cubiculum TAU | Wie ein Dieb in der Nacht

  • Der Kuss war so schon und bittersüß und ich wusste nicht ob ich ihn genießen oder mich dagegen wehren sollte. Ich wehrte mich nicht und gab mich stattdessen der Illusion hin, so was wie glücklich zu sein. Ich musste einfach den Gedanken nicht mehr weiterdenken, dass er mich nicht liebte. Ich hatte gar nicht gwusst, dass man dann trotzdem so gut küssen konnte. Ich wusste eigentlich gar nichts. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung von so was.
    Er war so lieb und zärtlich, so wie ich ihn wirklich nur ganz selten erlebt hatte. Da musste doch etwas sein! Wenigstens ein winzigkleines Stückchen.Das genügte mir doch schon! So nah wie jetzt wolllte ich ihm doch immer schon sein. Jetzt war och hier und jetzt spielten meine Gefühle verrückt. Ja, jetzt hatte ich so was wie Angst. Nicht vor ihm, eher vor dem Unbekannten.
    Ich zögerte mit meiner Antwort, weil ich gar nichts mehr wusste.
    "Es ist für mich das erste Mal. Ich weiß nicht, wie.., ich hab keine Ahnung. Willst du es denn?" Ich kam mir wieder wie ein Kind vor, dass sich vor etwas fürchtete, was es zum ersten Mal machte. Der Reiz des Unbekannten war groß aber auch die Furcht, zu versagen.

  • Ihre Worte, sie waren so unsicher wie ihr Blick, wie ihre Miene. War es recht, was er hier tat? Er wußte es nicht. Er wußte nur, daß er es sehr wohl wollte. Sehr sogar. Vielleicht war es gut, wenn er ihr zeigte, was es bedeuete, bei einem Mann zu liegen. Vielleicht war es auch schlecht, wenn sie es nicht mit einem für sie wirklich besonderen Menschen teilte. "Es wird ein bißchen wehtun, Caelyn. Nur beim ersten Mal... Ja, ich möchte es schon. Aber nur, wenn Du es auch möchtest. Ich will nicht.. ich will nicht, daß Du Dich nur verpflichtet fühlst." Er ließ seine Finger ein wenig nach unten wandern, schob die Decke ein Stück beiseite, fuhr zart über ihre Brüste. "Es ist auch sehr schön... Mit nichts vergleichbar. - Willst Du mir vertrauen?" Vertrauen gehörte dazu. Sie gab sich praktisch in seine Hände. Hatte sie vorhin nicht gesagt, sie kann sich nicht fallen lassen? Und war es nicht gerade das, was sie jetzt tun müßte?

  • Vertrauen! Ja genau das war´s! Ich musste ihm einfach vertrauen, dann konnte nichts schief gehen. Aber genau da lag ja der Hund begraben. Ich musste endlich meine Ängste überwinden und über meinen eigenen Schatten springen und alles ausblenden, was irgendwann mal war.
    Das war gut. Dann konnte ich mich in seine Hände begeben. Wenn ich´s mal realistisch sah, dann war ich da ja schon die ganze Zeit. Also beschloss ich, mich einfach fallen zu lassen. Noch einmal wollte ich es probieren und hoffte, dass diesmal einer da war, der mich auffing. Nein, er würde mich nicht fallen lassen. Diesmal nicht!"Ja, ich will dir vertrau. Und wenn du´s willst, dann will ich auch."
    Wie seine Finger so zart über meine nackte Haut fuhren, da musste ich wieder zittern. Das was in mir abging, war gar nicht zu beschreiben. So was hatte ich nicht mal nach Probus´ Kuss gespürt.
    Er sagte, es sei mit nichts zu vergleichen und es sei schön. Langsam verlor ich die Angst. Ich begab mich mit allem was ich war in seine Hände und vertraute auf ihn. Meine Muskeln, die die ganze Zeit über angespannt waren, ließ ich locker und das war schon ein befreiendes Gefühl, nicht mehr verkrampft zu sein. Ich war wie ein Blatt im Wind und ließ mich dort hinwehen, wo er es wollte.

