Der Einzug des neuen Proconsuls

  • Vom Hafen Tarracos her kommend wurde Hungi mitsamt seinem Neffen mittels Sänfte äußerst komfortabel transportiert. Dabei fand er auch die Muße, sich die Gegend näher anzusehen und sie mit Erinnerungen zu vergleichen, als er hier in seiner Funktion als Praefectus Praetorio den Kaiser begleitet hatte. Mit Wehmut dachte er an die Zeit vor seiner Hochzeit mit Livia zurück, die Verlobung wurde hier beschlossen und... naja, genug erinnert.


    Das Gebäude, das sich die Villa des Proconsuls schimpfte, war nicht von schlechten Eltern. Selbstverständlich nicht so groß wie der Kaiserpalast in Rom, aber aushalten ließ es sich hier allemal. Das dachte Hungi bereits, noch bevor er ins Innere des Hauses trat, nachdem er anklopfen ließ und er mit Begleitung vom Ianitor des Flavius ins Atrium gelassen wurde. Auch hier sah er sich um, seine Verlobte Licinia würde begeistert sein. Die Hochzeit hier auszurichten... beschweren würde sie sich nicht können.


    Ich möchte den Senator Flavius sprechen. richtete er dem Ianitor aus. Das hatte er sich zwar sicher schon denken können, aber bei Sklaven wusste man ja nie. Ich hoffe, er fühlt sich bereit, mich zu empfangen.

  • Ein Sklave der Regioverwaltung kam zur Villa des Proconsuls gerannt, um ihm den Brief zu überbringen, der für ihn angekommen war.


    >Salve Proconsul. Dieser Brief kam für dich in Tarraco an.<


    meldete er und überreichte dem Proconsul den Brief.



    An

    Marcus Vinicius Hungaricus
    Casa Vinicia
    Roma
    Italia


    Mein Patron,


    ich sende dir Grüße aus der rauen, nicht gar so unwirtlichen Provinz Germanien. Lange Zeit hast du nichts von deinem dienstbeflissenen Klienten gehört, und so lass mich dir erklären dass es mich nun bereits vor einiger Zeit in den orden des Reiches verschlagen hat wo ich als Comes der Regio Germania Superior die Geschicke der Verwaltung lenke. Es ist wohl müßig dir zu erklären welche Arbeiten dies bedeutet, bist du doch selbst wohl stark ausgelastet.


    Entgegen der vorherrschenden Meinung in Rom ist auch Germanien an die kaiserlichen Kommunikationswege angeschlossen, und so war ich sowohl überrascht als auch erfreut zu lesen dass der ehrwürdige Senat dir die Statthalterschaft über die Provinz Hispania anvertraute, zu der ich dich hiermit ausdrücklich beglückwünsche. Dort ist es zweifelsohne klimatisch um einiges besser auszuhalten als hier, und auch strukturell lässt es diese Provinz wohl an Wenigem vermissen.


    In Germanien indes, im Gegensatz zu Hispania, mangelt es uns derweil an fähigen römischen Beamten, und es gibt einige Stellen in der Regionalverwaltung die neu zu besetzen wären. Möglicherweise ist einer deiner Klienten gegenwärtig auf der Suche nach neuen Herausforderungen, und so wäre ich dir sehr verbunden wenn du, so sich die Gelegenheit ergeben sollte, deren Aufmerksamkeit auf die Regio Germania Superior lenken könntest. Es gibt hier nicht wenige Möglichkeiten, einen Beitrag zum eigenen und zum Wohlergehen der Provinz zu leisten.


    In diesem Sinne beschließe ich dieses Schreiben und wünsche dir alles erdenklich Gute für deine Amtszeit in Hispania in der Hoffnung, dass dieses Schreiben dich noch vor deiner Abreise ebendorthin erreichen möge.


    Dein Klient,
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  • Hinter seinem Onkel erreichte Sabinus die durchaus imposante und definitiv prunkvolle Villa Proconsularis. Wie schon zuvor, bei ihrer Ankunft in Tarraco hielt sich der junge Vinicier bewusst zurück. Es ging hier ja nicht um ihn, sondern um Hungaricus, den neuen Proconsul.


    Schweigend wartete Sabinus neben seinem Onkel darauf ob der Flavier seinen Nachfolger empfangen würde...

  • Mit etwas Verspätung erreichte Ursus, der oberste Haus- und Hofsklave, samt Gepäck der beiden Herren und anderen Sklaven die Villa. Ihm schwindelte es, schon als er die Villa von außen sah.


    Oh ihr Götter. Bin ich froh, daß ich das nicht putzen muß. stöhnte er auf, denn er sah es schon kommen: auch wenn er nicht die Villa mit seinen eigenen Händen sauberhalten musste, genug Arbeit würde dennoch anfallen. Von den anwesenden Sklaven ließ er sich den Hintereingang zeigen, denn mitsamt dem Gerümpel konnte er ja schlecht durch den Vordertüre hereinspazieren. Obs hier wohl viele Katzen gab?


    Er hinterließ einmal die ersten Instruktionen und wollte die Villa besichtigen, denn immerhin mußte er sich ja auch hier auskennen und wissen, wo was ist. Aber vorher musste er zu den Herren ins Atrium.


    Soll ich bereits die Zimmer vorbereiten und etwas zu Essen vorbereiten lassen? fragte er, als er sich seinem Herr und dessen Neffen genähert hatte.

  • Hungi hatte gerade den Brief gelesen, den er von seinem Klienten Caecilius Metellus bekommen hatte. Schau schau, war er in Germania. Er rollte den Brief zusammen und gab ihn Ursus.


    Tu das. Und leg den Brief in mein Cubiculum, ich werde ihn später beantworten. gab er seinem Sklaven die Order und wandte sich dann an seinen Neffen. Was hältst du davon, wenn wir uns in der Zwischenzeit umsehen? Bis der Senator fertig ist, wird es vermutlich noch dauern.

  • Nach einer gehörigen Pause, welche den beiden Viniciern Zeit gab sich umzuschauen, trat ein blasser Sklave an den Senator heran.


    "Senator Vinicius? Senator Flavius kann euch nun empfangen. Er befindet sich im Triclinium."


    Sogleich schickte er sich an, in die Richtung einen Schritt zu setzen, welche die richtige zum pompösen Triclinium war.
    Der Fluch und zugleich der Segen dieser Villa waren die labyrinthartig angelegten Flure.

  • Ah, sehr gut. antwortete er dem Sklaven. Daß er gleich mitkommen würde, verstand sich von selbst.


    Neffe, mach du dich weiter mit dem Haus vertraut. Und lass dir die Thermen zeigen, die sollen hier sagenhaft sein. sagte er noch zu Sabinus, bevor er dem Sklaven folgte.

  • Noch bevor Sabinus sich den Rat seines Onkels zu Herzen nehmen hatte können und nach Ursus hatte rufen könnnen, tauchte eben jener oberster Sklave der Vinicier auch schon bei ihm auf. "Ah, salve Ursus!", begrüßte der junge Vinicier den Sklaven höflich, nickte ihm zu und folgte ihm zu seinem neuen Wohnraum...

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