Der Preis der Freiheit, oder: Eigentlich wollte ich nur spazierengehen

  • Die Tage nach der Abgabe meines Amtes erschienen mir wie selige Leichtigkeit, gepaart mit einem nicht zu unterdrückenden Gefühls der Leichtigkeit des Seins. Der Gestank des Hafens zu Ostia hatte mich verlassen, die ewigen Verkehrskontrollen, bei denen ich mindestens ebenso viel Staub geschluckt hatte wie jene Männer, die üblicherweise auf die Einhaltung der Regularien zu achten hatten, und es tat gut, einige Tage nacheinander nicht mehr per pedes zu verbringen, sondern einfach nur zuhause herum lungern zu können. Zwar bereitete sich in der villa Flavia alles auf die große Hochzeit vor, aber es war mir gelungen, dem ganzen Durcheinander zu entgehen - zweifelsohne hatte ich auf meinen Ausflügen in die Politik in der Kunst, unangenehmen Aufgaben und Einflüssen zu entgehen, entscheidend dazugelernt - sodass ich mich an diesem schönen Tag, einige Tage vor dem angesetzten Hochzeitstermin meines Vetters Aristides mit der schönen Claudierin Epicharis in die Stadt davon gestohlen hatte, ohne Eskorte, ohne sonstwen, um einige Stunden der Stille zu genießen.


    Ich war der Ansicht, dass ich sie mir redlich verdient hatte, und war entsprechend auch entschlossen, sie zu genießen. Nicht einmal Bridhe hatte ích mitgenommen, oder sonst einen Sklaven des Haushalts, ich wollte nicht unbedingt sofort als Patrizier auffallen und in aller Ruhe zwischen Ständen und Läden herumstreunen können. Dass mein Haar seit Tagen nicht mehr geschnitten worden war, gab mir glücklicherweise mehr den Anstrich eines Müßiggängers denn den eines gewesenen Staatsdieners - und die einfache, weiße tunica, die ich mir für heute gewählt hatte, sollte neugierigen Blicken bedeuten, dass bei mir nicht viel zu holen war.
    Wann war die Leichtigkeit verloren gegangen, die ich früher gespürt hatte, wenn es um das Genießen so einfacher Dinge gegangen war? Wahrscheinlich war sie irgendwo im Moloch Rom auf der Strecke geblieben, zu Boden getrampelt von rücksichtslosen Schleimern und Speichelleckern, sodass mir nichts weiter blieb als mir einige Stunden zu stehlen, wenn es nötig war. Glücklicherweise gab Gracchus seinen Klienten immernoch großzügige sportulae aus, sodass ich eine Wegzehrung dabei hatte, die zudem kostenlos gewesen war, und so trabte ich eine belebte Seitenstraße entlang, in der sich viele kleine Lädchen mit Töpfer- und Schneiderwaren aneinander reihten.


    Es gab viel zu sehen, und ich ließ meinen Blick zwischen die Statuetten und Stoffe gleiten, verlor mich in Mustern und Kunsthandwerk, ohne wirklich etwas suchen zu wollen, eine Betrachtung ob des Betrachtens willens. Irgend etwas passendes würde ich für Aristides und seine Gemahlin noch finden müssen, aber ich hatte keine rechte Idee und hatte gehofft, ich würde eine Inspiration finden - die allerdings, wie es natürlich sein musste - auf sich warten ließ. Wenn man kein Glück hatte, kam für gewöhnlich auch noch Pech mit dazu. Wann hatte ich das letzte Mal mit Prisca gesprochen?
    Es musste eine halbe Ewigkeit her sein, so schien es mir, aber ich wusste auch, dass solch delikate Entscheidungen wie Verlobungen nichts waren, wobei man drängen durfte oder die Familie einen zu großen Eifer erahnen zu lassen. Sicher war eine Verbindung mit den Aureliern für die Zukunft von Vorteil, aber letztendlich hatte ich es auch nicht eilig mit einer solchen Bindung - und Prisca schien mir einmal mehr wie eine Frau, die sich nicht unter Wert würde verkaufen wollen, eine angemessene Zeit des Werbens und Spielens musste dabei schon sein. Ich würde ihr demnächst wohl wieder ein Geschenk schicken, und vielleicht einen Brief, um ihre Träume wieder mit Nahrung zu erfüllen ... ja, warum nicht.


    Während ich also von Laden zu Laden schweifte, die vielfältigen Versuche der Händler und Ladenbesitzer sträflich missachtend, mich mit lockenden Worten in das Innere dieser meist düsteren Klitschen zu bekommen, war ich relativ blind für meine Umgebung, letztendlich erwartete ich auch nicht, irgend etwas Besonderes zu sehen, und die letzten Wochen hatten auch meinen Hunger nach weiblicher Gesellschaft dank so vieler zu erledigender Aufgaben deutlich erstickt. Wahrscheinlich hätte Helena von Troja an mir vorübergehen können, und ich hätte sie nicht einmal ansatzweise bemerkt ... und so bemerkte ich auch nicht jenen Blick, der mich seit einiger Zeit immer mal wieder flüchtig taxiert hatte.


    Sim-Off:

    Reserviert :)

  • Es war ein wundervoller Tag, der heute zum spazieren gehen einlud. Ein sehr deutlicher Ruf wie es schien, der durch die Stadt drang. Viele folgten ihm, unter ihnen auch Celeste. Sie hatte die Insula verlassen und wollte sich einfach nur treiben lassen. Getreu dem etwas abgeänderten Motto 'Du setzt einen Fuß vor die Tür und weißt nicht wohin er dich trägt' war sie hinausgegangen und ihrem Gefühl gefolgt. Ihr Vorhaben ihre Gedanken auszuschalten und einfach nur zu laufen, schlug schon in dem Moment fehl, in dem sie versucht hatte ihre Gedanken zur Seite zu schieben. Es gab so viel über das sie nachdenken musste und es eigentlich gar nicht wollte.


