Ànthimos' Training

  • Endlich konnte Ànthimos wieder richtig trainieren. Wie ihm das gefehlt hatte! Seine ersten Tage in Alexandria waren so erreignisreich gewesen, dass einfach keine Zeit für Sport gewesen war. Nun ja, da er diese Olympischen Spiele verpasst hatte, blieb ihm nun nun auf jeden Fall genug Zeit wieder fit zu werden. So hatte er sich entkleidet und lief nun erstmal seine Runden. Mit jeder merkte er, wie die unsägliche Schreibarbeit von ihm abfiel und er sich mit jedem Schritt freier wurde. Sein Kopf klärte sich, und er dachte nichts, sondern konzentrierte sich nur auf seine Atmung und seine Schrittfolge. Er find an zu schwitzen und er genoss das. Diese ewige Rumsitzerei hätte er ohne Training nicht mehr lange ertragen.



    Sim-Off:

    Falls jemand Lust hat;)

  • Auch wenn ich schon lange nicht mehr griechische Athletik trainierte und auch nicht vorhatte, das zu ändern, beschloss ich, war ich zum Gymnasion gegangen, um meine eigenen Übungen zu machen. Zumindest erschien das Gymnasion der denkbar geeignetste Ort zu sein. Ich war gekleidet wie immer, also in Hose und Hemd, nur dass ich die Schuhe lieber ausgezogen hatte, damit sie nicht kaputt gehen. Ich legte sie zu der Wechselkleidung, die ich extra mitgenommen hatte.


    Ich wollte mit ein wenig Lauftraining anfangen, um warm zu werden. In Ermangelung von Eimern voller Wasser und Bergen war das die beste Art. Ich bemerkte, dass bereits jemand seine Runden drehte und begann ebenfalls, zu laufen. Wobei ich recht schnell merkte, dass Kleidung ideal geeignet ist, einen schneller aufzuheizen als einem lieb ist. Dennoch lief ich konzentriert weiter und machte kene Anstalten, mich der Kleidung zu entledigen. Es ging hier nicht nur um Fitness, sondern auch um Selbstbeherrschung.

  • Schon bald bemerkte Ànthimos, dass er nicht mehr alleine war. Der Kerl der ebenfall angefangen hatte zu laufen, lief aber in Kleidung. Und zwar nicht nur so, dass er seine Blößen bedeckte, sondern in voller Montur. Bei den Temperaturen hier, musste ihm sehr schnell sehr heiß werden. Anthi lief ein wenig schneller und setzte sich bald neben den Neuankömmling. Er war groß, ungefähr so groß wie Anthi selbst, aber deutlich schmaler und vielleicht 10 bis 15 Jahre älter als er. Außerdem trug er seltsame Kleidung wie sie Anthimos noch nie zuvor gesehen hatte. Er blieb neben ihm denn irgendwie lief es sich zu zweit einfach besser. Allerdings sagte er nichts, denn es war nicht gut beim Rennen zu reden.

  • Als ich zur Seite sah, bemerkte ich, dass sich der andere Läufer zu mir gesellt hatte. Ich nickte ihm kurz zu und konzentrierte mich dann weiter auf mein Laufen. Ich hielt meine Schrittfolge exakt im gleichen Takt und passte meinen Atem an die Schritte an. So würde ich sicher eine ganze Weile durchhalten. Allerdings würde ich nicht so lange laufen, bis ich völlig außer Atem war. Das war nicht Sinn der Übung, denn das eigentliche Training würde erst nach dem Laufen anfangen. Nach der ersten Runde hatte ich die Belastung, die eine Runde für meine Kondition bedeutete, ungefähr abgeschätzt und beschlossen, noch weitere 11 Runden zu laufen, was dann exkt 12 machte. 12 war eine gute Zahl, immerhin gab es zwölf Monate. Hin und wieder schielte ich kurz zu meinem Nachbarn herüber. Er war ziemlich kräftig und vermutlich ein Jahrezehnt jünger als ich. Er schien recht gut in griechischer Athletik ausgebildet zu sein. Ob er wohl auch ein guter Ringer war? Zumindest von der Figur her war er zum Ringer bestens geeignet.

