Nach der Arbeit in Ursus´ officium lief ich schnell ins servitriciuum, um Siv, Fhionn oder sogar beide zu erwischen. Nachdem ich mich durchgefragt hatte, fand ich die beiden Sklavinnen auch.
Ich deutete ein Klopfen an der Tür an und hüstelte, um mich bemerkbar zu machen. Tja, wie fing man das jetzt am Besten an? Einfach so mit der Sprache rausrücken? Naja, eigentlich wollte ich nicht um den heißen Brei reden. Also, Augen zu und durch!
"Öhm, salve! Ich hoffe, ich störe euch nicht! Ja, also, öhm, ich wollte euch fragen, ob ihr mir vielleicht helfen könntet? Also nicht mir, sondern meiner Schwester. Öhm, ja Caelyn ist meine Schwester."Mannomann, das war ja schwieriger, als ich dachte! Ich hatte ja voll die Hemmungen und brach mir bald einen ab. In anderen Situationen war es echt einfacher, drauf los zu quatschen.
"Ja, also meine Schwester hat sich in Germanien in so ´nen Kerl verliebt und jetzt ist sie totunglücklich. Naja, weil der Typ noch in Germanien ist und sie jetzt hier ist. Ich weiß nicht, öhm, wie ich sie trösten kann. Aber ihr! Öhm, ihr... ihr wart doch bestimmt auch schon mal verliebt, oder?! Könntet ihr nicht mal mit ihr reden, damit sie weiß, dass das Leben weiter geht und so? Ich weiß nicht, was man da am Besten sagt. Tja, öhm also. Könntet ihr mir da helfen? Bitte!" Jetzt kam es nur noch auf die Mädels an. Hoffentlich ließen die mich nicht hängen!
servitriciuum | Liebe und andere Katastrophen
- Louan
- Geschlossen
-
-
Fhionn sah erschrocken auf, als der fremde junge Mann unerwartet in der Tür stand. Sie hatte ihn bisher nur flüchtig gesehen. Er war zusammen mit Ursus und Caelyn aus Germanien gekommen. Man munkelte, es handele sich bei ihm um Caelyns Bruder. Genaues wusste sie aber nicht. Caelyn selbst hatte sich sich seit ihrer Rückkehr verändert. Es schien, als trüge sie ein Geheimnis mit sich herum, das sie niemandem preisgenen wollte.
So war es auch nicht verwunderlich, mit welcher Bitte der junge Mann zu ihnen kam. Es stimmte also! Er war tatsächlich Caelyns Bruder. Diese Sklavin konnte sich doch glücklich schatzen, daß sie noch Familie hatte, die sogar noch in greifbarer Nähe war! Doch wie sich nun herausstellte, war sie doch nicht glücklich. Totunglücklich war sogar, wie ihr Bruder sagte.
Fhionn sah erstaunt zu Siv, um deren Reaktion abzuwarten. Eigentlich war sie kein Mensch, der sich in die Probleme anderer einmischen wollte, wenn sie nicht gefragt wurde. Hier war es etwas anders gelagert. Doch trotzdem fragte sie sich, ob es richtig war, denn es war ja nicht Caelyn, die sie bat, ihr zu helfen.
Natürlich war Fhionn auch schon einmal verliebt gewesen, sogar mehrmals. So kannte sie auch das Gefühl, wenn man enttäuscht wurde. Doch sie hatte das große Glück, die wahre Liebe zu finden. Es war eine erfüllte Liebe gewesen. Den Mann, den sie liebte, hatte sie geheiratet. Sie hatte ihm zwei Kinder geschenkt und nun war es die Trauer um ihn und die Kinder, die sie mit ihr noch verband.
"Caelyn ist verliebt? Was wir jetzt tun sollen? Caelyn trösten? Wenn Herz bluten, dann brauche viel Zeit, bis wieder ist geheilt." Es hatte schon etwas rührendes, wie sehr der Junge um seine Schwester besorgt war. Caelyn konnte sich wirklich glücklich schätzen, einen solchen Bruder zu haben. Sein hilflos klingendes Bitte versetzte Fhionn einen innerlichen Ruck. Sie sah zu Siv hinüber und musterte sie. Doch ihr Entschluß stand bereits fest, obwohl sie noch gar nicht wusste, wie die Germanien darüber dachte. Aber konnte man dem Jungen eine solche Bitte abschlagen? wohl kaum!