    Gedanken hatten diese sonderbare Angewohnheit immer dann aufzutauchen wenn man sie am wenigsten brauchte. Entweder war es eine Situation, in der man einen klaren Kopf benötigte oder sie nur ablenken konnten. Eine Variante war auch, dass sie dann auftauchten wenn es schöne Momente waren und man diese genießen wollte und es nicht angebracht war, dass man durch das Durcheinander im Hirn nichts mehr davon mitbekam. Aber was konnte man machen, wenn sie einen einfach überfielen und nicht mehr weggingen? Ein durchaus schweres Problem vor das man sich selbst stellte und wo ein Ausweg nur schwer zu finden war. Als sie sich einen Weg hieraus gebahnt hatte, war sie schon durch die halbe Stadt gelaufen und hatte es gar nicht bemerkt.



    Ihr Weg hatte sie auf eine der vielen Straßen mit kleinen Läden und ihren Händlern geführt. Lautstark wurden überall die Waren angepriesen, man zum feilschen aufgefordert und schon fast bedrängt doch bitte etwas zu kaufen. Sie jedoch war nicht zum einkaufen hierher gekommen und auch nicht zum stehlen. Zumindest dachte sie dies. Einfach die Ruhe genießen. Ruhe mochte das falsche Wort sein, es war jedoch so etwas wie Ruhe wenn man sich einfach treiben ließ und mal nicht auf alles achtete. Während sie so die Straße entlang schlenderte, fiel ihr Blick auf einen Mann, der trotz seiner Kleidung nicht so recht in das Bild der rasch voraneilenden Sklaven mit ihren sehr gut angezogenen Herren passte. Etwas war so anders an ihm und sie beschloß dem auf den Grund zu gehen. Vielleicht hatte sie ja die Möglichkeit auch etwas von seinem geld zu erhalten, dass dieser Mann sicher bei sich trug. Celestes Aufmerksamkeit war ihm nun gewiss und sie würde ihn gut beobachten ehe sie zuschlug. Ihr Herz sehnte sich immer mehr nach einem erfolgreichen Fang, den sie vielleicht heute machen konnte. Wenn er an einem Stand stehen bleiben würde, war ihr Moment gekommen...

  • Diese ganzen Dinge waren meine Sache nicht. Im Grunde war ich bisher immer ein schneller Einkäufer gewesen, auch wenn einige Damen in der Familie mich als willenlosen Begleiter missbraucht hatten; wenn ich etwas Bestimmtes haben wollte, dann ließ ich es herstellen oder suchte gezielt danach, mit einem Einkaufsbummel, der nur aus schauen und Anregungen suchen bestand, hatte ich bisher wenig Erfahrung gesammelt. Wahrscheinlich war es auch selten dazu gekommen, weil mir in letzter Zeit kaum Mußestunden vergönnt gewesen waren, und jene, die ich dann doch hatte meinem rigiden Stundenplan hatte abtrotzen können, waren mit anderem angefüllt gewesen als ausgerechnet einem Einkauf.
    Ich fühlte mich wie ein Idiot, als ich von Laden zu Laden schlenderte, wie ein Müßiggänger, der ich früher gewesen war und mit dem mich heute noch der Name und eine unbestimmte Sehnsucht nach Freiheit verband. Wie wäre es wohl, in dieser Masse einfach einzutauchen, einer unter ihnen zu sein, an den keine Erwartungen geknüpft wurden, der unwichtig war, und ein bescheidenes Leben führte, mit geringeren, aber auch erreichbareren Zielen? Aquilius, der Fischer, war seltsamerweise öfter glücklich gewesen als Aquilius, der Politiker. In solchen Stunden fiel es mir leicht, alles anzuzweifeln, was gewesen war, und ich war eine ganze Weile vor einer Auslage stehen geblieben und hatte darauf gestarrt, ohne zu wissen, was ich eigentlich ansah.


    Als mir dies bewusst wurde, sah ich genauer hin und betrachtete die Töpferwaren, die für willige Käufer aufgebaut worden waren. Neben höchst durchschnittlich aussehenden Tellern und Vasen gab es auch etwas mehr verzierte Amphoren im griechischen Stil, die in einem gutsituierten Haushalt sicherlich in der Küche gebraucht werden würden - aber das war nichts passendes für die Hochzeit, Aristides und seine Frau würden in der villa Flavia wohnen, die ausgesprochen gut ausgestattet war. Einige, recht lebensnah geformte Tierfiguren gefielen mir da schon deutlich besser, vielleicht als Spielzeuge für Gracchus' Sohn?
    Selbst der nachgebildete kleine Löwe verriet, dass hier ein Künstler sich Mühe gegeben hatte und sicher auch schon den ein oder anderen Löwen in Bewegung gesehen haben musste.
    Der Händler nickte mir zu, als ich ein Tonpferd hochnahm, das mit schimmernder Farbe angemalt worden war und seinen Kopf stolz hoch erhoben trug, als sei es eines der teuren Pferde aus der Wüste - das würde einem Jungen sicher gefallen, vielleicht sollte ich für Gracchus' Sohn einfach eine ganze Kollektion an den vorhandenen Tieren erstehen, und dazu ein schönes Kistchen, damit sie aufbewahrt werden konnten, ja, der Gedanke gefiel mir. Vielleicht würde Gracchus minor im Augenblick noch nichts damit anfangen können, aber eine solch stattliche Menagerie würde Eindruck schinden, wenn er älter wurde. Vertieft in die Betrachtung der Tontiere, war die Umgebung jedenfalls nichts, was ich groß beachtet hätte, und so musste ich für eventuelle Raubzüge kein schlechtes Opfer darstellen.

