cubiculum Laevina | Ein Wolf im Schafspelz?

  • Ich runzelte die Stirn. Das Sklaven so behandelt wurden, hatte ich noch nie gesehen. Es kam mir nicht richtig vor, doch gleichzeitig wollte ich Corvinus nicht kritisieren. Eines Tages würde er jedoch mit einem Dolch im Rücken aufwachen, den er vermutlich auch noch selbst seinen Sklaven gereicht hatte. Nachsehen und Nettigkeit führen zum Tod, hatte mein Vater mal gesagt. Ich hatte es gehasst, wenn er Sklaven hatte auspeitschen lassen, doch ich hatte mich nie gefragt, ob das vielleicht gar nicht angemessen wäre.
    Doch dann kam die Höhe! Er fragte sie, ob sie sich um mich kümmern WOLLE! Was wäre wenn sie nein sagte?? Ich konnte meine Verwirrung und Ablehnung kaum verstecken. Doch als Corvinus mich über Tillas Stummheit aufklärte, schaute ich noch verwirrter drein. ICH sollte die Zeichensprache erlernen, damit meine Sklavin mich verstand? Nein, das würde ich nicht. So neutral wie möglich, aber wohl etwas zu trocken, sagte ich: "Na immerhin gut, dass ich lesen und schreiben kann!" Diese Sklavin musste wirklich erstaunlich gut in irgendetwas sein... oder... oder sie hatte etwas mit Corvinus gehabt. Ich musterte ihn kurz eindringlich von der Seite doch liess mir dann nichts weiter anmerken; ich würde das herauskriegen!
    Ich musterte noch einmal Tilla und fragte dann schliesslich mehr Corvinus als sie, weil sie ja nicht sprechen konnte: "Was kann sie denn? Hat sie eine Ausbildung erhalten? Woher kommt sie und wie alt ist sie?" Obwohl ich etwas enttäuscht und ziemlich aufgerüttelt war, hatte ich doch dieses Gefühl, das man kriegt, wenn man etwas Neues kriegt: Man möchte es am liebsten ausprobieren. Das war zumindest bei mir immer so gewesen, wenn ich neuen Schmuck oder ein Kleid geschenkt gekriegt hatte.

  • Mir war nicht entgangen, dass Laevina ein wenig irritiert wirkte. Warum dies der Fall war, wusste ich nicht zu sagen. Ich nahm an, dass sie der Umstand abstieß, dass Tilla nicht sprechen konnte, da sie mich in dem Moment dieser Offenbarung regelrecht entsetzt ansah. Auf ihre Erwiderung hin musste ich jedoch lachen. "Nun, dass du lesen und schreiben kannst, will ich auch hoffen, liebe Laevina!" sagte ich nachdrücklich und mit gutmütigem Spott im Tonfall. Dann deutete ich auf Tilla. "Warum fragst du sie nicht selbst?" schlug ich gut gelaunt vor und steckte mir ein Stück Pfirsich in den Mund.


    Laevina wirkte, als wolle sie Tillas Dienste nicht in Anspruch nehmen. Ich persönlich fand das schade, die beiden Mädchen waren etwa im gleichen Alter, Tilla mochte zwar ein wenig jünger sein, aber das war schließlich nicht weiter schlimm. "Aber Ausbildung ist ein gutes Stichwort", fügte ich dann an und lehnte mich etwas zurück. "Wie steht es damit bei dir?" Ich nahm zwar an, dass Laevinas Vater Sorge dafür getragen hatte, ihr eine ihrem Stand entsprechende Bildung angedeihen zu lassen, andererseits war die Aurelia noch relativ jung und mochte sie dementsprechend noch nicht abgeschlossen haben. Dann würde ich mich nach einem magister umschauen müssen. "Die schola Atheniensis bietet hier in Rom regelmäßig Grund- und Fortgeschrittenenkurse an, ich schlage vor, dass du dich dort einmal schlau machst."

  • Sie selber fragen?? Das schien keine zu schlechte Idee zu sein. Andererseits konnte das Mädchen nicht sprechen und sie war eine Sklavin. Ich fühlte mich leicht gedemütigt, aber ich zuckte nur leicht trotzig mit den Schultern und fragte: "Erzähl mir von dir! Wie alt bist du? Woher kommst du? Wieso kannst du schreiben... und nicht reden?" Das letzte schien mir etwas unangemessen, aber es war schon heraus. Ausserdem war es was ich wissen wollte. Nun schaute ich die Sklavin mit hoch erhobenen Augenbrauhen an, wie sie meine Fragen beantworten würde. Eine Tafel hatte sie ja dabei.