"Gut! Wir werden sprechen mit Caelyn und versuchen zu trösten sie, nicht Siv?" Sie nickte der Germanin auffordernd zu, nicht das diese etwa noch auf den Gedanken kam und seine Bitte ablehnte. -
Siv war nur kurz zur Schlafunterkunft gekommen, um sich eine andere Tunika anzuziehen – sie hatte den Vormittag über im Garten gearbeitet, und dementsprechend sah sie jetzt aus. Fhionn war ebenfalls da, und Siv nickte ihr kurz zur Begrüßung zu, zog sich dann den Stoff über den Kopf und ging zu einer kleinen Wasserschüssel, die am Rand stand, um sich den Schweiß wenigstens einigermaßen abzuwischen. Für ein Bad hatte sie keine Zeit, daher musste das reichen. Als sie ein Klopfen hörte, sah sie reflexartig zur Tür, dann griff sie nach einer frischen Tunika und zog sich diese über den Kopf, gerade als die Tür aufging und ein junger Mann den Raum betrat. Mit einem eher kritischen Gesichtsausdruck musterte Siv ihn. Sie kannte ihn nicht, meinte ihn mal gesehen zu haben, konnte ihn aber nicht einordnen, und mit denen, die aus Germanien zurückgekommen waren, hatte sie bisher wenig zu tun gehabt – sie gab es nicht offen zu, aber Tatsache war, dass sie sie bisher gemieden hatte. Zu frisch noch war die Erinnerung an das, was in Germanien passiert war, als sie gemeinsam hingereist waren. Und sie wurde täglich aufgefrischt – sie musste nicht einmal Corvinus begegnen und seine abweisende Haltung sehen, es reichte schon aus, dass sie hier war und ihn in jedem Raum zu spüren meinte. Und auf das Gerede gab sie ohnehin nichts. Daher wusste sie auch nicht, welche Gerüchte über diesen jungen Mann im Umlauf waren unter den Bewohnern der Villa Aurelia.
Siv erwiderte seinen Gruß mit einem Nicken, lehnte sich an den Tisch, auf dem die Wasserschale stand, stützte sich den Händen an der Kante ab und hörte sich an, was er zu sagen hatte. Caelyn war seine Schwester? Und sie sollten ihr helfen, weil sie… Sivs Hände lösten sich von der Kante, und ihre Arme verschränkten sich unwillkürlich vor ihrem Oberkörper. Ausgerechnet sie sollte Caelyn in Liebesdingen helfen? Wo sie doch selbst so tief drin steckte und keinen Ausweg zu finden schien? Das Nein lag ihr schon auf der Zunge, aber Fhionn war schneller als sie, antwortete zunächst allgemein und sagte dann zu. Sivs Blick schnellte zu ihr, als die Keltin sie betont mit einschloss in ihre Zusage, dann zurück zu dem Jungen, dann wieder zu Fhionn. Sie hatte keine Erfahrung mit Liebe. Bisher war sie gut ohne dieses Gefühl ausgekommen, sie hatte sich immer dagegen gewehrt, und jetzt… jetzt hatte sie Momente, in denen sie sich wünschte, es wäre so geblieben. Dann würde sie sich jetzt nicht so fürchterlich danach sehnen, dass Corvinus sie wieder in den Arm nahm, oder wenigstens ein freundliches Wort oder einen Blick für sie übrig hatte, eine kleine Geste, irgendetwas… Sie presste die Kiefer aufeinander, als irgendwo in ihr wieder dieser Dolch zu wüten begann, der Schmerz verursachte und einfach nicht aufhören wollte. "Die Frage ist doch, will sie, ob das Leben weitergeht." Sivs Stimme klang spöttisch – Spott oder Wut, eines von beiden war immer da, wenn sie ihre wahren Gefühle unterdrücken wollte. Wollte sie denn, dass das Leben weiterging? Ohne die Möglichkeit, Corvinus nahe zu sein, hieß das, diese Vertrautheit zu spüren, wie es vor ihrem Fluchtversuch gewesen war? Sie wusste es nicht. Die Germanin unterdrückte ein Seufzen und sah noch einmal zu Fhionn, die sie auffordernd ansah. "In Ordnung. Klar." Ich weiß zwar nicht, inwiefern ich behilflich sein kann… Aber was soll’s. "Wir können reden, mit Caelyn, und… tun Versuch zu helfen."
-
Ich war mir gar nicht sicher, was jetzt kommen würde. Eigentlich hatte ich ja schon damit gerechnet, von den beiden Sklavinnen eine Abfuhr zu bekommen. Ich wusste ja auch gar nicht, wie die Siv und Fhionn zu meiner Schwester standen. Sich einzig und alleine auf Ursus´ Vorschlag zu verlassen, erschien mir jetzt doch sehr gewagt. Was wusste der schon, wie es bei den Sklaven untereinander zu ging.
Skeptisch sah ich von der einen zur anderen. Fhionn erzählte mir irgendwas von Herzblut und ich dachte schon au Backe, is es wirklich so ernst! Dann musste vieleicht sogar noch ein medicus ran! Siv verwirrte mich noch mehr. Na logisch musste das Leben doch weitergehen. Man konnte doch nicht einfach stehen bleiben und der Zeit trotzen. Das ging doch auch gar nicht anders! Wenn so was möglich gewesen wäre, hätte ich damals meine Mutter festgehalten, damit sie hätte nicht sterben müssen und wir nicht alleine hätten aufwachsen müssen. Dann wären Caelyn und ich niemals hier gelandet und es hätte auch nicht das Problem mit dem Typen in Germanien gegeben. Aber der Gedanke, das so was ging, war schon faszinierend.
Die zwei Mädels waren echt komisch drauf! Wenn die mich verladen wollten, dann machten sie ihre Sache gut! Ich war mir sicher, jetzt kam gleich ein einstimmiges NEIN, verzieh dich, du Penner!
Aber dann kam die Überraschung! Fhionn versprach mir, sie beide würden mit Caeyln reden und auch Siv willigte kurze Zeit später ein, nachdem sie erst so ´nen überfahrenen Eindruck gemacht hatte.
