[Tablinium] Nachricht aus Rom

  • Der Brief von Durus hatte auf dem Tisch gelegen, einer der Sklaven hatte diesen irgendwann im Laufe des Nachmittages dort hingelegt. Und so hatte er dort sicher einige Stunden gelegen, denn der Legatus hatte an diesem Tag die meiste Zeit in der Principia und in den diversen Gebäuden des Castellums verbracht.


    Erst als die Sonne schon einige Zeit hinter dem Horizont versunken war, hatte er das Praetorium betreten, war mit festen Schritten direkt ins Tablinium gegangen. Im Gehen hatte er seinen Helm einem Sklaven gereicht, eher zugeworfen und hatte dann, als er sah das die Karaffewein gefüllt war, die Tür des Tabliniums hinter sich geschlossen.


    Er spürte die Rüstung die er trug nicht, das tat er schon lange nicht mehr, sein Paludamentum wanderte eher achtlos auf den Stühl vor dem Tisch. Und wie so oft, war Taranis, der Luchs durch das Fenster zum Peristilium hereingesprungen und direkt auf den Legatus zugeeilt.


    "Taranis," sagte er mit einem leichten Lächeln, "Ich vermutet, du hattest einen geruhsamen Tag und bist bereit für eine nächtliche Jagd ?"


    Wie zur Bestätigung gab Taranis laut, während sich der Legatus ein Glas Wein einschenkte und zu seinem Tisch ging. Dort erst fiel sein Blick auf den Brief. Ohne sich zu setzen, trank er einen Schluck, stellte sein Glas ab und öfnete erst dann den Brief und begann zu lesen.....

  • Es dauerte nicht lange, dann hatte er den Brief gelesen. Decimus Lupus war ein Name, der ihm natürlich geläufig war, dennoch traf ihn dessen Tod nicht wirklich. Es mochte schade um den jungen Mann sein und ein Unglück für seine Eltern, doch für ihn zählte nur, das der Nachlass reibungslos abgewickelt wurde. Und so schien es ja auch zu sein.


    Der zweite Teil der Nachricht war rein politischer Natur und wenn er nicht sowieso zu den Wahlen nach Rom reisen würde, dann hätte er sicher noch einen Brief an Durus geschrieben.


    Doch so gab es nur etwas, das an diesem Abend noch zu tun war, nein, besser zwei Dinge. Er öffnete die Tür des Tabliniums, griff sich den nächst Besten Sklaven.


    "Bring mir frisches Fleisch aus der Küche ! Und Cato soll kommen !"


    Dann verschwand er wieder im Tablinium.

  • Irgendeiner der Sklaven hatte mich letzlich im Nypheium vorgefunden, in das ich mich zurückgezogen hatte, um einige Schriftstücke zu lesen. Und wenn der Legatus rief, dann war es besser schnell zu kommen, daher legte ich meine Schriftrollen weg und eilte zum Tablinium.


    Vor der Tür traff ich einen weiteren Sklaven, der einen Teller mit Fleisch in der Hand hielt. Natürlich war mir auch klar, für wen der Teller war. Der Luchs war mir nicht wirklich geheuer, doch ich nahm dem Sklaven den Teller ab und betrat das Tablinium .

    "Du willst mich sprechen ?"
    fragte ich, den Teller mit Fleisch in der Hand. Und es war so wie ich dachte, der Luchs roch das Fleisch und näherte sich mir.

  • Taranis hatte das Fleisch gerochen, noch bevor die Tür geöffnet worden war. Und er hatte die Unsicherheit des Überbringers bemerkt. Zielstrebig und furchtlos näherte er sich Cato, setzte sich direkt vor diesen und sah ihn an, während er sich ungeduldig über die Lippen leckte, dabei seine Reisszähne deutlich zeigte.


    Tiberius Vitamalacus hatte sich mittlerweile an seinen Tisch gesetzt, war dabei selbst einen Brief aufzusetzen.


    "In der Tat, das wollte ich," sagte er ohne aufzublicken. "Der Dominus deiner kleinen Freund ist verstorben."

  • Ich konnte meine Augen nichtz von dem Luchs nehmen, rechnete ich doch jeden Moment damit, das er mich anfallen würde. Und der Anblick seiner Zähne beruhigte mich nicht im Geringsten. So stellte ich den Teller mit Fleischmit zittrigen Händen so schnell ich konnte auf den Boden, immer befürchtend, das ich jeden Moment die Zähne zu spüren bekam.


    Erst als ich zwei schnelle Schritte zur Seite getan hatte, hat ich wieder die Aufmerksamkeit, welche nötig war, um das wenige gesagt zu vertehen und zu werten. Und es gefiel mir nicht.