    Dann fragte Corvinus nach meiner Ausbildung... Welch ein leidiges Thema! Ja, ich war ausgebildet worden und nein ich hatte es nie genossen oder auch nur in Ordnung gefunden. Aber es war wohl nötig. Ich kniff den Mund zusammen, als hätte ich in einen sauren Apfel gebissen. Dann sagte ich: "Ja, ich wurde schoon ausgebildet... Ich kann Griechisch und weiss etwas über Literatur und Geschichte...", aber es hat mich nie interessiert, fügte ich in Gedanken hinzu.
    Dann sagte ich aber gehorsam laut: "Wir werden dort einmal vorbeigehen. Jetzt habe ich ja jemanden zur Begleitung." Das war kaum ironisch gemeint.

  • Ob sie sich um die junge Frau kümmern mochte? Rasch ging Tilla ihr letzten Tätigkeiten durch und fragte sich ob sie irgendetwas angestellt oder gar falsch gemacht hatte.. denn das lag natürlich auf der untersten Stufe. Streiche hatte sie gar keine mehr gespielt seit dem Namensverwechslungsspiel und sie hatte sich um die alleinstehende Duccia Clara gekümmert so gut es eben ging. Ich möchte ja. gebärdete sie zustimmend auf die Frage nickend. Corvinus erklärte schon, warum sie nicht den Mund öffnete und wie die anderen Menschen drauflos sprach. Tilla zeigte ihre Tafel vor, legte die Kreide griffbereit dazu. Die junge Frau sprach weiter.. als ob sie gar nicht da wäre. Das Gespräch der beiden wogte hin und her bis man sich ihr wieder zuwandte.


    Das stumme Mädchen hatte unlängst angefangen mit ihrer Schrift die Tafel zu füllen.Ich bin Tilla. Ich gehe kleine Kleinigkeiten einkaufen und manchmal auf Botengänge für die Aurelier im Haus. Oftmals helfe ich einfach nur aus oder serviere Getränke oder Imbiss, wenn Besuch da ist. Neulich habe ich für Orestes mehrere lange Texte abgeschrieben und das Schreiben mit dem calamusgelernt. Das Abschreiben war interessant, ich bin sogar drüber eingeschlafen. Es ging wieder einmal über ihre Vergangenheit. Tilla erzählte nicht gerne darüber und sowas wie eine Ausbildung hatte sie nie erhalten, nur das Lesen und Schreiben. Sie hatte sich selbst den Umgang mit dem Messer beigebracht und das Stehlen gelernt, allein um auf der Straße zu überleben, bis sie eingefangen worden war. Nein, die letzten beiden Dinge verriet sie besser nicht. Nein, ich weiss nicht woher ich komme oder entstamme. Ich diente früher einem brutalen Herrn und habe keine Ausbildung außer mich schreiberisch zu verständigen. Er hat mich bestraft, weil ich ungewollt etwas falsch gemacht habe. Hier habe ich fleissig geübt meinen Fehler auszumerzen. Ich war nie in einer schola, trotzdem lerne ich gerne Neues. Sie trat näher, überreichte mit einem vorsichtigem seitwärts Blick zu Corvinus die Tafel der jungen Frau. Jetzt musste sie warten.. irgendwie war hier etwas komisch.. wollte die Frau sie haben .. oder nicht? Oder wen meinte sie jetzt mit wir?

  • Genaugenommen hatte ich gefragt, ob Tilla es machte, nicht ob sie mochte. Aber den inneren Zwiespalt, in dem die beiden Frauen steckten, bemerkte ich natürlich gar nicht, und Tillas Antwort reichte mir vollkommen aus, auch wenn ich aus ihrem Handgewusel heraus nicht viel ablesen konnte und mich daher nur am Nicken orientierte. Zufrieden registrierte ich, wie Laevina und Tille begannen, sich ein wenig zu beschnuppern. AuF Laevinas Worte hin nickte ich nur, wollte ich die beiden doch nicht unterbrechen.


