Unterwegs in Richtung Borbetomagnus- Ein Manöver...

  • Primus sah die zwar etwas verzögerte aber dann doch effiziente Reaktion der Legionarii.
    Die beiden Offiziere hatten die Situation, auch Dank des gewaltigen Stimmorgans des Iuliers gut im Griff. Wie vereinbart stoppten die beiden Turmae ihren bedrohlichen Ritt 30 Passus vor dem Schildwall. In etwa der Entfernung eines Pilumwurfs.
    Primus hob seine Hasta an und ließ die Parma auf die Seite sinken.
    Sein Roß Orcus bebte vor Erregung des vorangegangenen Rittes.
    Die gewaltigen Muskeln hoben sich wie eine Gebirgslangschaft unter dem Fell ab.
    Eine gespenstische Ruhe trat ein,...lediglich das Flattern der Turmaebanner war zu hören sowie hin und wieder ein Schnauben der Pferde.
    Sowohl Tertia wie auch Secunda standen in zwei Reihen hintereinander, einen Pilumwurf von der Centuria entfernt und nahmen auf ein Zeichen von Primus ihre Hastae hoch.
    Sein Blick glitt über die Formation der IV.
    Einige der Legionärii waren aus der Formation zurück getreten und kauerten am Boden,...simulierten somit einen Ausfall.
    Es mochten 5 oder 6 sein. Blieben immer noch mehr als 70.
    Der Schildwall war einigermaßen dicht, wies jedoch an zwei Stellen Schwachpunkte aus, die er als Angreifer sofort für einen Durchbruch genutzt hätte.
    Schwer zu sagen, was ein Angriff gebracht hätte,...sicher hätte es auf beiden Seiten starke Verluste gegeben. Jedoch hatte er bereits einen Plan gefaßt, wie er noch mehr Verwirrung in den Aufbau der Formationen bringen konnte. Denn mit einem heroischem Angriff, oder sonstigem Pathos konnte seine kleine Einheit gegen eine Centuria kaum etwas ausrichten,...sie würde untergehen.
    Primus glitt vom Pferd und ging an den Legionarii vorbei auf den Iulier zu.
    Er bemerkte dabei in Erregung erstarrte, teilweise zornige Blicke,...offensichtlich war ihr Manöver den Männern sehr realistisch vorgekommen.
    Vor dem Iulier blieb er stehen und salutierte förmlich,...dann reichte er seinem Freund und Kameraden den Unterarm.


    " Salve me amicus!...und was sagst du?"


    Er war gespannt auf die Beurteilung des Centurios.

  • Lupus´Herz schlug hart und laut,sein Mund war trocken und sein Blick fixiert auf die Stelle des Schildwalls in welcher er mit seinem Pferd einschlagen würde.
    Jeder Gedanke daran, daß dies hier ein Manöver war schien wie weggeblasen.
    Er befand sich in einer mörderischen Verband, bereit zum Äußersten zu gehen.
    Es störte ihn fast,. daß vor ihm gehalten wurde und im Zuge der Neuformierung entspannte er sich langsam. Sein Blick glitt über die Legionarii, welche langsam ihre Scuti senkten.
    Kannte er die Männer vielleicht die er vorhin noch zu Tode geritten hätte?
    Sie sahen erschöpft aus, verwirrt, beinahe so wie er selbst.
    Sie waren wie er selbst,...Männer aus einer Legion,...den Göttern sein Dank.
    Beinahe konnte er schon den metallischen Geschmack von Blut schmecken...
    Da,...Probus,...Optio Germanicus Probus. Er hatte seinen teil gut gemacht,...hätte wohl den Angriff kaum überlebt,...denn dort wo er stand war der Duplicarius...Lucius und Ocellus,...sie wären durch die reihen gegangen wie der Schnitter durch die Ähren.
    Den Göttern sei Dank war dies nur ein Manöver...jedoch wie schnell konnte es real werden?
    Um wieviele seiner Freunde und Kameraden würde er trauern müssen?
    Er hob die Hasta und winkte Probus leicht zu,...ob er ihn gesehen hatte?
    Primus stand bei dem Iulier und sie schüttelten sich die Unterarme,...was sie wohl besprachen?