    "Er ist tot,.... Was passiert jetzt mit ihr ? .... Wer erbt sie ?...." fragte ich stammelnd, wusste ich doch, das es leicht passieren könnte, das sie mir genommen würde.

  • Taranis blickte kurz zu Cato, wenn er kein Luchs, sondern ein Mensch gewesen wäre, dann hätte sich auf seinem Gesicht sicher so etwas wie ein Grinsen gezeigt. Doch er war nur ein Luchs und ein hungriger Luchs noch dazu....
    Und so schlug er seine Zähne nicht in Cato, sondern in das Fleisch auf dem Teller vor ihm.


    Tiberius Vitamalacus schrieb noch einen Moment, dann legte er seinen Griffel weg und blickte auf.


    "Iuvenalis wird es wohl sein," sagte er knapp.


    "Ist sie wichtig für unseren Haushalt ?" fügte er die entscheidende Frage noch an.

  • Die Nachricht, die mein Patron mir überbrachte, liess mich gänzlich vergessen, das da neben mir immer noch ein wildes Tier war, das seine Zähne in Fleischbrocken schlug und auch jederzeit mich anfallen konnte. Nein, daran dachte ich nicht, aber meine Gedanken waren auch nicht erfreulicher.


    Zu sehr erinnerte ich mich diese Situation an jene Tage in Hispania, jenes kurze Glück, welches ich gefunden hatte und welches durch den Willen der Herrschaften vernichtet worden war.


    "Iuvenalis," wiederholte ich leise, erst langsam begreifend, welche rettende Option mir gerade angeboten wurde.


    "Ob sie wichtig ist ? Oh ja, Patron, sie ist ein überaus wichtiges Mitglied des Haushaltes, hilfreich in der Culina, wie auch für die Gesellschaft in der Damen. Wir würden es schwer haben, sie zu ersetzen.."


    Es waren nüchterne Worte, nicht ohne Übertreibung, sollten sie doch verhindern, das sie Crista und mich trennten.

  • Tiberius Vitamalacus erhob sich.


    "Dann bleibt sie. Du wirst das mit Iuvenalis klären, biete Iuvenalis ruhig an, das ich sie kaufe. Du und sie werdet Arvinia begleiten, sie reist nach Rom."


    Kurz blickte er zu Taranis, der aber noch dabei war, das Fleisch zu verschlingen. Der Luchs würde ihn also nicht begleiten, wenn er das Tablinium verliess.


    "Ich überlass es dir, die Sklavin zu unterrichten," sagte er im Gehen.


    In der Tür drehte er sich noch mal um.


    "Die Hälfte ihres Kaufpreises bekomme ich von dir," sagte er knapp, bevor er verschwand.

  • Meine Gedanken drehten sich. War das wirklich die Lösung, die mir mein Patron angeboten hatte ? Auch wenn er es nicht gezeigt hatte und ich probiert hatte es zu verbergen, gerade sein letzter Satz verriet nur zu gut, das er meine wahren Motive verstand.


    Ich ging langsam weiter ins Tablium, beäugte den Luchs weiterhin misstrauisch. Am Tisch angekommen, drehte ich mich um, sah einen Sklaven vorbei gehen.


    "Sag bitte Crista, sie möge kommen," sagte ich zu ihm. Jetzt hies es warten.

  • Tablinium..Tablinium..Tablinium..Tablinium.."Verflixt noch eins." fluchte Crista halblaut und gab auf. Sie würde diesen Ort nimmer finden und eilte dem Sklaven hinterher, der ihr Bescheid gesagt hatte. Mit verlegener Miene bat sie ihn sie zu führen. Mit einem Grinsen nahm der Sklave es auf und führte sie. Während der Führung musste sie seine Blicke auf ihre schlanken Beine und Taille ertragen. Manchen Augenblick war es so, als würde er sogleich seine Hände an sie legen. Die Sklavin atmete auf, als sie endlich da war und verschnellerte ihren Schritt, um dem Sklaven zu entkommen. Dieser sah ihr verächtlich nach. Rasch klopfte sie an und trat ein. "Puh..." seufzte Crista und sah sich um. "Ah.. endlich.. hier steckst du also." begrüßte sie Cato und gab ihm einen Begrüßungs-Kuss auf die Wange, nachdem sie ihn erreicht hatte. Seltsame Kau-Geräusche veranlassten sie sich umzudrehen. "Huch!" quietschte sie und drückte sich an ihren Liebsten. "Au mann.. was macht der Vierbeiner denn hier.. treibt er sich sonst nicht ständig beim Legaten rum?" stammelte Crista und beäugte den Luchs. Eigentlich ein ganz niedliches Tier!

