzu schnell kam die Erinnerung zurück... Er setzte sich brummend auf und starrte dabei äußerst finster drein.

  • Als auch Ilías und Ánthimos von der Sonne geweckt wurden, setzte sich Timos im Bett auf. Er spürte jeden einzelnen Wirbel, jede Rippe, jeden kleinsten Knochen in seinem Rücken, schmerzte dieser doch noch so schlimm wie am Tag zuvor. Tapfer unterdrückte er die Schmerzen und rümpfte die Nase. Diese Herberge stank extrem nach Ziegensch***e, lag doch direkt unter dem Fenster ihrer Stege der Stall des Herbergsvaters. Muffelig stand er auf, streckte sich und grummelte in sich hinein. Dann rieb er sich die Augen und sprach seine Brüder an.
    "Morgen ihr beiden...ein wunderbarer Tag, nicht?" Die Ironie in seiner Stimme war nicht zu überhören. "Kommt, lasst uns etwas essen." Mit diesen Worten zog er sich an und öffnete die Tür, um den "Speisesaal" - einen schäbigen, muffeligen Raum mit einigen kahlen Tischen und stühlen - aufzusuchen.

  • Auch Ànthi quälte sich zum Frühstück. Mit seinen neuen Schuhen konnte er zwar relativ gut gehen aber es schmerzte trotzdem. Die drei Brüder aßen schweigend, auch weil man Ànthimos ansah, dass er nicht zum Sprechen aufgelegt war und machten sich dann, nachdem sie den Wirt bezahlt hatten wieder auf den Weg. Sie konnten sich das leisten, denn der zu Beginn so abweisende Vibulanus hatte ihnen wirklich 60 Sesterzen überlassen. Er und Matrinius hatten bei den Brüdern auf jeden Fall einen Stein im Brett.


    Und so begann ihre Reise Richtung Süden am Nil entlang.

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