    Allerdings machte ich mir sehr wohl gedanken. Erneut stellte ich fest, dass Laevina nicht gerade besonders gesprächig war, etwas über Literatur und Geschichte war mir viel zu weitläufig und unpräzise, alsdass ich damit etwas hätte anfangen können. Aber die Art der Antwort und wie Laevina dabei drein sah, sagte ungleich mehr über sie aus als es ihre bisherigen Worte vermocht hatten. Sie würde eine Gouvernante brauchen, und Tilla konnte dies allein aufgrund ihres Alters nicht besorgen. Natürlich würde ich die beiden dennoch zusammen lassen. Vielleicht konnte und wollte mir Celerina hierbei helfen, wenn sie denn bald meine Verlobte war und hoffentlich kurz darauf mein Eheweib. Tillas Blick bemerkend, zwinkerte ich ihr kurz zu. Ich war mir dessen bewusst, dass ich sie oft vernachlässigt hatte und sie damit gezwungen war, sich selbst um Arbeit zu kümmern. Das würde nun hoffentlich besser werden, wenn sie Laevina zur Hand gehen konnte.

  • Die Sklavin schrieb mir unendlich viel auf die Tafel. Wenn sie sprechen könnte, würde sie das vermutlich den ganzen Tag tun. Obwohl ich immer noch verwirrt war von der Art, wie Corvinus Tilla behandelte, konnte ich einige Male das Schmunzeln nicht unterdrücken. Das Mädchen hatte eine sehr nette Art zu schreiben. Wenn ich schrieb, war es immer sehr gestältzt und langweilig. Tilla erzählte mir was sie so in der letzten Zeit gemacht hatte und schrieb sie kaufe kleine Kleinigkeiten. Das fand ich sehr originell und ich ertappte mich dabei, wie ich ihr ein kleines Lächeln und einen wertschätzenden Blick zuwarf. "Du bist beim Abschreiben eingeschlafen? Das hat Orestes sicher nicht gefallen...", meinte ich. Ich fand es allerdings nicht nur lustig sondern auch äusserst symphatisch. Sie war vielleicht keine besonders gute Sklavin, doch vielleicht würde sie mir eine nette... Gesellschafterin werden. Man hatte ihr die Zunge abgeschnitten! Ich war schockiert. Sicher hatte sie es verdient, dabei schien sie so unschuldig. Mir fiel nicht auf, dass ich auch so wirken müsste, auch wenn ich mich nicht so fühlte.
    "Was hast du denn damals falsch gemacht... ungewollt, wie du meinst?", fragte ich halb misstrauisch, halb mitfühlend.
    Corvinus beobachtete unser Gespräch, wenn man es denn so nennen konnte. Er sollte nicht denken, dass ich mich zu der Sklavin hingezogen fühlte, auch wenn er es selbst eindeutig war. Doch es widersprach zusehr meinen Ansichten, meiner Erziehung, meinem Stand. Doch für den Moment war ich nur gespannt auf Tillas Antwort. Ja, ich wollte sie als meine persönliche Sklavin haben!

  • Ein Lächeln war alles was sie von ihrem eigentlichen Herrn bekam. Tilla erwiderte es zaghaft. Mit Corvinus allerdings verband sie keine guten Errinnerungen da er sie damals gezwungen hatte sich tätowieren zu lassen. Unbewusst rieb sie sich die Stelle wo das Mal unterm Ärmel sich verbarg und liess die Hand sinken. Doch durch den Umgang der Menschen in diesem Haus hatte sie eines gelernt: sie konnte sich hier sicher fühlen und war bisher noch nicht für irgendetwas bestraft worden. Nicht einmal fürs Namensverwechslungsspiel, es war einfach zu lustig gewesen.. damals. Das alles war jetzt schon ziemlich lange her und seitdem hatte sie ihren Schwarm Lucanus nicht mehr wieder gesehen. Schade! Insgeheim schwärmte sie immer noch für en jungen Mann. Und an das Abenteuer mit Fiona und Minna erinnerte sie sich auch noch allzugut. Zum Glück war nicht herausgekommen, dass sie bereits vor den anderen Sklaven wieder in der Villa und im Bett gewesen war.


