Am heutigen Tag standen die Vorstellungen der Kandidaten zum Cursus Honorum an. Der Consul sah auf die Liste und las den nächsten Namen vor.
"Titus Aurelius Ursus kandidiert zum Quästor. Er möge vortreten."

Kandidatur zum Cursus Honorum - Titus Aurelius Ursus
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- Anhörung
- Narrator
- Geschlossen
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Zum zweiten Mal in seinem Leben stand er also nun hier in diesen heiligen Hallen, um vor dem Senat zu sprechen. Wieder war er sehr nervös, doch es war nicht ganz so schlimm wie damals beim ersten Mal. Seine Erscheinung war absolut makellos. Er hatte heute sich heute Alexandros anvertraut zur Rasur und der Grieche hatte darauf bestanden, auch das Haar ein wenig zu stutzen. Auch wenn es Ursus für gewöhnlich lästig war, derart viel Zeit in sein Äußeres zu investieren, war doch der heutige Anlaß bei weitem wichtig genug, es zu ertragen. Und das Ergebnis konnte sich wahrhaftig sehen lassen. Caelyn hatte die Tunika und die Toga ausgewählt und angelegt. Mittlerweile hatte sie diese Tätigkeit zur Perfektion gebracht. Jede Falte lag genau so, wie sie sollte und Ursus hatte auf dem Weg hierher peinlichst darauf geachtet, dass nichts verrutschte.
Es war ein Wagnis, sich so bald schon als Quästor zur Wahl zu stellen. Das war ihm durchaus bewusst. Doch er hatte das nötige Selbstbewusstsein, um zu hoffen, trotzdem gewählt zu werden. Als er schließlich aufgerufen wurde, zu sprechen, trat er vor und begann mit fester, ruhiger Stimme zu sprechen. "Hochverehrte Senatoren! Mein Name ist Titus Aurelius Ursus, Sohn des Decimus Aurelius Maxentius und der Claudia Tusca. Ich wurde hier in Rom geboren, dem Herzen der zivilisierten Welt, bin hier aufgewachsen. Einige Jahre verbrachte ich in Athen, um zu studieren und mir das Wissen anzueignen, das als Grundlage für die Arbeit in öffentlichen Ämtern unentbehrlich ist. Nach meiner Rückkehr nach Rom war es für mich an der Zeit, Rom etwas von dem zurückzugeben, was mir durch meine hohe Geburt an Privilegien zugestanden wurde. Eine Pflicht, der zu stellen mich mein Vater lehrte, der sein Leben ja auch in den Dienst der Allgemeinheit stellte. - Drei Jahre ist es nun her, dass ich hier schon einmal vor euch stand. Ich bat euch um euer Vertrauen. Um das Vertrauen, mich zum Vigintivir zu wählen. Und obwohl ich damals noch keinerlei Leistungen vorweisen konnte, habt ihr mir dieses Vertrauen entgegen gebracht und mich zum Decemvir litibus iucandis ernannt. Hierfür möchte ich euch auch heute noch danken."
Er machte eine kleine Kunstpause, bevor er weitersprach. "Euer Vertrauen wurde von mir nicht enttäuscht. Keine Klage folgte meiner Amtszeit und ich habe mein Amt offenbar auch zu eurer Zufriedenheit ausgeführt. Sogar mehr als das, denn ihr befandet meine Arbeit sogar einer Auszeichnung würdig. Und auch für das Tribunat, das ich direkt nach meinem Vigintivirat in Germanien ableistete, erhielt ich eine Auszeichnung. Dort hatte ich die Gelegenheit, nicht nur die Verwaltungsstrukturen der Legionen kennenzulernen, sondern führte auch das Kommando über die Legionsreiterei und durfte die Bauarbeiten am Limes leiten. - Verehrte Senatoren. Es ist mein Wunsch, auch weiterhin Rom, dem Kaiser und dem römischen Volk zu dienen. Mit all meinem Wissen und mit all meiner Kraft! So wie ich es auch schon getan habe, als Vigintivir und als Tribun Laticlavius! Deshalb stehe ich heute hier vor euch. Um euch zu bitten, mich zum Quästor zu wählen. Ich bitte euch abermals um euer Vertrauen. Um eure Stimme."
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Die Rede gefile Macer und da sich positive Zwischenrufe so früh in der Kandidatenvorstellung verbaten, war von ihm ein leichtes, beifälliges und anerkennendes Nicken zu sehen. Der Kandidat hatte sich offenbar das Wort "Vertrauen" als Motto für seine Rede gewählt. Da machte sich wohl eine rhetorische Ausbildung bemerkbar, die die Rede gleich sehr rund und abgeschlossen erscheinen ließ. So blieben für Macer auch zunächst keine Fragen offen, denn die übliche Frage nach der präferierten Art der Quaestur würde ohnehin jemand stellen.
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Irgendwie mochte Durus den jungen Mann, der nun suo anno sein nächstes Amt antreten wollte, wie es schien. So fand er dies nicht vermessen, sondern beeindruckend und mutig. Zumal er Patrizier war und endlich wieder einmal einer, der sein Erbe als Führungselite Roms lebte!
So blieb ihm nur die obligatorische Frage, die jedes Mal gestellt wurde.
"Aurelius, welche Quaestur würdest du in diesem Jahr präferieren?"