  • Ja, ich will Dir vertrauen. Diese Worte bedeuteten Ursus viel. Vor allem nach dem, was vorhin noch gesagt worden war. Es war wirklich erstaunlich, daß sie ihm vertraute. Er wußte nicht, ob er es im umgekehrten Fall fertig gebracht hätte nach all den Enttäuschungen, die er ihr zugefügt hatte. Doch diese Worte luden nun auch eine große Verantwortung auf seine Schultern. Er durfte nicht versagen, er durfte sich nicht gehen lassen, mußte sich beherrschen, bis er ganz sicher sein konnte, daß sie auch soweit war. Aber würde er das schaffen? Zu lange war er enthaltsam gewesen. Alles in ihm drängte danach, zu nehmen, was er begehrte. Es kostete Kraft, dieses Drängen zurückzuhalten.


    Das Zittern, das ihren Körper überlief, als seine Finger sanft über ihre Brust fuhren, war kein Zittern der Angst oder Unsicherheit mehr. Er konnte fast sehen, wie sie sich entspannte. Er griff mit den Händen nach dem Saum seiner Tunika und zog sie sich über den Kopf. Dann erfaßte er ihre Hände, küßte eine nach der anderen und legte sie an seinen Körper, als Einladung zu erforschen, was immer sie erforschen wollte.


    Einen Moment lang blickte er ihr wieder einfach in die Augen, dann ließ er seine Hände sanft und leicht auf Wanderschaft gehen, während seine Lippen die ihren suchten.

  • Ich hatte ja schon früher irgendwelche Geschichten gehört, wenn ´ne Frau und ´n Kerl zusammen waren, aber das hatte überhaupt nichts mit dem zu tun, was hier gerade passierte. Das hier war so schön und irgendwie liebevoll. Ich dachte schon, ich wäre in ´nem Traum und würde gleich aufwachen. Aber nein, er nahm meine Hände, küsste sie und legte sie an seinen Körper. So was hätte ich mich nie getraut, ihn einfach so anzufassen. Aber jetzt was das was anderes. Meine Finger wanderten über seine Brust und über den Rücken. Sein Körper war so fest und straff. Auch er war so zärtlich zu mir, wie ich es von ihm nicht gewohnt war.
    Als er mich wieder küsste, dann erwiderte auch ich den Kuss. Meine Finger hatten jetzt sein Haar erreicht und sie gruben sich jetzt in seine kurzen Locken. Es war so wunderschön. Am liebsten hätte ich ihn nie wieder losgelassen. Nein, das hier hatte nichts mit den derben Erzählungen gemein, die ich früher schon gehört hatte. Das hier war völlige Hingabe, bei der ich nicht untätig bleiben wollte. Ich wollte ihn schmecken und so führte ich meine Lippen an seinen Hals und liebkoste ihn. Seine Haut schmeckte salzig.
    Meine Unsicherheit war längst verschwunden. Ich wusste jetzt genau, dass ich es wollte und ich war mir auch sicher, ich konnte ihm vertrauen, sonst wäre er wahrscheinlich schon längst über mich hergefallen und hätte sich genommen, was er wollte.

  • Langsam, ganz langsam fiel die Unsicherheit von ihr ab. Sie wagte es, die Liebkosungen zu erwidern. Ihre Lippen hinterließen eine heiße, kribbelnde Spur auf seiner Haut. Und lösten damit wahre Wellen von Lust bei ihm aus. Doch er durfte dem nicht nachgeben. Noch nicht. Es war so unglaublich schwer, das eigene Verlangen im Zaum zu halten. Sein Atem ging mittlerweile schwer. Aber er hatte sich fest vorgenommen, sie dazu zu bringen, daß sie es wirklich wollte. Und so ließ er nun seine Hände und anschließend auch seine Lippen über ihren Körper wandern...

