• Die Bemerkung rang dem alten Petronier ein stolzes Grinsen ab - er war tatsächlich recht stolz darauf, dass er so viel für die Stadt geleistet hatte. Neben den Thermen hatte er ja auch das Forum ausbessern lassen...


    "Rhenus bicornis is' tatsächlich eine hübsche Idee. Übrigens würde ich ein achteckiges Becken hübscher finden. Aber mit 'nem runden kann ich auch leben."

  • Zitat

    Crispus: "Rhenus bicornis is' tatsächlich eine hübsche Idee. Übrigens würde ich ein achteckiges Becken hübscher finden. Aber mit 'nem runden kann ich auch leben."


    Innerlich bereitete ich mich schon auf die verlockende nächste Stufe des Aufwärmens vor: das Caldarium. Aber irgendwie hielt mich das Wasser des Tepidariums fest. Oder war es eine innere Trägheit? Nein, es war natürlich meine innere Ruhe, die mir riet, noch etwas hier zu bleiben.


    "Ja, Petronius Crispus, dann werde ich das Ding achteckig machen. Ich finde das auch praktischer. Ich überlege auch, ob ich nicht noch ein Dach darüber mache, damit die mogontinischen Weiber sogar bei Regen ein ausgiebiges Schwätzchen halten können. Ich kenne einige, die würden mich erwürgen, wenn ich so ein Dach vergessen würde".


    Ich ließ mir etwas verdünnten Wein geben und beschloss, zunächst mal im Tepidarium zu bleiben, bis der Becher leer wäre.

  • "Ein Dach? Ich weiß nicht..."


    meinte Crispus und versuchte sich so ein Konstrukt vorzustellen, stellte aber fest, dass dann immer etwas herauskam, was wie ein Häuschen aussah, bei dem der Rhenus-Wasserspeier nicht mehr wirklich zur Geltung kam.


    "Aber du wirst das Ding ja sicher in der Curia vorstellen, bevor du zu bauen anfängst, oder?"

  • Zitat

    Crispus: "Aber du wirst das Ding ja sicher in der Curia vorstellen, bevor du zu bauen anfängst, oder?"


    "Nein, natürlich werde ich nicht jetzt im Winter mit dem Bauen anfangen. Es ist ja noch Zeit bis die letzten Kraniche nach Norden gezogen sind. Bis dahin können wir uns im Ordo noch gemächlich über die Entwürfe streiten. Ich freu mich schon drauf".


    Ich trank in kleinen Schlucken meinen Becher aus. Dann ließ ich die Beine über den Beckenrand hängen. Das sollte der Anfang meines Weges ins Caldarium sein. Sollte ich noch eine Massage nehmen? Nach reiflicher Überlegung beschloss ich, diese Entscheidung erst im Caldarium zu fällen.


    "Du bist doch ein alter Haudegen, der lange in der Legio II gedient hat, Petronius Crispus, nicht wahr? Stimmt es eigentlich, dass im Legionslager den Milites das Trinken von Alkohol verboten ist?"

  • Ein kleines Schweigen trat ein, nachdem Massula über irgendwelche Zugvögel sprach. Crispus wusste nicht, was ein Kranich war, aber er hatte sich nie sonderlich für Vögel interessiert, sodass es gut möglich war, dass es sich dabei um ein einheimisches Tier handelte. Als der Domitier schließlich Anstalten machte, das Becken zu verlassen, stieß er doch noch ein neues Thema an, das möglicherweise eine interessante Wendung nehmen würde.


    "Jepp, ich hab's bis zum Primus Pilus gebracht."


    Er ging davon aus, dass sein Gesprächspartner wusste, dass es sich dabei um den höchsten Berufsoffizier handelte (sah man mal von den ritterlichen Tribunen ab).


    "Ich sag's mal so: Die Soldaten bekommen Weinrationen, sowohl auf'm Marsch, als auch im Castellum. Allerdings trinken sie den normalerweise verdünnt und wenn einem Centurio auffällt, dass jemand ständig zu viel davon erwischt, kann er zur Strafe auch das Trinken von Wein generell untersagen. Aber der Wein bei der Armee is' so billig, dass er kaum besoffen macht, vor allem, wenn man ihn nicht pur trinkt."