    Tilla richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die junge Frau und entwand vorsichtig die Tafel aus ihren Händen. Stimmt, Orestes hat mich gefunden und ins Bett geschickt mit dem Auftrag am nächsten Tag die Texte weiter abzuschreiben. Was ich dann auch gemacht habe und ich habe ihm die Texte in ein ziemlich großes Gebäude gebracht. In diesem Labyrinth hat er sein Büro und er hat mich gefunden, weil die Türe für mich zu schwer zum öffnen war. Meine Texte waren gelungen und ich durfte mir von seiner Belohnung etwas leckeres kaufen! Jetzt fragte Laevina nach dem Grund ihrer Stummheit. Tilla nahm sich einen Moment Zeit, um sich zu sammeln und schrieb weiter. Ich war als kleines Mädchen immer mit zwei alten Leuten zusammen, die für Einkaufen und Botengänge zuständig waren. Plötzlich wurde ich für ein Gastmahl eingeteilt, bei dem ich schweren Wein servieren musste und ich konnte dies nicht sehr gut erledigen, weil ich es nie gelernt hatte. Ich habe zwar den anderen oft beim Servieren zugeschaut dies aber nie selbst machen dürfen weil ich in deren Augen schwach und unnütz war. So kam eines zum anderen. Es war ganz schlimm, weil ich dies so gut wie es eben ging erledigen wollte. Die alten Leute haben mir das Schreiben und Lesen beigebracht. Wieder reichte sie die Tafel an Laevina, hoffte die andere nicht allzusehr überfordert haben mit den vielen nieder geschriebenen Worten und trat unruhig auf der Stelle herum.

  • Ich war mir gar nicht bewusst gewesen, dass Tilla ja die Tafel wieder brauchte um zu antworten. Ich liess mir also die Tafel entwinden. Ich lächelte die Sklavin entschuldigend mit niedergeschlagenen Augen an, wie ich es mit einem anderen Aurelier getan hatte. Sie verwirrte mich!
    Sie schrieb mir viel über den Fall mit Orestes und es schien mir, dass sie nicht viel erlebte: So wurden solche Sachen, die für mich ganz normal schienen für sie besonders. Vielleicht würde sie mit mir ja noch ein paar aufregendere Sachen erleben. Ich machte schon Pläne.
    Ich las gespannt, wie es zu ihrer Bestrafung gekommen war und staunte, für welch geringe Vergehen manche Herren ihre Sklaven so schlimm straften. Hatte sie Wein vergossen? Dann mussten die Gäste schon recht betrunken gewesen sein, wenn sie ihr die Zunge herausgeschnitten hatten. Oder sie hatte in Folge einer Bestrafung etwas noch Schlimmeres gemacht. Wie auch immer, es schien mir nicht, dass sie tatsächlich ein schlimmes Vergehen begangen haben könnte. Ich nickte mit dem Kopf und sagte dann zu Corvinus: "Ich bin mit Tilla auf jeden Fall einverstanden. Ich denke wir werden zurecht kommen. Am liebsten möchte ich noch heute in die Stadt. Kann ich Tilla gleich mitnehmen? Und sie ist sicher kein Ersatz für einen Leibwächter, soll ich noch einen starken Mann mitnehmen?"
    Ursus fiel mir ein, aber ich verwarf den Gedanken wieder.

  • Sie starrte die junge Laevina verdutzt an und lächelte breit, als sie den ersten Überraschungsmoment überwunden hatte. Hurra... jetzt konnte sie ganz persönlich jemandem dienen und diejenige schien mit ihr zurechtkommen zu wollen. Tilla klatschte freudig in die Hände. Dingdongklingelingkling machten die Glöckchen, freuten sich mit ihr. Sie dachte die nächsten Momente an Clara und Orestes, hoffte, dass diese beiden Erwachsenen ihr nicht allzu böse waren, wenn sie plötzlich weniger Zeit für sie hatte.


    Immer noch breit lächelnd hörte sie Laevinas Worten zu. Es sollte noch heute in die Stadt gehen? Tilla verzog das Gesicht, sah zum Himmel auf und hielt nach dem Stand der Sonne Ausschau. Hmja.. um diese Zeit war es rappelvoll auf den Straßen. Die SpätAufstehFrühstücker und FrühzuMittagimbißesser waren dann unterwegs. Tilla behielt die Gedanken für sich, widmete sich ihrer Tafel und wischte diese sauber. Und ob sie kein Ersatz für Leibwächter war... sie war eben Tilla, die ehemalige fingerflinke Diebin.


    Plötzlich fiel etwas längliches aus ihrem Gürtel heraus. Darin würde man ein kleines Messer vorfinden. Es war nicht übermäßig kostbar, damit es bei den anderen keinen Neid erzeugte. Doch es hatte eine gute Klinge und der Griff war mit Einlegearbeiten aus Perlmutt verziert. Das Perlmutt schimmerte blau, in einem ähnlichen Farbton wie ihr Amulett, der Tränenstein. Das Messer steckte in einer feinledernen Scheide, die am Gürtel befestigt werden konnte. Es war nicht groß genug, um eine bedrohliche Waffe zu sein, konnte aber als Hilfsmittel beim Essen oder für feinere Schneidearbeiten gute Dienste leisten. Rasch bückte Tilla sich nach dem Geschenk, welche sie zu den letzten Saturnalien von Ursus dem Aurelier erhalten hatte.