  • Drusus, der neben einem seiner Legionarii in der ersten Reihe des Schildwalls niedergekniet war, blickte angestrengt in Richtung der Turma Tertia. Doch plötzlich brach die Turma das Manöver ab und drehte sozusagen bei. Das machte den Iulier durchaus stutzig. Er war fest davon ausgegangen, dass nun ein tatsächlich Angriff, oder zumindest das Überspringen des Schildwalls durch die Reiterei erfolgen würde... Aber dem war nicht so. Obwohl der Centurio jenes sehr interessant gefunden hätte...


    Als dieser Angriff augenscheinlich vorbei war. richtete sich Drusus wieder auf und blickte nach hinten. Auch dort war ein Schildwall gebildet worden, sogar ein dreireihiger. Der Optio hatte sein Handwerk offenbar sehr gut gemacht... Und Primus tauchte auch schon neben dem Centurio aus dem Geschlecht der Iulier auf, wollte wohl eine Rückmeldung haben. "Nicht schlecht...", meinte der Iulier noch ein wenig außer Atem. Tatsächlich war er sehr beeindruckt von dem Vorgehen der Reiterei, war aber auch der Meinung, recht gut darauf reagiert zu haben. "Ich kann nur hoffen, dass ich euch nie zum Feind haben werde." Der Iulier grinste breit, aber ehrlich. "Lässt ihr uns dann weitermarschieren, oder sind wir hiermit gefangengenommen?"

  • Die Eqites schienen einfach nicht anhalten zu wollen. Mit etwas bangem Herzen sah ich, wie diese riesigen Pferde, die der Duplicarius und einige seiner Reiter besaßen, auf die Stelle zu rasten, an der ich stand. Wenn die in unsere Formation krachten! Nicht auszudenken, was passieren würde. Mein Denken war auf die Situation fixiert. Immer näher kamen sie. Doch dann hoben sie nach und nach ihre Hastae und senkten ihre Parmae, wobei sie das Tempo deutlich verringerten und schließlich in einiger Entfernung zum stehen kamen. Ich atmete hörbar aus und entspannte mich. Wie weit mochte es noch zu ihnen sein? 25 oder 30 passi? Jedenfalls war das ein äußerst gutes und gefährliches Manöver der Turmae gewesen. Hätte der eine Milites nicht zufällig die Secunda entdeckt, dann hätten sie uns von hinten einfach aufgerollt.


    Hatte noch vor wenigen Augenblicken ein ohrenbetäubender Lärm getobt, so war es nun gespenstisch still. Nur das Atmen und Schnaufen der Männer in der Formation und die leisen, klirrenden Geräusche der Ausrüstung waren zu hören. Ich steckte mein Holzgladius in den Gürtel und streckte mich. Noch rauschte die Erregung des Kampfes durch meine Adern. Zu meinem Ärger bemerkte ich, wie meine Hände leicht zitterten. Die Formation, fiel es mir ein.


    "Schildwall auflösen!", rief ich, nun da es still war, nicht ganz so laut. Da ich nicht wusste, wie weit meine Kompetenzen gingen, ließ ich sie antreten. "In aciem in duos ordines venite!" Ich hätte sie lieber die Aufregung verdauen lassen. Doch diese Entscheidung stand wohl eher dem Centurio zu. Da bemerkte ich, wie der Decurio an uns vorbei ging und nickte ihm zu. Das Winken von Lupus hatte ich nicht mitbekommen. Die Milites kamen meinem Befehl nach. Einige fluchten leise, andere waren stumm und noch etwas blass um die Nase, einige blickten den vorbeigehenden Decurio wütend an, andere wieder erleichtert. Ich konnte sie verstehen. Denn in der Hitze des Augenblicks hatte man schwer wissen können, wie weit die Turma gegangen wäre.


    Der Terentier ging zum Centurio und die beiden sprachen miteinander. Aufgrund der Stille und der geringen Entfernung konnte ich einige ihrer Wörter verstehen. Scheinbar besprachen sie das Manöver. Was mich anging, war ich mit der Leistung des Trupps zufrieden. Die Männer hatten meine Befehle ausgeführt. Wieviele von ihnen dieses Gefecht überlebt hätten, konnte ich nicht abschätzen. Denn der Angriff der Turmae wäre verheerend gewesen, auch wenn sie selbst höchstwahrscheinlich schwere Verluste hätten hinnehmen müssen. Doch allein bei dem ersten Ansturm wäre die Hälfte von den Milites aus meinem Trupp verletzt oder tot gewesen. Ob der Wall gehalten hätte, schwer zu sagen. Falls nicht, wäre die Centurie verloren gewesen. Die Secunda wäre in den Rücken des Trupps unter dem Centurio gerauscht und hätte ihn im Nu zerschlagen, was das Ende bedeutet hätte.