  • Ànthimos war erstaunt, wie lange sein Mitläufer trotz seiner Kleidung aushielt. Er selber machte nach acht weiteren Runden Schluss, er wollte sich ja nur aufwärmen und keinen Marathon laufen, und er lief ja schon ein paar Runden länger als der Neuankömmling. Anthi beagnn anschlißend seine Muskeln ein wenig zu dehnen und als er fertig war, hörte auch auch der andere Läufer auf.

  • Exakt nach der zwölften Runde reduzierte ich meine Geschwindigkeit, bis ich stand und blieb dann einen Moment lang stehen, um meine Atmung wieder zu normalisieren. Ich atmete tief und bewusst ein und aus, einmal, zweimal... bis ich zwölfmal so geatmet hatte. In der Tat, das funktionierte noch immer, auch wenn mich die Lauferei mehr geschafft hatte als früher. Entweder lag es an der Hitze, oder ich wurde alt, oder ich war einfach zu schlecht im Training. Ich beschloss, dass es wohl Letzteres wäre.


    Ich wischte mir kurz mit einem Ärmel den Schweiß aus dem Gesicht und ging auf den Fremden zu. Es war mein Sinn für Höflichkeit, der mich zu ihm gehen ließ.
    "Chaire. Ich bin Marcus Achilleos aus Athen. Trainierst du öfter hier?"

  • "Chaire. Es freut mich deine Bekanntschaft zu machen. Ich heiße Ànthimos Bantotakis. Ich bin erst seit kurzem in der Stadt und komme aus der Nähe von Memphis." Erwiederte er ebenso freundlich. "Hier bn ich das erste Mal, aber ich habe vor in Zukunft durchaus oft hier zu trainieren. Ich bereite mich für die nächsten Olympischen Spiele vor." Eine Frage konnte er sich nicht verkneifen. "Darf ich dich fragen, warum du in deiner Kleidung läufst?"

  • Ichmusste lachen.
    "Ja, darf man. Das liegt daran, dass es zu meinem Training dazu gehört. Ich trainiere nicht für die olympischen Spiele, da wäre ich wohl chancenlos. Ich trainiere lieber etwas, das ich auf meinen Reisen gelernt habe. Jenseits von Indien, hinter den Bergen. Man könnte es als Kampfkunst bezeichnen, aber es taugt nicht nur zum kämpfen. Man könnte es auch als Meditation bezeichnen. Als Sport würde ich es eher nicht bezeichnen. Nunja, und das Laufen nehme ich als Ersatz. Eigentlich habe ich immer zwei Eimer mit Wasser über ein Joch gelegt und bin damit den Berg hoch und wieder runter. In Ermangelung von echten Bergen muss ich halt normal laufen, aber die Kleidung gehört dazu."
    Ich zuckte mit den Schultern und grinste.
    "Ich bin also nicht verrückt... denke ich."

  • Indien? Er hatte von einem solchen Land gehört, aber es musste so unfassbar weit weg sein, dass es Anthi fast wie ein mystisches Wunderreich vorkam.


    "Kampfkunst? Eine andere als Ringen, Faustkampf und Pankration? Ich habe ja schon von so einigen Trainingsmethoden gehört, aber Wassereimer einen Berg hinauftragen? Das dürfte die Schultern und den Rücken ziemlich beanspruchen."


    Auch Anthi grinste.


    "Ich glaube auch nicht, dass du verrückt bist. Solange deine Trainingsmethoden Erfolg haben, können sie so merkwürdig sein, wie sie wollen. Ich weis nur eines: Ich renne sicher keine Runden mit so viel Kleidung am Körper."

  • "Es ist dem Pankration ähnlich, wobei allerdings Elemente des Ringens fehlen. Dafür werden wirklich alle Teile des Körpers genutzt, die als Waffe taugen. Also Hände, Arme, Ellenbogen, Schultern, Füße, Beine, Knie und der Kopf. Wobei man den eher zum Denken benutzen sollte. Deshalb auch die Beanspruchung von Schultern und Rücken beim Aufwärmen, weil man gerade Schultern udn Rücken sonst leicht zu trainieren vergisst. Die Finger werden auch trainiert, zum Beispiel, indem man in Eimer mit Sand schlägt - mit ausgestreckten Fingern. Techniken mit Waffen kommen dann auch noch dazu, vor allem die Lanze und - das Edelste zum Schluss - der Schwertkampf. Wenn du möchtest, kann ich dir ein paar Techniken beibringen, die vielleicht auch beim Pankration nützlich sind."