Ich lächelte übers ganze Gesicht und wäre beinahe vor Freude in die Luft gesprungen. "Hey, das find ich richtig gut! Super danke! Mannomann, ihr habt echt was gut bei mir! Ach ja, öhm, bitte sagt ihr nicht, dass ich euch geschickt hab. Sonst redet sie nicht mit euch. Wisst ihr, meine Schwester ist ab und zu ´n bisschen schräg drauf. Frauen eben, öhm ja!" Ich merkte schon, ich laberte wieder viel zu viel! Am Besten war´s, wenn ich jetzt den Abgang machte, bevor sich die beiden Mädels die Sache noch anders überlegten. -
Fhionn hatte die Blicke der Germanin auf sich gespürt. Hatte sie etwas Falsches gesagt? Sie hatte ihr doch erzählt, daß auch sie einst verheiratet war. Hatte sie denn diesen Mann etwa nicht geliebt? Die Vorstellung, mit einem völlig fremden Mann, dem man nicht einmal Zuneigung entgegen bringen konnte, zusammen zu sein, ließ sie erschauern. Bei ihrem Volk war es von jeher Sitte gewesen, dass auch die Frau ein gewisses Wörtchen mit zu reden hatte, wenn es darum ging, einen passenden Ehemann zu finden.
Schließlich willigte auch die Germanin ein, dem Jungen zu helfen. Es würde bestimmt schon einen Weg geben, wie Caelyn geholfen werden konnte. Dessen war sie sich sicher.
Dem Jungen indes, konnte man seine Freude über die Kooperationsbereitschaft der beiden Sklavinnen ansehen. Es amüsierte Fhionn, als er meinte, sie hätte bei dem Jungen etwas gut. Womöglich konnte er ihr tatsächlich einmal behilflich sein. Wer wußte das schon.
Er gab ihnen noch den Hinweis mit, Caelyn nichts zu verraten, daß er es war, der sie veranlaßt hatte, mit ihr zu sprechen. Im Grunde kannte sie Caelyn nicht besonders gut. Doch in der kurzen Zeit, in der sie zusammen gewesen war, hatte sie die Sklavin als einen netten Menschen kennengelernt, der seine Ecken und Kanten hatte. Sie wollte ihr Bestes geben, alleine schon wegen Caelyn.
"Gut, ich nichts sagen, nicht verraten dich."
Sobald es ihre Arbeiten zuließen, wollte sie sich nach Caelyn umsehen und mit ihr sprechen.[SIZE=7]simoff: Sorry, man sollte nichts unter Zeitdruck schreiben![/SIZE]
-
Siv bemerkte durchaus die seltsamen Blicke, die die beiden anderen ihr zuwarfen, und zumindest Fhionns konnte sie auch einordnen – dass Louan sie möglicherweise verstanden hatte, auf die Idee kam sie nicht, obwohl er ja auch aus Germanien gekommen war. Sie ignorierte aber beide, Louans, weil sie nicht wusste was er dachte, Fhionns, weil sie nicht darauf eingehen wollte, weswegen sie sich gerade eher zierte. Sie hatte schon keine Lust, über Liebe und dergleichen zu reden, sie wollte erst recht nicht auf Corvinus zu sprechen kommen, oder das, was sie für ihn empfand. Was sie sich wünschte. Was sie nicht bekommen würde und daher so sinnlos war, dass sie es am besten vergaß. Wozu sie aber augenscheinlich nicht in der Lage war.
Kaum hatte Siv, eher widerwillig, zugestimmt, wurde Louan zu einem Freudenbündel. Die Germanin argwöhnte, dass er am liebsten an die Decke gesprungen wäre, und sie war sich nicht ganz sicher, ob sie das hätte sehen wollen, oder ob sie doch froh war, es zu verpassen. Dann wanderte ihre linke Augenbraue nach oben, als er über Frauen sprach. Die Kinder basteln Bärenfiguren aus Naturmaterialien und dekorieren damit das Lager. "Frauen? Was ist mit Frauen?" Ihre Stimme klang ehrlich interessiert, aber ihre Augen begannen gefährlich zu funkeln. Sie war nicht wirklich gut drauf im Moment, nicht nur wegen Corvinus und dieser Sache mit der Liebe, sondern auch, weil sie im Garten ein paar Probleme hatte. Zwei Pflanzen machten Schwierigkeiten, beides Neuankömmlinge, die schön anzusehen waren, von denen aber der Händler selbst keine Ahnung gehabt hatte, was sie brauchten – und an Siv war es jetzt, das herauszufinden. Und sie war noch nicht erfolgreich gewesen. Wenn dann noch jemand mit dummen Sprüchen kam, oder die Andeutung eines dummen Spruchs machte…
Wieder war es Fhionn, die zumindest für Ablenkung seufzte. Siv schwankte für einen Moment, ob sie nicht doch Caelyn etwas sagen sollte, und sei es nur, damit sie ihrem Bruder einen auf den Deckel gab – aber wenn Louan einen Denkzettel brauchte, dann konnte sie ihm den auch selbst verpassen. "Gut", meinte sie also schließlich. "Kein Wort, zu Caelyn. Wo ist sie?"