    Aber der Centurio hatte noch das Beste rausholen können. Eine Centurie ohne Flankendeckung gegen zwei Turmae. Unter diesen Voraussetzungen und bei dem Gelände hatten die Equites alle Trümpfe in der Hand. Vielleicht wäre ein Karree besser gewesen oder zwei Schildwälle mit zwei kleineren Abteilungen als Flankendeckung. Doch im nachhinen war man immer schlauer. Und eben dazu diente das Manöver.

  • Primus grinste den Iulier an und engegnete,


    "Nicht schlecht,hmmm.?!"


    Er drehte sich um und betrachtete die Milites und Equites, sie begannen sich zu entspannen und tauschten Meinungen aus.
    Nach einer kurzen Weile meinte er zu dem Centurio der IV.


    " Gefangen genommen?...ich fürchte wir machen keine Gefangenen!"


    Er verlieh seiner Aussage mit einer finsteren Miene und einem dumpfen Bass noch eine gewisse Tiefe. Dann sah er in der ferne den Wald und meinte,


    " Nein, ...ich denke wir sind hier bis zum vertretbaren Punkt vorgegangen,...mehr war nicht drin ohne Verletzte zu riskieren. Ich bin mit meinen Männern zufrieden,und ich denke du kannst auch auf deine Männer stolz sein Drusus...Vor allen scheint mir dein Optio seine Sache gut im Griff zu haben..."


    Er wies in die Ferne wo das Grün- Schwarze Meer der Bäume begann.


    Dort hinten ist der Wald,...er ist etwa 2 Meilen lang, die Starße recht schmal,...maximal 3 Mann können dort nebeneinander gehen...erwartet uns dort..."Mit diesen Worten nickte er dem Iulier zu und ging zurück zu seiner Turma, stieg auf und bald verschwanden die Equites in sauberer Zweierreihe in der Ferne.
    Wenn die Milites glaubten der Angriff eben war schlimm,...so sollten sie im Wald erst erleben was es heißt hilflos zu sein.

  • Drusus blickte in die Richtung, in welche Primus deutete und nickte. Vermutlich würden die Equites dort noch härter zuschlagen, als gerade eben, aber dafür, oder genauer gesagt dafür, dass der iulische Centurio lernte wie man auf solche Angriffe reagierte war so ein Manöver ja da... "In Ordnung, mein Freund", sprach der Iulier in Richtung des Decurios, der allerdings ohnehin schon wieder mit seiner Turma verschwunden war, wohin auch immer...


    "In agmen venite!", befahl Drusus das Bilden der Marschformation. "Pergite aequatis passibus!" So marschierte die Centurie des Iuliers auch schon in Richtung des Waldes...

  • Der Ritt zum Wald dauerte 20 Minuten,...so würden die Milites wohl eine knappe dreiviertel Stunde bis hierher brauchen.
    Die beiden Decurionen besprachen sich über die Vorgehensweise und nach kurzer Zeit rückte die Tertia ab. Sie folgte der Straße weiter in Richtung Borbetomagus.
    Primus ließ Absitzen und sammelte seine Männer um sich.
    Als sie sich um ihn scharten sah er sie an und sagte,


    "Also Männer, der Angriff vorhin war gut,...und ich denke im Ernstfall wären die verluste beim Gegner deutlich höher gewesen als bei uns!"


    Die Männer grinsten und äußerten ihren Beifall durch Schläge auf die Schultern und gegen die Oberarme.
    Primus sah sich ein wenig um,...es war dunkel hier im Wald, selbst er konnte den letzten seiner Männer kaum erkennen. Er nickte grimmig und fuhr fort.


    " Wir werden uns jetzt teilen, die geraden Zahlen kommen mit mir auf die Rechte Seite des Weges und die ungeraden Zahlen gehen mit dem Duplicarius auf die andere Seite. Wir werden absitzen und die Pferde anbinden."


    Leichtes Murren kam auf und einer der älteren Eques meldete sich zu Wort.
    Publius Tiberius Cicero, Decurio. Wir haben doch den Waldkampf zu Pferde geübt,...warum können wir ihn hier jetzt nicht anwenden?
    Primus hob die Hände und nickte beipflichtend.