    Warum machte ich ihm eigentlich den Vorschlag? Ich wusste es nicht, aber ein inneres Gefühl sagte mir, dass es das Richtige war.

  • "Gerne, das ist ein sehr großzügiges Angebot. Allerdings möchte es beim waffenlosen Kampf belassen. Ich kann ein Schwert halten und mich damit ein wenig verteidigen, aber ich bin kein Krieger und möchte auch keiner werden. Es gibt zu viele Menschen denen das Töten zum Tagewerk geworden ist und die nur zerstören können, aber nicht erschaffen."


    Er hatte schon Menschen getötet und die Schuld die er auf sich geladen hatte spürte er immernoch jeden Tag und vor allem jede Nacht. Aber mit ausgestreckten Fingern auf Eimer schlagen? Dabei würden ihm sicher die Finger brechen. Er würde das höchstesn mit seiner linken Hand versuchen, denn wenn ihm die Finger der rechten Hand brechen würden, wäre er wohl arbeitslos.

  • "Die höchste Kunst des Kampfes ist es, nicht zu kämpfen," kommentierte ich seine Bemerkung über Krieger. Allerdings zeigte mir seine Antwort auch, dass er verantwortungsvoll mit dem Erlernten umgehen würde.


    "Wir können ja erstmal mit etwas ganz einfachem anfangen. Die meisten Menschen schlagen mit der Faust einen Schwinger. Das ist prinzipiell ein Fehler, weil man damit zu langsam ist. Besser ist es, gerade zu schlagen. Das hat nur den Nachteil, dass die Faust bei Schlägen zum Oberkörper oder Kopf mit den Fingern nach Oben zeigt. Deshalb dreht man die Faust, bevor man trifft."


    Während ich sprach, führte ich den Fauststoß vor. Ich hielt meine linke Hand angewinkelt nach vorne, quasi als Trefferfläche, und machte den Fauststoß während meiner Beschreibung, so dass Ànthimos Worte und Bewegung synchron sah.


    "Alles klar?"

  • "Klar" Er armte die Bewegung nach. Es war irgendwie ein merkwürdiges Gefühl das eit Jahren gelernte außer acht zu lassen. "Und du meinst das geht besser. Da fehlt ja dann der Ganze Schwung für die Hiebe."


    Eigentlich wollte er ja heute Halma trainieren, aber jetzt war sein Interesse geweckt.

  • "Noch ja. Deshalb benutzen wir Schulter und Hüfte. Bevor man trifft, dreht man Schulter und Hüfte so schnell wie möglich auf den Gegner zu. Etwa so."


    Ich führte den Schlag noch einmal aus, diesmal aber mit der Bewegung aus Schulter und Hüfte. Dadurch kam ich etwa eine halbe Armlänge weiter nach vorne.


    "Wenn dann auch noch Beinarbeit dazu kommt, so dass man den Schwung aus der Bewegung nehmen kann, kann man schon eine ziemliche Kraft entwickeln. Geschwindigkeit ist natürlich auch essentiell."


    Ich zeigte den Schlag erneut, diesmal allerdings so schnell wie ich konnte.

  • Anthi war beeindruckt von der Schnelligkeit der Hiebe. "Die Technik ist sehr interessant und scheint wirklich sehr sehr schnell zu sein. Aber hast du sie auch schon in einem richtigen Wettkampf eingesetzt?"


    Klar waren die Hiebe scnell, aber waren sie auch wuchtig genug um einen Gegner zur Aufgabe zu zwingen?

  • Das war ein berechtigter Einwand.


    "In einem Wettkampf noch nicht. Wettkämpfe gab es da nicht. Ich denke aber, dass es auch im Wettkampf funktioniert. Es ist natürlich auch wichtig, dort zu treffen, wo man am meisten Wirkung erzielt. Zum Beispiel die Kehle oder die Magengrube. Deshalb muss man schneller sein als der Gegner abwehren kann. Außerdem sollte man die Kraft des Gegners gegen ihn benutzen, anstatt die eigene Kraft zu verwenden. Gegen Räuber habe ich es allerdings schon eingesetzt. Wobei ich da eher die Techniken zum Brechen der Gelenke verwendet habe."