-
Ja logisch hatte ich wieder zu viel gelabert! Meine Frauen- Bemerkung war nicht ungehört an Sivs Ohrmuschel vorbei gezogen. Schade eigentlich! "Mit Frauen? Och, nüx is mit Frauen. Öhm, meine Schwester halt, die is manchmal so, eben!" Ich sagte zu mir, Louan, verpiss dich lieber, bevor du dir´s mit den Mädels noch versaust! Ja, das war echt ´ne gute Taktik, abauen bevor´s brezlig wurde.
"Ja, also öhm, ich vertrau euch dann mal! Ihr werdet das Kind schon schaukel, davon bin ich überzeugt!" Wenn´s mal irgendwann ´nen Job geben sollte, wo man nur blöd rumlaberte, um andere Leute zum Arbeiten zu bringen, dann war ich ´n gemachter Mann, denn das konnte ich gut! Solange aber die Typen von der Peitschen-Lobby noch am Drücker waren, konnte ich das glatt vergessen!
"Ja, gute Frage! Caelyn ist im Nähzimmer und kämpft sich durch ´nen Berg von Flickzeug. Naja, Ursus fand, das wäre ´ne gute Strafe für Caelyn." Hätte er da mal mich gefragt, ich hätte da noch ganz andere Vorschläge auf Lager gehabt!
"Hey Mädels, ihr seid einfach einsame Spitze! Ich danke euch schon im voraus!"
So, jetzt musste ich aber zusehen, dass ich Land gewann. Wenn man die beiden Sklavinnen zu hoch in den Himmel hob, wurden sie am Ende vielleicht noch übermütig!
"Also, ich bin dann mal weg! Und tschüss!" -
Vielleicht lag es ja an Fhionns schlechtem Verständnis, weshalb ihr diese Frauen- Bemerkung Louans nicht gleich aufgefallen war. Nachdem nun Siv noch einmal nachhakte, fiel ihr es auch auf, doch sie sagte nichts dazu. Das hatte Siv schon besorgt. Nein, sie dachte sich nur ihren Teil. Aber als Louan, bei dem Versuch, sich erklären zu wollen, ins schleudern kam, mußte sie doch schmunzeln.
"Wir können sprechen mit Caelyn heute Abend. Vielleicht, wenn sie fertig mit Arbeit oder sprechen bei Essen. Dann wenn sie hat Zeit." meinte sie dann. Sie überlegte schon, wie man es am Besten anstellen konnte, Caelyn in ein Gespräch zu verwickeln, ohne daß sie dabei gleich Verdacht schöpfte.
Louan hatte wirklich sehr viele Worte des Lobes für die beiden Sklavinnen übrig. Fast zu viel, wenn es nach Fhionn ging. Vielleicht war dies aber auch einfach nur das Resultat seiner Sorge um seine Schwester gewesen. Das war doch auch verständlich.Sie nickte ihm noch lächelnd zu, als der Junge dann, recht überstürzt, den Raum verließ. Fhionn sah noch einmal fragend zu Siv hinüber und mußte wieder schmunzeln. Wie alt mochte dieser Louan eigentlich sein? Er versuchte einen erwachsenen Eindruck zu machen und verbarg dabei auch seine jugendliche Seite, was ihm nicht immer gelang. Auf alle Fälle war er ein lustiger Kerl, das mußte man schon sagen. Mit ihm würden sie alle noch viel Freude haben.
-
Den ganzen Tag nähen müssen, war schon ´ne Zumutung, aber den ganzen Tag in Sophias Anwesenheit nähen zu müssen, war das ´ne echte verschärfte Bedingung! Die hatte mich den ganzen lieben langen Tag voll gesülzt, mich Sachen, die ich nicht mal in zehn Jahren hören wollte. Mir lief schon Blut aus´m Ohr. Wenn ich jetzt noch einen traf, der mir ´nen blöden Spruch ins Ohr drückte, dann spielte der mit seinem Leben. Meine Augen taten mir weh und meine Finger waren komplett zerstochen. An einigen Kleidern, die ich heute genäht hatte, klebte mein Blut. Zum Glück war der Blutverlust nicht lebensbedrohlich.
Müde kam ich im servitriciuum an und wollte mich eigentlich nur noch in meine Koje schwingen. Es waren zwar schon einige von den anderen Sklavinnen da, aber da ich keine Lust auf Small Talk hatte, sagte ich nix, außer "N´Abend!", als ich eintrat, sondern steuerte sofort mein Bett an und legte mich hin. Dann starrte ich zur Decke. Hoffentlich konnte ich bald einschlafen!