  • Während die zwei Frauen einander beschnupperten und sich bekannt machten, spätstückte ich weiter. Auf diese Weise kam ich am heutigen Tage zu mehr Obst als sonst. Die Woche war bisher außergewöhnlich mild gewesen für den Herbst, heute war es gar warm zu nennen. Mit einer Serviette wischte ich mir den Saft vom Mund.


    Schließlich lehnte ich mich etwas zurück und betrachtete die beiden nacheinander. Tillas Glöckchen klingelten und Laevina nahm Tillas Dienste an. Beifällig nickte ich. "Sehr gut. Dann steht es dir jetzt frei, ob du sie irgendwann noch näher einspannen oder zu deiner Leibsklavin machen möchtest. Ich schenke sie dir, Laevina, sozusagen als Willkommensgeschenk. Damit wirst du auch diejenige sein, die irgendwann über ihre Freilassung entscheiden kann, auch wenn ich natürlich hoffe, dass du eine solche Entscheidung nicht allein triffst." Ich zwinkerte Laevina zu.



    Sim-Off:

    Laevina, diesen Schritt bitte noch im Control Panel beauftragen, damit ich bestätigen kann, es soll ja alles seine Ordnung haben. :)

  • Als Tilla die Hülle aus der Tasche viel, die auf jeden Fall ein Messer enthielt, hielt ich den Atem an. Doch Corvinus schien es gar nicht zu bemerken und reagierte auf jeden Fall nicht. Ich war etwas misstrauisch und erschrocken. War es gut, dass eine Sklavin, die von ihrem letzten Herren aus irgendeinem Grund schwer bestraft wurde, mit einem Messer im Haus herumlief? Mein Vater hätte das nie gebilligt. Er fürchtete zu sehr, eines morgens mit einem Schnitt im Hals oder wohl eher gar nicht mehr aufzuwachen.
    Doch ich beschloss, etwas Vertrauen zu Tilla zu fassen und übersah den Vorgang ebenfalls.
    Dann machte Corvinus sie mir einfach zum Geschenk!
    "Oooh! Das ist aber lieb! Danke schön!", rief ich begeistert und wäre beinahe aufgesprungen und hätte ihn umarmt. Bisher hatte es immer so geklungen, als ob ich Tilla hin und wieder ausleihen könne, doch nun war sie mein!
    Statt ihn zu umarmen, schenkte ich Corvinus nur ein ganz breites Strahlen. Kurz lächelte ich auch Tilla zu und wollte sehen, wie sie auf diese Neuigkeit reagierte.
    "Tilla, kennst du dich in der Stadt aus?", fragte ich neugierig.

  • Tilla hob ihr Messer auf, steckte es zurück an den Platz im Gürtel. Es wurde durch Corvinus nicht nur die Tatsache allein bestimmt, dass sie zukünftig Laevinas Leibsklavin sein sollte... es wurde auch bestimmt, dass die junge Frau über ihre Freilassung entscheiden konnte. Tilla hielt abrupt still, blickte vom einem zum anderen und wusste nicht was sie davon halten sollte. Freigelassen werden? Wozu denn? Hier hatte sie ein stabiles Dach überm Kopf, regelmässige Mahlzeiten und immer wieder etwas zu tun. Letzteres war immer wieder erfreulich sowie interesssnt ausgefallen und gab Tilla das nötige Quentchen Selbstvertrauen in sich und ihre Fähigkeiten trotz ihrer ungewollten Sprachlosigkeit. Laevina bedankte sich bei Corvinus und fragte sie etwas Neues. Tilla wollte erst den Kopf schütteln, aber sie musste gehorchen! Noch wusste sie nicht wie Laevina wirklich war. Ja. Langsam nickte sie mit dem Kopf, gab zu verstehen, dass sie sich auskannte, inklusive Abkürzungen der Wege über die Dächer der Stadt. Die neue Herrin konnte ganz sicher nicht wie eine Spinne Wände hinauf klettern. Tilla nahm die Tafel und schrieb eine Frage auf. Kommt drauf an wohin ihr gehen wollt??? Jetzt sofort?? Wie lange könnt ihr gehen? Bestimmt nahm Laevina eine Sänfte.. wie alle anderen Aurelier.