  • Auffällig in seiner Art war er ohne Zweifel. Wie er sich bewegte und wie dieser Mann unbedacht stehen blieb, das war schon als grob fahrlässig anzusehen, ganz ohne Frage. Doch warum tat er das? Selbst für einen verdeckt ermittelnden Urbanen war er zu auffällig. Das konnte er also nicht sein. War er also wirklich ein so unbedachtes Opfer wie er sich gab? Bei diesen Gedanken bemerkte sie, dass sie schon an Opfer dachte. Unbemerkt hatte sich also die Neugierde weiterentwickelt und war zu der Gewissheit gekommen, dass er heute seinen geldbeutel verlieren würde. Allerdings hatte sie diesen noch gar nicht gesehen. Es würde also keine einfache Aufgabe werden. Borgehen wie immer...unbemerkt herankommen, Argwohn zerstreuen, zuschlagen und rechtzeitig den Rückzug antreten ehe sie als das entlarvt würde was sie war. Unauffällig begann nun die Verfolgungsjagd, des für das geübte Auge stark auffallenden Mannes. Es war ein übersichtlicher Haufen an Menschen unterwegs, so dass Celeste sich nicht viel Mühe geben musste unauffällig zu folgen und diese Geistesabwesenheit machte auch noch einiges einfacher. Erst lief er einfach durch die Gegend und verharrte dann länger als eigentlich notwendig an einer Auslage. Warum nur? Irgendetwas war mit ihm und schien ihn schwer zu beschäftigen. Einen Vorwurd konnte sie ihm ob dieser Dummheit an diesem Ort nicht wirklich machen. War sie doch aus dem gleichen Grund hierher gekommen. Sie hatte sich treiben lassen und war nun hier. Dann beschäftigte er sich mit der Auslage, das war ihr Moment.


    Ihren Weg bahnte sie sich von der anderen Straßenseite hinüber zum Stand und den auf der Straße befindlichen Körben und Regalen. Ein kurzer Blick und ihr schienen seine Absichten klar. Ein Tier in der Hand, das konnte nur für ein Kind sein. Glasklar. Man lernte viel wenn man genau beobachtete und noch mehr wenn man auch andere Details wahrnahm.
    "Ich als Kind hätte mich darüber gefreut wenn mein vater mir dies geschenkt hätte. Sie sind wirklich wunderschön."
    Die Kontaktphase war angelaufen. Ein ungezwungenes Gespräch aufdrängen, ausmachen wo der Mann ihre Beute hatte und dann zu schlagen. Es würde doch keiner auf den Gedanken kommen, das jemand erst das Gespräch suchte und sich damit zu erkennen gab und dann einfach mitnahm was ihm nicht hörte. Ihr bezauberndes Lächeln setzte sie unschuldig wirkend hinzu als sie den Mann nun genauer taxierte. Da stimmte etwas nicht mit ihm, aber es war etwas für sie nicht Bedrohliches, aber vielleicht für ihn?

  • Die Stimme riss mich brutal aus meinen Gedanken, auch wenn es eine wohlklingende und angenehm modulierte Stimme war - sie war in die zerbrechliche Welt meiner Überlegungen brachial eingebrochen und ließ die Fetzen an tausendfachen Möglichkeiten zerbersten, die sich vor meinem inneren Auge aufgetan hatten. Das Tontier in den Fingern, wandte ich den Blick in die Richtung, aus welcher die Stimme gekommen war, und musste wohl für einen Moment lang ausgesehen haben wie ein sprichwörtlicher Ochse vor einem geschlossenen Scheunentor. Auch wenn ich viel erwartet hatte, dass eine zudem noch hübsche junge Frau mich bei einem Einkaufsspaziergang ansprechen würde, wenn ich mit Tontieren hantierte, hatte ich nicht erwartet und folglich war ich davon auch etwas überrascht. Oder aber, die junge Frau suchte männliche Begleitung und fand ihre Wünsche nach einer Familie darin bestätigt, dass ich mich mit Tontieren abgab, etwas, das nur wenige Männer ohne konkreten Grund getan hätten. Ich blinzelte einige Male, und bevor die entstandene Pause zu lange werden konnte, schob ich ein Lächeln auf meine Lippen, die Übung als Politiker ließ mich dieses Manöver inzwischen immer flüssiger vollführen, selbst wenn ich im Inneren noch Gedanken sortierte.


    "Ja, das sind sie. Ich hätte als Kind sicher auch Freude daran gehabt, allerdings überlege ich doch, ob nicht Tiere aus Holz besser wären, Ton kann allzu leicht brechen, vor allem für ein kleines Kind ist das nicht unbedingt ideal," antwortete ich ihr und stellte das kleine Tonpferd wieder zu seinen tierischen Gefährten. Sie hatte wirklich ein berückendes Lächeln, das mich an jene Stunden erinnerte, die irgendwie schon eine Ewigkeit zurück zu liegen schienen. Außer einem diskreten Besuch bei einem sauberen und exclusiven lupanar hatte ich mir in der letzten Zeit nichts gegönnt, keine Flirts, keine Abendunterhaltungen, nichts - es war auch nicht die Zeit dazu gewesen, als ich mich noch mit meinem Amt herumgeschlagen hatte. Und jetzt sprach mich eine Schönheit einfach so auf der Straße an. Sah ich so bedürftig aus? Oder hatte sich im letzten Jahr etwas in Rom geändert, dass die Frauen nun die Initiative ergriffen? Es war eine Abwechslung, und keine unangenehme noch mit dazu.


    So lächelte ich weiter und fügte an: "Es ist für ein sehr kleines Kind, und ich bin mir noch nicht sicher, was das passendste Geschenk für einen so kleinen Jungen wäre, mit dem er auch etwas anfangen kann." Für meine eigenen Kinder fiel es mir irgendwie leichter, Dinge auszusuchen, sowohl für meinen Erstgeborenen als auch für das Ungeborene in Bridhes Bauch ... vielleicht wollte ich es bei Gracchus' Sohn auch einfach nur perfekt machen. Als ich mich ihr zuwandte, mochte auch der an meinem Gürtel befestigte, auf der ihr ursprünglich abgewandten Seite hängende Beutel in ihr Blickfeld geraten, der recht ausgebeult war - mein Mittagessen, aber das sah man dem Beutel nicht unbedingt von außen an.

