Kjeld

  • Hier stand er nun, ein großgebauter Germane in den besten Jahren mit straßenköterblondem und schulterlangem Haar, stacheligen Bartstoppeln und grünen Augen welche sich forschend umsahen.
    Er trug eine dunkelgrüne Tunika welche mehr schlecht als recht als Bekleidung diente.
    Seine Arm- und Fußgelenke waren mit festen Ketten 'geschmückt' welche ihn daran hinderten einfach abzuhauen.
    Aber hier inmitten Roms einfach wegzulaufen, als Gefangener, als Sklave, da konnte er sich ja gleich selbst in ein Gladius werfen, ehe die Stadtwachen dies für ihn übernahmen.


    Kjeld war nicht dumm, auch wenn das sicherlich viele von ihm dachten, immerhin war er ja ein 'Wilder' im gegensatz zu der schönen Zivilisation und weitausgebauten Welt der Römer.
    Der Mann wusste wann es nötig war zu kämpfen und wann man es lieber lässt und einfach nur abwartete. Zum Glück besaß er auch die nötige Geduld und Ruhe, um abzuwarten.
    Also stand er hier nun, auf dem Podest eines Sklavenhändlers, welcher wohl ägyptischer Abstammung war und warf den Römern, die vorbeizogen, grimmige Blicke zu. Kjeld selbst war eigentlich ein sehr ruhiger und freundlicher Zeitgenosse, welcher schon immer einen einfachen Lebensstil bevorzugt hatte.


    Ehe er versklavt wurde, war er Bauer und bestellte seine Felder. Tagein, Tagaus.
    Ja, vom freien Bauern zum Sklaven. War das eigentlich ein sehr tiefer Fall?
    Wie schon die letzten Tage, musste er auch heute wieder daran denken, wie es dazu gekommen war.
    Der Hühne schüttelte leicht den Kopf, die Trauer der letzten Tage machte sich wieder breit.
    Er war von seinen Getreidefeldern gekommen, hatte sich schon auf seine Frau gefreut welche sicherlich schon das Abendessen vorbereitet hatte.
    Er wohnte mit ihr in einem Dorf, welches zum Stamm der Batavier gehörte. Es war kein wirklich großes Dorf, vielleicht an die 100 Mann.
    Anfangs hatten sie noch ihre Zwistigkeiten mit den Römern gehabt, doch inzwischen trieben sie Handel mit ihnen. Kjeld war das alles aber im Grunde immer egal gewessen. Für ihn war nur sein Weib, seine Tiere und seine Felder sowie sein restliches Hab und Gut wichtig.
    Als er allerdings an diesem Abend nach Hause kam, sollte sich ihm ein schrecklicher Anblick darbieten.
    Im Grunde hatte er schon die ganze Zeit solch eine seltsame Ahnung im Bauch gehabt, weshalb er sich auch schon auf dem Heimweg beeilt hatte.
    Den Vorahnungen sollte man nicht leichtfertig in den Wind schlagen!
    Als er dann die Tür zu seiner Behausung öffnete hörte er es.... und wie er dann nach hinten ging sah er es auch.
    Seine Frau lag mit einem Fremden im Bett!
    Das war auch für Kjelds Ruhe und Gelassenheit zuviel gewesen, er hatte nurnoch rot gesehen und war auf den Fremden Mann losgegangen.
    Später hatte es sich herrausgestellt das der Fremde ein Römer war..
    So hatten die Dinge ihren Lauf genommen und Kjeld in die Lage gebracht, in welcher er sich nun eben befand.


    Er verspürte, neben seiner Trauer, nun auch einen leichten Hass gegenüber den Römern. Aber was sollte er groß tun? Selbst wenn er sich rächen wolle, könne er dies nur in seiner Vorstellung.
    Ihm waren sprichwörtlich die Hände gebunden, also fügte er sich seinem Schicksal. Denn, wenn er ehrlich war... Wollte er überhaupt wieder nach Hause? In DAS Zuhause? Er wusste es nicht...
    Der Sklavenhändler hatte inzwischen auch noch andere neben Kjeld auf die Tribüne gestellt. Kjeld blickte nur kurz zur Seite und bekam eine junge Griechin zu sehen, welche voller Furcht dastand und vor sich her starrte. Seufzend wandte er wieder seinen Kopf ab und beobachtete die Menge.
    Er musste kurz lächeln, der Kleidungsstil der Römer kam ihm nämlich immer wieder ziemlich unvortheilhaft und unbequem vor. Auch hatte er etwas das Gefühl das es manchen an Hygiene mangelte und sie ihren Körpergestank nur mit ihren Pafüms überdeckten. Und er solle ein Wilder sein?


