Anthi schreckte herum, als er Penelopes Stimme hinter sich hörte und schaute sie erstmal völlig perplex an. Er hatte sie gar nicht kommen hören-kein Wunder, bei dem Krach, den sie veranstaltet hatten. Verdammt! Natürlich hatte sie alles gehört. Er machte einen Schritt zurück und legte liebevoll seine linke Hand auf ihren Rücken um sie zu stärken, und hob mit seiner rechten Hand ihr Kinn an. "Es gibt keinen Grund den Boden anzustarren.", meinte er sanft zu ihr, und schaute dann erwartungsvoll zu seinem seinem Bruder.
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Diamerisma Bantotakis
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Thimótheos traf die Erinnerung an seinen Vater wie ein Schlag. Plötzlich sah er sich wieder im elterlichen Gutshof, während er zusammen mit seinen Brüdern die Sklaven ärgerte. Ihr Vater hatte sie immer gescholten, für ihn waren Respekt und Benehmen das A und O. Jetzt standen sie hier und stritten sich...wegen einer Frau.
Die stand dann auch unvermittelt im Raum und kniete sich vor Timos hin. Ihm blieb nichts anderes übrig, als große Augen zu machen und einen ziemlich blöden Gesichtsausdruck an den Tag zu legen.
"Äh...also...was soll ich sagen?" stammelte er.
Penelope machte ihn überaus verlegen. Er lief rötlich an und trat von einem Fuß auf den anderen.
"Steh doch bitte erstmal wieder auf!" brachte er dann heraus. -
Ánthimos’ sanfte Berührung ließ das Zittern aufhören, und sie fühlte sich ein stückweit geborgener. Aber noch immer waren da die Zweifel und Ängste, dass sein Bruder zurecht wütend war und sie verjagen würde. Als dieser sie bat, aufzustehen, kam Penelope seiner Bitte lautlos nach.
Sie wusste zwar nicht, ob es recht war, aber sie ergriff Anthis Hand und schenkte ihm einen liebevollen Blick. Erst danach sah sie wieder erwartungsvoll zu Thimótheos hinüber, um seinen Urteilsspruch abzuwarten. Sie wünschte, sie könnte den ersten Eindruck wieder ungeschehen machen. Wenn schon ihr Großvater vermutlich nicht zustimmen würde, so war ihr die Zustimmung von Anthis Familie noch um vieles wichtiger. -
Der arme Timos. Jetzt stand er da, vor ihm dieses verliebte Pärchen, das bald heiraten wollte...und er? Er versuchte, die Autoritätsperson zu spielen, obwohl er so etwas ja noch nie gemacht hatte. Ziemlich hilflos schaute er den beiden einfach erstmal eindringlich in die Augen.
Ein tiefer Seufzer. "Na gut, ich habe verstanden. Ihr liebt euch und ich kann nichts dagegen tun. Aber mit der Hochzeit müsst ihr trotzdem erstmal warten. Ich will immerhin Penelopes Familie anständig vorgestellt werden, wenn ihr das bei der Braut selbst schon nicht richtig macht."
Nein, was wäre das für eine Peinliche Situation, wenn er Penelopes Familie erst auf der Hochzeit selbst kennen lernen würde. Er wollte gar nicht daran denken! -
Ànthimos galubte zuerst seinen Ohren nicht. Dann aber überwältigte ihn die Freude: Er schoss nach vorne und umarmte seinen großen Bruder. "Danke." meint er er erleichtert, als er Timos fest drückte. Dann ließ er von seinem armen Bruder ab, schnappte sich Penelope (allerdings deutlich behutsamer), hob sie hoch und küsste sie innig.
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Penelope war erleichtert und auf der anderen Seite auch ängstlich. Wenn Thimótheos erst ihren Großvater kennen gelernt hätte, überlegte er sich das ganze vielleicht noch. Philolaos war wirklich ein griesgrämiger, alter Mann und nicht gerade umgänglich, vor allem Fremden gegenüber. Und vor allem: er wusste auch noch gar nichts von ihr und Anthi.
Als Ánthimos sie hochhob und küsste waren ihre Sorgen aber erstmal für einen Augenblick vergessen. Es war ihr zwar ein wenig peinlich, sich vor Thimótheos so zu küssen, aber Ánthimos war gerade so glücklich, also erwiderte sie seinen Kuss ganz zärtlich. -
Anthi ließ kurz von ihr ab und wandte sich grinsend seinem Bruder zu. "Du entschuldigst uns?" Timos nickte und so trug Anthi seine zukünftige Frau wieder in sein Zimmer. Als er die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, drehte er sich mit ihr im Kreis und küsste alles an ihr, was ihm gerade so vor die Lippen kam. "Du bist unglaublich," flüsterte er ihr zu "du hast meinen armen Bruder völlig entwaffnet. Zum Glück bist du rausgekommen, sonst hätte ich noch alles verdorben. Bei den Göttern, wie ich dich liebe! Womit hab ich nur eine so schöne und kluge Frau verdient?"
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Ein bisschen steckte Penelope noch der Schreck und die Angst von eben in den Knochen, aber nach ein paar von Ànthimos’ Küssen konnte auch sie wieder lächeln und sogar lachen. Sie küsste Anthi, der sich immer noch mit ihr drehte und legte danach ihre Stirn sanft auf seine.
"Ich bin so froh, dass er ja gesagt hat. Ich hatte solche Angst, er könnte es ablehnen.“"
Aber sie wurde wieder ein bisschen ernster, weil ihr immer noch ihr Großvater im Kopf rumspukte.
"Aber Anthi? Großvater weiß ja noch gar nichts von uns. Und mit deinem Bruder, was meinst du, wann will er ihn kennen lernen?"
