[probatio] Grundausbildung Gaius Terentius Lepidus

  • Lepidus stellte sich das Bild, welches der Centurio eben angesprochen hatte bildlich vor: Direkt vor des Kaisers Augen viel ein Miles aus der Reihe auf den Boden. Doch er verdrängte das Bild wieder recht schnell, denn wieder gab es Befehle auszuführen. Movemini! Lepdius und ein paar andere wechselten wieder in die Grundhaltung. Einige andere waren einen Augenblick lang irritiert, taten es ihnen dann aber nach. Dann hieß es wieder state! Und wieder wechselten sie ihre Haltung und schlugen die Beine zusammen. Dieses Mal viel keiner aus den Reihen. Zumindest keiner seiner unmittelbaren Nachbarn. Mehr konnte Lepidus nicht sehen, da er sturr geradeaus blickte. Wie er den Centurio einschätzte, würde er es mit der Truppe so lange üben, bis dies reibungslos funktionieren würde. Daher hoffte Lepidus, dass alle seine neuen Kameraden die Haltungen schnell verinnerlicht haben würden.

  • "Geht doch!" sagte Licinus und machte diesmal auf die Haltung der milites persönlich zu überprüfen.


    "Lass die Schultern nicht so durchhängen, du bist kein alten Mütterchen!"
    "Was soll dieses Grinsen? Wir sind hier in keiner Komödie!"
    "Als ich sage Brust raus und Bauch rein meinte ich das auch so und nciht umgekehrt."

    Nachdem er alle probati geprüft hatte kehrte er auf seinen Platz zurück und kommandierte wieder


    "Movemini!"

  • Es freute Lepidus, dass der Centurio so leicht zufrieden zu stellen war und er nahm nach dem Befehl wieder die entspanntere Grundstellung ein. Dieses mal,wo alle ja den Befehl nun kannten, ging das ganze sogar noch etwas schneller und zeitgleich.

  • "So, das war der einfach Teil, kommen wir zu dem schwierigen."
    Licinus blickte über die Köpfe der probati hinweg, er war sich sicher, dass zumindest ein großer Teil von ihnen jetzt körperlch anstrengende Übungen erwartete, es sollte aber etwas ganz anderes kommen:


    "Die wichtigste Eigenschaft, die eine römische legio allen anderen Truppen der Welt voraus hat, ist ihre Disziplin.
    Diese Disziplin setzt wiederum eine straffe Organisation voraus. So gliedert sich eine legio in 10 cohortes, eine cohors in 6 centuriae, eine centuria in 10 contubernii.
    So wie ihr hier steht, bildet ihr ungefähr das, was eine centuria darstellt, die hintereinander aufgestellten Reihen bilden jeweils ein contubernium.
    Der Kommandeur einer centuria ist der centurio, der Kommandeur einer cohors ist der centurio der ersten centurio innerhalb der cohors, genannt pilus prior.
    Unter den pili priores nimmt der primus pilus eine weitere Sonderstellung ein, er ist der Obercenturio der legio und gehört dem Kommandostab an. zu diesem gehören des weiteren: Die tribuni angusticlavii, der tribunus laticlavius und der praefectus castrorum, der de-facto gleichzeitig den legatus, den Kommandeur der legio vertritt."

    Licinus holte kurz Luft und fragte dann:
    "Kann mir jemand einen Rang oder eine Funktion eines miles innerhalb einer centuria nennen?!"

  • Für jemanden, der noch nichts mit den Legionen zu tun hatte und unvorbereitet sich zum Dienst gemeldet hatte, waren dies viele Informationen, die man sich merken musste. Zum Glück wusste Lepidus schon einigermaßen über die Legionen bescheid, so dass es ihm nicht ganz so schwer fallen würde, sich die Informationen zu merken.


    Als der Centurio eine Frage an die Probati richtetet und keiner etwas sagte, trat Lepidus einen Schritt vor um zu antworten.


    "Probatus Gaius Terentius Lepidus, Centurio Licinus! Da gebe es zum einem den Optio. Sozusagen der Stellvertreter des Centurio und sein Gehilfe. Daneben gibt es noch den Feldzeichenträger, der die Standarte der Einheit trägt!"

  • Licinus lauschte den knappen Ausführungen des probatus


    "Korrekt! Daneben verwaltet der signifer die Kasse der Einheit und ist meist der erste Ansprechpartner für die milites.
    Der dritte der principales, also der Unteroffiziere ist der tesserarius, der die Nachtwachen einteilt und die Parole an die wachhabenden Soldaten ausgibt.
    Außerdem ist er für den Materialbestand der centuria mit verantwortlich.
    Unter den principales rangieren die immunes, das sind vor allem die capsarii, die Ersthelfer, und der cornicen, der Signalbläser."


    Licinus überlegte einen Moment ob er die Sonderränge der Offiziere aufzählen sollte, aber das wäre wahrscheinlich zuviel Information auf einmal und so blieb nur noch das übliche:


    "Alles verstanden?!"

