Fünf Tage nach der Abreise in Ostia legte ein Schiff in Tarraco an. Waren waren keine an Bord zu finden, es sei denn, man mochte die persönlichen Habseligkeiten und die Sklaven des neuen Proconsuls Vinicius Hungaricus als Waren bezeichnen, der sich ebenfalls auf dem Schiff befand, samt seinem Neffen Sabinus.
Die Ankunft des neuen Proconsuls
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Sie hatten Glück gehabt mit dem Wetter. Sieht man davon ab, daß es drückend heiß war und die Sonne regelrecht auf das Meer niederstach. Diejenigen unter ihnen, namentlich eben die Sklaven, die gerade an Deck waren und die Schiffsbesatzung, die keinen Schutz vor der Sonne hatten, konnten teilweise einen Sonnenbrand bekommen. Hungi hingegen natürlich nicht, schon alleine deswegen nicht, weil er - so er an Deck war - sich immer vor der Sonne abschirmen ließ. Er mochte keine Seereisen, er hatte sie immer gehasst, und er war froh, daß er Neptun nicht unfreiwillig opfern mußte. Allerdings hatte er auch dafür Vorsorge getragen, denn Ursus, sein oberster Haus- und Hofsklave, der natürlich mitgenommen wurde, hatte die Anweisung, dem Consular nur leichtes Essen zu kredenzen, das nicht schwer im Magen lag. Und selbst da hat er seine Portionen nicht aufgegessen, wobei das allerdings nur wenig ausmachte. Er nutzte die Möglichkeit des Ausschlafens (wer wußte schon, wie sehr er in Hispania in seinem neuen Amt eingespannt werden würde), und am Tage tat er außer reden und lesen nichts. Vielleicht hier und da ein kleiner Spaziergang an Deck, wenn seine Muskeln nach Bewegung schrien. Dennoch war er unsagbar froh, als Tarraco endlich in Sichtweite kam. Innerlich dankte er allen Hauptgöttern für die ruhige Überfahrt und freute sich auf Erde unter seinen Füßen. Und auf richtiges Essen.
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Gleich nach der Ankunft des Schiffs wurden selbstverständlich die wichtigsten Beamten der Provinz verständigt, damit sie den neuen Proconsul begrüßen konnten. Rusticus und verschiedene andere Männer waren schon herbeigeeilt. Er selbst als Comes trug natürlich seine beste Toga und stand an vorderster Stelle, denn im Moment war er der höchste anwesenden hispanischen Beamten. Er wartete noch auf den didischen Duumvir, der als Duumvir der Hauptstadt ebenfalls eine wichtige Rolle spielte. Währen die Männer Rusticus tuschelten, wen der neue Proconsul wohl befördern, entlassen und ernennen würde, sah Rusticus nur zum Schiff herüber und wartete ab.
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Da ich von der Ankunft des neuen Proconsuls ebenfalls gehört hatte, machte ich mich ebenfalls auf den Weg, um mir den Neuen Proconsul wenigstens einmal anschauen zu können.
Abgesehen davon hielt ich meine Präsens wohl kaum von Nöten, da mir ansonsten der Duumvir wohl eine Nachricht hätte zukommen lassen.Ich erreichte den Hafen und sah schon eine Menge Leute dort stehen, die auf die Ankunft des Proconsuls warteten. Wichtige Männer, aber auch einfache Bürger, die aus reinem Interresse gekommen waren.
Ich mischte mich unters Volk, was aufgrund meines meist unscheinbaren Auftretens relativ gut gelang und rückte meine Kapuze etwas zurecht, um etwas sehen zu können, was weiter vorne vor sich ging.
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Der Artorier war heute etwas nervös gewesen, sowie am ersten Tag, als er als einfacher Scriabe vor dem Proconsul Flavius stand und ihn darum bat, Magistrat zu werden.
Er trug seine beste Toga, was natürlich für den heutigen Tag nur selbstverständlich war. Von weiten sah er bereits das Schiff und fragte sich, wie der neue Pronconsul wohl aussehen würde. Über ihn gelesen und gehört, hatte er ja bereist, hatte er doch von Furianus einmal den Tipp bekommen, sich immer über seine Freunde und Feinde auf den laufenden zu halten.
Doch wie sollte er diesen Senator nun einschätzen.... naja, dies würde wohl die Zeit zeigen....Als Duumvir stand er etwas hinter dem Comes, auf dessen rechten Seite.