  • Sie musste ihn wohl bei mehr gestört haben als nur beim Mustern dieser Tiere. Er schien aus einer tiefen Schicht seiner Gedanken aufzutauchen ehe er begann ein wenig zu lächeln. Hätte sie nur gleich gesehen wo er seinen Geldbeutel trug, hätte sie ihm diesen ohne ein Wort sagen zu müssen abnehmen können und er hätte es nicht einmal mitbekommen. Nun ja, wer wusste schon wozu es gut war in doch anzusprechen. Er konnte ja alles auch nur vorgetäuscht haben und jemand von den Urbanen sein, die auf Diesjagd waren. Da musste frau ja immer vorsichtig sein nicht irgendwann an jemanden von ihnen zu geraten.
    Die Gedankengänge, die er ihr offenbarte, hatten durchaus etwas bedenkenswertes. Also nicht, dass es sie im Moment wirklich interessierte, dieses zog zu einem gewissen Teil, der hoffentlich vorhandene Geldbeutel irgendwo an ihm auf sich. Nein, sie konnte so ein Gespräch aufrecht erhalten ohne sich etwas aus den Fingern saugen zu müssen.
    "Wenn es ein kleines Kind ist, dann solltest du wirklich auf Holz umschwenken. Da ist die Verletzungsgefahr weit aus geringer. Die Eingebung so etwas einem Kind zu schenken ist jedoch wirklich eine gute. Kinder spielen sehr gern damit und die ganz großen dann mit. Solch Sielzeuge können eine ganze Familie beschäftigen und dies eine ganze Weile lang."
    Wieder lächelte sie und dieses Mal fast noch etwas besonderer als vorhin. Wenn sie nun gut aufpasste, hatte sie ihn an der Angel und sie würde nur auf den richtigen Moment warten müssen zuzuschlagen. Jedoch und allerdings...bisher hatte sie das Geld noch nicht gesehen. Irgendwo musste es doch sein.
    Von all den Gedanken in seinem Kopf wusste sie nichts, ahnte es auch nicht. So sprach sie unbesorgt weiter und ließ sich die freudige Überraschung nicht anmerken, die sie überkam als sie den gut gefüllten Beutel sah.
    "Wenn es so ein ganz kleines Kind ist, hast du dann vielleicht schon an eine Rassel oder eine Klapper gedacht oder etwas zum Betasten und befühlen? So etwas mögen so richtig ganz kleine Kinder doch noch am liebsten."
    Spielzeug auf dem man herumnagen konnte wenn die Zähne kamen und was sonst ordentlich Lärm machte. Das hatte sie bei ihrer Pfelgefamilie gesehen, wenn man sie so nennen wollte. Das kleine Mädchen hatte so furchtbare Dinge gehabt. Sehr unangenehm für die Ohren aber einen unheimlichen Spaß bereitend. Dies konnte doch noch eine Alternative sein.
    "Ein Stand etwas weiter dort runter hat solch Spielzeug. Du kannst dich natürlich auch gern dort umsehen."
    Nachdem ich deinen Geldbeutel habe, dachte sie sich sich und lächelte wieder. Doch dieses Mal beim Gedanken an die Füllung, die sie wieder eine ganze Weile lang gut über die Runden bringen würde. Nach außerhin sah man keinen Unterschied in ihrem recht natürlichen Dauerlächeln.



    /edit: dies und das ausgebessert

  • "Holz ist wohl wirklich besser," fasste ich meine letzten Gedanken und auch ihre Worte zusammen und nickte bedächtig, während ich noch einen letzten Blick auf die wirklich hübschen Tonfiguren warf. Hatte irgendein Verwandter ein Kind im passenden Alter? Die meisten waren dann doch schon halb erwachsen und spielten eher mit stilus und Wachstafel denn mit Tontieren, in sofern musste ich mich von dem Gedanken verabschieden, diese Tiere zu kaufen. Oder aber ich würde sie auf Vorrat für meinen ersten Sohn holen, und sie ihm dann überreichen, wenn er älter geworden war und derlei Spielzeug zu schätzen wusste. Ja, das schien mir ein guter Plan zu sein. Handwerker, die offensichtlich mit Liebe zum Detail arbeiteten, verdienten es, Geschäfte zu machen, es gab viel zu viele faule Nutzlose in Rom, die sich nur durchfüttern ließen und dennoch lebten, da gebührte es jenen, die gut arbeiteten, besser leben zu können.
    "Er hat schon recht viel Spielzeug, fürchte ich, seine Eltern sind, was das angeht, die typischen Eltern, die ihrem Kind eher mehr Sachen schenken als zuwenig," überlegte ich laut und schmunzelte dann, denn der Gedanke, Manius beim Rassel-einkaufen zu erwischen, hatte durchaus etwas amüsantes bei sich. Ganz sicher würde er die perfekte Rassel suchen und irgendwann feststellen müssen, dass auch der kunstfertigste Handwerker solcherlei nicht fertigen konnte. Dennoch hätte er sicherlich sehr lange gesucht ...


    Ich wandte den Kopf in die bedeutete Richtung und konnte den entsprechenden Stand, eingeklemmt zwischen zwei andere, durchaus erstehen, und nickte ihr dankend zu. "Das ist eine gute Idee. Vielleicht ein größeres Tier, damit der Kleine es nicht verschluckt. Am Ende mache ich mich bei der gesammelten Verwandtschaft nicht durch ein Geschenk unbeliebt, das nicht passend ist, sondern durch eines, das dem Kind zu gut gefällt und dann daran erstickt ..." Kurz musste ich trocken schmunzeln, dann schüttelte ich den Kopf, der Gedanke an eine gesamte, zornige Verwandtschaft war gleichermaßen irrsinnig wie amüsant. Ich fuhr mir mit der Hand durch das Haar - es musste wirklich geschnitten werden, sonst würde ich hemmungslos verlottern - und blickte die junge Frau etwas genazer an.
    "Kennst Du Dich mit dergleichen aus? Ein wenig fachkundige Beratung wäre sicher nicht verkehrt." Der Händler in dem Laden für Tonsachen rollte mit den Augen, und zugegeben, es gab bessere Sprüche, um eine junge Frau für sich zu interessieren und sie dazu zu bringen, ein bisschen mehr Zeit mit einem zu verbringen, als sie eigentlich vor gehabt hatte - aber ich konnte auch gerade auf keinen besseren zurückgreifen. Er hatte sich sozusagen angeboten. Und, wenn ich ganz ehrlich war, ich war zudem außer Übung.