  • Das waren eine Menge Informationen. Zudem waren dies erst die Amtsträger innerhalb einer Centurie. Von den Immunes hatte Lepidus auch schon gehört. Sie waren vom schweren Lagerdienst befreit, weil sie noch andere Fähigkeiten mitbrachten. Er hatte von Soldaten gehört, die z.B. in den Schreibstuben arbeiteten. Dafür musste man natürlich lesen und schreiben können oder auch rechnen. Lepidus hatte sich alles gemerkt und stimmte mit seinen Kameraden ein weiteres


    "Jawohl, Centurio!"


    an. Mittlerweile schienen sich die meisten von dem Lauf auch wieder erholt zu haben.

  • "Dann wisst ihr jetzt, wie eine legio organisiert ist, als nächstes werdet ihr lernen, wie eine legio arbeitet.
    Fangen wir mit dem an, was ihr am meisten tun werdet: Marschieren.
    In der Armee läuft nicht jeder einfach wie er will, sondern jeder genau im gleichen Tempo wie sein Nachbar, beziehungsweise jeder in dem Tempo, das sein centurio vorgibt.
    Nach dem Befehl "Pergite!" macht ihr einen Takt Pause und setzt dann den linken Fuß vor. Für den Anfang zähle ich die ganze Zeit den Takt vor, später müsst ihr ohne Ansage auskommen."
    Der Befehl zum Anhalten lautet "consistite!", dann setzt ihr noch einmal den linken Fuß vor und setzt den rechten anschließend daneben ab und stellt euch in Grundhaltung auf."


    Licinus holte noch einmal tief Luft und rief dann:


    "Militeees! Aequatibus passibus! Peergite! Laevum! Laevum Laevum!" zählte Licinus vorläufig in einem sehr gemäßigten Tempe

  • Marschieren war das A & O beim Militär, dass wusste Lepidus. Im Gleichschritt zu marschieren hörte sich zu Beginn einfach an, stellte sich aber dann doch etwas schwieriger da, als der Centurio den Befehl zum marschieren gab. Zu Beginn stolperten hier und da einige Milites noch vor sich her und gerieten zeitweise aus dem Takt.
    Lepidus konzentrierte sich darauf, im Takt zu bleiben und den Abstand zu seinem Vorgänger zu halten. Das war gar nicht so leicht, wenn einem jemand ständig in die Hacken lief, aber Lepidus biss die Zähne zusammen.

  • Nach einem grauenhaften Beginn ging es nciht viel besser weiter und Licinus sah sich genötigt das ganze abzubrechen.


    "Cooonsistite!!! Aber Sofort!"


    "Was bitte soll das denn?! Wenn ich noch einen sehe, der seinem Vordermann auf die Hacken tritt, dann trete ich ihm verdammt nochmal in die Hacken.
    Was will ich denn bitte mit einem Haufen Männer, von denen die Hälfte nicht mehr richtig laufen kann?! Bemüht euch gefälligst eure Schritte denen eures Vordermanns anzupassen.
    Für jeden Hackentritt den ich gleich noch sehe gibt es Liegestütze, verstanden?!"


    "Prooobati! Aequatitus passibus! Peeergite! Laevum! Laevum! Laevum!...

  • Endlich hatte der Centurio diese Pein beendet und Lepidus ging sofort in Grundhaltung über. Die Laune des Centurios war gar nicht gut und wenn das so weiter ging, dann würde die gesamte Gruppe darunter leiden müssen. Lepidus hoffte, dass die Ansprache des Centurios Wirkung zeigen würde.


    "Jawohl Centurio!"


    hallte es über den Platz. Dann ging es von vorne los und, oh Wunder, Lepidus verspürte keine Tritte in seine Versen mehr.

  • Als die probati am anderen Ende des Platzes angekommen waren ließ Licinus erstmal anhalten und sagte nur eine einzige Zahl:


    "Sieben!" er machte eine kleine Pause und fuhr fort:
    "Sieben Mann habe ich dabei beobachtet, wie sie ihrem Vordermann in die Hacken traten. Für jeden von ihnen macht ihr jetzt zwei Liegestütze und noch eine zu Sicherheit!
    Und ich will euch zählen hören!"
    er sagte nicht dazu, ob dies nun besonders oft oder nicht war


    Nachdem die probati ihre Liegestütze absolviert hatten gab er den Befehl sich wieder aufzustellen und begann mit einer neuen Reihe von Erklärungen.


    "Wir sind jetzt am Ende des campus angekommen. Ein guter Zeitpunkt umzukehren, findet ihr nicht?
    Dazu setzt ihr den rechten hinter den linken Fuß und dreht dann rechts herum. Anschließend steht ihr wieder in Grundstellung nur jetzt in die entgegengesetzte Richtung."


    "Retro!"

  • Lepidus war zuerst irritiert über die Zahl die der Centurio nannte, bis dieser dann fortfuhr. Sie sollten also fünfzehn Liegestütze machen. Kein Problem, dachte sich Lepidus. Also begab er sich zu Boden wie der Rest der Truppe und gemeinsam zählten sie.


