[Ante Oppido] Rus Ducciorum


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    RUS DUCCIORUM
    Aedalam Wolfrikskundaz


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    Das Landgut der Gens Duccia



    Das Gehöft der Duccii ist nördlich der Stadtmauer gelegen, direkt an der Ausfallstraße vom Nord-Westlichen Stadttor aus gelegen, also quasi auf der anderen Seite der Stadtmauer zur Casa Duccia gelegen. Das Gehöft hatte mal einem älteren Bauernpaar gehört, die ihrem Sohn ein anderes Leben als das der täglichen Landarbeit wünschten und deshalb den Hof samt der überschaubaren Ländereien zwischen Via Bingia und der Ausfallstraße verkauft hatten. Der damalige Pater Gentis, Flavius Duccius Germanicus, ergriff die Gunst der Stunde und sicherte der Familie das nahegelegene Grundstück, um darauf einen Teil der seiner Sippe hörigen Kyn anzusiedeln: die Familie des Hartwig, der mit seiner Familie, sowie bei Bedarf einigen Tagelöhnern, den Hof bewirtschaftet.

  • Ragin war mit seinem Hengst Helios zum Gutshof geritten. Nachdem Lando seine Zustimung zum Erwerb der Hunde gegeben hatte, was den jungen Duccier schon ein wenig verwundert hatte, mussten nun noch ein paar Arbeiten erledigt werden um alles hier "hundetauglich" zu machen. Das musste er aber mit Albin bereden, und der wusste höchstwahrscheinlich noch nichts von seinem Glück-das konnte ja lustig werden.


    Als er ankam sah er niemanden, aber er hörte das Federvieh. Ragin band Helios an und rief einfach mal laut "Aaaaaaaaaaalbiiiiiiiiiiiin!"


    Mal schauen ob er da war.

  • Hartwig:
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    Albin war nicht hier, dafür jedoch der alte Hartwig, der die Rus mit seiner Familie bewirtschaftete und in Schuss hielt. Der ältere Herr schlurfte mit einem Rechen in der Hand über den großen Platz des Gehöfts und sah mit fragender Miene zu dem Jungen, der gerade lauthals nach dem Haushälter der duccischen Familie suchte.


    "Albin ist nicht hier, junger Mann. Der weilt in der Casa der Herrschaften. Wenn du ihn finden solltest, kannst du ihm ausrichten dass mir der Halunke noch 5 Sesterzen schuldet."


    Man konnte an dem Schmunzeln in dem zerfurchten Gesicht erkennen dass der leise Vorwurf alles andere als ernst gemeint war...

  • Verdammt, jetzt war er extra von der Casa hierher geritten. Dann hatte er Albin offensichtlich übersehen, oder Albin war einfach woanders unterwegs.


    Ragin hob die Hand zum Gruße.

    "Oh, hallo. Ich bin Ragin, oder Marcus Duccius Rufus, wenn dir ein römischer Name lieber ist. Ich wollte eigentlich mit ihm besprechen, wie wir hier den Hof umbauen können, um ihn für meine geplante Hundezucht tauglich zu machen. Oder kann ich das auch mit dir besprechen?"


    Ragin zwinkerte dem älteren Herrn zu.


    "Wenn du magst kannst du die fünf Sesterzen gerne von mir haben, ich hol sie mir dann schon von Albin zurück."

  • Hartwig:
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    Hartwig zog eine Augenbraue hoch... der Junge gehört zur Familie? Er stützte sich auf den Rechen, mit dem er gerade den Hof vom stets fallenden Laubwerk befreit hatte, und sah Ragin verschmitzt an.


    "So so.. vom Stamme Wolfriks also. Und du willst die Aedalam umbauen, richtig? Warum glaubst du, sollte ich dich das tun lassen? Eine Hundezucht braucht nicht viel mehr als eine Hütte für die Hunde, keine großartigen Umbau... solange du deinen Hunden beibringst von den Tieren wegzubleiben, die sonst hier so herumlungen, denke ich kommen wir auf einen Nenner. Nun, junger Duccius, was sagst du?"


    Der alte Mann hustete geräuschvoll, gleichzeitig schüttelte er den Kopf. Diese Jugend... immer musste überall etwas umgebaut werden.

  • "Nun, es sind sehr große Hunde. Die Hündin hat über zwei talentum und der Rüde auch sicher drei. Sie brauchen also etwas mehr Platz, also die meisten anderen Hunde. Allerdings kommen sie von Höfen, also gehe ich davon aus dass sie das Federvieh und die anderen Tiere in Ruhe lassen. Ansonsten denke ich, sind wir uns einig." Er streckte Hartwig die Hand hin.