-
Siv hörte sich stirnrunzelnd an, was Louan zu sagen hatte. Ihre eigene Aussprache mochte noch weit davon entfernt sein, wirklich gut zu sein, aber sie war inzwischen lange genug hier, um so wie gut alles verstehen zu können – auch die feineren Zwischentöne. Und Louan schien recht deutlich zu versuchen, sich herauszuwinden. Aber sie sagte nichts mehr darauf. Sie hatte keine große Lust, sich jetzt zu streiten, obwohl ihre Stimmung gerade an einem Tiefpunkt war, was sie normalerweise häufig dazu trieb, Streit zu suchen. Normalerweise hieß in diesem Fall früher. Vor ihrer Reise nach Germanien. Sie unterdrückte einen Laut, der eine Mischung aus Knurren und Seufzen geworden wäre, und zuckte schließlich die Achseln. "Wir machen schon, ja." Nähen? Caelyn war zum Nähen verdonnert worden? Siv wusste nicht, ob sie sie bemitleiden oder beneiden sollte. Auf der einen Seite konnte sie Nähen selbst nicht ausstehen. Auf der anderen Seite würde sie Nähen eindeutig einigen ihrer derzeitigen Aufgaben vorziehen – die Überreste vom Schlachten fortzubringen und den Ort zu säubern, zum Beispiel, oder die Latrinen zu reinigen, das war ihr ganz persönlicher Favorit auf der Liste der zehn unbeliebtesten Sklavenarbeiten. Und vermutlich nicht nur ihrer. Es gab Tage, da hatte Siv das Gefühl, dass sie den Gestank der Latrinen nie mehr losbekommen würde. Nein, nein, so wenig sie Nähen leiden konnte, sie fand, dass Caelyn doch Glück gehabt hatte.
Wie Fhionn schon angekündigt hatte, kamen sie im Lauf des Tages nicht dazu, Caelyn aufzusuchen. Erst am Abend, schon nach dem Essen, als sie sich erschöpft von der Arbeit wieder im Schlafraum trafen, bot sich eine Gelegenheit. Caelyn kam hereinmarschiert, brummte etwas und legte sich auf ihr Bett. Siv war versucht, sie einfach in Ruhe zu lassen – wieso noch mal hatte sie sich dazu breitschlagen lassen, Caelyn ausgerechnet in Liebesdingen zu helfen? –, aber sie hatte es versprochen. Mit einem angedeuteten Achselzucken, das eigentlich nur für sie selbst gemeint war, ging sie hinüber zu der anderen Sklavin, setzte sich ohne zu fragen und ohne sonst ein Wort zu verlieren auf den Bettrand, lehnte sich mit dem Rücken an Pfosten am Fußende und zog ihre Beine hoch, so dass ihre Füße hintereinander auf der Bettkante zu stehen kamen. Ihre angewinkelten Knie umschlang sie mit den Armen, während sie Caelyn musterte. "Was ist los?" fragte sie schließlich, sich durchaus der Ironie dieser Situation bewusst – hätte ihr in den letzten Tagen und Wochen jemand diese Frage gestellt, sie hätte den Betreffenden entweder ignoriert oder zu Hel gejagt.
-
Auch Fhionn hatte Caelyns Eintreffen bemerkt. Sie hatte sich soeben gewaschen und wollte sich nun auch zur Ruhe legen. Der Tag war lang und arbeitsreich gewesen. So wie alle anderen in diesem Raum sehnte sie sich auch nach etwas Erholung und Stille. Aber sie hatte Louan ja etwas versprochen! Sie konnte sich noch sehr genau an ihren eigenen Wortlaut erinnern.Wir können sprechen mit Caelyn heute Abend. Vielleicht, wenn sie fertig mit Arbeit oder sprechen bei Essen. Dann wenn sie hat Zeit. Jetzt war es Abend und nun hatten sie auch Zeit, notalls sogar die ganze Nacht! Jetzt mußte sie auch zu ihrem Wort stehen, gleich wie müde sie dabei war!
Zu ihrer Verwunderung, war es Siv gewesen, die als erste zu Caelyn ging und sich auf den Rand ihres Lagers setzte. Heute Morgen hatte die Germanin eher den Eindruck vermittelt, als wolle sie nur ungern diese Aufgabe übernehmen.
Fhionn näherte sich langsam den beiden Sklavinnen und stellte sich an das Kopfende, neben Caelyns Bett. Ohne, daß es sich die beiden Sklavinnen bewußt gemacht hatten, nahmen sie Caelyn nun sprichwörtlich in die Zange. Für Gallierin gab es somit kein leichtes Entrinnen mehr. Sie musste sich nun Siv und Fhionn stellen, ob sie es wollte oder nicht!Den ganzen Tag hatte sich Fhionn schon überlegt, was sie Caelyn sagen sollte oder wie sie sie trösten konnte. Verlust war etwas sehr schlimmes und es bedurfte sehr viel Zeit, darüber hinweg zu kommen. Das hatte sie selbst miterleben müssen. Wer konnte es also der Gallierin verdenken, daß es ihr schlecht ging?
"Dir geht nicht gut," fügte sie ihre Frage ergänzend zu Sivs Frage an. -
Was sollte das denn werden? Kaum hatte ich mich auf´s Ohr gelegt, kam Siv und setzte sich zu mir auf die Bettkante zu meinen Füßen. Ich sah ihr dabei zu, wie sie ihre Füße hochzog und dann fragte die mich auch noch was, bei dem ich dachte, ey Mädel, dasselbe könnte ich auch dich fragen!
"He was? Nix ist los! Wie kommste´n drauf?" Aber damit war´s noch lange nicht genug. So, als ob sie sich abgesprochen hatten, kam dann auch noch Fhionn und stellte sich an das Kopfende von meinem Bett. Ey, musste ich jetzt Angst haben? Hatte ich was verbrochen? Dann noch ihre Fage! Das konnte doch nicht normal sein!
"Hört ma, wie kommt ihr´n dauf? Mir geht´s blendend! Sieht man doch! So Mädels und jetzt zieht Leine, ich bin müde und will schlafen! Und tschüss!"