    Genaugenommen wurde der Wein üblicherweise sogar sauer, sodass man am Ende Posca hatte - was aber wiederum nicht schlecht war, denn:


    "Saurer Wein is' quasi das Leibgetränk des Soldaten. Belebt die Geister!"


    Sim-Off:

    Der Begriff/Stoff "Alkohol" dürfte noch gar nicht entdeckt sein, schätze ich ;)

  • Zitat

    Crispus: "Saurer Wein is' quasi das Leibgetränk des Soldaten. Belebt die Geister!"


    Ich griff mir ein Handtuch und begann mich abzutrocknen. Dann setzte ich mich auf einen Hocker und sagte: "Ich erinnere mich, als ich noch Scriba war, da haben wir Witze gerissen über die Posca-Trinkerei bei den Soldaten. Damals war Fabius Vibulanus, vielleicht kennst du ihn, Magister Officiorum, also mein Vorgesetzter. Er war stocksteif und durch und durch Soldat. Er konnte die Untätigkeit als Pensionär nicht aushalten und hat sich um eine Beschäftigung in der Regia gerissen. Am Anfang konnten wir ihn nicht ausstehen wegen seiner Herumpolterei und seiner scheinbaren Humorlosigkeit. Später habe ich ihn aber sehr geschätzt, weil er unendlich zuverlässig war. Jedenfalls haben wir unter vielem Gelächter damals eine Theorie über seine Humorlosigkeit aufgestellt. Nach dieser Theorie seien seine Lachmuskeln wegen des ewigen Poscatrinkens schließlich mumifiziert gewesen. Mir hat diese Frozzelei später ein bißchen leid getan, aber, was willst du, gelacht ist gelacht".

  • "Fabius Vibulanus? Nie gehört..."


    kommentierte Crispus zwischendrin und machte sich ebenfalls daran, das Wasser vom Körper zu kriegen, auch wenn sie gleich wieder nass werden würden - allerdings eher von innen heraus. Hatte offensichtlich nicht in der Legio gedient oder zumindest nicht in seiner Cohors - wobei er die Centuriones eigentlich alle gekannt hatte. Und man wurde normalerweise nicht einfach so aus dem Stand heraus Büroleiter, nicht mal bei den Zivilisten...


    "Ach, Blödsinn! Sauer macht lustig!"


    sagte er schließlich und grinste. Er persönlich fand Posca zumindest eher belebend als sauer. Außer, man nahm zu viel Essig - was sich allerdings auch dadurch rächte, dass man bei einem Marsch innerhalb kürzester Zeit nur noch Wasser trinken musste. Und das machte manchmal krank...


    "Und du hast dich also in der Provinzverwaltung hochgedient?"


    fragte er dann. Er wusste doch eher wenig über den Decurio, mit dem er nun in Richtung Caldarium spazierte...

  • Wir trotteten hinüber ins Caldarium. Ich überlegte, 'hochgedient' hatte er gesagt. So hatte ich es noch nicht gesehen. Zumindest war mir nicht dieses Wort dazu eingefallen. Aber ja, so konnte man es auch nennen. Ich setzte mich auf den Beckenrand.


    "Na ja, ich kam recht ahnungslos hier an und hatte das Glück, gleich die Stelle eines Scriba Provincialis zu ergattern. Glück deswegen, weil für einen Peregrinus ein Gehalt von dreißig Sesterzen schon eine ziemlich fette Beute ist. Dann hab ich längere Zeit geschuftet wie ein Ochse, weil, du weißt ja, als Peregrinus musst du besser sein als die Römer, wenn du auf einen grünen Zweig kommen willst. Irgendwann bekam ich dann Lust auf mehr Geld und hab mich um die Stelle als Agrimensor bei der Regio beworben. Die Regio wurde aber leider ein Opfer der Provinzreform, sodass sich diese Stelle mit sechzig Sesterzen die Woche vor meinen Augen in Luft aufgelöst hat. Dann bewarb ich mich beim Legatus Legionis um die Stelle eines Scriba Personalis für 150 Sesterzen die Woche".