  • Ich folgte Tillas Bewegung mit den Augen und ließ den Blick kurz auf dem Messer weilen. Dass sie eines trug, störte mich nicht, denn gerade die kleine Tille hatte sich in der Vergangenheit doch als loyal erwiesen. Die Sache um Matho herum hatte sie zwar verschreckt, doch dass sie selbst mit dem Messer etwas anderes tun würde als Obst zu schneiden oder dergleichen, kam mir nicht in den Sinn. Dazu war die Klinge vermutlich weder groß noch scharf genug. Laevina indes schien sich zu freuen. Kurz dachte ich, sie würde mich umarmen - so wie Prisca es oft tat - dann jedoch bedankte sich Laevina sittsam und ich seufzte stumm. "Gern geschehen, Laevina", erwiderte ich nur und schmunzelte.


    Dann trat Caecus heran und verkündete, dass ein Besucher im atrium wartete, der mich zu sprechen wünschte. Ich sah in den Himmel hinauf und blickte dnan Caecus an. "Jetzt?" fragte ich, und der Sklave nickte beteuernd. Ich seufzte abermals und trank meinen Saft in einem Zuge leer. "Entschuldige mich bitte", sagte ich zu Laevina gewandt und erhob mich. "Wenigstens habt ihr nun genügend Zeit, euch kennenzulernen." Ich zwinkerte Laevina zu und fügte dann an: "Aber denk bitte an die Begleitung, ich möchte nicht, dass etwas passiert." Damit verließ ich die Terrasse und begab mich ins atrium.

  • Tilla schien etwas vor den Kopf gestossen oder zumindest unsicher, wie sie die Tatsache finden sollte, dass sie gerade den Besitzer gewechselt hatte.
    Sie kannte sich aus und schrieb mir zwei Fragen auf ihre Tafel. Ich dachte kurz etwas verwirrt nach. Wie lange ich laufen konnte? Doch bevor ich antworten konnte, kam der Mann und holte Corvinus. Der schlug ebenfalls vor, wir könnten gleich losgehen und verliess uns dann. Ich lächelte ihm freundlich zu und wünschte ihm einen schönen Tag. Dann wandte ich an Tilla. "Ja, lass uns gleich aufbrechen. Kannst du mich etwas rumführen? Komm bitte in mein Zimmer mit und hilf mir mich zurecht zu machen! Weisst du, wen wir als Leibwächter mitnehmen können?"
    Jetzt, wo wir alleine waren, fiel eine kleine Hürde zwischen uns, so fühlte es sich zumindest für mich an. Ich sprach ganz offen mit ihr, kaum wie ich mit meinen alten Sklavinnen in Achaia geredet hatte, die ich nicht ausstehen konnte. Aber Tilla war in meinem Alter und so freundlich. Ich schüttelte den Kopf über mich, als mir diese Gedanken durch den Kopf gingen. Wieso war es so anders mit Tilla? Ich kannte sie gar nicht und sie war eine Sklavin, eine gestrafte dazu. Doch einmal mehr schob ich meine Gedanken zur Seite und ging von Tilla begleitet in mein Zimmer, während ich auf ihre Antwort wartete.

  • Nicht viele Momente später, in denen Tilla versuchte den Besitzerwechsel zu verdauen, kam ein höherstehender aurelischer Sklave zu ihnen. Tilla ging für Caecus zur Seite und liess ihn seine Nachricht verkünden. Corvinus blieb daher nicht mehr allzulange bei Ihnen und verabschiedete sich. Jetzt war sie mit ihrer neuen Herrin Laevina ganz alleine und diese überfiel sie ihrerseits nun mit Fragen. Vorsichtig nahm Tilla die Tafel an sich, wischte diese sauber und schrieb einige Antworten nieder.