Komisch! Die sahen nicht danach aus, als würden die jetzt einfach so abhauen! Och nö! Mensch, jetzt hatte man mal Zeit zum poofen, da kamen gleich die zwei Schwestern von der psychologischen Notrufzentrale! Das durfte doch echt nicht wahr sein! Mir konnte sowieso keiner helfen!
Ich seufzte laut, weil ich ja eh wusste, dass das alles keinen Sinn hatte. Die zwei würden nicht eher Ruhe geben, bis sie mich komplett ausgequetscht hatten.
"Na schön! Wenn´s euch glücklich macht! Ich bin müde und ich hab keine Lust morgen wieder nähen zu müssen! Reicht das?" Klar, das war natürlich noch lange nicht die ganze Wahrheit, sondern nur ein klitzekleines Detail. -
Caelyn warf Siv einen Blick zu als wollte sie sagen: Ey Mädel, dasselbe könnte ich auch dich fragen! Sie wusste nicht, ob sie die Stirn runzeln oder ihr Zunge rausstrecken sollte. Bei ihr war das selbstverständlich etwas völlig anderes. Zum einen hatte Caelyn sie nicht gefragt, zum zweiten hatte Siv keinen Bruder – nicht hier –, der ihr jemanden auf den Hals hetzen konnte, und zum dritten… weil eben.
Kaum hatte Caelyn geantwortet, kam Fhionn auch herüber und stellte sich ans Kopfende. Siv zog ihre Füße noch etwas enger an den Körper und runzelte nun doch die Stirn. Sie war sich nicht sicher, ob es das Richtige war, Caelyn so in die Zange zu nehmen. Aber Fhionn hatte vermutlich mehr Erfahrung als sie in so etwas. Sie hatte immer nur Liebeskummergeschichten von ihren Brüdern anhören müssen, und die hatte sie meistens nur damit aufgezogen. Davon abgesehen war es etwas anderes bei Frauen, jedenfalls dachte Siv das, und die Situation war etwas anderes, weil sie Caelyn helfen sollten… wollten… Oh warum hatte sie nur ja gesagt? Caelyn wollte offensichtlich keine Hilfe, wollte nicht reden, wollte einfach nur ihre Ruhe, und Siv konnte sie verstehen, ging es ihr doch haargenau so. Wäre Siv jetzt allein, hätte sie Caelyn vermutlich doch noch in Ruhe gelassen. Aber Fhionn stand nun da und hakte ebenfalls nach – was aber nur eine erneute, noch pampigere Antwort zur Folge hatte. "Ah", meinte sie nur ironisch. "Blendend. Wirklich."
Es dauerte nicht lange, und Caelyn platzte erneut, diesmal aber etwas informativer. "Nähen? Du magst lieber Latrine putzen? Das kannst du haben, ich reiß mich nicht drum", meinte Siv. "Ich nähe, du putzt. Morgen."
-
Fhionn fragte sich nicht: Ey Mädel, dasselbe könnte ich auch dich fragen! Sie wußte, warum Siv so war, wie sie sich in letzter Zeit gab. Im Grunde hätte man diese Frage Fhionn stellen können. Denn sie offenarte sich auch nicht jedem und überall.
Wie zu erwarten war, wehrte sich Caelyn gegen Sivs und Fhionns Fragen. Müde waren sie alle! Das war gar keine Frage. Aber sie ließ sie kein Stückchen an sich heran. Nein, Caelyn ging es nicht blendend, so wie sie behauptet hatte. Siv entgegnete ihr mit Ironie. Fhionn wußte nicht, wie sie im ersten Moment darauf reagieren sollte. Aber eines war sicher, Caelyn jetzt einfach sich selbst zu überlassen, wollte sie keinesfalls.
"Dir nicht geht gut! Sag schon, was los!" Für Außenstehende mußte ihr Ton grob geklungen haben, doch grob wollte sie nicht erscheinen. Vielmehr war sie besorgt um Caelyn.
Die Gallierin sprach vom Nähen und daß sie es offensichtlich nicht mochte. Dabei hatte sie noch Glück gehabt, nur zum Nähen verdonnert worden zu sein. Siv hatte schon recht, als sie sie fragte, ob sie stattdessen nicht lieber die Latrinen putzen wollte.
"Du können auch schwere Arbeit in Garten machen, wenn das besser ist als Nähen! Du tauschen morgen mit mir? Nicht mit Siv tauschen! Besser mit mir!" Sie warf dabei der Germanin einen schelmischen Blick zu, sah aber dann gleich wieder Caelyn an, denn sie wollte von dem eigentlichen Problem nicht ablenken. -
"Ja blendend!" bestätigte ich und sah Siv mehr als genervt an. Oh Mann, wie ich das hasste! Wie ich mir´s schon gedacht hatte, versuchten sie jetzt mit vereinten Kräften, mich zum reden zu bringen. Warum konnten die mich nicht einfach in Ruhe lassen? Was hatte ich denen den getan? Wenn die schlecht drauf waren, nervte ich sie doch auch nicht!
Was mich ja besonders nervte, war Siv Gerede, nähen wäre nicht so schlimm. Ihre Arbeit wäre viel schlimmer!