  • Ja, er hatte echt nicht gelogen, als er meinte, es wär mit nichts zu vergleichen. Es war ein total irres Gefühl und wenn ich die Augen zu machte, dann dachte ich, mir würde es schwindlig werden. Es kribbelte überall und mir war so heiß, als er mich mit Liebkosungen überdeckte. Auch ich musste schwer atmen. Auf meinem Körper hatte sich Feuchtigkeit gebildet. Ich schmeckte bestimmt auch nach Salz.
    Da war irgendwas, was noch mehr forderte, etwas was sich mit dem, was war noch nicht zufrieden geben wollte und schon gar nicht noch lange warten wollte. Ich war das! Ich wollte noch mehr. Mein Körper verlangte es. Ich umschlang ihn und drückte ihn fest an mich und hauchte seinen Namen in sein Ohr. Das war der Name desjenigen, dem ich gestern Morgen noch die Pest an den Hals gewünscht hatte. Jetzt lag er bei mir und war so zärtlich zu mir, wie´s noch nie jemand zuvor war. Das war doch total verrückt!
    Es fiel mir echt schwer zu glauben, dass er rein gar nichts für mich empfand. Wenn ich ihn jetzt fragte, dann hätte ich damit bestimmt alles kaputt gemacht. Nee. Das wollte ich nicht. Dafür war´s einfach zu schön!

  • Ja, sie schmeckte salzig. Und er konnte fühlen, wie sehr sie sich nun selbst danach sehnte, geradezu bebte, daß sie vollendeten, was sie angefangen hatten. Spätestens sie ihn umschlang, fest an sich zog und zärtlich seinen Namen flüsterte, wußte er, daß sie es wirklich wollte, es sogar forderte. Und so ließ er den Dingen nun ihren Lauf. Nur einen winzigen Moment flackerte die Frage auf, ob er ihr wohl arg wehtat, immerhin war es ihr erstes mal, dann wurde jeder verstandesgelenkte Gedanke weggespült und ging gnadenlos unter in einer Explosion der Gefühle.

  • Es tat weh, als wir eins wurden. Sogar sehr. Es war wie ein Stich. Beinahe hätte ich sogar geschrien. Ich konnte es aber noch unterdrücken. Nur ein Wimmern war´s, mehr nicht. Meinem Gesicht sah man´s aber an. Die Schmerzen verebbten bald und dann war nur noch diese Welle, die auf mich zukam. Ich stürzte mich hinein, weil ich es so wollte und es war das Beste, was ich bis dahin erlebt hatte. Was ich fühlte konnte ich nicht beschreiben. Es war so erfüllt. Ich war erfüllt und ich fühlte mich glücklich. Ich glaube, ich lächelte sogar. Als ich merkte, wie er sich wieder entspannte, wollte ich ihn noch festhalten. Ich hatte ihn so gerne für immer festgehalten. Ich wusste aber, unser Glück war nur von kurzer Dauer. Wenn es denn so was wie Glück überhaupt war. Ich traute mich nicht, die Stille zu durchbrechen und etwas zu sagen. Etwas lag mir auf der Zunge, aber ich brachte es nicht über die Lippen: ich liebe dich.
    Ich war jetzt müde und erschöpft aber innen drin immer noch hellwach. An morgen wollte ich nicht denken. Morgen früh war ich wieder die Sklavin und er der Herr. Am Tage ist es so und in der Nacht ganz anders! Warum konnte die Nacht nicht ewig dauern?