    "Ja!...das haben wir! Jedoch möchte ich nicht, daß unsere Kameraden von der Plattf...äh,...Infanterie zu Schaden kommen,...für unser Vorhaben ist es besser wir sind zu Fuß!"


    Die Männer lachten und Publius Tiberius Cicero fragte,
    Was haben wir denn vor?


    Primus sah den alten Eques an und entgegnete,


    "Wir werden den Centurio gefangennehmen!"


    Die Männer sahen sich unschlüssig an und Primus fuhr fort.


    "Im Gegensatz zu einem Eques, welcher oft auf sich alleine gestellt agiert, ist der Milites ein Gruppenabhängiger Befehlsempfänger,...ohne seinen Offizier läuft erst einmal lange nichts,...die Legionäre sind darauf gedrillt zu gehorchen,...wenn sie keine Befehle bekommen dauert es länger bis sie eine Formation oder etwas anderes Defensives starten können, das gibt der Tertia und uns die Gelegenheit möglichst viele der IV. außer Gefecht zu setzen!"


    Die Männer nickten zustimmend.


    "Also der Plan ist folgender..." 8) ;)


    Primus erläuterte die Vorgehensweise und bald trennten sich die Männer und begaben sich in ihre Bereitschaftsstellungen,...die Sonne sank langsam immer tiefer und so verschmolzend die Eques mit dem Dunkel des Waldes.

  • Erneut nahm Brutus seinen 'Hausrat' auf, allerdings nicht um ihn ein weiteres Mal umgehend wieder fallen zu lassen, sondern um sich einzureihen und weiter zu marschieren. Wegen des Eindruckes, den die Kavallerieattacke gemacht hatte war die Stimmung irgendwie dedrückt, also entschloss sich Brutus, das unterbrochene Lied wieder anzustimmen:


    "Wir können essen
    20 Jahre lang
    Wir sind die Legio
    Mit viel Puls!"
    Und auch diesmal stimmten einige mit ein.


    "Wir können saufen
    20 Jahre lang
    Wir sind die Legio
    Mit viel Durst!"
    Auch diesmal wurde die Menge der Mitsingenden immer größer.


    "Wir können huren
    20 Jahre lang
    Wie sind die Legio
    Mit viel Geld!"
    Bei dieser Strophe wurden es wieder einige weniger, da diese sich das Lachen nicht verkneifen konnten.


    "Wir können kämpfen
    20 Jahre lang
    Wie sind die Legio
    Ohne Furcht!"
    Nun hatte das Lied fast die gesamte Centurie erfasst, die aus vollem Halse die Strophe wiederholte.


    "Wir können siegen
    20 Jahre lang
    Wie sind die Legio
    Mit viel Ehr!"
    Auch diese Strophe wurde lauthals wiederholt.

    "Wir können plündern
    20 Jahre lang
    Wie sind die Legio
    Mit viel Beut'!"
    Diese Strophe hingegen war nicht so beliebt. Es gab wohl einige Zartbesaitete in der Centurie.

    "Wir können triumphieren
    20 Jahre lang
    Wie sind die Legio
    Mit viel Ruhm!"
    Hier waren jedoch auch diese wieder dabei.


    Danach sangen sie noch das eine oder andere Liedchen, bis ein kleines Wäldchen in Sicht kam...

  • Die Besprechung die beiden Offiziere war so schnell zu Ende wie sie begonnen hatte. Was sie zum Schluss ihres Gespräches besprochen hatten, konnte ich nicht hören, da sie miteinander flüsterten. Höchstwahrscheinlich die nächste Verabredung unserer Einheiten. Etwas erstaunt hörte ich, wie der Centurio wieder den Abmarsch befahl. Ich drehte mich zu den Männern, die mit mir gegen die Secunda gestanden hatten, um. Sie waren gerade dabei, den Anweisungen des Vitisträgers Folge zu leisten.


    "Gut gemacht Männer!", sagte ich zu ihnen. Manche nickten, andere zuckten nur mit den Schultern. Einige murmelten unverständlich vor sich hin. Ich wollte ihnen damit zeigen, dass sie trotz der offensichtlich überlegenen Taktik der Turmae ihre Sache so gut wie möglich gemacht hatten. Doch so recht wollte die etwas gedrückte Stimmung nicht weichen.