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Nicht lange nach seiner Ankunft kam auch schon das hispanische Begrüßungskomitee. Hungi war gleich nach Anlegen des Schiffes an Land gegangen und nahm sich dabei vor, ein ordentliches Opfer zu spenden. An Land stand es sich halt doch angenehmer. Und so überwachte er das Überbringen seiner Habe an Land. Da ihn keiner ansprach und um seine Bekanntschaft suchte, ließ er die Leute mehr oder weniger links liegen, es wäre unter der Würde seiner Person und seines Amtes gewesen, wenn er auf die Leute zugehen würde.
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Da anscheinend der Comes keine Andeutungen machte, sich dem Senator zu nähern, trat nun der Artorier auf den Mann zu.
" Salve Senator Vinicius. Ich bin Duumvir Artorius Didianius Nero und möchte dich hier in Tarraco und Hispania begrüßen. Ich hoffe doch, dass du eine gute Überfahrt hattest ? "
Dann deutete er auf den Comes.
" Darf ich dich mit dem Comes dieser Provinz bekannt machen, er heißt Marcus Fabius Rusticus. "
Nero hoffte doch sehr, dass er nun keinen schlechten Eindruck gemacht hatte, doch zumindestens war der erste Kontakt schonmal hergstellt.
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Es dauerte etwas bis Rusticus und die anderen den Vinicier erkannten. Rusticus hatte mit einem großen Auftritt gerechnet, aber der neue Proconsul war schon an Land und überwachte die Verladung seiner Sachen. Deshalb hatte es auch etwas gedauert bis man ihn erkannt hatte. Aber nun setzte er sich in Bewegung und die anderen Männer folgten ihm. Doch was passierte da? Der Duumvir wagte es den Proconsul als Erster anzusprechen. Rusticus funkelte ihn böse an. Den Mann sollte er erwähnen? Einen Dreck würde er tun!
>Salve Proconsul Marcus Vinicius Hungaricus. Es ist mir eine Ehre dich hier in Hispania willkommen zu heißen zu dürfen.<
sagte er mit aufgesetzter, freundlicher Miene zu dem Proconsul.
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Noch während seine Sachen vom Schiff herunter verladen wurden, kamen die honores und wollten anscheinend doch vorgestellt werden. Gut, denn andernfalls hätte Hungi seine Sachen packen lassen und wäre grußlos zur Villa des Proconsuls gefahren.
Duumvir. grüßte Hungi den Artorius. Ja, danke. Wir hatten sehr viel Glück mit dem Wetter. Auf eine längere Beschreibung, die ohnehin nur sehr blutleer geworden wäre, verzichtete der Senator, da er schon gleich dem Comes vorgestellt wurde.
Comes Fabius. grüßte er auch den nächsten honor. Ich freue mich, hier zu sein. Es war ein erstes, allgemeines Beschnuppern des jeweils anderen, das war einem jeden hier klar. Sieht das Zeremoniell etwas vor? Andernfalls würde ich gerne mit Senator Flavius sprechen. Er sah sich etwas um. Ist Senator Flavius nicht hier? fragte er, da er seinen Vorgänger nicht sah.
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>Eigentlich nicht, aber wenn du deine Ankunft mit einer großen Feier begehen willst, lässt sich das natürlich einrichten, Proconsul.<
erklärte Rusticus, denn er kannte die Vorlieben des neuen Proconsuls noch nicht.
Der Senator ist schwer erkrankt. Deshalb war er in den letzten Monaten auch kaum in der Lage seine Amtsgeschäfte zu führen. Er wollte deshalb auch gleich nach seiner Ablösung nach Achaia aufbrechen, um die dortigen Ärzte zu konsultieren. Ich denke er wird in der Villa auf dich warten, denn hier ist er nicht.<
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Keine Feier, kein Zeremoniell zu seinen Ehren. Ein wenig enttäuscht war Hungi schon. Nein, nicht heute. Ich bin froh, die Überfahrt überstanden zu haben und möchte den Reisestaub von meinen Kleidern abschütteln. Der Reisestaub war mangels Staub auf Schiff und Meer natürlich sinnbildlich zu sehen.