"Ey sagt mal, geht´s noch? Für mich is Nähen so das schlimmste, was es gibt. Nee, ich werd nicht eure Latrinen putzen und eure blöde Gartenarbeit mach ich auch nicht!" Echt es war richtig zum kotzen! Aber gut, wenn ich die beiden Samariterinnen los werden wollte, musste ich reden.
"Na gut! Wenn man euch nur so los kriegt! Ich hab mich in Germanien in so ´nen Typen verliebt. Naja, er ist noch dort und ich bin jetzt hier. Ich wollte ´nen Brief an ihn schreiben, aber Ursus hat ihn gefunden und hat ihn zerrissen. Tja und jetzt darf ich nähen, bis zum Sanktnimmerleinstag! So, war´s das jetzt?"
Hoffentlich ließen die mir jetzt meine Ruhe. Ich hatte keinen Bock auf quatschen! Ich wollte nur schlafen. -
Siv runzelte die Stirn, und das aus zweierlei Gründen. Zum einen irritierte sie, wieso Fhionn vom Garten sprach. Die Gartenarbeit fand sie überhaupt nicht schlimm, auch wenn es manchmal in ziemlicher Schufterei ausarten konnte – sie konnte ein Lied davon singen, immerhin war der Garten ihr anvertraut, und sie erledigte dementsprechend auch die meiste Arbeit dort. Das war aber der Teil ihrer Aufgaben, den sie liebte – der einzige derzeit. Wäre sie nicht so gut in dem, was sie dort leistete, wäre ihr das sicher auch verboten worden. Sie sagte allerdings nichts dazu, und das lag an dem zweiten Grund für ihr Stirnrunzeln: Caelyn. Sie machte den Eindruck, dass sie tatsächlich nicht reden wollte, und sie machte das recht deutlich mit dem, was sie sagte. Und Siv war nicht gewillt, sich das gefallen zu lassen. Louan hatte sie um einen Gefallen gebeten, und sie hatte zugesagt, ja – aber beschimpfen lassen musste sie sich deswegen nicht. Sie hatte es versucht, mehr konnte Caelyns Bruder nicht verlangen. Und langsam dämmerte ihr, warum er nicht selbst mit seiner Schwester sprach. Er kannte sie, er musste gewusst haben, wie sie reagieren würde.
"Wenn Nähen ist schlimmste, dann du musst froh sein, dass du kriegst andere Arbeit", antwortete Siv, ihr Tonfall nun selbst ziemlich gereizt. Caelyns nächste Worte aber ließen sie innehalten. Sie sprach von dem, was vorgefallen war, sie erzählte es, und sie erzählte auch, was dazu geführt hatte, dass sie zum Nähen verdonnert worden war. Einen Moment flackerte eine Erinnerung auf. Corvinus’ Gesicht zog an ihr vorüber. Aber sie verdrängte es. Stattdessen musterte sie Caelyn und zuckte dann die Achseln. Auch wenn sie nun angefangen hatte zu reden, schien sie es nur getan zu haben, um dann ihre Ruhe zu haben – und nicht weil sie tatsächlich reden wollte. Und so sehr sie verstehen konnte, wie Caelyn sich gerade fühlen mochte, sie hatte keine Lust, sich anmotzen zu lassen – davon abgesehen, dass sie auch diese Reaktion verstehen konnte, hätte sie doch nicht anders reagiert. Mit dem kleinen Unterschied, dass sie nichts gesagt hatte. "In Ordnung. Du nicht willst reden – fein." Und Siv machte Anstalten, aufzustehen.
-
So langsam fragte sich auch Fhionn, ob es das Richtge war, was sie hier taten. Sie wollte es Siv schon fast gleichtun, die im Begriff war, aufzustehen und Cealyn ihre gewünschte Ruhe zu lassen. Die Gallierin war unfreundlich zu ihnen, obwohl sie es gut mit ihr meinten, und sie war nicht gewillt, sich helfen zu lassen. Also, warum noch sollten sie bei ihr bleiben und versuchen, zu ihr vorzudringen? Weil sie es versprochen hatten! Dass Caelyn alles andere als glücklich war, war nicht von der Hand zu weisen. Sie jetzt in Ruhe zu lassen, wäre zwar einfach gewesen, doch würde es ihr auf lange Sicht nicht weiter helfen. Es musste doch einen Weg geben, wie man an sie heran kam. "Ich auch einmal geliebt Mann. Sehr geliebt und er mich auch lieben. Doch dann er ist fort gegehen und ich waren sehr traurig. So wie du!" Fhionn lächelte ihr zu und hoffte, Caelyn auf diese Weise zu gewinnen.
Tatsächlich hatte es diesen Mann gegeben und sie hatte ihn auch wirklich geliebt, genauso wie er sie geliebt hatte. Nur war er nicht fortgegangen, im herkömmlichen Sinne. Er war in den Kampf gezogen und war nicht wieder zurückgekehrt. Sie würde ihn niemals wieder sehen. Nicht in diesem Leben! Ob Caelyn wusste, daß es für sie immer noch Hoffnung gab, eines Tages ihrer Liebe wieder zu begegnen? Fhionn hingegen hatte wirklich alles verloren! "Aber du darfst nicht bleiben traurig! Dann du zerstören dich selbst. Du müssen leben! Du verstehen? Es geben immer neue Hoffnung!" Genau das hätte sie auch zu sich selbst sagen müssen. Es gab immer Hoffnung. Nur wollte Fhionn nicht daran glauben, daß es so war. -
Eigentlich gehörte ich ja nicht zu denen, die den ganzen Tag nur davon laberten, wie schlecht es ihnen ging. Ich fand so was affig! Mal ganz ehrlich, wen interessierte das denn schon, wie´s mir ging und was mit mir los war? Naja gut, die zwei interessierten sich dafür. Wieso wusste ich nicht.