  • Das konnte sie irgendwie nicht verstehen, aber die Reichen dieser Stadt waren ihr eh unverständlich.
    "Ich verstehe nicht warum sie dann schon so viel auf Vorrat kaufen. Da wäre es doch ein leichtes die Wünsche an die vielen Besucher zu richten und sich von ihnen beschenken zu lassen. Dann muss man das nicht alles selbst machen. Als werdende Eltern hat man doch sicher noch anderes zu tun, oder?"
    Es war ein Gedankenexperiment, dass sie in ihrem kleinen Kopf durchging. Ein Zimmer musste eingerichtet werden, Kleidung besorgt - das würde sie so ganz nebenbei auch keinen anderen machen lassen als sich selbst - und vermutlich noch viel mehr geplant werden als was ihr jetzt einfiel. Da wären doch gerade die Spielzeuge eine willkommene Sache, die man abgeben konnte. Alles selbst zu machen, schien da irgendwie eine Marotte der Reichen zu sein. Innerlich musste sie darüber den Kopf schütteln. Nach außen hin blieb aber ihr Lächeln, das ihr so eigen war. Freundlich, offen und immer vertraut wirkend.



    "Es sollte nicht nur ein größeres Tier sein. Nach Möglichkeit auch aus einem Teil geschnitzt. Wenn es aus mehreren Teilen besteht, dann sind diese recht klein und können ebenfalls verschluckt werden."
    Hach, es war schon recht gut hier und da auf den Märkten nicht nur die Leute auszurauben sondern ihnen auch zuzuhören. Das dort gewonnene Wissen konnte sie hier bestens absondern und sie half ihm ganz nebenbei noch ein wenig. Vielleicht eine kleine Entschädigung für den nach dem Einkauf fehlenden Geldbeutel? Sie war vielleicht anders als andere eine Diebin mit Gewissen. Nun ja, in gewissem Maße. Sie stahl Geld, aber sie hörte Gesprächen zu und wartete dann den günstigsten Zeitpunkt ab. Erst einkaufen lassen und dann den Rest nehmen. Dann fiel es erst zu Hause wieder auf, wenn es nicht mehr zu ändern war. Das Geld war zwar nicht mehr viel, aber für sie reichte meist dennoch. Es war ja nur ein kleines Hobby nebenbei. Das meiste Geld bekam sie auf andere Weise und so empfand es Celeste nicht als schlimm ihm weiter Gesellschaft zu leisten und nickte zur Antwort. Als Anmachspruch empfand sie es nicht. Dafür hatte sie keine Antennen und bemerkte solch Absichten in der Regel erst zu spät.
    "Nun ja, auskennen. Nicht direkt, aber ich denke, ich kann mich gut zurecht finden und wenn du es möchtest, dann helfe ich dir natürlich gern. Das ist kein Problem für mich."
    Und wieder zeigte sie ihr anmutiigstes Lächeln.

  • Ich musste schmunzeln - diese junge Frau kannte anscheinend keine patrizischen Eltern, die grundlegende Dinge, die irgendwie mit Arbeit zu tun hatten, ihren Leibsklaven überließen, und für den Rest, die Anschaffung sinnloser Kleinigkeiten, deutlich mehr Zeit hatten als andere Elternpaare.
    "Nicht alle Eltern bereiten sich gleichermaßen auf ein Kind vor, denke ich. Manche reagieren sehr praktisch, andere kümmern sich lieber um die kleineren Dinge. Ich habe bei meinem ersten Sohn nie wirklich gewusst, was ich nun tun sollte außer eben für die erste Einrichtung Sorge zu tragen, seine Mutter war da glücklicherweise viel praktischer veranlagt und hat mir gesagt, was sie alles braucht, damit ich es besorgen konnte." Es war eine seltsam schöne, vielleicht sogar zu schöne Zeit gewesen, als ich mich mit Orestilla noch auf unser Kind freuen konnte, ohne zu ahnen, woher ich stammte und wer ich war - diese Zeit des einfachen Lebens, und der einfachen, aber erfüllenden Freuden war unwiederbringlich vorüber. "Vielleicht erscheint einem der Nachwuchs auch als so außergewöhnlich und wunderbar, dass es einem schwer fällt, alles von Anfang an richtig zu machen, und ein bisschen mehr Spielzeug sehe ich nun nicht als das große Problem an. Kinder haben ohnehin die Neigung, so einiges schnell kaputt gehen zu lassen." Spätestens wenn Klein-Gracchus die erste Rassel quer durch den Raum schmiss, würde auch Antonia einsehen müssen, dass Kinder nun einmal lebhaft waren und nicht immer so brav, wie sich der Kleine bisher gezeigt hatte.


    Ihre Anmerkungen machten Sinn, und ich hatte offensichtlich einiges Glück, sie getroffen zu haben, ich hätte daran nicht unbedingt gedacht (bei Spielzeug war es für mich zumeist so wie bei Frauen: gefiel mir erst eines, waren alle eventuellen Nachteile nicht mehr so wichtig). "Eine angenehme Begleitung würde mich sehr freuen," sagte ich zu ihr und schenkte ihr eines meiner besten Lächeln, die ich mir meistens für Gelegenheiten aufhob, in denen es mir langsam aber sicher ernst wurde mit dem Vorsatz, die jeweilige Dame für mich zu begeistern. "Wenn Du möchtest, kannst Du danach gerne mein Mittagessen mit mir teilen, es wird sicherlich für zwei reichen." Damit klopfte ich auf den Beutel an meiner Seite und meinte natürlich das Essen darin damit - dass eine potentielle Beutelschneiderin darin den Hinweis auf so manchen Sesterzen mit verbinden könnte, kam mir nicht in den Sinn, ich hatte zumindest für den Moment zu jenen Tagen zurückgefunden, in denen ich Caius, der Fischer, gewesen war, der sein Mittagsmahl mit anderen Fischern geteilt und diese Stunden der freundschaftlichen Unterhaltung genossen hatte. "Wo, sagtest Du, befindet sich dieser spezielle Händler? Ich denke, ich werde für meinen Sohn auch etwas mitnehmen, langsam kommt er in das Alter, in dem er mit solchem Spielzeug Freude hat." Der kleine Caius war natürlich für die villa Flavia nicht salonfähig, zumindest hätte es keiner meiner Verwandten wohl gern gesehen, hätte ich ihn mitgebracht, aber für mich würde er immer mein Erstgeborener bleiben.