  • Sie sagte kein Wort. Doch der Ausdruck auf ihrem Gesicht war tausend mal mehr wert als alle Worte. Er hatte nicht versagt. Obwohl es für sie schmerzhaft gewesen sein mußte, hatte das Schöne Überhand behalten. Er spürte eine so große Erleichterung darüber, daß er leise aufseufzte. Doch auch er sagte kein Wort. Er hielt sie einfach weiter in seinen Armen und streichelte sie sanft. Worte würden es nur zerstören. Es war so ein wertvoller Moment. Sie wußten beide, daß er nicht von langer Dauer sein konnte. Sie wußten beide, daß morgen wieder alles ganz anders sein würde. Aber mußte man denn jetzt daran denken? Nein. Lebe den Augenblick. Dies war so ein Moment, wo man den Augenblick leben sollte. Einfach genießen, einfach sein. Sie war so zart, so zerbrechlich in diesem Moment. Und es war so schön, sie zu halten. Es sollte jetzt noch nicht enden. Sie hatten noch Zeit...

  • Irgendwann war ich eingeschlafen. Es war ein sehr tiefer und ruhiger Schlaf. Wahrscheinlich hatte ich in den letzen zehn Jahren nicht mehr so gut geschlafen, wie in dieser verbliebenen Nacht. Ich war nicht allein. Ursus hielt mich immer noch in seinen Armen, was mir dieses irre Gefühl von Sicherheit gab.
    Als die Sonnenstrahlen mein Gesicht trafen und ich davon langsam wach wurde, blinzelte ich erst verschlafen. Ich fand mich in Ursus´ Bett wieder und er lag immer moch neben mir und schlief. Er hatte seinen Arm noch um meinen Körper geschlungen.
    Der Helligkeit des Sonnenlichts zu urteilen, musste es schon viel später als sonst sein.Ja, die Morgengymnastik hatten wir definitiv verpasst! Na Klasse, dann war er bestimmt wieder total gut gelaunt, wenn er aufwachte. Um die Zeit saß er ja meistens schon im Büro und arbeitete. Naja, das konnte er heute mal glatt streichen. So´n freier Tag hatte doch auch was! Man musste ihm das einfach mal schmackhaft machen. Nur wie?
    Es war vielleicht besser, wenn ich mich son mal aus dem Bett davon schlich und ihm seine Sachen bereit legte, damit er nicht ganz so stinkig war. Aber das war mal wieder besser gedacht, als getan! Es war nämlich gar nicht so einfach, sich aus seiner Umarmung herauszuwinden, ohne dass er dabei wach wurde.

  • Die Bewegung in seinen Armen, so vorsichtig sie auch war, drang irgendwann bis in Ursus' Träume. Dazu kam die Helligkeit, die sich so langsam im Zimmer ausbreitete. Allmählich kehrten seine Lebensgeister zurück und unwillkürlich zog er den warmen, weichen Körper, an den er sich vor dem Einschlafen so gemütlich angschmiegt hatte, zu sich heran. "Guten Morgen", murmelte er schlaftrunken. "Sag mal... haben wir verschlafen?" Eigentlich eine vollkommen überflüssige Frage, denn der Grad der Helligkeit sprach ja eigentlich für sich. Doch Ursus hatte einfach keine Lust, der Logik zuviel Raum zu geben. Wenn sie schon verschlafen hatten, kam es doch auf ein paar Minuten mehr auch nicht an.

  • So einfach abhauen war nicht! Egal wie ich´s versuchte, ich kam nicht von ihm wer. Dann wurde Ursus auch noch wach. Er zog mich an sich heran. Klar, wir hatten verpennt. Ich hatte verpennt, denn ich war ja der Wecker vom Dienst.
    "Morgen", antwortete ich. So richtig konnte ich mich nicht an dem Morgen erfreuen. Aber anscheinend machte ihm das heute gar nichts aus, dass es so spät war. Naja abwarten! Wenn er erst mal wusste, wie spät es wirklich war, dann wäre er wahrscheinlich nicht mehr so gut drauf. "Ja, sieht so aus!" Was konnte ich auch anders sagen? Eigentlich war´s ja im Bett kuschelig warm. Wenn nach mir gegangen wäre, hätte ich locker den ganzen Morgen hier bleiben können. Schade, nach mir ging´s leider nicht.

