Wenige Stunden nach dem gelungenen Überfall auf das Handelsschiff machte Gorgus mit seiner Mannschaft in einer kleinen Lagune, wenige Wegstunden von Aiacium entfernt, fest. Ihr kleines Versteck war fast schon zu kitschig Piratenhaft: eine Höhle, ein paar drumherum gebaute Hütten, und genau ein offensichtlicher Zugang zum Innenland.
Gorgus hatte sich nie um diese Gedanken geschert, die Lagune erfüllte ihren Zweck als taugliches Versteck, und das war schließlich alles was man als erfolgsorientierter Ausgestoßener so brauchte.
Während seine Leute die erbeutete Ladung ausluden, stand ihr Anführer auf dem Strand herum und fühlte das gleiche Gefühl wie jedes Mal, wenn sie von einem erfolgreichen Ausflug mit Abstecher in fremde Blutbahnen zurückkehrten: Langeweile.
Hilfe beim Ausladen kam nicht in Frage. Er war Gorgus, er hatte die Ideen.. die Muskeln hatten die anderen. Nicht dass Gorgus dünn war, oder schmächtig. Er hatte immernoch keine Probleme damit jede beliebige Schlägerei zu gewinnen. Was aber wieder daran lag dass er einfach mehr Kopfleistung in die Sache einbrachte, als die meisten seiner Kontrahenten jemals aufzubieten hatten.
Die Sonne ging langsam dazu über sich hinter dem Meer zu verkriechen, dort, wo irgendwo mal Hispania anfangen würde, und Gorgus entschloss sich zu einem Bad.
Schnell hatte er die dreckige, mit trockenem Blut verkrustete Tunika ausgezogen und sich in die ruhigen Wassern der Lagune geworfen.
Zwei, drei Züge, dann legte er sich auf den Rücken und ließ sich treiben... die Geräusche, die gedämpft durch das salzige Wasser in sein Ohr drangen, ließen darauf schließen dass seine Mannschaft die Ausladeprozedur beendet hatte, und sie den Fang des Tages anscheinend mit einem zünftigen Besäufnis feiern wollten.
Sollten sie nur, Gorgus hatte andere Pläne. Als er sich aufrichtete, sich das Wasser aus den Augen blinzelte und die Lagune überblickte fiel ihm etwas auf. An der dem Lagekai gegenüberliegenden Seite stand jemand.
Gorgus brauchte nicht lange um zu erkennen wer das war, und ein finsteres Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Mit wenig Kraftanstrengung hatte er es geschafft sich zum Ufer zu bewegen, und stieg nackt wie die Götter ihn schufen aus dem Wasser. Sein Gegenüber bewegte sich nicht, schien fast gefroren an dem Platz an dem er stand. Oder besser gesagt: sie.
Sera rührte sich nicht. Die Frau, die Gorgus ihrem Ehemann abgenommen hatte nachdem er ihn auf Kiemen getestet hatte, stand still und starr am Ufer, und schien irgendwie auf ihn zu warten. Was Gorgus das Lächeln beschert hatte, erinnerte er sich doch an ihre ersten Tage, als sie sich noch verzweifelt gegen ihn gewehrt hatte. Ihre linke Seite schien kaum mehr geschwollen, Gorgus Züchtigung hatte seinen Zweck erfüllt. Er hatte es schon beinahe bereut dieses hübsche Gesicht zu schlagen, aber auch nur fast.
Er betrachtete sie mit genießerischem Wohlwollen. Der fette Sack der ihr Ehemann war, hatte genug Geld gehabt um ihre Familie zu einer Heirat überreden zu können, wie es schien. Nun war er tot, und ihre Familie dachte wahrscheinlich genau dasselbe von ihr.
Sie gehörte ihm.
Als Zeichen seiner Hingabe an dieses fleisch gewordene Stück Göttin hatte er ihr ein Halsband umgehängt. Natürlich ein massives, nicht aus Gold, aber aus Bronze. Gorgus hasste Gold. Gold machte alle Menschen verrückt, und verlieh dem Wert der Ware einen metallenen Beigeschmack.
Er spürte ihr Zittern, als er sich ihr näherte, doch das störte ihn nicht. Ganz im Gegenteil.
Er musste es nicht einmal sagen... "Zieh dich aus, Frau." ...kein Wort darüber. Sie tat es von alleine. Wusste genau, was geschah wenn Gorgus einen guten Tag hatte. In seinen Augen blitzte es... und dieses Mal nicht vor Mordlust.
Wie ein Raubtier warf er sich schließlich auf sie, und wieder konnte sie nicht umhin vor Schreck zu schreien..
Während das Grölen und Feiern am anderen Ende der Lagune immer lauter wurde, widmete sich Gorgus seiner zweiten Beute.
Was ein Tag.