    Mit einem Zeh prüfte ich die Temperatur im Caldarium und ließ mich ins Wasser plumpsen. "Vielleicht hätte ich dort nach einigen Bechern Posca eine militärische Karriere angefangen, wer weiß? Aber die Parzen wollten es anders. Als der Magister Officiorum - eben jener erwähnte Fabius Vibulanus - von dieser Bewerbung hörte, benahm er sich wie der germanische Donnergott und bescherte mir einen solchen Anschiss, wie man ihn selbst in der Legio kaum zu hören bekommt. 'Gerade jetzt wo wir die Provinzreform haben, willst du abhauen, das ist Fahnenflucht' oder so ähnlich. Zum Schluss sagte er noch: 'Außerdem wirst du mein Nachfolger'. Diese Worte haben mich dann überzeugt und so bin ich in der Regia geblieben".

  • Während Crispus sich ebenfalls vorsichtig ins Becken gleiten ließ, dachte er über die Lebensgeschichte des Domitiers nach. Die meisten Bewohner Mogontiacums waren Peregrini, allerdings hatte er wohl doch recht, dass er mit dem Scriba-Posten Glück gehabt hatte - ein Scriba war ja bereits eine leitende Person und viele Statthalter brachten ihren Stab gleich aus Rom mit. Oder holten sich ein paar Soldaten von ihrer Legion für der Verwaltungskram. Aber er musste wohl gut sein, wenn sein Vorgänger ihn mit aller Gewalt an der Regia gehalten hatte.


    "Thor, oder? Also der Donnergott..."


    bemerkte er ein wenig stolz, dass er sich nicht auf Iuppiter beschränkte - selbst wenn das in Mogontiacum dank der zahlreichen Germanen sowieso kaum möglich war, selbst in seiner Gesellschaftsschicht.


    "Du kommst hier aus Mogontiacum? Oder woher?"


    Vermutlich war er ja zumindest Germane oder Gallier, dem Bart und dem Dialekt nach zu urteilen...

  • Zitat

    Crispus: "Du kommst hier aus Mogontiacum? Oder woher?"


    Das Wasser tat richtig gut und ich ließ es auch in aller Ruhe auf mich wirken.


    "Mogontiacum? Nö. Ich komm aus dem Limesvorland östlich von Bonna. Vom Stamm der Sugambrer. Meine Verwandtschaft ist aber ziemlich zerstreut von der Siga bis in die Silva Arduina".

  • Sugambrer - einer dieser Germanenstämme aus Inferior. Da der alte Petronier früher in Colonia Agrippinensis stationiert gewesen war, konnte er sich das Siedlungsgebiet ungefähr vorstellen.


    "Wie bist du dann ausgerechnet hierher gekommen? Colonia Agrippinensis wäre doch eine viel städtischere Stadt gewesen und hat viel mehr Möglichkeiten!"


    Auch wenn Mogontiacum die letzten Jahre einiges aufgeholt hatte...

  • Zitat

    Crispus: "Wie bist du dann ausgerechnet hierher gekommen? Colonia Agrippinensis wäre doch eine viel städtischere Stadt gewesen und hat viel mehr Möglichkeiten!"


    Die Frage lenkte mich von meinen Überlegungen ab, ob ich noch eine Massage drauf setzen sollte oder nicht. Ich runzelte die Stirn.


    "Die Colonia hat mich nicht so sehr gereizt. Ich hatte ein Auge auf Bonna geworfen. Das ist so ein schöner verschlafener Vicus. Wenn ich allerdings dort den Posten hätte, den ich hier habe, wäre ich natürlich in der Colonia. Aber in Bonna haben sie mir zu verstehen gegeben, dass ich dort nicht mit offenen Armen empfangen werden würde. Grund dafür war eine Mißstimmung zwischen den dortigen Militärs und meinem Vater. Da bin ich nach Confluentes gegangen und weil es dort keine Arbeit gab, dann nach Mogontiacum. Hauptsache war für mich, dass die Stadt am Rhenus liegt. Ich liebe diesen Strom."

  • "Hm, Bonna - da bin ich 'mal durchgekommen."


    meinte Crispus und erinnerte sich an damals, als er von CCAA nach Mogontiacum versetzt worden war. Die Reise war den Rhenus entlang gegangen und er hatte in Bonna Station gemacht. Aber im Prinzip war das Vicus auch nicht anders als Confluentes...


    "Is' aber genauso ein Kaff wie Confluentes: eine Militäreinheit und nicht viel mehr. Aber naja, Mogontiacum is' ja auch nicht unbedingt das Herz der Welt. Wobei mir Rom auch nich' unbedingt gefällt. Warst du schonmal in Italia?"


    fragte er dann und dachte an eine andere Reise vor vielen, vielen Jahren...