  • Sie wirkte zappelig und unruhig in seinen Armen. Und ihre Worte klangen auch alles andere als vergnügt. Schade, es war gerade so gemütlich. Aber ihre Reaktion zwang ihn geradezu dazu, wach zu werden und sich etwas genauer umzuschauen. Er setzte sich auf, wobei er leider die Umarmung lösen mußte und blinzelte zum sonnendurchfluteten Fenster herüber. "Gründlich verschlafen, wie mir scheint." Er wandte sich wieder zu ihr um und erlaubte sich ein jungenhaftes Grinsen. "Aber das war es wert, findest Du nicht?" Er beugte sich über sie und gab ihr einen zärtlichen Kuß auf die Nase. Sie war wirklich schön. Gerade jetzt mit den vom Schlaf noch zerzausten Haaren. "Wie schade, daß wir so dringend aufstehen müssen. So holt einen die raue Wirklichkeit eben immer wieder ein. - Bereust Du es eigentlich, doch zurück gekommen zu sein?" Er blickte ihr bei dieser Frage gerade in die Augen.

  • Irgendwann war er dann richtig wach, oder auch nicht. Denn ganz so sicher konnte ich mir da nicht sein. War das wirklich Ursus? Ich hatte da so meine Bedenken. Hallo Fremder? Er war wie ausgewechselt! Das war nicht der toternste Langweiler wie sonst immer am Morgen, der nur an seine Arbeit dachte. Ihm machte es auch überhaupt nix aus, dass wir verpennt hatten. Nicht die Bohne!
    Ob´s das wirklich wert war fragte er mich. Ja, vielleicht schon. Schön war´s gewesen. Aber ob´s das wert war, musste sich erst noch zeigen.
    Ich wurde ruhiger, zappelte nicht mehr so rum und lächelte dann vage.
    "Ja, ich denk schon."
    Aber dann kam´s! So wie ich ihn kannte. Wir mussten dringend aufstehen! Na klar! Ich begann schon mal meine Tunika mit den Augen zu suchen. Irgendwo auf dem Boden musste sie ja liegen, da wo ich sie heute Nacht abgestreift hatte. Aber dann fragte er mich ob ich es bereute, zurückgekommen zu sein.
    "Nee, ich bereu´s nicht! Es war schon gut so." Nicht nur, weil ich nicht mehr nähen wollte. Auch weil er jetzt wusste, was ich empfand.

  • Er konnte eben nicht aus seiner Haut. Die Sonne erhellte den Tag. Und der Tag gehörte den Pflichten, den Regeln, den ein Leben lang eingeprägten "richtigen" Verhaltensmustern. Keine Dunkelheit hüllte mehr die Welt ein, schloß sie aus, damit man einfach nur man selbst sein konnte.


    Und doch hatte der Tag ihn noch nicht so gefangen genommen, daß er sich nicht über ihre Antwort freuen konnte. Auch wenn der zweite Satz etwas merkwürdig klang. Doch angesichts der für sie sicherlich schwierigen Situation, bohrte er nicht weiter nach. Er blickte sie einfach nur an und nickte. Es war gut so. Sie hatten sich beide ein bißchen besser kennengelernt. Für kurze Zeit waren Masken gefallen. Vielleicht... vielleicht war heute Nacht ein Anfang geschaffen worden. Von was, das würde sich noch zeigen müssen. Er sollte etwas sagen. Aber was? Würden Worte nicht alles zerstören? Seine Hand hob sich und er streichelte über ihr Haar, über ihre Wange. Nein, er sollte wirklich aufstehen!


    Widerwillig schälte sich Ursus nun aus seinen Decken. Erst hatte er sie nochmal küssen wollen. Richtig küssen. Aber dann hatte er es doch gelassen. Denn das hätte vielleicht zu weiterem geführt und sich noch mehr zu verspäten, konnte er sich wirklich nicht leisten.