"Na schön, also ich glaub, ich hab mich verliebt, öhm ich mein, ich bin verliebt!" Glaubte ich das nur oder war ich´s am Ende wirklich? So´n Mist, wenn das nur einer wusste! Probus fand ich ja total nett und süß. Er war der erste, der richtig nett zu mir gewesen war und mir nicht gleich an die Wäsche gehen wollte, wie die anderen Blödmänner in Augustodunum früher.
"Nein, also ich glaub schon, ich bin verliebt, aber ich weiß nicht, was ich machen soll! Ich weiß, das mit Probus kann zu nix führen, aber es tut so weh, hier drinnen!" Ich deutete auf die Stelle, wo mein Herz pochte. Es musste doch einen geben, der für mich was empfand und zu dem ich gehen konnte. Klar, Probus war in Germanien und ich in Rom. Aber wenigstens der Brief hätte so was, wie ´´ne Verbindung sein können! -
Sim-Off: Sorry... ganz vergessen
Siv hatte sich schon halb erhoben, da fing Fhionn erneut an zu sprechen, und mit einem lautlosen Seufzer ließ sie sich wieder auf das Bett sinken, diesmal eines ihrer Beine untergeschlagen, während sie den anderen Fuß auf den Boden stellte. Sie ließ Fhionns Worte an sich vorbei rauschen und versuchte, sich auf Caelyn zu konzentrieren, versuchte nicht auf das zu hören, was die Keltin erzählte. Liebe… wie sinnvoll war so etwas wie Liebe, wenn sie doch nur weh tat? Sie presste ihre Zähne so fest aufeinander, dass sie beinahe knirschten, aber das konnte sie gerade noch verhindern. Erneut fragte sie sich, sie wusste schon gar nicht mehr zum wievielten Mal, warum sie eingewilligt hatte. Und Fhionn sprach weiter, sprach von Hoffnung, während Siv innerlich ihr die Schuld gab, dass sie nun hier saß und sich das anhören musste. Nun ja, es war auch Fhionns Schuld, sie hatte ja für sie beide geantwortet. Sivs Brust hob sich und entließ die Luft, erneut in einem lautlosen Seufzer, während ihr Blick nach wie vor Caelyn musterte. Und endlich schien sie sich etwas zu öffnen. Die Germanin wusste nicht, ob es an Fhionns Worten lag oder ob Caelyn im Grunde ihres Herzens von vornherein hatte reden wollen, jedenfalls wiederholte sie, dass sie verliebt war, diesmal in einem weit weniger patzigen Tonfall. Er war in Germanien, sie war hier, und sie war eine Sklavin. Siv presste für Momente die Lippen aufeinander und warf Fhionn einen hilfesuchenden Blick zu. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie hatte doch keine Ahnung in diesen Dingen, hatte nicht die geringste Erfahrung, wusste nicht, was helfen könnte. Und sie konnte den Schmerz, den Caelyn empfinden musste, so gut nachvollziehen. "Caelyn… Mir tut leid, das. Du…"
-
Caelyn hatte sich allem Anschein nach besonnen, und sprach endlich aus, was ihr auf dem Herzen lag. Sie tat das, ohne so abweisend zu wirken, wie sie es die ganze Zeit getan hatte. Woran das lag, konnte sie sich auch nicht erklären. Vielleicht hatte Caelyn einfach gemerkt, wie leichter es wurde, wenn man darüber sprach, was einem schmerzte. Aber was sie letztlich von sich gab, war sehr knifflig, um nicht zu sagen aussichtslos.
Was sollte sie ihr denn nur sagen? Wie hätte sie sie trösten können, ohne sie dabei anlügen zu müssen. Alles was ihr hätte Hoffnung geben können, wäre nur eine Illusion gewesen.
Sivs Antwort war die einzig richtige gewesen. Es tut mir leid! Mehr konnte man Caelyn nicht mit auf den Weg geben.
"Caelyn, ich kann verstehen, warum du so traurig. Ich war auch traurig, wenn ich verlieren Mann und Kinder, weil sie sind tot. Dein Freund nicht ist tot, aber auch ganz weit weg. Aber du behalten ihn in Herz. Irgendwann du nicht mehr traurig! Aber du noch einmal gehen zu Ursus um sprechen mit ihm, so wie du jetzt sprechen mit uns." Fhionn kannte mitlerweile Caelyns Temperament. Sie konnte sich schon vorstellen, welchen Ton sie bei Ursus angeschlagen hatte. Trotzdem setzte sie sich ganz dicht neben sie und hielt sie mit ihren Armen fest, damit sie eine Stütze hatte und ihren Tränen freien Lauf lassen konnte.
Jetzt mitmachen!
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!