    Die Herrin war schon losgegangen. Eilig rannte Tilla gleich nach dem Schreiben ihr hinterher. Gleichzeitiges schreiben und gehen vertrugen sich nun mal nicht. Somit reichte Tilla ihr etwas verspätet ihre Antworten und hielt die Tür auf, die vom Garten wieder ins Haus hineinführte. Es war doch schon immer so gewesen, dass es ein Mann als Leibwächter sein musste, oder? In der Stadt herumführen gerne. Nur die Schönheiten wollt ihr sehen, nicht wahr? Tut mir leid, ich weiss nicht wo Euer Zimmer sein soll. Hektor wäre ein toller Begleiter, aber er ist schon lange nicht mehr hier. Sertorio ist ebenfalls futsch. Louan.. keine Ahnung, ob er als Begleiter so gut ist, wie er ist. Trautwini kenne ich kaum und die anderen Sklaven.. naja... vielleicht mag dominus Avianus oder dominus Orestes mitkommen.

  • Ich ging recht schnellen Schrittes vorwärts, und merkte erst gar nicht, dass Tilla nicht mehr da war. Als ich es dennoch bemerkte und mich umschaute kam sie schon mit den Antworten, die sie eilig aufgeschrieben hatte.
    "Die Schönheiten?" Ich war verblüfft. Was meinte sie jetzt damit wieder? Zweifelnd sah ich sie an und sagte: "Männer?" Nur die Schönheiten. Was sollte das denn bedeuten? Ich war mir fast sicher, dass ich falsch lag, aber irgendwie war das das einzige, was mir in den Kopf kam.
    "Oh, ich habe schon ein Zimmer! Ich bin ja schon seit gestern da! Lass mich einfach vorangehen!" Während ich über ihre wenig klare und viel zu umständliche Antwort lachte, was die Begleitung anging, ging ich weiter, bis wir in meinem cubiculum angekommen waren. "Habt ihr nicht einen starken furchteinflössenden lieben Sklaven? Den Maiordomus oder so." Alle Sklaven die geeignet waren, schienen irgendwohin weggegangen zu sein. Leicht errötend und in gedämpften Ton raunte ich ihr zu: "Orestes nicht unbedingt... Ich weiss auch nicht. Aber Avianus kenne ich noch nicht. Oder ist Ursus da?", etwas beschämt lächelte ich sie an. Hätte ich nicht so verdächtig ausgesehen, hätte die Bedeutung nichts bedeutet. Was sie bedeutete war mir auch so nicht sonderlich bewusst. Vermutlich nichts. Oder doch?

  • Tilla schüttelte den Kopf, zeichnete mehrere Hausdächer in die Luft, Tempelsäulen und ein rundes Oval, das Kolosseum. Gebäude, zu denen die meisten Menschen in der Stadt einen Bezug hatten, sei es Wohnhäuser, Tempel oder die Vergnügungsstätten. Laevina war also seit gestern da und bekam gleich am nächsten Tag ein lebendes Geschenk.. nämlich sie selbst. Tilla lächelte gezwungen und folgte der anderen hinterher durch die Gänge ins Zimmer. Aha.. dieses Zimmer also. Hier würde sie sich zukünftig öfters aufhalten müssen als sonstwo.


    Die Frau fragte nach dem Oberhaupt der Sklaven... sie sah zu Boden und schluckte hart. Wie immer ganz vorsichtig nahm sie die Tafel an sich, wischte die beschriebenen Flächen sauber und begann erneut zu schreiben. Wir hatten einen majordormus. Der ist vor gar nicht so langer Zeit gestorben und über den Styx gegangen. Brix ist noch gar nicht so lange sein Nachfolger. Ich weiss nicht, ob er wie Hektor auch ein Leibwächter ist. Jedenfalls macht er Scherze, auf die ich fast immer reinfalle. Hm.. ob Ursus oder Avianus da waren? Es ist schon beinahe Mittag. Da muss ich in deren Zimmer nachsehen gehen... vielleicht sind die schon außer Haus oder wir haben Glück. Tilla reichte Laevina die Tafel zurück, suchte nach den Dingen die für ein Zurechtmachen benötigt wurde. Die letzte Frisurübung war schon ziemlich lange her...

  • "Das tut mir Leid!", sagte ich ehrlich, weil Tilla von dem Verlust des Sklaven schienbar ziemlich betroffen war.
    Ich besann mich, während ich mich hinsetzte und auf Tilla wartete, die mir offenbar selbst die Haare machen wollte. Ich überlegte mir was ich anziehen würde, während ich wartete und sagte dann beiläufig: "Gut, Du kannst ja gleich mal gucken, wer da ist."
    "Kannst du mir etwas über die Leute erzählen, die Aurelier meine ich, die hier leben? Ich habe noch nicht viele kennengelernt. Leben auch Frauen hier?" Dumme Frage? Naja, ich hatte noch keine "Aurelias" gesehen. Mit einer etwas übertriebenen Geste reichte ich Tilla die Tafel, die sie mir bisher immer aus der Hand gezogen hatte, weil ich so abwesend war.