  • Einiges an den Worten des Mannes leuchtete ihr schon ein. Manchmal konnten Menschen wie kopflose Hühner völlig orientierungslos durch die Gegend laufen während andere genau wussten wozu ihnen die Einrichtung diente, die sie auf ihren Schultern trugen. Warum sollten dann nicht auch Eltern solch Veranlagungen haben. Ob ihre Eltern auch so waren als ihre Schwester zur Welt kam? Bei ihr selbst sicher nicht mehr. Da wussten sie schon was sie zu zun hatten. Aber bei Luciana? Möglich wäre es sicher gewesen, aber nicht mehr zu klären.
    "Wie alt ist denn dein Sohn inzwischen. Es hört sich so an als sei das schon ein wenig her."
    Mußmaßungen, alles reine Mutmaßungen und der Versuch keien Fragena uf sie lenken zu lassen. Immer schön das Opfer ausfragen. Wer wusste wozu es gut sein mochte und vielleicht würde sie den Plan ihn heute zu bestehlen zu Gunsten eines möglich größeren Fanges aufgeben. Aber das konnte sie erst entscheiden wenn sie mehr wusste.


    "Eltern können meiner mEinung nach nichts falsch machen. Denn nur sie wissen was das richtige und was das falsche ist. Berichtige mich wenn ich das falsch sehe?"
    Sicher gibt es hier schon gewaltige Unterschiede. Doch für Celeste exzistierten diese nicht, da sie nichts anderes kannte als ihre Familie und später die Pflegefamilie. Immer waren sie nett zu ihnen gewesen und wussten wie sie die beiden Mädchen gut erziehen konnten. Dass diese beiden im Endeffekt nun auf der anderen Seite des Gesetzes stehen und gegen alles Gute angehen, dass man ihnen versucht hatte anzuerziehen, das wusste keiner und das war auch gut so. Hier spielten andere Gründe rein als die Erziehung und wenn Celeste ehrlich mit sich war, dann war es ihre Schwester gewesen, die sie hierher gebracht hatte und nun war es zu spät um umzudrehen oder zurückzurudern. Es war ein Spiel geworden. Ein Spiel mit dem Feuer bei dem sie sich irgendwann verbrennen würde. Mehr noch als sie es bisher getan hatte.


    Das Begleiten hörte sich gut an, allerdings alles andere nicht. In dem Beutel war sein Essen? Es benötigte wirklich alle Selbstbeherrschung, die Celeste inne wohnte um nicht entsprechend blöd drein zu schauen. Das war ja wirklich gemein. Trägt so einen prall gefüllten Beutel, dass jeder Dieb denken musste, dass viel Geld dort drinnen war und dann war es nur mit Essen ausgestopft. Innerlich war Celeste enttäuscht und fast schon wütend, nach außen hin wahrte sie ihren Gesichtsausdruck, der weiterhin freundlich wirkte. Nun musste sie allerdings noch ein wneig Zeit mit ihm verbringen ehe sie möglichst anstandswahrend verschwinden konnte. Er schien kein wirklich aussichtsreiches Opfer zu sein und damit musste man ja nicht die kostbare Zeit verschwenden, die man so hatte.
    "Ich begleite dich gern und wenn du der Meinung bist, dass sie so angenehm ist, dann will ich sie noch einen Moment gewähren."
    Und dann schnell weg, dachte sie.
    Ich möchte mich im Voraus schon für die Einladung bedanken. Allerdings weiß ich nicht ob ich dir wirklich so lang Gesellschaft leisten kann. Lass mich dies später entscheiden."
    Sein Lächeln war ja schon ganz nett, nur er war keine lohnende Bwute mehr. Innerlich seufzte sie. Immer wenn sie ein nettes Opfer kennen lernte, gab es irgendeinen Haken. Die Welt war wirklich sehr ungerecht.
    "Den Händler finden wir dort vorn. Nur ein kleines Stück von hier entfernt. Ich kann gern vorgehen und es dir zeigen. Sicher werden wir dort das Passende für deine Anlässe finden."
    Ein Beutel voller Essen. Darüber kam sie nich hinweg. Da würden ja weitaus weniger Sesterzen drinn sein als angenommen. Das war gemein und darüber würde sie wohl so schnell hicht hinweg kommen.

  • „Bald wird er zwei Jahre alt, der kleine Caius,“ sagte ich mit sichtlichem Stolz. Der Kleine war gesund und wohlgeraten, und seit ich ihn und seine Mutter sowie deren Vater in Sicherheit wusste, weil sie nun Sklaven hatten, die auf sie aufpassten, und mich niemand mehr mit ihrer Existenz erpressen wollte, fiel es mir leicht, mit Freude an meinen Erstgeborenen zu denken. Ich hatte nie zweifeln müssen, ob ich ihn anerkennen sollte, er war immer mein Sohn gewesen, vom ersten Augenblick an, an dem ich ihn gesehen hatte. Trotz Orestillas Lüge war er mein Sohn, gezeugt zu einer Zeit, in der ich ihr Mann gewesen war, in Liebe entstanden, in einem kleinen, aber realen Glück. Wie hätte ich verleugnen können, was wir damals gelebt hatten? Niemals. Und sein leises Lachen, wenn man ihm den Bauch kitzelte, war ein Moment des Glücks, jedes Mal, wenn ich ihn sah.
    „Ich hätte nie gedacht, dass der Kleine mir und zugleich seiner Mutter ähnlich sehen kann, ohne dass es seltsam wirkt, aber er ist wirklich ein hübsches Kind. Wenn er nicht immer auf seinen Rasseln kauen würde, wäre alles perfekt. Sein Großvater lacht sich immer schief, wenn er die Bißspuren auf der Rassel sieht.“ Ich musste für einen Moment lang grinsen, denn es war wirklich zumeist eine amüsante Szene, wenn ich zu dieser Familie kam und für ein paar Stunden den Patrizier abstreifen konnte, die Verantwortung vor der Tür warten musste und wir, als wären wir wirklich noch eine Familie, gemeinsam den Göttern opferten. Vielleicht würde der kleine Caius eines Tages Priester werden wollen, wie ich einer war. Noch etwas umwölkt von der Freude, die mir mein Sohn bereitete, richtete ich den Blick wieder zu der jungen Frau, und mein Lächeln wurde ein wenig breiter.