    Ich ging zu meinem Marschgepäck, nahm es auf und reihte mich wieder hinten ein. Dann ging es los. Im Gleichschritt. Das lenkte die Männer vielleicht etwas ab und riss sie aus ihrer Grübelei. Während wir marschierten, fingen die Milites wieder an zu singen. Das war doch ein gutes Zeichen. Sie erholten sich langsam wieder. Ich lächelte über den Text des einfachen Liedes, aber sang nicht mit. Immer wieder ließ ich meinen Blick über die Umgebung schweifen, drehte mich manchmal um, um zu sehen, ob uns die Equites wieder in den Rücken fallen würden. Was hätte ich für ein paar Kundschafter gegeben! Immer wieder spielte ich im Kopf das Übungsgefecht von eben durch.

  • Es war ziemlich düster hier an der Stelle wo Lupus in Unterholz kauerte. Hinter sich hörte er das leise Schnauben seines Pferdes. Er lächelte bitter,...was hatten sie Waldkampf zu Pferd trainiert,...er dachte an die Striemen im Gesicht verursacht durch Äste und Gestrübb. Nun lag er hier versteckt im Wald mit einem verkohltem Stück Holz in der Hand, welches sie den Milites über den Hals ziehen sollten als Zeichen ihres "Ausscheidens".
    Da,...sie sangen wieder mal,...warum sangen sie eigentlich immer?
    So hörte man sie doch schon meilenweit...
    Er sah auf seine Hände,...sie waren schwarz von einem Gemisch aus Talk und gestoßener Holzkohle,...genauso schwarz wie sein Gesicht,...wie ihrer aller Gesichter.
    Verdammt er konnte Primus nicht erkennen,dabei lag er keine 10 Passus von ihm entfernt. Sein Blick fiel wieder auf die Straße...er hörte das Klirren und Ächzen der Ausrüstung der Milites,...fast taten sie ihm leid...
    Doch wie sagte Primus? Die Legion hatte seit Varus genug Zeit sich auf Waldkämpfe vorzubereiten. Ob sie tatsächlich etwas dafür getan hatten?

  • Brutus sah das Wäldchen vor sich und verstummte in dem Lied, das ein anderer miles angestimmt hatte. Das Wäldchen war ihm verdächtig, sehr verdächtig! Wie lange würde es wohl den Weg umschließen? Brutus roch bereits den Geruch des Laub- und Nadelwaldes und sog ihn in sich auf.
    Wäre er ein Räuber - oder ein gemeiner decurio ;) - so würde er sich womöglich genau diese Stelle aussuchen. Im Wald, nicht allzuweit nachdem er die Straße verschluckte um zu verhindern, dass sich die Augen der 'Opfer' an die dunkleren Lichtverhältnisse gewöhnten. Aber auch nicht zu direkt an den Waldessaum, um möglichst viel Deckung zu haben.


    Unmerklich lockerte Brutus den Sitz seiner Ausrüstung und schaute zum Centurio vor. Er überblickte locker die Reihen vor ihn. Ob der Iulier die Gefahr erkannt hatte? Sollte er ihn darauf aufmerksam machen? Allerdings konnte man die Gefahr doch kaum übersehen. Nicht zuletzt war dies ein Manöver und womöglich würde man sie sehenden Auges in einen Hinterhalt locken um sie zu prüfen und weiter für die Zukunft zu stärken. Brutus schloss leicht die Augen, um sie schon einmal auf das dämmrige Licht vorzubereiten. Was immer die equites auch tun würden, er wäre bereit.
    Ein weiteres Mal lockerte er seine Ausrüstung um das scutum sofort vom Rücken nehmen zu können und bereit zu sein. Währenddessen überlegte er was genau ihnen wohl bevorstand.


    edit: warum sieht man seine Fehler in der Vorschau nie?

  • Der weitere Verlauf des Manövers überraschte Alienus nicht, er kannte ja die Taktiken die bei der Reiterei und der Infanterie gelehrt wurden. Den Zeitpunkt eines Angriffes konnte er allerdings nicht vorraussehen, aber sein Instinkt ließ in selten im Stich, so auch in diesem Fall nicht. Allerdings reagierte auch der Centurio sehr schnell und so konnten die weiteren Eintragungen der Schreiber positiv gestaltet werden.
    Er rief einen seiner Begleiter heran und schickte ihn mit einer Nachricht in den Wald, er sollte dort die Reiterei suche und Primus einen Zettel bringen.