  • Öh... nein, es tat ihr nicht leid, das Matho tot war. Es war jetzt viel leichter den Aufgaben des Tages nachzukommen als immer fürchten zu müssen, dass er unerwartet auftauchen und an der Ausführung der zu erledigenden Aufgabe herummeckern würde. Spontan machte sie sich schonmal auf dem Weg zur Tür, um nach den aurelischen Herren zu schauen, blieb aber mitten auf dem Weg stehen, da sie nun hörte, dass sie erzählen sollte. Verwirrt machte Tilla auf der Stelle kehrt und nahm ihre Tafel zu sich. Was sollte sie denn jetzt machen? Am besten sie schrieb ganz viel auf und Laevina war mit Lesen beschäftigt, solange sie die Herren suchte und wegen der Stadtbummelbegleitung fragte. Mhm.. dominus Corvinus war bis jetzt mein Herr und jetzt bist du es. Er hat mich kaum gebraucht und ich konnte mir die Aufgaben selber aussuchen. dominus Ursus ist nett, aber ich sehe ihn nicht oft und er hat eine eigene Sklavin, die heisst Caelyn. Dann gibt es noch dominus Orestes, der will sowas ähnliches machen wie der Vater vom hübschen Flavierjungen Lucanus. Dieser Aurelier hilft mir beim Schreiben mit dem calamus und trägt mir Botengänge auf. Inzwischen ruft er mich kaum, weil er serva Nuala gekauft hat. Dann gibt es noch dominus Aurelius Cotta und seinen Sklaven Maron, die sind aber heimlich, mitten in der Nacht abgereist ohne zu sagen wohin und wann sie zurückkommen werden. Von den Frauen waren domina Aurelia Helena (die ist ganz streng) und Aurelia Prisca (die ist voll lieb) eine Zeit lang anwesend. Es gibt angeblich noch eine andere junge Frau, die angeblich ganuso alt wie wir sein soll und ebenfalls erst ganz kurz hier ist. Ihr Name fängt mit 'S' an und hört mit 'a' auf. Aber ich glaube aber, dass sie ist ein Geist oder ein neuer Scherz von majordormus Brix ist. So.. fertig mit Schreiben! Schade, dass sie Laevinas Reaktionen nicht sehen konnte, weil sie ja das Zimmer verlassen musste. Tilla legte ihrer neuen Herrin die Tafel hin und strebte der Zimmertür zu, um diese hinter sich zuzuziehen. Einnige wenige Augenblicke vergingen. Tilla stand schon wieder im Zimmer. Ursus wird kommen. Ganz bestimmt! gebärdete sie verschmitzt stumm lachend.

  • Tilla war auf dem Weg nach draussen gewesen. Auch ich war jetzt etwas verwirrt, ich dachte, sie machte mir die Haare. Doch dann war sie ganz lange mit Schreiben beschäftigt und während ich las, verschwand sie. Vermutlich um eine Begleitung zu suchen. Ich las also. Zwischendurch musste ich schmunzeln, doch hier würde ich nicht viel erfahren. Dies war die Sicht einer Sklavin. Tilla bewertete die Herren nach ihrer Strenge, die ja auch ziemlich subjektiv war. Die Anspielung auf den Geist verstand ich nicht. Doch ich staunte noch einmal, wieviel Tilla schrieb, wenn auch die Hälfte des Textes das gleiche ausgesagt hätte. Vielleicht war es gut, dass sie nicht sprechen konnte. Sonst würde sie sicher den ganzen Tag lang reden!
    Tilla war noch nicht zurück, also nutzte ich die Zeit um mir zwei meiner hübscheren Alltagskleider anzuhalten und nach einer schwierigen Entscheidung eines anzuziehen. Damit war ich beschäftigt, als Tilla gestikulierend wieder hereinkam. Ich verstand kaum, was sie sagen wollte. Aber jemand würde mitkommen. Ich nickte nur etwas ungeduldig, weil ich mich verfangen hatte und bedeutete ihr, mir mit dem widerspenstigen Kleidungsstück zu helfen.
    "Wer kommt mit?", fragte ich währenddessen und: "Kannst Du mir die Haare machen?"
    Die Tafel lag auf meinem Bett, wo ich sie nach dem Lesen hingelegt hatte.

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