    "Was gibt es da zu lachen, Germane?"
    blökte ihn der Sklavenhändler an. Kjeld verstand nur Teile des Gesagten, er konnte das Latein nur Brockenweise. Also blickte er einfach wieder normal drein und versuchte Ruhig zu bleiben. Mit einem Grummeln wandte sich der Händler wieder ab, er hatte gute Lust gehabt diesen Germanen, nein, seine komplette Auslage, einmal ordentlich mit der Peitsche zu kitzeln. Aber das machte keinen guten Eindruck, Sklaven mit blutigen Striemen verkauften sich ja so schlecht.
    Also stellte der Händler sich vor die Tribüne, auf welcher seine Ware aufgereiht stand und fing an seine Sklaven anzupreisen.
    "Kommt nur her! Ihr Bürger Roms! Und seht, was für exotische und kräftige Sklaven ich für euch habe!"
    Er wandte sich halb um und deutete nun mit der Hand auf seine Ware. "Wie wäre es mit Numidiern? Sie eignen sich perfekt als Sänftenträger und sind zudem sehr schmuckhaft! Oder diesen Germanen dort! Ein starker Mann welcher viel aushält. Er mag etwas dumm sein, eignet sich aber sicherlich sehr gut als Leibwache!"
    Hatte dieser schwätzende Ägypter gerade ihn gemeint? Dachte sich Kjeld während der Sklavenhändler weitermachte und nun die Griechin neben Kjeld anpries.

  • Balbus hatte sich schon lange abgewöhnt selbst auf den Sklavenmärkten einzukaufen, doch heute war er in einer wichtigen Mission unterwegs, die er nur selbst meistern konnte. Es galt einen ganz besonderen Sklaven zu finden. Einen Sklaven für die junge Aquilia, die er bald von Germania hierher rufen würde. Einen Sklaven, der sie an ihre germanische Heimat erinnerte und in dem sie vielleicht soetwas wie einen Vertrauten finden konnte und der gleichzeitig auch in der Lage war auf sie aufzupassen und sie unter Kontrolle zu halten.
    Da die letzten Waren, die er bei Titus Tranquillus gekauft hatte eine solche Enttäuschung waren, hatte er beschlossen sich einmal bei den anderen Händlern umzusehen. So kam er zu diesem Stand, den ihm ein Bekannter empfohlen hatte und betrachtete die Waren. Der Händler pries unter anderem auch einen Germanen an, was zumindest schon mal der Zeilgruppe entsprach, die Balbus suchte.
    Er betrachtete ihn einen Augenblick. Er war nicht unbedingt das hübscheste Exemplar, doch war das zum einen nebensächlich und zum anderen konnten ein Bad und frische Kleidung oft Wunder wirken.


    "Händler, woher stammt dieser Germane?" fragte er und deutete auf Kjeld. "Und was genau kann er alles?"

  • Der Händler eilte sofort zu seinem neuen Kunden und blieb vor diesem stehen.
    Mit einem guten Geschäft vor Augen winkte er dem Germanischen Sklaven zu, er solle gefälligst ein paar Schritte vor tun, um sich von den anderen Sklaven abzuheben.
    Kjeld blickte den Ägypter kurz an und machte ein-zwei Schritte nach vorne, ehe er seine Augen gen Balbus richtete und den Mann musterte.
    Kjeld stellte fest das der Mann alles andere als schwach aussah und vermutete einfach das er wohl ein Soldat war.
    Genau wusste er es nicht, immerhin konnte er mit den Streifen auf Balbus Tunika nicht viel anfangen.
    Der Germane fragte sich wofür der Römer ihn wohl brauchte, als der Ägyptische Sklavenhändler anfing die Vorzüge seiner Wahre hervorzuheben.


    "Oh, dieser Herr hier kommt aus dem Stamm der Batavier. Ein sehr starker Mann welcher Handfeste Arbeit gewohnt ist! Seht euch nur seine festen Arm und Bein Muskeln an. Ihr könnt ihn also gut für Arbeit hernehmen die Kraft verlangt."
    Der Händler gestikulierte mit seinen Händen während er ausschweifend über Kjeld berichtete und immer wieder auf den Sklaven deutete.
    Der Germane selbst versuchte ein freundliches Gesicht zu machen, Er wollte endlich weg von hier. Diese pralle und warme Sonne welcher er hier auf dem Stand ausgeliefert war, verursachte solangsam Kopfschmerzen bei ihm.
    "Über seine Vergangenheit ist nur bekannt, das er wohl einst ein Bauer war und sich mit einem Römischen Bürger angelegt hatte."
    Der Ägypter schwieg kurz und bestieg das Podest um sich neben den Germanen zu stellen. Wie winzig dieser Ägypter doch war, wenn er neben ihm stand. Dachte sich Kjeld. Er mahlte sich in seinen Gedanken aus was er alles mit diesem dunkelhäutigen Bastard anstellen würde und grinste zufrieden.
    Er würde soetwas jedoch nie tun, immerhin war er mitten in Rom und er war Sklave. Aber die genugtuung sich soetwas in Gedanken ausmahlen zu können.


