Nubische...(Nach)-Mittage

  • Amneris war schnell, sie schien entweder sehr wütend zu sein, oder es verdammt eilig haben-wahrscheinlich beides. Aber sie musste sich durch die Massen schlängeln, denn zu dieser Zeit war der Markt recht überfüllt. Silko aber wurde bereitwillig platz gemacht, wozu seine beeindruckende Statur sicher den gleichen Beitrag leistete wie seine finstere Miene. Als er kurz hinter ihr war rief er sie: "Amneris, warte!"

  • Sie hatte es befürchtet. Nicht erwartet und doch befürchtet, dass der Nubier ihr folgen würde. Nun hieß es unnachgiebig bleiben, keine Schwäche zeigen und ihre Ablehnung offen zur Schau zu tragen.
    „Lass mich in Frieden!“, zischte sie über die Schulter nach hinten, keineswegs ihren Schritt verlangsamend. Das übliche Gedrängel machte ein vorankommen nicht ganz einfach, doch wer geübt im Fassadenklettern war, den hielt auch eine Menschenmenge nicht. Auf keinen Fall würde sie stehen bleiben.

  • Silko schloss zu Amneris auf, was ihm einige böse Blicke der restlichen Pasanten einbrachte. "Warte doch...es tut mir leid. Ich hatte unrecht und hab mich wie ein Idiot verhalten!" Er war froh, dass ihn die restlichen Besucher des Markts nicht verstanden. Sich zu entschuldigen fiel dem Nubier keinesfalls leicht, im Gegenteil: Er war es nicht gewohnt, sich zu entschuldigen.

  • Es widerstrebte ihr zwar, doch in einem solchen Moment war eine Zustimmung wohl durchaus noch vertretbar.
    „Stimmt, hast du. Und ich habe wenig Hoffnung, dass dieses Verhalten nur eine temporäre Phase war.“
    Noch immer hatten sich ihre Schritte nicht verlangsamt, doch ziellos streifte sie durch die Straßen. Wohin hätte sie auch gehen sollen, solange er sie sah?
    „Sag mir, welcher Teil von ‚Lass mich in Frieden’ war unverständlich? Soll ich es in einer anderen Sprache wiederholen, wirst du es dann verstehen?“

  • Er ignorierte einfach ihre Ablehnung: "Es stört mich nicht, welcher Profession du nachgehst, und ich habe kein Recht dich irgendwie zu kritisieren. Es war falsch, und ich entschuldige mich dafür. Ich bin ein Leibwächter und ein solches Beschützerdenken ist mir einfach in Mark und Bein übergegangen. Aber es wäre auch von dir nicht gerecht, mich einfach stehen zu lassen wie einen geprügelten Hund." Schließlich hatte er einiges für sie riskiert, und dass er ihr hier folgte erhöhte das Risiko noch einmal deutlich. "Ich habe einiges riskiert um dich zu treffen und ich habe dich ebenfalls nicht einfach so verurteilt, als du mir in der Casa gegenüber gesessen hast." Er packte sie am Arm und schaute ihr in die Augen: "Nun bitte ich dich um ein zweites Treffen, eine zweite Chance." Kaum war das letzte Wort verklungen, ließ er sie sofort wieder los, er wollte sie nicht körperlich bedrängen.


    Er bat eine Diebin um ein Treffen! Sie musste wissen, welch Überwindung ihn das kostete. Seine Ahnen würden sich im Grabe undrehen, und seine Familie in Nubien würde ihn wohl sofort verstoßen, sollte sie dies jemals erfahren. Aber diese Frau stellte seine Selbstwahrnehmung und sein Weltbild völlig auf den Kopf.

  • „Und es ist mir egal, verstehst du? Es ist mir egal, welche Entschuldigung du hast.“
    Ruckartig blieb sie stehen, von einem kräftigen Arm dazu gezwungen. Hätte sie daran gedacht, ihm zu vergeben, nun wäre es endgültig dahin gewesen. Eine Katze ließ sich nicht zähmen und wenn sie denn in seinen Augen eine sein sollte, umso besser. Zornig riss sie den Arm zurück, kaum dass Silkos Griff sich lockerte.
    „Es ist mir egal, was du als gerecht erachtest. Es ist mir egal, was du glaubst für mich getan zu haben. Ruf die Cohortes, wenn du meinst, dass sie einem Sklaven ohne Beweise glauben werden. Womit glaubst du, hättest du diese Chance verdient?“
    Die Augen zu schlitzen verengt wartete sie seine Antwort gar nicht erst ab, wandte sich um und ging weiter, ohne auf ihre Umgebung zu achten und so wurde der ein oder andere unschuldige Passant wüst angerempelt.
    „Was glaubt der eigentlich…“, murmelte sie halblaut zu sich selbst, unverständig den Kopf schüttelnd.

  • Die Cohortes rufen? Er hatte ihr versprochen so etwas niemals zu tun: Das war wie der Vorwuf sie erpressen zu wollen, und das traf ihn härter als alles was sie ihm bisher an den Kopf geschmissen hatte. Er blieb apprupt stehen. Was erlaubte sie sich eigentlich?! War es nicht schon schlimm genug, dass er ihr nachlief, musste sie ihn auch noch weiter demütigen?


    "Ich hätte eine Chance verdient, weil ich dich so mag wie du bist und dich auf Händen getragen hätte, auch wenn du so stur und stolz bist wie ein Wasserbüffel und eine Löwin zusammen!"


    Genau das was er an ihr mochte war auch das Problem zwischen ihnen: Sie war stolz, wild und unabhängig und da auch Silko stolz war, schien es zwischen ihnen nicht zu funktionieren. Er würde ihr ab jetzt nicht weiter hinterher rennen, denn nun war für ihn die Grenze der Demütigung erreicht. Wie hatte er sich so in ihr täuschen können?

  • Ein letztes Mal fuhr sie herum, zitternd vor Wut und Aufregung. Was hatte sie sich nur gedacht? Warum nur war sie darauf eingegangen? Warum war sie hierher gekommen? Nun, zumindest hatte sie einmal wieder etwas für die Zukunft gelernt.
    Dinge schossen ihr durch den Kopf, die sie ihm entgegen schleudern wollte. Dinge, wie ‚Du kennst mich nicht einmal, wieso glaubst du, bereits beurteilen zu können, ob du mich magst?’ sowie diverse Flüche in allen ihr bekannten Sprachen. Doch sie starrte nur stumm, suchte ihn mit Blicken zu Boden zu zwingen, wie es schien.
    Ohne erkennbaren Grund machte sie wieder kehrt, die Hände zu Fäusten geballt und stolzierte hoch erhobenen Hauptes davon, nicht einen Blick zurückwerfend.
    Das war also das Ende. Vorerst?

  • Sie hatte sich umgedreht und ihn wütend angefunkelt. Aber auch Silko war jetzt nicht mehr in der Stimmung zum Süßholzraspeln. Er stand da, groß und stolz und blickte Amneris ebenso wütend entgegen. Man konnte die Funken fast sehen, die zwischen ihnen hin und her sprangen. Kein Passant wagte es zwischen sie zu treten. Als sich Amneris dann umdrehte und davonstolzierte schaute er ihr noch kurz hinterher, machte dann ebenfalls kehrt und stapfte wütend in die andere Richtung davon. Was erlaubte sich diese...diese...ach verdammt!

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