  • Hartwig:
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    Hartwig lächelte breit, und entblößte dabei seinen schlechten Zähne. Der Junge würde seine Hütte bekommen, das war klar... er drückte die Hand des jungen Ducciers fest und kräftig, bevor er sich umwandte um zu überlegen wo man die Hütte am besten hinsetzen konnte. Schließlich hatte er einen Platz ausgemacht, und schlurfte mit trägen Schritten darauf zu...


    "Ich denke ein Bau aus einfachem Holz dürfte reichen, oder? Herdstelle und Strohdämmung werden nicht nötig sein, denke ich.", es waren ja immernoch Hunde, nicht so weit vom Wolf entfernt wie die Tiere die man jahrtausende später in Handtaschen durch die Gegend tragen würde...

  • "Ja das reicht vollkommen. Sie haben ein sehr dichtes Fell. Solange wir noch ein bisschen Stroh reinlegen geht das schon. Ich werde wohl gerade zu Beginn auch ab und an darin schlafen, aber das geht schon, da nehm ich einfach ein paar Decken mit. Ich muss halt schauen, dass ich die Beiden schnell an mich gewöhne und ihnen zeige wer der Chef ist, sonst machen diese Riesenviecher mit mir was sie wollen." Ragin schaute kurz zum Himmel. Die Idee mit den Hunden hätte ihm besser im Sommer kommen sollen...


    "Wie machen wir das jetzt mit dem Bau: Machst du das, oder geb ich das bei jemandem in Auftrag? Kann ich was helfen? Und was denkst du wird das kosten,und wie lange wird es dauern?"

  • Hartwig:
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    Der ältere Mann lächelte immernoch milde, die wilden Gedanken des Jungen zeugten von seiner Jugend, und eben von dieser. Er schüttelte sanft den Kopf um weitere Worte des Ducciers abzuschneiden: "Lass die Hütte meine Sorge sein. Wir müssen den Hof sowieso Winterfest machen, bzw. sind schon dabei. Daher haben wir Baumaterial genug hier, und sollte etwas fehlen, werden wir halt zukaufen. Das wird über die Familie geregelt, damit hast du nichts zu tun. Solltest du Fragen über die Wirtschaft der Familie haben, solltest du dich an den Herrn... ehm... Lando? War sein Name Lando? Ich weiß es nicht mehr... irgendwie nennt ihn jeder nur Loki. Ich hoffe er hat sich seinen Namen nicht so verdient wie man meinen könnte... also: lass das mit der Hütte mein Ding sein, dann überlasse ich dir das mit den Hunden, und pfusche dir da nicht rein... und nun geh, wir haben hier noch zu tun."


    Etwas dreist war es schon, wie Hartwig den Jungen vom Hof komplimentierte, aber er hatte einfach keine Lust Fragen zu beantworten die andere viel besser beantworten konnten. Und die Sonne kam ihrem eh schon viel zu rasant kommenden Ende für diesen Tag immer näher...

  • Da hatte er wohl mal wieder mit seinem schnellen Mundwerk einen älteren Mann überfordert. So war es Albin auch schon ein paar mal gegangen. Und da Ragin einen großen Respekt vor dem Alter hatte, nahm er es Hartwig in keiner Weise übel, dass dieser ihn so davonzitierte.
    "Sehr gut, dann ist ja alles geregelt. Ich danke dir für deine Hilfe. Falls du doch mal meine Hilfe brauchst, findest du mich natürlich in der Casa. Ich werde dann in den nächsten Tagen die Hunde holen." Ragin langte in seine Tasche und zog 5 Sesterzen hervor. "Hier ist das Geld, dass dir Albin noch schuldet. Ich hols mir dann einfach von ihm zurück." So drückte er Hartwig das Geld in die Hand, band sein Pferd los und verabschiedete sich mit einem: "Mögen die Götter mit dir sein!", und ritt mit Helios Richtung Stadttor

  • Hartwig:
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    "Wie du meinst, junger Herr.", schmollte Hartwig, der die fünf Sesterzen in seine Hand als nicht geringe Frechheit empfand. Er würde mit Albin ein Wort darüber reden müssen, wer wie den Jungen erzog. Dabei war er doch eigentlich so gut wie ein Mann... er schüttelte den Kopf, und wandte sich grummelnd um... da wartete noch Arbeit auf ihn.