    „Verzeih, ich will Dich nicht mit meinen Kindergeschichten langweilen. Wahrscheinlich fangen alle Väter an, von ihren Kindern zu schwärmen, wenn man das Gefühl hat, dass sie gut geraten. Aber Deine Meinung, dass Eltern nichts falsch machen könnten, vermag ich nicht zu teilen. Denn Eltern können ein Kind mit der falschen Erziehung ziemlich verkorksen. Bei meinen eigenen bin ich mir nicht einmal sicher, ob sie jemals ein brauchbares Erziehungskonzept hatten, was mich anging – sie waren zumeist sehr damit beschäftigt, sich zu streiten, da bleibt für ein Kind nicht viel Zeit.“ Wieder musste ich schmunzeln, dann schüttelte ich den Kopf.
    „Aber ich will nicht lamentieren. Wenn man es ernsthaft versucht, aus seinem Kind einen brauchbaren Menschen zu machen, ist es sicher nicht allzu verkehrt. Genügend Eltern machen sich die Sache auch leicht und schieben ihren Nachwuchs zu irgendwelchen Sklaven ab, davon halte ich nicht viel. Zumindest Zeit sollte man für die Kinder schon haben, auch wenn man nicht den ganzen Tag mit ihnen spielt.“ Womit ich mich, ohne es zu wollen, als jemand verraten hatte, der mehr Geld besaß als der Durchschnittsrömer – die wenigsten Einwohner der subura konnten sich Sklaven für ihre Kinder leisten, die meisten konnten sich nicht einmal Kinder leisten.
    „Wünscht Du Dir denn Kinder und Familie? An manchen Tagen denke ich, die jungen Frauen in Rom seien inzwischen so erschreckend modern geworden, dass die alten Werte nicht mehr interessant genug sind. Das Leben als matrona stelle ich mir sehr anstrengend vor, gleichzeitig den Haushalt und die Kinder im Blick zu behalten dürfte recht viel Geduld und noch mehr Organisationstalent erfordern. Ich würde darin wahrscheinlich ziemlich versagen.“ Geschweige denn darin, mir die passende modische Kleidung zu besorgen, denn dafür musste man gern einkaufen gehen.


    „Geh nur voraus, ich kenne diese Gegend nicht besonders gut,“ sagte ich und folgte ihr, als wir unseren Weg zwischen den einzelnen Marktständen und kleinen Lädchen wieder aufnahmen. „Aber ich habe mich noch gar nicht vorgestellt, als Namenloser mit einer Namenlosen unterwegs zu sein, hat zwar seinen Reiz, aber höflich ist es nicht – nenn‘ mich ruhig Aquilius.“ Wie sie wohl hieß? Für eine Messalina war sie zu natürlich, eine Helena war sie sicher auch nicht, denn dafür erschien sie mir zu offen und zu freundlich, und für eine Iulia (gemessen an der Tochter des Augustus) nicht liederlich und durchtrieben genug. Außerdem wollte ich jetzt nicht unbedingt den Flavier auspacken, ein mit Geschichte und Vorstellungen zu reichlich überfrachteter Name, der meistens die falschen Erwartungen weckte. Und wir hatten nicht überall nur Freunde. Man musste ein wenig vorsichtig sein. „Aber sage mir, womit verbringst Du für gewöhnlich Deine Zeit? Ich habe mir heute frei genommen, aber ich denke, diesen Luxus kann sich nicht jeder leisten, ein hübsches Gesicht wie das Deines dürfte auffallen, wenn Du an einem bestimmten Ort zur vereinbarten Zeit nicht erscheinst.“ Dass ich ein bisschen schäkerte, war mehr eine alte Gewohnheit denn unbedingtes Verführen-Wollen, ich erwartete auch im Moment nicht ernsthaft, dass sie darauf eingehen würde.

  • “Zwei Jahre. Das ist schon ein stolzes Alter,“
    sagte sie mit einem anerkennenden Nicken. In diesem Alter entdeckten die Kinder ihre Welt noch ein Stück weiter. Das hatte sie bei ihrer Gastfamilie gesehen, die Kinder in diesem alter hatten. Es schien ein ganz besonderes Alter zu sein. Sie selbst konnte das natürlich nicht nachempfinden, Kinder hatte sie ja keine eigenen und wollte es auch nicht haben. Sie hatte nichts zu bieten und lebte ein Leben in das Kinder einfach nicht passen konnten. Immer auf der Flucht, immer die Gefahr im Nacken erwischt zu werden? Nein, das war nichts für einen kleinen Menschen. Sollte sie einmal eine andere Perspektive haben, konnte sie sicher auch darüber nachdenken. Doch im Moment nicht.


    Kurz musterte sie den Mann neben sich und versuchte sich in Gedanken vorzustellen wie wohl das Kind aussehen mochte. Was es vom Vater und was von der Mutter haben konnte? Ohne die Mutter zu kennen war dies ein sinnloses Unterfangen. Doch Celeste störte dies nicht wirklich. In ihren Gedanken malte sie sich unzählige Versionen aus und verwarf sie dann doch wieder.
    “Die Zähne müssen eben gestärkt und geübt werden. Dazu sind Rasseln doch besonders gut geeignet. Also ich kann verstehen wenn der Kleine diese so gern dafür nutzt. Ist doch ein schlaues Bürschchen.“
    Sie lächelte etwas um deutlich zu machen, dass sie das nicht ganz so ernst meinte aber auch wieder irgendwo schon. Es war schwer zu beschrieben was es wirklich bedeuten sollte. Aber nichts negatives. Dazu hatte sie gar keinen Grund.