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Eine Frage, über die sich Ursus sehr lange Gedanken gemacht hatte. Und eigentlich hatte er dem Senat diese Entscheidung vollständig überlassen wollen, da er im Grunde jede Quästur als reizvoll empfand. Doch als er seine Kandidatur beim Consul bekannt gab und mit ihm ins Gespräch kam, hatte dieser einen entscheidenden Hinweis gegeben, die nun seine Antwort erheblich beeinflußte. Kontakte. Das war etwas, was Ursus noch fehlte, und was er dringend brauchte.
"Nun, dies ist eine Frage, die mich natürlich in der letzten Zeit sehr beschäftigt hat. Jede Quästur hat ganz ohne Frage ihren Reiz und was immer ihr beschließt, mir als Aufgabe zu übertragen, sofern die Wahl zu meinen Gunsten ausfällt, werde ich gerne ausführen. Doch tatsächlich reizt mich das Amt des Quästor Consulum am meisten." Direkt im Herzen des politischen Lebens arbeiten zu dürfen, auf welchen angehenden Politiker übte dies nicht einen unwiderstehlichen Reiz aus? Doch natürlich war Ursus klar, daß gerade dieses Amt auch bei anderen Kandidaten heiß begehrt war.
Außerdem war auch die Möglichkeit, in Rom bleiben zu können, ein Grund für diesen Wunsch. So konnte er sich, wenn es die Zeit erlaubte, an der Schola engagieren und vor allem auch die dortige Bibliothek nutzen. Doch da er noch nicht öffentlich in Erscheinung getreten war im Zusammenhang mit der Schola, brachte er diese Begründung nicht an. Es war besser, schon Leistungen vorweisen zu können, bevor er sein Engagement als Argument dafür heranzog, in Rom eingesetzt zu werden.
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"Nehmen wir mal den hypothetischen Fall an, das Aelius Quarto zum Consul gewählt würde und du zum Quästor. Kämest du mit seiner Person in Einklang und wie würdest du den Consul im Besonderen zu unterstützen wissen?"
Solche Hypothesen waren immer im besonderen dazu geeignet einen Kandidaten die Möglichkeit zu geben sich zu profilieren. Avarus hatte den Aurelius erst ein paar Mal gesehen und nur einmal in seinem Haus begrüßt. Sein Eindruck war durchaus gut. Er schätzte es zudem mit gezielten Fragen den Kandidaten zu helfen ihren Standpunkt im Senat zu festigen. Es war nicht leicht vor dieser kritischen Schaar 'alter' Männer zu bestehen und schließlich auch gewählt zu werden.
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Natürlich hatte Ursus schon seit geraumer Zeit überlegt, was für Fragen ihm wohl gestellt werden könnten. Und hatte überlegt, was er darauf wohl antworten könnte oder sollte. Es waren ihm auch unzählige mögliche Fragen eingefallen. Aber er mußte zugeben, diese war nicht dabei gewesen. Sein Blick suchte unwillkürlich Senator Aelius, der sicher auch anwesend war. Nein, Ursus zweifelte nicht daran, daß der Mann zum Consul gewählt werden würde. Er war der Bruder des Kaisers, galt als sein Vertrauter, hatte einen tadellosen Ruf und lebte die Traditionen. Zudem hatte er das Amt schon einmal ausgeübt und war anschließend mit Auszeichnungen geradezu überschüttet worden. Nein, es war keine Frage, Aelius Quarto würde gewiß Consul sein im kommenden Jahr. Spannend war die Frage, wer wohl der zweite Consul werden würde.
Ursus hatte nicht viel Zeit, über seine Worte nachzudenken, denn zu langes Zögern konnte nur negativ wirken. "Leider hatte ich noch keine Gelegenheit, Consular Aelius Quarto persönlich kennenzulernen. Doch zweifele ich nicht daran, mit ihm, sollte er zum Consul und ich zum Quästor Consulum gewählt werden, in Einklang zu kommen. Seine Vertrauenswürdigkeit ist über jeden Zweifel erhaben. Und ich kann nur hoffen, daß er und sein Amtskollege mir ebenfalls vertrauen, sollte ich gewählt werden. Wie ich den Consul im Besonderen zu unterstützen weiß? Im Besonderen ist schwer zu sagen, da es bei ihm und seinem Amtskollegen liegt, einem Quästor Consulum die Aufgaben zuzuweisen und ich somit nicht im einzelnen weiß, was an Aufgaben auf mich zukommen würde. Ich kann nur sagen, daß ich mich vor Arbeit nicht scheue und auch fähig bin, mich schnell in neue Aufgaben einzuarbeiten. Und daß die Consuln auf meine Zuverlässigkeit, mein Pflichtgefühl und meinen Willen, sie mit all meiner Kraft zu unterstützen, bauen können." Gut, das behauptete natürlich jeder Kandidat. Doch hatte er nicht während seines Vigintivirats deutlich bewiesen, daß er diese Eigenschaften besaß und für Rom nur allzu gerne einsetzte?
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Quaestor Consulum - Durus erinnerte sich, einstmals diese Aufgabe selbst ausgefüllt zu haben. Doch das war vor vielen Jahren gewesen und mit einem weitaus weniger bedeutenden Mann als Aelius Quarto als Vorgesetzten.
Im Grunde fiel Durus nichts mehr ein, was gegen Ursus sprechen konnte - außer vielleicht ausreichend andere vielversprechende Kandidaten...
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Hungi hatte sich zurückgehalten, aber jetzt war die Gelegenheit zu einer Stellungnahme äußerst günstig.
Na das klingt doch äußerst vielversprechend. begann er. Also meine Stimme hat er. sagte er laut genug, daß es auch all seine Klienten vernehmen können.
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