    Dieser Reiter nahm die Nachricht und machte sich sofort auf den Weg. Er fand einige Soldaten und ließ sich in Richtung des Decurios leiten.

  • Ocellus hatte den Boten abgefangen und ihn zu Primus geführt. Dieser staunte nicht schlecht über die Dinge die er sah.
    Primus blieb vor dem Mann stehen und sah ihn aus seinem geschwärztem Gesicht an.


    "Was gibt es?"


    Die Zeit drängte, die Milites näherten sich langsam dem Wald,...

  • Decurio, Legionarius Popilus, eine Nachricht von Tribun Terentius.


    Der Legionarius übergab dem Decurio seine Meldung.


    Ad Decurio Terentius Primus


    Legionarius Marcus Popilus Graecus soll das Manöver von deiner Position aus beobachten und bewerten. Er wird dir nicht im Weg rumstehen und deinen Befehlen unterstehen, sofern sie nicht seine Teilnahme am Manöver bedingen. Diese Maßnahme dient lediglich dazu, dieses Manöver besser bewerten zu können, nicht um dich zu kontrollieren.


    Q. Terentius Alienus

  • Primus las die Nachricht und mußte leicht grinsen. Sein Cousain Alienus sandte ihm also einen Beobachter...
    Er rollte die Nachricht zusammen und sah den Legionarius an...dann meinte er,


    "...in Ordnung Legionarius Popilus,...dann bring´mal dein Pferd nach hinten und such´dir eine Stelle an der du einen guten Ausblick hast...ich schlage dir eine erhöhte Position vor,...


    Dabei wies seine Hand nach oben.
    Er bat Lupus um seinen schwarzen Umhang und reichte ihn dem Legionarius.


    " Hier,...wenn du Position bezogen hast, hüllst du dich in diesen Mantel,...ich möchte nicht, daß deine Rüstung uns verrät!"


    Wie zum Beweis fiel ein verirrter Sonnenstrahl auf die Lorica des Legionarius Popilus und blinkte wie ein Spiegel.
    Primus nickte kopfschüttelnd und entließ den Mann nach hinten...


    " Abite,...und keinen Muks!"


    Dann begab er sich wieder in seine Position. Die Centuria dürfte den Wald langsam erreicht haben.

  • Es war, die Geräusche einer marschierenden Centurie ausgenommen ruhig, als Drusus und seine Mannen sich dem Wald, durch den der Wind rauschte näherten. Sehr ruhig. Als sie noch ein, vielleicht zwei Stadien von dem Beginn des Waldstückes entfernt waren ließ der Centurio aus dem Geschlecht der Iulier seine Einheit plötzlich halten.


    "Milites!", brüllte der Iulier, sodass es bestimmt auch die Equites deutlich hören konnten. "Nehmt eure Schilde in deine, und das Marschgepäck in die andere Hand! Zum Schutz vor den Pfeilen werden alle an den Flanken ihre Scuta nach außen, sprich auf die Seite halten! Los!"


    Nachdem seine Befehle ordnungsgemäß ausgeführt worden waren, nickte Drusus sich ernst selbst zu und gab die Befehle weiterzumarschieren... Bald würde es ernst werden... Richtig ernst!


    "Pergite aequatis passibus!"

  • Die Befehle des Centurios hallten bis zur Secunda herüber. Die Männer machten sich bereit,...jetzt kam alles auf das richtige Timing an.
    Die Tertia ritt heran, die Hufe der Pferde mit Lumpen umwickelt, damit sie nicht soviel Lärm machten. Diesmal wurde es ein Angriff der sich auf die Wucht der Pferdeleiber beschränkte. Immer drei Equites ritten nebeneinander,...die nächsten folgten in einer Pferdelänge Abstand. Da kamen die Legionarii der IV. in Sicht und Decurio Nero Albucius Sicca gab das Signal zum Angriff. Ihn plagte das Gewissen, insgeheim hoffte er, daß die Männer schlau genug waren auszuweichen...in den Wald hinein,...in Primus Hände.
    Die Tubicen stießen in das Horn und die Equites ritten auf die Legionarii zu, nicht so schnell wie bei einem echten Angriff, aber immer noch schnell genug um die Männer in Angst und Schrecken zu versetzen...und diesmal würden sie nicht anhalten...