    Das Thema endete jäh als er es abbrach und so tat als würde sie dies langweilen. Es tat dies aber nicht wirklich. Warum auch immer berichtete dieser Mann sehr viel von sich und so konnte sie doch das ein oder andere von ihm kennen lernen. Nie wäre sie auf die Gedanken gekommen ihn in die Schicht der Patrizier zu stecken, in die er gehörte. Nichts an ihm erweckte diesen Anschein. Nicht immer machten Kleider Leute und schon gar nicht sollte man dem Trugschluss auf erliegen, dass man Menschen nach ihrer Kleidung einschätzen konnte. Dennoch erlag ein Mensch nur all zu gern seinem Schubladensystem in dem er gern die Menschen beim ersten Anblick einsortierte.
    “Es ist doch normal, dass ein Vater von seinem Kind schwärmt und du musst dich auch deswegen bei mir nicht entschuldigen. Wenn ich dir nicht zuhören wollen würde, hätte ich sicher schon längst versucht einen Grund zu finden zu gehen. Ich bin noch immer hier, also kann es ja so schlimm für mich auch nicht sein.
    Sie lächelte breit und freundlich, so dass nichts verraten konnte, dass sie nebenbei dennoch genau an einem solchen Plan arbeitete. Eine Lösung hatte sie zwar noch nicht, aber vielleicht würde sie noch kommen. Wieder musterte sie den Mann, den sie getroffen hatten, versuchte zu erahnen, zu raten wohin man in stecken konnte, in welche Schicht Romas er gehörte. Geld musste er zweifelsohne haben, aber wie viel es wohl wahr. Hier kam sie nicht weiter und sein Aufzug half ihr nicht im geringsten irgendein Urteil fällen zu können. Sie seufzte innerlich. Es war zum Mäuse melken.
    “Wenn man etwas wirklich will, dann schafft man es auch. Es hat doch nichts mit lamentieren zu tun. Du hast da schon recht.“
    Damit sollte das Thema auch auf sich beruhen. Er wollte es ja nicht weiter vertiefen und jemanden zu etwas zwingen wenn man sein Bestes ungefragt haben wollte, war kein guter Weg. Also immer schön das machen was er sagt. Bis zu einem gewissen Grad natürlich.


    Dann schwenkte das Gespräch auf sie. Wie unschön, aber es war zu erwarten gewesen. Wer viel über sich berichtete wollte irgendwann selbst einmal etwas wissen. Nun denn, wollte sie mal anfangen zu antworten soweit sie konnte auch ehrlich. Allerdings würde sie wohl seiner Erwartungshaltung auch nicht entsprechen können. Matrona war sie ja nicht wirklich. Einen Haushalt hatte sie auch zu führen, aber nur für sich allein. So mehr oder minder.


    “Irgendwann möchte ich gern Familie und Kinder haben. Allerdings befürchte ich, das es noch etwas dauern wird. Ich bin recht allein hier in der Stadt und so erfordert mein Haushalt auch keinem großen Aufwand in der Führung. Wenn man es allerdings gelernt hat, dann ist das auch kein allzugroßes Problem das zu handhaben. Für dich ist es vermutlich so undurchsichtig weil man als Junge und später als Mann aus diesen Dingen herausgehalten wird. Das lernt doch nur ein Mädchen. Ein Junge wird mit anderem Wissen gefüttert.“
    Welche Familie von Stand würde den Haushalt in die Hände eines männlichen Wesens legen wenn darauf hin gearbeitet wird, dass eine weibliche Hand diesen führt. Schon im frühen Kindesalter wurden doch Ehen anberaumt. Hier brauchte man doch keine Angst haben, dass der junge Mann irgendwann einmal vor dem Problem stehen würde einen Haushalt führen zu müssen. Das tat doch niemand und wenn er wirklich allein war, musste eine Sklavin diesen Part übernehmen bis eine matrona hier übernahm.


    Wie gewünscht ging sie voraus und führte sie durch die Menschenansammlung bis kurz vor den Stand, der ihr Ziel darstellen sollte. Er stellte sich vor. Ein römischer Name. Für einen Bürger hatte sie ihn von Anfang an gehalten. Der Name half ihr leider nicht beim weiteren einordnen. Sie hatte sich zu ihm gewandt und lächelte ihn wieder an während sie überlegte ob sie ihren richtigen Namen verraten sollte oder einen anderen suchen. Sie entschied sich dafür ebenfalls einen römischen zu wählen. Welches fiel ihr da nur auf die Schnelle ein. Ahh...da war einer.
    “Ich bin Vala. Aquilius. Es freut mich dich kennen zu lernen.“
    Da er den Familiennamen unterschlug, musste sie sich ja auch nichts weiter zu ausdenken. Sie trugen beide nun einen Namen. Ob seiner echt war oder ebenfalls nur ausgedacht wie der ihrige, das konnte sie nicht herausfinden. Namen waren nur Schall und Rauch und es war nicht wichtig das zu überprüfen. Sie würden sich bald trennen und dann wäre der Name das Unwichtigste was blieb. Der nächste Punkt war da schon delikater. Was machte sie gewöhnlich? Und warum sollte es auffallen wenn sie an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit nicht erschien?
    “Was für ein Zufall. Heute habe ich auch frei und wollte ein wenig die Märkte erkunden und durch die kleinen Gassen schlendern, die so viel mehr bieten können als die großen und ständig überfüllten Plätze.
    Und wieder lächelte sie bezaubernd ohne ihre Gedanken preis zu geben, die in diesem Moment wieder kreisten und nach ihrer Deckung suchten, nach der zurechtgelegten Geschichte, die für alle Situationen galt und angewandt wurde.

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