  • "Es scheint eine schreckliche Technik zu sein. Ich weis nicht, ob ich sie lernen möchte, denn ich trete meinen Gegnern in einem sportlichen Wettkampf gegenüber und habe weder vor sie zu töten noch sie zu verstümmeln."


    Der Gedanke bei einem Kampf seinem Gegner den Kehlkopf zu zertrümmern gefiel Anthi ganz und gar nicht. Klar gab es immer wieder Verletzte und bisweilen auch mal Tote, aber man legte es doch nicht darauf an!

  • Ich nickte ihm anerkennend zu.


    "Das ehrt dich. Was du allerdings bedenken solltest, ist, dass du ja erstens nicht alles lernen musst und zweitens entscheidest auch du, wie du eine Technik anwendest. Ich kann meine Faust gegen die Kehle des Gegners richten oder gegen seinen Bauch. Ersteres kann durchaus tödlich sein, während der Bauch doch meist nur die Luft raubt. Ich für meinen Teil habe auch nur deshalb den Räubern Gelenke gebrochen, weil sie mit Messern bewaffnet waren und ich sonst das Schwert benutzt hätte. So habe ich mein Schwert nicht gezogen und beide leben, auch wenn der eine ein gebrochenes Handgelenk hat und der andere ein gebrochenes Knie. Hätte ich mein Schwert gezogen, wären sie jetzt beide tot. Jeder Kämpfer trägt die Verantwortung, selbst zu entscheiden, wann er welche Technik anwendet. Natürlich wendet man im sportlichen Wettkampf nur die Techniken an, die dem Gegner keinen langfristigen Schaden zufügt oder gar tötet. Deshalb würde ich dir auch nur das beibringen, was zum Wettkampf taugt. Diese Schläge zum Beispiel reichen auch aus, um einen dünnen Stapel Dachziegel durchzuschlagen. Also etwa eine Elle. Die Kraft angemessen zu dosieren wäre auch eine wichtige Lektion. Man muss genau so viel Kaft in den schlag setzen können, wie man es für ausreichend erachtet. Nicht mehr und nicht weniger."

  • Das klang natürlich verlockend. Aber Anthi kannte sich, und er kannte die Wettkämpfe vor allem in der Pankration.


    "Wärend des Kampfes bin ich kein netter Mensch. Ich möchte gewinnen, mit allen Mitteln und ich schlage hart und brutal zu. Ich weis das, und wenn man an die Spitze will, muss man das auch können. Ich denke die Gefahr ist zu groß, dass ich sie im Eifer des Gefechtes doch einsetze. Ich will nicht auf einmal einen toten Gegner vor mir liegen haben und dann mit der Schuld ein Leben lang leben." Er hatte bereits genug Schuld auf sich geladen.


    "Es ist wirklich so, dass ich nur für den Sport kämpfe. Und da reichen meine Techniken durchaus. Alles weitere wäre gefährlich, sowohl für mich, als auch für meine Gegner. Wäre ich ein Soldat wäre das anders, aber ich bin ein Sportsmann. Ich hoffe du bist mir nicht böse, aber ich muss dein Angebot ablehnen."

  • Ich lächelte freundlich.


    "Ich bin dir nicht böse, ganz im Gegenteil. Es ehrt dich, dass du dich selbst so gut kennst, dass du um die Gefahren weißt, die das Erlernen dieser Techniken für deine Gegner hätte. Und es ehrt dich, dass du den Sieg nicht über deine Prinzipien stellst."


    Ich meinte es ganz genau so wie ich es sagte, was auch durch den Tonfall meiner Stimme und meine Gestik deutlich wurde. Ich hatte allergrößte Hochachtung vor seiner Entscheidung.


    "Aber da wir gerade von Sport reden. Bist du gut in Speerwerfen und Diskuswerfen? Ich habe das nämlich seit mehr als fünfzehn Jahren nicht mehr gemacht und würde es gerne mal wieder ausprobieren. Leider habe ich aber auch vergessen, wie das geht."


    Unglücklicherweise war auch das die Wahrheit.

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