    "Seht euch nur seine Statur an!"
    Fuhr der Händler fort.
    "Diese Wildheit und diese Größe! Er würde sich auch gut als Leibwache machen! Gut, man muss ihm hier und da noch etwas zivilisation und feinschliff verpassen und sein Latein ist auch nicht gut. Aber, dafür ist er groß, stark und kräftig!"
    Der Ägypter stellte sich wieder vor Balbus und wartete mit freundlich, schmieriger Mimik darauf das der Kunde zusagte oder weitere Fragen stellte.
    Im Kopf mahlte er sich schon den Preis aus, welchen er verlangen würde.

  • Der Ägypter machte kurz ein etwas weniger begeistertes Gesicht.
    Seine Wahre konnte nämlich nur ein paar Brocken Latein. Er räusperte sich kurz und wendete sich dem Germanen zu.
    "Na los, sag was. Begrüß deinen Zukünftigen Herren!"
    Kjeld blickte den Sklavenhändler kurz an und versuchte sich zusammenzureimen was dieser eben von ihm wollte.
    Er hatte nur etwas mit 'Zukünftigen Herrn' und 'sagen' verstanden.
    Wollte der Ägypter leicht das er etwas zu dem Römer sprach?
    Innerlich war es Kjeld garnicht recht das er wie ein Hund auf Komando bellen sollte. Aber es half ja alles nichts, würde er aufmucken dann würde man ihm sicher die Peitsche zu spühren geben.
    "Hallo, man nennt mich Kjeld." Stellte er sich einfach Kurzerhand dem Römer vor. Sein Latein war arg gebrochen und er hatte auch nicht 'Salve' gesagt, sondern eher einen Germanischen Gruß gebraucht.


    Der Händler sah schon fast das Geschäft platzen. Hastig blickte er zu Balbus. "Nun, er spricht nicht gut... Aber dafür ist er kräftig!"
    Versuchte der Sklavenhändler seinen Handel zu retten.

  • "Wieviel?" fragte Balbus. Sich gut artikulieren konnte der Sklave ganz offensichtlich nicht, aber das war im Moment auch nicht so wichtig. Es würde ja noch ein wenig dauern, bis die junge Aquilia in Rom eintreffen würde und bis dahin konnte der Germane sicherlich noch eine Menge lernen.

  • Der Ägypter schluckte. Er war also noch im Geschäft! Puh!
    Sofort setzte er seine Verkaufsmimik auf. Er würde diesen Sklaven
    sicherlich nicht für wenig Geld verkaufen. So gute Germanische Ware hat man selten.
    Der Ägypter faltete die Hände vor seinem Bauch.
    "Nun, in Anbetracht dessen das dieser Germane sicherlich hart wie stahl ist und somit von höchster Qualität."
    Er machte eine kurze Pause in welcher er einfach nur grinste und Kjeld sich immer noch wünschte endlich aus der prallen Sonne zu kommen, ehe er fortsetzte.
    "10 Aurei."

  • Der Ägyper grummelte kurz. Balbus wusste garnicht wie nahe er mit seiner vermutung lag, denn Er hatte tatsächlich vor kurzem ein wenig bei Titus Tranquilius zugeguckt.
    Plötzlich hielt Er 8 Finger hoch.
    "8 Aurei. Das ist so gut wie geschenkt!"
    Kjelds Blick wanderte schon lange wieder über die Menschenmenge, während er nur halb hinhörte was die Männer da beredeten. Ein paar Schweißperlen rannen ihm über die Stirn und das Wenige was er von dem Gespräch mitbekam lies ihn darauf schließen das die Beiden gerade einen Preis aushandelten.
    Endlich würde er einmal erfahren wieviel sein Leben wert war, dachte er spöttelnd während leichter Groll in ihm wuchs.
    Kjeld dachte an das schöne Leben das er noch führte als er noch seinen Hof hatte, als er noch frei war...

  • "Casa Prudentia, natürlich. Ich werde Euch die Wahre sofort durch einen meiner Helfer zukommen lassen."
    Der Sklavenhändler schien sich nicht tief genug verbeugen zu können, um seine sicherlich geheuchelte dankbarkeit auszudrücken, während er seine Helfer herbeiwinkte die sich sogleich an die Arbeit machten die Wahre sicher zu verpacken.
    Nun würde es losgehen, für Kjeld.

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