  • Plötzlich ließ der Centurio anhalten. Was war los? Ich blickte mich schnell um, in der Annahme, ich hätte schändlicherweise nicht bemerkt, wie die Turmae irgendwo zu sehen wären. Doch nichts! Im nächsten Augenblick brüllte Drusus die Befehle. Warum er dies in dieser Lautstärke tat, wusste ich nicht. Ich dachte, er wollte damit seine Autorität unterstreichen und die Männer wieder wach schreien. Denn dieses Marschieren war auf Dauer eintönig, so dass leicht die Gedanken abschweifen konnte. Wie bei mir. Immer noch hatte ich über das Vorherige nachgedacht und glaubte, dafür eine ganz passable, wenn auch nicht einfache Lösung gefunden zu haben.


    Die Männer kamen den Anweisungen, wenn auch teilweise etwas murrend nach. Denn die auf der rechten Seite hatten in die Latrine gegriffen. Sie mussten ihren Schild in der rechten Hand tragen. Und da die meisten Rechtshänder waren, bedeutete dies, sie müssten, um ihr Schwert ziehen zu können, erst das Marschgepäck fallen lassen, dann das Scutum umgreifen, um schließlich ihren Gladius ziehen zu können. In einem Gefecht musste es diesen Milites wie eine halbe Ewigkeit vorkommen. Zum Glück stand ich hinten links und hätte nicht mit diesen Schwierigkeiten zu kämpfen.


    Ich trat etwas aus der Reihe und sah noch vorne. Deswegen also der Befehl. Er erschien mir sinnvoll angesichts des sich vor uns abzeichnenden Waldes. Erwartete der Centurio etwa einen Angriff? Doch wer wusste schon, wann die Turmae wieder zustoßen würden. Jederzeit und überall höchstwahrscheinlich. Ich fühlte mich wie ein Stück Obst in einer Schale, jederzeit für jeden zum greifen nahe. Und dann ging es auch schon weiter.


    Eigentlich hätte ich noch einige andere Befehle erwartet. Denn Drusus war doch damals im Wald beim Kampf gegen die Banditen auch dabei. Ich an seiner Stelle hätte jedenfalls noch ein Contubernium als Kundschafter vorausgeschickt, die uns an unseren Flanken und nach vorne absicherten. Aber vielleicht sollte es nicht sein. Schließlich war das ein Manöver, bei dem die Einheiten unterschiedliche Szenarien üben sollten.


    Immer näher kam der Wald und ein Schauer jagte über meinen Rücken. Wieder musste ich an damals denken, als wir in finsterer Nacht unter hohen Bäumen gegen die Räuber gekämpft hatten. Ich atmete einige Male tief ein und aus, um meinen Herzschlag wieder zu beruhigen. Damals war damals und heute ist heute, versuchte ich mir den Unterschied klar zu machen. Dann traten wir in den Wald ein. Die Straße ging immer geradeaus. An ihren Rändern ragten in einigen Schritten Entfernung die Bäume gen Himmel. Man konnte aufgrund des dichten Unterholzes nicht wirklich weit in den Wald sehen.


    Aufgrund meiner Erinnerung war ich immer noch angespannt und lauschte nach verdächtigen Lauten, während ich nach links und rechts blickte. Doch die Geräusche der Ausrüstung der Soldaten und der Lärm ihrer genagelten Caligae machten mir es unmöglich, etwas anderes zu hören. Kurze Zeit später klang von vorne ein Warnruf auf. Sofort gefolgt von den dröhnenden Tubicen der Equites. Verdammt! Da waren sie also wieder. Ich konnte sie vom Ende der Kolonne nicht sehen. Aber das brauchte ich auch nicht. Sofort ließ ich mein Marschgepäck fallen und zog mein Übungsgladius. Schützend zog ich das Scutum höher und drehte mich leicht zu meiner linken Seite zum Wald, um mich, wie vom Centurio befohlen, vor möglichen Feindbeschuss mit Pfeilen zu schützen.