  • Das Bad war wohltuend und ich hatte mich der Aufregungen des Alltags schon fast entledigt. Aber hier im Caldarium war es etwas lauter als im Tepidarium. Hier hörte man das Geklatsche der Masseure viel deutlicher und auch das Gekreische irgendwelcher Ballspieler drang durch die Wände. Und ganz weit weg konnte man die Rufe eines Achselhaarauszupfers hören, der mit einer Fistelstimme seine Dienste anpries. Na ja, in den Thermen war es immer ein bißchen laut, aber es gefiel mir nicht, dass man schon die Stimme anheben musste, um sich verständlich zu machen.


    "Diese Kaffs namens Bonna, Confluentes und Mogontiacum haben wenigstens einen Vorteil: Sie haben, wenn man mal von der Gegend um Argentoratum absieht, die mildeste Witterung Germaniens. Ich kann nicht sagen, ob es in Italia viel wärmer ist, denn ich war noch nicht dort. Vielleicht kommt es aber noch dazu".


    Die Fistelsimme des Achselhaarauszupfers kam näher. Ich machte ihm ein deutliches Zeichen, dass ich an seinen Diensten keinen Bedarf hatte, um sein Geschrei loszuwerden.


    "Was hat dich eigentlich nach Mogontiacum verschlagen? Unter all die Barbaren hier?"

  • Der subjektiven Einschätzung des Petroniers nach war Italia schon etwas wärmer, vor allem um Rom herum. Aber immerhin konnte man hier auch einen passablen Wein ziehen. Aber er beschloss nicht mehr weiter darauf einzugehen, denn Massula schnitt etwas an, worüber er gerne sprach: seinen Militärdienst!


    "Naja, ich bin ja Veteran, wie du weißt. Ich komme ursprünglich aus Hispania, Tarraco genaugenommen. Und da lag ja früher die Legio IX Hispana. Bei der habe ich mich damals gemeldet, allerdings ist sie kurz zuvor an den Limes nach Colonia verlegt worden - kennst du ja wahrscheinlich, wenn du von dort kommst."


    Er überlegte kurz, ob er gleich alle seine Abenteuer zum besten geben sollte, entschied sich dann aber dafür, erst einmal die Frage zu beantworten.


    "Da habe ich ziemlich lange gedient, bis ich schließlich hierher versetzen habe lassen. Mein Onkel hat hier gelebt, ist dann aber doch wieder nach Rom gegangen und ich bin hier geblieben. Außerdem habe ich dann noch eine schöne Mogontiacienserin kennen gelernt. Heilruna, die Tochter von Sigubald."


    Die gute Erinnerung ans Militär mischte sich nun mit der guten Erinnerung an seine geliebte Heila und brachte seine Augen zum Leuchten und verscheuchte ebenfalls mit einer Geste den Haarzupfer - er war doch kein Grieche!

  • Zitat

    Crispus: "Außerdem habe ich dann noch eine schöne Mogontiacienserin kennen gelernt. Heilruna, die Tochter von Sigubald"


    Die Fistelstimme des Achselhaarauszupfers entfernte sich wunschgemäß, aber dafür begann der Kerl von der Garküche jetzt inbrünstig seine Wurstsuppe anzupreisen. Der Kerl hatte wenigstens eine sonore Stimme, sodass es nicht allzusehr die Ohren beleidigte.


    Ich lachte: "Ja, das Militär und die schönen Frauen treiben auch einen Römer bis ans Ende der Welt. Ist es wahr? Du hast eine Germanin geheiratet? Mutig, Petronius Crispus! Aber für einen Legionär ist nichts zu schwer. Mein Vater war Gallier und hat auch eine Germanin geheiratet, Odilgard von den Sugambrern. Die Sugambrer nannten mich deswegen Valgiso, das heißt 'Keltenkerl'."

  • "Naja, die halbe Legion hat ja ihre Mädels in den Canabae. So mutig war das nicht..."


    meinte Crispus und grinste. Wobei es natürlich andererseits nicht besonders häufig vorkam, dass ein pensionierter Centurio die germanische Tochter einer Töpfers heiratete. Viele Offiziere kehrten auch wieder in die Heimat zurück - aber so etwas hatte er ja sowieso nicht mehr in Hispania!