  • Als ich Crista sah, musste ich unweigerlich lächeln und die Sorgen, die mich eben noch geplagt hatten, waren wie weg geblassen. Ich nahm ihre Hand und erwiederte ihren Kuss auf die Wange mit einem sanfen Kuss auf die Lippen. Erst als sie den Luchs erwähnte, fiel mir dessen Anwesenheit wieder auf.


    "Meistens ja,.. aber als Quintus eben das Tablinium verlassen hatte, war noch nicht fertig mit Fressen," antwortet ich auf ihre Frau, um dann gleich das entscheidende Thema anzusprechen. "Er hatte Neuigkeiten aus Rom, die dich betreffen, leider keine allzu guten : Dein Dominus ist gestorben."

  • Sachte presste sie die ihren auf seine Lippen, genoß den Kuss. Unbedingt wollte Crista es einmal schaffen, für sie beide ein paar Stunden zu zweit abzuzwacken. Aber wann würde das sein? Sie sehnte sich nach ihm und seinen starken Armen! Eien nachricht aus Rom? Und dazu noch eine schlechte? Crista konnte sich kein Thema vorstellen, was sie betreffen sollte. Außer, dass die Sklaven in der tiberianischen Villa über den Vorfall in der Küche gepetzt und sie in schlechte Licht gerückt hatten!


    Es war ein Glück, dass Cato sie noch festhielt, sonst wäre sie dank ihren weich gewordenen Knien zu Boden gesunken. Fest krallte sie ihre Finger in den Stoff seines Kleidungsstückes. "Was??" Sie konnte nicht glauben, was sie soeben gehört hatte, schüttelte energisch mit dem Kopf. "Bitte sag mir das noch einmal und das dies nicht wahr ist! Er ist nicht tot, er ist gesund und munter in Rom, sonst hätte er mich sicher nicht hierher geschickt!" Ganz intensiv suchte sie seinen Blick. "Das ist einfach nicht wahr! Wie soll es geschehen sein und was geschieht mit mir?"

  • Einen kurzen Moment schoss so etwas wie Eifersucht in mir auf, denn der Tot ihres Dominus schien ihr besonders zu herzen zu gehen, das in mir der Verdacht auf kam, das ihre Beziehung mehr als nur die Beziehung zwischen Servus und Dominus gewesen gewesen war. Doch dieses Gefühl währte nur kurz, dann meinte ich zu erkennen, das die Sorge um ihre Zukunft ihre grösste Sorge war.

    "Ich weiss nicht, wie es passiert ist, liebste Crista,"
    sagte ich leise, strich ihr dabei sanft über die Stirn, "aber ich weiss, das du nun wohl Iuvenalis gehörst."


    Ich hatte bis zu meiner Freilassung eigentlich immer nur dem Legatus gehört, nie hatte ich zweifel haben müssen, wem ich gehörte. Und doch war in vielen Jahren war es doch immer meine Angst gewesen, eines Tages einmal einfach verkauft zu werden, plötzlich einem fremden Dominus zu gehören.

    "Ich habe aber meinen Patron überzeugt, das du ein wichtiges Mitglied des Haushaltes bist. Daher soll ich Rom mit Iuvenalis reden."

  • "Was?" Sie konnte nicht fasse, dass Cato ihr nichts agen konnte, was ihrem ehemaligen Herrn geschehen war. Wollte sie das eigentlich überhaupt wissen? Im Augenblick würde sie es sehr gerne wissen.. und im nächsten Augenblick wollte sie lieber nicht erfahren. "Ausgerechnet Iuvenalis? Diesem Brummbär?" brummte sie kopfschüttelnd in sich hinein, schmiegte sich haltsuchend in Catos Arme.


    Und nun sollte sie Cato dankbar sein, dass sie bei den Tiberiern bleiben durfte. "Ach mein Liebster.. wie kann ich dir das nur vergelten?" Mit einem gemütlichen Essen zu zweit? Nee.. das hatten sie schon unternommen. Hmm.. ein Ausflug? Völlig unmöglich machbar wegen der Pflichten und Dienste. Hm.. weil sie ihm gerade nichts zum Dank anbieten konnte, schenkte sie ihm spontan einen langanhaltenden Kuss, holte anschliessend leise keuchend Luft. "Na?" Dieser Liebesbeweis war doch ein tolles Geschenk von ihr, oder? Lupus Tod würde erst später, wenn sie alleine war, richtig ins Bewusstsein sacken.

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