  • Die Waldstrasse war schmal,...keine 4 Legionrii konnten nebeneinander stehen. Die Equites unter der Führung von Decurio Nero Albucius Sicca änderten ihre Blockadeformation kurz vor der primum agmen* der IV.
    Sie bildeten eine Zweierreihe und drängten so in die verblüfften ersten Reihen der Marschformation. Sicher hatte man hier mit dem Anhalten der Equites wie beim letzten Angriff gerechnet...jedoch war das diesmal nicht der Fall.
    Die Legionarii, eingezwängt zwischen zwei unnachgiebig vordrängenden Pferdeleibern bekamen von oben die Fangschläge mit den Übungsspathas, während die Equites grimmig die Pferde weiterdrängten, sie hatten Zweifel,...jedoch galt es hier den Krieg zu simulieren, so waren ihre Schläge auf die bemitleideten und teilweise ängstlich hinaufstarrenden Kameraden. eher symbolisch und keineswegs so final wie in einem realen Gefecht.
    Der Abstand zwischen den Pferden war so gewählt, daß es zu keinen größeren Verletzungen kommen konnte,...jedoch blieb den Männern der IV. auch noch der Weg in den Wald, nach rechts und links ausweichend.
    Es kam zu einer ersten Blockade und die Equites außerhalb des Getümmels begannen die Mitte der Formation aufzulockern indem sie diese mit Übungspfeilen einzudecken, während der vordere Teil in einem Gemenge aus Pferdeleibern“Toten“ und „Verletzten“ bestand, aus denen sich die angreifenden Equites bereits wieder vorwärts bewegten.
    Die extrem gut dressierten Legionspferde folgten jeder Schenkelbewegung ihrer Reiter.
    Immer wieder zogen sie ihre Pferde herum und brachten so einige Männer zu Fall,...achteten jedoch darauf, daß sie nicht von den Hufen zertrampelt wurden und sich in Sicherheit bringen konnten.
    Einer trügerischen Sicherheit,...denn der Wald barg schwarze Schatten, welche diejenigen, die sich in den Wald wagten erfassten und ihnen einen schwarzen Strich über die Kehle zogen...was diese teilweise dankbar wahrnahmen.
    Wieder flogen die Pfeilsalven in die Mitte der Marschkolonne...
    Primus´schwarze Reiter hatten viel zu tun bis sich die Equites der III. zurückzogen.
    Er selbst befand sich mit zwei Mann auf einer Sondermission.
    Denn während die Spitze und die Mitte der Formation mehr oder weniger im Gefecht stand, befand sich die agmen extremum** in fiebriger Untätigkeit...und das sollte sie auch bleiben.
    Da stand er,...der Grund ihres Auftrags...der Optio Germanicus Probus, ...der Kopf der agmen extremum,...
    Primus nickte Lupus zu und dieser schoß einen Signalpfeil ab, versehen mit einer Vorrichtung die ein langgezogenes Pfeifen während des Fluges erzeugt.
    Dieses Pfeifen ist für die Tertia bestimmt jetzt die agmen extremum unter Beschuß zu nehmen, was auch prompt geschah. In genau getimten Intervallen.
    Und während die Pfeile auf die Männer niederprasselten und ablenkten stürmten die drei in einer kurzen Intervallunterbrechung auf den Befehleschreienden Optio zu...
    Primus sah auf der anderen Seite des Weges die Schatten seiner Kameraden ihnen notfalls beizustehen.


    * Vorhut
    **Nachhut

  • Lupus folgte Primus und Ocellus ...ein Spezialauftrag...nahezu lautlos glitten sie durch den Wald, vorbei an den Legionären.
    Es bereitete ihm Freude so geschickt durch den Wald zu gehen,...plötzlich bückten sich die beiden vor ihm. Primus gab ihm das verabredete Signal.
    Er nahm den Bogen mit dem präparierten Pfeil und suchte sich eine frei Stelle am Himme, der nicht von Zweigen und Blättern verdeckt war.
    Dann flog der Pfeil jaulend davon.
    Lupus nickte anerkennend,...guter Trick.
    Schnell warf er sich den Bogen auf den Rücken und sah was die beiden anderen machten. Ein Schreck durchfuhr ihn, als er das Ziel der Campagne sah,...sein Freund Probus! Na prima,...dachte er. Sie warteten den letzten Pfeilregen ab und preschten dann auf Probus los...Primus voran,...Lupus, ein wenig gehemmt zum Schluß.
    Ob er sich sehr wehren würde? Primus war nicht gerade dafür bekannt Zimperlich zu sein,...Ocellus...hatte der überhaupt Gefühle?

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