    "Eins, zwei, drei..."


    Bei der zehnten Liegestütze merkte er dann aber doch so langsam, dass Liegestütze zwar eigentlich kein Problem seien, aber mit Rüstung und allem drum und drann doch anstrengender waren. Wieder fing er an zu schwitzen. Angestrengt während der Liegestütze blickte er sich um und sah auch seine Kameraden schwitzen. Er war froh, dass es nur sieben Rekruten waren, die nicht richtig marschieren konnten. Dennoch wollte er, wie auch wohl seine Kameraden, zugerne wisssen, wer diese sieben waren.


    "...vierzehn, fünfzehn!"


    Lepidus nahm sofort Grundhaltung ein und da bekamen sie schon die nächsten Befehle des Centurios. Sie sollten auf der Stelle kehrt machen. Lepidus hatte mit seiner Bande in den frühen Jahren etliche male Legionär gespielt und hatte sich das Wenden schon damals zeigen lassen. Es konnte ganz hilfreich sein, Offiziere in der Familie zu haben, dachte sich Lepidus.
    Der Centurio ließ den jungen Rekruten kaum Zeit sich das Manöver vorzustellen, da folgte auch schon der Befehl. Lepidus war es recht, denn er wollte zu dem spannenderen Teil der Ausbildung kommen, auch wenn marschieren und Formationen sicherlich sehr wichtig waren. Er tat also wie geheißen und wendete auf der Stelle rasch um und befand sich wie viele seiner Kameraden wieder in Grundstellung. Leider ging das alles nicht gleichzeitig und einige Kameraden brauchten etwas länger dafür. Lepidus seufzte, denn das dürften sie wahrscheinlich wieder wiederholen, Liegestütze wohl inbegriffen.

  • Das wenden klappte ganz gut, zumindest schafften es alle probati in der richtigen Richtung zu drehen, auch keine Selbstverständlichkeit.


    "Probati! Aequatibus passibus! Peeegite! Laevum! Laevum!"


    "Cooonsistite"


    "Retro!"


    Aequatibus passibus! Peeegite! Laevum! Laevum!"


    "Cooonsistite"


    "Retro!"


    immer wieder scheuchte Licinus die probati auf dem Platz hin und her, dabei nach jeder Überquerung das Tempo leicht erhöhend, bis sie nach einiger Zeit, die Sonne neigte sich schon gen Westen, das Tempo drauf hatten, dass man den militare gradu, also den Normalschritt drauf hatten.

  • Lepidus wusste nicht, wie viele Meilen sie schon hinter sich hatten bei dieser monotonen Übung. Aber obwohl die Übung monoton war, war er doch begeistert, wie viele Fortschritte sie bei diesem ständigen hin und her machten. Auch an den Minen seiner Kameraden konnte er erkennen, dass sie ebenso empfanden. Man hatte nun wirklich das Gefühl, dass sie eine Einheit waren, denn genauso bewegten sie sich.

  • "Cooonsisite!" rief Licinus und begab sich von seinem Platz seitlich der probati nach vorn, wo ihn jeder hören und sehen konnte, vor allem aber hören:


    "So, meine Herren, das eben war das Tempo des militare gradu, des Militärschritts.
    Jetzt beschleunigen wir mal auf das anderthalbfache, in den pleno gradu, den Eilschritt. Ab sofort hört ihr von mir auch als Taktangabe nur noch ein -um, auf das ihr den linken Fuß abstellt. Den rechten müsst ihr alleine schaffen!"


    "Probati! Aequatibus passibus! Pleno gradu peeergite! -um -um -um!"


    Und wieder ging es quer über den Platz vorbei an anderen Übungsgruppen hin und zurück!

  • Der Eilschritt war schon anstrengender und die Probati fingen nach einiger Zeit wieder an zu schwitzen. Lepidus würde sich wohl bald an diesen Geruch gewöhnen, denn er würde ihn noch oft vernehmen.
    Die Probati meisterten auch diese Übung und marschierten im Eilschritt über den Platz. Sie wurden zunehmend gelangweilter von dieser Übung.

  • Und es ging hin und her, einigen probati war nun schon die Erschöpfung anzusehen, den Göttern sei dank stand nun nurnoch ein Schritt auf dem Plan, der schnellste zwar, aber er hatte einen unleugbaren Vorteil...


    Wieder gab Licinus, nachdem er das "consistite" befohlen hatte Anweisungen:
    "Nun kommen wir zum letzten Teil, dem Laufschritt, das heißt, wir ziehen das Tempo noch einmal an.
    Aber da diejenigen, die sich die Marschordnung ausgedacht haben wohl genauso solche lahmen Säcke waren wie ihr haben sie sich was besonderes einfallen lassen:
    Den Gleichschritt dürft ihr ignorieren, und jetzt freut euch!"


    Dazu ließ Licinus den probati natürlich keine Zeit sondern rief ohne Unterbrechung:
    "Probati! Peeergite! Cursim! Cursim!"
    er selbst lief vornweg um zu zeigen, was aus seiner Sicht ein Laufschritt war.

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