    "Mir hat noch nie so ganz eingeleuchtet, wo der große Unterschied is'... die Germanen hier am Rhenus sind doch auch nicht so viel anders als die Gallier, oder?"


    Natürlich konnte Crispus das nur sehr begrenzt wissen, denn er hatte sich nie länger in Gallien aufgehalten...

  • Zitat

    Crispus: "(...) So mutig war das nicht..."
    "Mir hat noch nie so ganz eingeleuchtet, wo der große Unterschied is'... die Germanen hier am Rhenus sind doch auch nicht so viel anders als die Gallier, oder?"


    Der verdammte Wurstsuppenheini hatte es geschafft, dass mir sein Geschrei bis ins Gehirn vordrang. Ich bekam Appetit. Aber ich beschloss, diesem Verlangen nicht in der Garküche des Heinis, sondern nachher in einer Kneipe nachzugeben.


    "Nö, ich glaube, das war schon mutig. Es gibt unter den Germaninnen einige, die die Angewohnheit haben, allfällige Mißhelligkeiten mit dem Schwert aus der Welt zu schaffen. Bei den Gallierinnen ist es eher so, dass sie dies mit Worten zu erledigen pflegen. Wobei man anmerken muss, dass die Worte gallischer Weiber durchaus die Schärfe eines Schwerts annehmen können. Wenn man sich nun vorstellt, dass man solcherlei ein ganzes Leben lang von einem gallischen Eheweib anhören muss, dann ist die Wahl einer Germanin als Ehefrau zwar ruhmvoll und mutig, aber angenehmer."

  • Crispus musste lächeln - die Bemerkung erinnerte ihn daran, dass man ihn damals, als er als junger Rekrut in Germania angekommen war, vor den Frauen gewarnt hatte. Er hatte sogar fast die Geschichte geglaubt, Germaninnen hätten Bärte! Nunja, er hatte sich selbst eines besseren belehrt - genaugenommen waren diese kühlen Schönheiten sogar fast besser als die Hispanierinnen!


    "Oh, da hatte ich wohl Glück. Meine Frau war ein Bild von einer Frau, brav, gehorsam, anständig - sie ist viel zu früh gegangen!"


    Ein wenig verträumt sah er hinauf zu der Decke, die den Sieg des Divus Iulianus über die Germanen zeigte - das war noch vor seiner Zeit bei den Adlern gewesen. Aber ausnahmsweise dachte er nicht an seinen Militärdienst, sondern an Heila - und dann war da wieder das Bild seiner großen Liebe in ihrem eigenen Blut. Eigentlich hatte er sich vorgenommen, nicht mehr an diesen schrecklichen Moment zu denken, aber die Parentalia hatten die Erinnerung wie jedes Jahr aufgefrischt...


    "Hast du eigentlich eine Frau?"


    fragte er dann - er kannte den Domitier ja kaum!

  • Zitat

    Crispus: "Oh, da hatte ich wohl Glück. Meine Frau war ein Bild von einer Frau, brav, gehorsam, anständig - sie ist viel zu früh gegangen!" ...
    "Hast du eigentlich eine Frau?"


    Merkwürdigerweise ebbte der Lärm für einen Augenblick etwas ab, so als wollten alle meine Antwort mitbekommen. Der mogontinische Klatsch war ja nur zu Unrecht nicht weltberühmt. Aber gleich ging's wieder los; das Volk beschäftigte sich wieder mit sich selbst.


    "Mir geht's wie dir. Ich hatte eine Frau. Und sie gehörte auch nicht zu der Sorte, die gleich das Schwert aus der Kammer holte, wenn der Haussegen mal schief hing. Sie hieß Gefion, das heißt die Geberin. Sie hat mir zwei Söhne geschenkt und danach hatte sie keine Kraft mehr zum Geben. Ich kann mich damit trösten, dass mir die beiden Bengel geblieben sind. Die sind gut gewachsen und leben bei Verwandten im Ubischen. Sie haben schon eigene Vorstellungen, was sie aus ihrem Leben machen wollen und stellen sich schwerhörig, wenn der Vater anders darüber denkt. Aber das ist in Ordnung, ich hab bei meinem Vater ja auch gelegentlich solche Anfälle von Schwerhörigkeit gehabt".

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!