So schlimm steht es also um die Gesundheit des Senators? Dann bin ich wohl keinen Moment zu früh gekommen. In diesem Fall werde ich wohl gleich zu ihm fahren. Mein Neffe Sabinus... er deutete auf einen jungen Mann, der in seiner Nähe stand, ... wird mich begleiten. Was das Stichwort für den Comes sein sollte, sich entweder dem Proconsul anzuschließen oder ihm zumindest den Weg dorthin zu zeigen.
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>Natürlich, Proconsul. Ich werde dir Sänften bereitstellen lassen, die dich dorthinbringen. Die Villa befindet sich etwas Abseits von Tarraco.<
sagte er trocken und nickte einem seiner Scribae zu, der sofort losging um die Sänftenträger anzuweisen. Gleich darauf kamen die Träger mit den Sänften um die Ecke, denn sie hatten etwas abseits gewartet.
>Mein Scriba Saltius Trogus wird dafür sorgen, dass dein Gepäck auf Wagen verladen und zur Villa gebracht wird, wenn du es wünscht.<
bot Rusticus an und sah zu kurz zu einem anderen Scriba herüber. Sie hatten den Proconsul eigentlich erst später erwartet und der Scriba würde erst einige Wägen auftreiben müssen. Da kam es gerade gelegen, dass der Proconsul schon zur Villa vorausreisen wollte.
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Das war er also, der neue Proconsul!
Alles klar. Das war alles was ich wissen wollte.
Ich würde ihn vielleicht irgendwann später gewiss noch kennen lernen.
Ich zog meinen Mantel zurecht und verschwand wieder in der Menge.
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Nero merkte, dass der Comes anscheinend nicht gerade sehr begeistert war, doch da, für den Geschmack von Marcus, zu lange gewartete hatte, um den neuen Proconsul zu begrüßen, vielleicht hatte er ihn auch garnicht erst gesehen, hatte dies nun einmal Nero übernommen.
" Proconsul, wir hatten dich so früh noch nicht erwartet, ein Fest war er für den PRIDIE ID SEP DCCCLVIII A.U.C. (12.9.2008/105 n.Chr.) geplant, zu Ehren des alten und des neuen Proconsuls... "
sagte er schnell, daa der Comes anscheinend an dieser Feierlichkeit nicht gedacht hatte oder nicht wollte.Aber dem Artorier war es auch egal gewesen, was hatte der Comes den schon geleistet, er war einfacher Scribae und wurde Klient von Furianus, der ihn sofort zum Magister machte... Nero hatte sich sehr gut über ihn informiert....sowie es der Flavier ihm einst geraten hatte. Er hingegen hat sich von ganz alleine von unten hochgerarbeitet, ganz ohne Patron.
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Nicht nötig. antwortete der neue Proconsul auf das Angebot des Fabius bezüglich des Gepäcks. Mein Sklave wird sich darum kümmern. Es war ihm definitiv lieber, wenn Ursus sich um seine Sachen kümmerte als irgendein dahergelaufener Scriba.
Allerdings ging er nicht gleich los zu den bereitgestellten Sänften, sondern nahm sich noch etwas Zeit, um sich die anwesenden Beamten der Stadt und der Regio vorstellen zu lassen. Es war nur ein kurze Vorstellungsrunde, doch Hungi ließ es sich nicht nehmen zu betonen, daß sie sich in den nächsten Tagen ohnehin noch ausführlich unterhalten werden. Schließlich wollte er sich so gut wie möglich einarbeiten, und da benötigte er nun einmal die Hilfe der Beamten. Als dies erledigt war, bestieg er mit seinem Neffen die Sänften und ließ sich zur Villa Proconsularis bringen.
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In der direkten Umgebung seines Onkels, aber doch deutlich im Hintergrund beobachtete Sabinus das Geschehen. Der junge Vinicier hatte die Schiffsreise gut überstanden, jetzt allerdings, bei dem Anblick der vielen Menschen, die ihnen, na gut eigentlich nur Hungaricus zu jubelten wurde ihm ein wenig mulmig.
Sabinus musterte ihr Begrüßungskomtee interessiert. Die beiden führenden Herren waren offenbar der Duumvir Tarracos und der Comes der Regio, der (noch) Proconsul war ja schwer krank...
Als schließlich die Sänften bereitstanden folgte der Vinicier seinem Onkel und bestieg ebenfalls eine der Sänften. Auf die Villa Procounsularis hingegen war er schon sehr gespannt!
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