    Zwei Tage später stand neben einer Scheune ein kleiner Anbau, aus einfachem Rundholz geschlagene Streben bildeten das Grundgerüst für das Gebilde, die Wände waren mit Schlagholz verkleidet und die Litzen waren noch mit einer dünnen Mischung aus Lehm und trockenem Gras verkleidet. Alles in allem keine große Baukunst, aber dafür ein Werk das seinem Zweck genügen dürfte.

  • Ragin und Sontje trieben ihre Pferde noch einmal ordentlich an. Die beiden Reittiere hatten sich nachher wirklich eine Extraportion Futter verdient.


    Neben ihnen beiden waren auch noch zwei der Fischer anwesend, die Albin beschäftigte und die Arbeiter der anderen kleinen Betriebe, die hier beheimatet waren. Hartwig sah er nirgends.


    Ragin saß schwungvoll ab, wenn auch nicht ganz so schwungvoll wie damals auf der Koppel. "Da drüben ist das Geflügel von Albin, das da ist sein Gewürzhandel, oder zumindest werden die Gewürze dort gelagert. Dort ist die Jagdstube, die ich zur Zeit übernommen habe, während dein Bruder in Rom ist. Ich bin echt froh, wenn er wieder da ist, denn das macht ganz schön Arbeit. Und da drüben wird das Kleinvieh gezüchtet."


    Er sah sich kurz um, und ging dann zu dem Anbau an der Scheune. "Ah sehr schön, der Anbau ist fertig. Sieht gut aus, da werden sich die Hunde wohl fühlen, wenn ich sie morgen abgeholt habe."

  • "Ja.. das schaut richtig gut aus." erwiderte Sontje nickend neben ihm hergehend. Sie hatte gleich nach dem Absitzen mit dem Gewicht ihres Körpers auf den Beinen zu kämpfen, doch nach mehreren Schritten ging es schon wieder ganz gut voran ohne zu stolpern. "Hunde züchtet beziehungsweise haltet ihr auch noch? Mannmann, da habt ihr beinahe eine kleinere Sammlung von Tieren vorhanden. Ihr solltet die Tiere ausstellen und Eintritt verlangen..." witzelte sie spontan. "Oder die gutwilligen Pferde für Reitunttericht der Kinder und Jugendlichen anbieten, damit sie ordentlich reiten lernen." Verhalten gähnte sie hinter der Hand und sah sich nach der Jagdstube um. Ob ihr Bruder schon daheim gewusst hatte, dass er so etwas besaß? Es war schon merkwürdig... die Mutter alleine daheim zu wissen und hier eine neue Heimat aufzubauen. Sontje seufzte leise, wehmütig klingend.

  • "Noch halten wir keine Hunde, aber ab morgen schon. Ich habe schon zwei herausgesucht, und morgen geh ich sie kaufen." Ragin ging um die Hütte herum. Auf der anderen Seite war eine Art Gatter, wo die Hunde dann tagsüber rauskonnten. Für Wasser war auch gesorgt, also alles perfekt. Dann öffnete er die Tür und sah dass der Boden mit Stroh ausgelegt war und zwei große Holznäpfe bereit standen. Der junge Duccier nickte zufrieden.
    "Die Idee mit dem Eintritt kannst du gerne Lando sagen, aber da es hier in der Umgebung hauptsächlich Bauern gibt, glaube ich nicht dass die Tiere besonderen Zuspruch erhalten." Er zuckte mit den Schultern.

  • ""Das klingt echt gut mit den Hunden.. du kannst sie mir ja später zeigen.. ich denke, ich komme morgen sicher nicht vor dem Mittag aus den Federn.." Sie blieb draußen stehen, während Ragin alles weitere kontrollierte. "Die Eintrittisdee Lando mitteilen? Och.. mal schauen. Ich meine, Bauern auf dem Lande können immer was gebrauchen. Gibt es keine fahrenden Händler oder wenigstens einen Viehmarkt mit Dippemess?" Ein weiteres Gähnen verdeutlichte die ansteigende Müdigkeit, an der wohl die Aufregung um ihre Ankunft und die viele frische Luft schuld war. "Gehen wir heim? Ich denke eine Runde schlafen ist gut für mich. Und du weisst jetzt, wo ich schlafe." Mit einem Lächeln auf den Lippen machte sie kehrt zu den Pferden, stieg in den Sattel und nahm die Zügel auf. Sontje streichelte Yggurs dichte Mähne, die sich fast wie ein weiches Kissen anfühlte.