  • Ja, das war der Ursus, wie er am Tage war. Vielleicht ´ne Spur netter als sonst, aber ansonsten nicht viel anders. Wehmütig sah ich, wie er aufstand. Die Nacht war jetzt endgültig vorbei. Aber ich wusste das ja. Und ich wusste, wie schwierig es sein konnte. Aber ich sagte nichts. Es war eben so - am Tag.
    Ich stand auch auf und zog meine Tunika drüber. Mein Haar war ganz zerzaust. Ich ließ es erst mal offen. Kämmen und waschen konnte ich mich auch noch später. Jetzt war´s erst mal meine Aufgabe, mich um Ursus zu kümmern.
    Ich holte ihm seine Kleidung, brachte ihm Wasser zum Waschen und ging ihm zur Hand, wenn er etwas brauchte.
    Gesagt hatte ich nichts dabei. Ich lächelte etwas, damit ich meine wahren Gefühle verschleiern konnte.

  • Sie waren ein eingespieltes Team. Caelyn kannte längst alle nötigen Handgriffe und war zur rechten Zeit am rechten Ort. Es war fast, als wäre nichts anders als sonst. Und doch war es anders als sonst. Was nicht allein an ihren offenen, noch immer zerzausten Haaren lag. Es war eine Situation, die Ursus als schwierig empfand, obwohl sie es eigentlich nicht sein sollte. Er sollte etwas sagen, etwas tun, irgendetwas, damit sie wußte, daß er diese Nacht auch als etwas Besonderes empfand. Doch was sollte er sagen, was?


    Er ließ sich von ihr helfen. Wusch sich und kleidete sich an. Und immer wieder berührte sie ihn dabei. Natürlich. Wie immer. Doch er spürte jede dieser Berührungen so intensiv wie noch nie. Schließlich konnte er nicht anders. Er fing ihre flinken Hände ein, als sie gerade den Stoff am Halsausschnitt richteten. Sanft hielt er die Handgelenke fest, blickte sie an, gerade in ihre Augen - und küßte sie schließlich. Das war besser als Worte. Viel besser.

  • Ob ich das auf Dauer aushalten könnte, wusste ich nicht. Ich wusste nur, ich würde gleich hier raus rennen müssen. Alles war wie immer und nichts, aber auch überhaupt nichts deutete mehr darauf hin, was wenige Stunden zuvor hier geschehen war.
    Ich ging Ursus zu Hand, wo er mich brauchte. Dieses Schweigen machte mich noch wahnsinnig. Warum sagte er denn nichts? Schämte er sich jetzt für das, was er getan hatte? Wenn sich hier jemand schämen musste, dann war ich´s doch! Aber nichts kam, kein Ton! Ich musste mich echt zusammenreißen! Aber so hatten wir´s ja auch vereinbart.
    Aber dann sah er mich an und griff nach meinen Handgelenken, als ich ihm seine Tunika richten wollte und küsste mich.
    Ich wehrte mich nicht. Vielleicht war´s das, was mir jetzt helfen konnte. Es fühlte sich gut an. Aber ich musste mich damit abfinden, dass so ein Kuss nur die Ausnahme war. Das war leichter gesagt, als getan!
    Wie sollte ich nur mein restliches Leben aushalten, wenn ich jetzt schon versagte?

  • Ursus war sich alles andere als sicher, ob das, was er hier tat, wirklich das Richtige war. Vermutlich nicht. Aber manchmal konnte man eben nicht anders und mußte einfach das falsche tun. Und er bestimmte denn eigentlich, was richtig und was falsch war?


    Als sie sich langsam voneinander lösten, streichelte Ursus über ihre Haare. "Es war wunderschön, Caelyn. Und ich hoffe, das war es auch für Dich..." Er sah sie noch einen Moment lang an, dann wandte er sich um und verließ das Zimmer. Besser, er ging jetzt, bevor er noch mehr Dummheiten beging.

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