  • Ragin dachte zuerst er habe sich verhört... Was sollte denn das "du weist wo ich schlafe" bedeuten? Der junge Germane war gelinde gesagt verwirrt. "Also ja...äh...dann reiten wir am Besten heim." Er bestieg Helios und sie machten sich auf in Richtung Casa Duccia.

  • Ragin kam mit Helios und Amala am Hof an. Zuerst band er sein Pferd an, und dann nahm er die Hündin am Seil, welches um ihren Hals hing. Sie schnüffelte schon neugierig und zog Ragin eigentlich mehr hinter sich her, als dass der junge Germane die Richtung bestimmte. Mit einigen strengen Worten unterband er das aber schnell. Zum Glück liess sie sich von seiner wütenden Stimme beeindrucken, so dass sie sich vor ihn setzte und ihn anschaute. So gelang es ihm also sie in ihre Hütte zu navigieren, wo er sie ablegte. Die grundlegenden Kommandos schien sie also sogar schon zu kennen.


    Dann verlies er sie erstmal und stellte Helios in einen der Ställe, die zum Jagdbetrieb von Phelan gehörten. Abreiben musste er das Pferd nicht, denn es hatte nicht geschwitzt, allerdings gab er ihm Futter und Wasser, denn er würde noch eine ganze Weile hier bleiben.


    Wieder zurück bei Amala wurde er so freudig begrüßt, als wäre er stunden-wenn nicht tagelang weg gewesen. Ragin hatte richtige Probleme sich den Zuneigungsbekundungen zu erwehren. Irgendwie schienen die Frauen momentan wirklich auf ihn zu fliegen... Er machte einen Schritt zurück, kam ins Straucheln und schon lag er im Stroh,und die Hündin war natürlich sofort über ihm. Zumindest brauchte er sich heute nicht mehr waschen, denn nachdem ihm die feuchte Zunge ungefähr ein dutzend mal durchs Gesicht gefahren war, muste das definitiv porentief rein sein! Zum Glück liess sie dann aber doch wieder von ihm ab, so dass er sich hinsetzen konnte. Sie legte sich neben ihn und er begann sie zu kraulen. So saßen sie da eine Weile: Ragin hatte sich eine der Decken umgelegt, die er hergeschafft hatte, so dass ihm wohlig warm wurde und die letzte Nacht ihren Tribut forderte: Er schlief ein...

  • ...als er wieder erwachte war es draußen schon dabei dunkel zu werden. Ragin war von seinem eigenen Schnattern erwacht, denn jetzt war es doch empfindlich kalt geworden und er unisolierten Holzhütte. Er hätte sich keine einfache Wolldecke mitnehmen sollen, sondern richtige Felle!


    Zitternd stand er auf und legte die Arme um sich selbst, aber das brachte eigentlich überhaupt nichts. Auch Amala öffnete jetzt verschlafen ein Auge, spritze dann aber schnell auf, und sah ihn aufmerksam an. Wenn er hier heute übernachtete, würde er sich wohl den Tod holen, oder noch schlimmer: Sich vielleicht so eine Erkältung wie Loki einfangen!
    "Komm Amala, wir gehen in die Casa! Ich kann dich ja nicht ganz alleine hier in der Kälte lassen.", erklärte er dem Hund seine Beweggründe und ging in den Stall um Helios zu holen. Als das Pferd dann gesattelt war, machten sie sich auf Richtung Heimat.


  • Das Land, das in Familienbesitz war, war zu einem großen Teil noch überhaupt nicht erschlossen. Die fünf Parzellen, die sich außerhalb der Stadtmauer erstreckten, hatten jeweils eine Größe von einem Heredium, und waren immernoch größtenteils bewaldet. Was für die Familie auch vollkommen ausreichend war, das wenige Land, das urbar gemacht worden war, reichte vollkommen aus um Nährgetreide, Gemüse, Obstbäume und Vieh für die Familie und deren Kyn zu ziehen.
    Bei der Bebauung verließ man sich gänzlich auf die Fruchtbarkeit des Landes. Die Weiden für das Vieh, auf denen auch die Obstbäume gediehen, schlossen direkt an den Gebäudekomplex der Rus an, dahinter wechselten sich auf den sehr ungermanisch geordneten und markierten Feldern Getreide, und Mischkorn je nach Jahreszeit ab. Durchzogen wurde das ganze von einer Straße, die von der nordwestlichen Ecke der Stadt durch die südlicheren Ubiersiedlungen ins östliche Gallien führte. Dahinter kam dann nurnoch Wald.


  • Schweiss tropfte ihm in die Augen, als er sich zum sicherlich tausendsten Mal heute bückte, um mit der groben Forke in das geschnittene Gras zu stechen und es mit eimem Ruck hinter sich warf, damit es da einen neuen Wall bildete, der sich zum Trocknen der Sonne entgegenrecken würde. Es war der mittlerweile fünfte Tag ohne Regen, bisher hatten sie erstaunliches Glück gehabt, und sein Vatter hatte bereits Freya ein kleines Opfer dargebracht um ihr für das gute Wetter zu danken. Einen Tag noch... ein Tag ohne Regen, und das Heu würde trocken genug sein, um es in Haufen mit geöltem Leinen abzudecken, um es so noch ein paar Tage trocken zu lassen und es gleichzeitig gegen das willfährige Wetter zu schützen. Dann erst, in etwa einer Woche, dann würde man das Heu mit einem neuerlichen Kraftakt auf die Karren und Rücken hieven, und es in die Schober der Ädalam bringen, oder in den Schober der Hros. Eintausendundeins.
    So weit vor der Stadt war es beinahe absolut still. Die Vögel sagen ihre Lieder, der Wind strich sachte durch die Bäume, die hier und dort noch standen, aber ansonsten war alles, was Sönke hörte das regelmäßige Auf-und-Ab seines angestrengten Atems. Eintausendundzwei.
    Er widerstand der Versuchung, sich den Schweiss im Gesicht mit dem Ärmel abzuwischen, weil er keinen trug und bis auf die Hose mit nichts bekleidet war. Warum auch? Es war ein heißer Sommer, und Sönke genoss das Gefühl der leichten Brise auf seiner Haut, welche den verdampfenden Schweiss davontrug und seinen Körper kühlte. Seine Mutter hasste es, wenn er quasi nackt auf den Feldern herum lief, hatte sie doch Angst, dass er sich trotz der Hitze erkälten könnte. Eintausendunddrei.
    Es roch nach Heu. Alles roch nach Heu. Nach Heu und Erde. Der Sommer hatte die Stadt der Römer und alles Land um sie herum vollkommen im Griff, eine Zeit, in der man von Morgens bis Abends auf den Feldern war um die Gunst der Stunde zu nutzen. Und nichts anderen taten sie, seit Wochen, Monden, wie jedes Jahr, seitdem er alt genug war den Hammer zu halten, um ihn seinem Vater reichen zu können. Eintausendundvier.
    Schnauffend stellte der Junge die Forke auf, und lehnte sich mit den Armen darauf um einen Moment auszuruhen und gedankenverloren in die Ebene vor der Stadt zu blicken, die Bahnen an aufgehäuftem Heu verfolgend, die sie schon vier Mal umgeschichtet hatten. Ein Wochenwerk.
    Er konnte beinahe die Sekunden zählen, die es brauchte damit sein Vater ihm von der anderen Seite der Weide wütend entgegenrief, dass er sich nicht auf die Forke lehnen sollte. Wenn sie zerbrach, würde das wieder nur Probleme geben, schließlich brauchte es einen ganzen Abend um Holz in Forkenform zu schnitzen, einen Abend, den man gut für anderes Werk gebrauchen konnte. Eintausendundfünf.


    Anstelle weiter zu machen warf Sönke die Forke ins Heu und stapfte zur Seite, wo sein Vater die Arbeit machte, die er seit gefühlten Ewigkeiten machte. Er bestellte das Land, aber nicht sein eigenes, sondern dass der Sippe der Wolfrikssöhne. Wie sein Vater es auch schon getan hatte. Und dessen Vater.
    Als er im Schatten der Bäume ankam, stapfte er schnurstracks zu dem Krug mit dem Wasser, und auch wenn dieses mittlerweile schon weit von der Brunnenkühle entfernt war, so war Sönkes Kehle doch dankbar für jeden Tropfen, der sie herunterrann. Eine kleine Menge warf er sich mit der hohlen Hand noch ins Gesicht, was ihn vermischt mit dem ganzen Staub und Dreck nurnoch schmutziger aussehen ließ.
    Sein Vater keuchte und ächzte, aber er machte das Werk weiter, weil es einfach getan werden musste, und Sönkes Brüder entweder an der Hros arbeiteten oder selbst noch nicht alt genug waren. Aber nicht mehr lange.


    "Vater.", sprach Sönke, der dem alten Mann den Krug entgegenhielt, und damit einen Gesprächsvorwand schaffte, "Vater... überleg es dir noch einmal."

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