Pelo hatte schon ein richtig schlechtes Gewissen, Anthis Freude so zu trüben, aber das lag ihr gerade schwer auf der Seele, und das wollte sie mit ihm teilen. Sie brauchte seine Meinung dazu. -
"Hm?" Er war vom plötzlichen Redebedürfniss von Pelo ein wenig überrascht uns setzte sie erstmal vorsichtig aus Bett und pflanzte sich neben sie. "Ach was. Das konnte er gar nicht, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich meinem Glück in den Weg gestellt hätte. Ich bin halt sein kleiner Bruder, auch wenn man das heute nicht mehr sieht, und werde es für ihn immer blleiben. Er wollte mich nur vor einer eventuellen Dummheit beschützen. Aber du hast ihm ja sofort den Wind aus den Segeln genommen. Manchmal ist der weibliche Weg halt einfach der bessere."
Dann ging er auf das Problem Großvater ein:
"Er meinte vor der Hochzeit. Ich denke nicht, dass er es eilig damit hat deinen Grßvater kennen zu lernen. Wann wir es deinem Großvater sagen, entscheidest du. Du kennst ihn am Besten, ich richte mich da ganz nach dir. Wir können jetzt sofort zu ihm gehen, oder noch Monate warten. Du sagst wann, und dann machen wir das." -
Grunsätzlich lief Penelope eher vor Problemen weg oder verdrängte sie, als sich ihnen zu stellen. Von daher kannte sie sich selbst gut genug, dass sie das mit ihrem Großvater wohl so lange wie möglich vor sich herschieben würde, wenn sie niemand anstupste und sie in diese Richtung führte. Aber sie dachte auch an Timos, der bestimmt nicht ewig warten würde, während sie beide sich in seiner Wohnung vergnügten, und an Ashur, der bestimmt noch wütend war, und die Menschen bei Kenamons Garküche, die sie und ihren Großvater ja auch großenteils kannten. Irgendeiner von diesen konnte sie bei ihrem Großvater verraten, und dann hätte sie erstmal richtige Probleme.
"Ich weiß nicht, was meinst du? Wenn wir ihn früher um Erlaubnis fragen, können wir auch früher heiraten. Aber er… weißt du, er ist sehr… schwierig. Aber wenn er es von jemand anderem hört, dann wird er sicher furchtbar böse sein und bestimmt nicht mehr ja sagen."
Penelope kam etwas näher zu Ánthimos und kuschelte sich in seine Arme. "Weißt du, er kann schon sehr gemein werden. Und wenn ihr euch trefft und er getrunken hat…“"
Sie ließ den Satz unvollendet. Wenn er ihren Großvater kennen würde, wüsste er, wovon sie sprach. -
"Das Problem ist halt, dass ich jetzt noch nicht viel Geld habe. Und wenn dein Großvater wirklich so sehr darauf fixiert ist, wäre es vielleicht besser noch zu warten, bis ich mehr Geld habe. Wenn du denkst, es reicht ihm dass ich eine gute Arbeit habe, dann können wir gerne schon morgen zu ihm gehen. Ich vertraue da auf deine Einschätzung. Du darfst nur keine Angst davor haben, denn Angst ist kein guter Ratgeber." Ebensowenig wie die Hitzköpfigkeit, Sturheit und der Übermut die Anthi so auszeichnete, wenn es um dieses Thema ging.
"Und wenn wirklich alle Stricke reißen, dann hauen wir ab."
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"Es ist nicht Geld, auf das er fixiert ist."
Eigentlich war Philolaos auf gar nichts fixiert, höchstens darauf, seinen Zorn an allen anderen auszulassen.
"Er mag Fremde nur nicht besonders, und Überraschungen mag er noch viel weniger. Und ich kann es einfach schlecht einschätzen. Wenn er vernünftig darüber nachdenkt, dann kann er gar nichts gegen unsere Ehe haben. Du kannst für mich sorgen und mich beschützen, du bist Grieche und hast eine gute Bildung. Höchstens die Ephebia könnte er bemängeln. Aber… er ist nicht immer logisch."
Pelo kuschelte sich noch ein wenig mehr in Anthis Arme.
"Und nicht, dass er dich noch mit seiner gemeinen Art vergrault. Oder deinen Bruder." -
"Ich möchte ja nicht deinen Großvater heiraten, sondern dich. Und Timos kann mit sowas glaube ich auch ganz gut umgehen." Wahrscheinlich würden sich die beiden fast genauso gut verstehen wie Pelo und Anthi.
"Falls er mich wirklich ablehnen sollte, würde ich ihm Timos mal vorbeischicken. Der hat ein Händchen für sowas. Manchmal glaube ich, er könnte einem Beduinen Sand verkaufen, wenn er das nur wollte." Dabei grinste schief. Es war so eine Mischung aus Stolz und Verlegenheit.
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Penelope war in diesem Moment noch erleichterter als vorhin, dass sie aus dem Zimmer war und den Streit der beiden Brüder so zum Schweigen gebracht hatte. Anthi liebte seinen Bruder wirklich sehr, das konnte man sehen. Einen Moment fragte sich Penelope, ob sie wohl noch Halbgeschwister hatte und ob sie wohl auch so für sie fühlen würde, wenn sie sie kannte. Aber vermutlich nicht, bei dem Gedanken an mögliche Kinder ihrer Mutter fühlte sie weder Freude noch Schmerz in sich.
"Meinst du wirklich, er könnte Großvater dann überzeugen? Er kann wirklich schon sehr stur sein." -
"Da bin ich mir sicher. Wenn nichr er, dann keiner. Er ist da ein ganz ausgebuffter Hund. Wenn er leise und joviale Töne anschlägt wirds gefährlich für den Gegenüber." Mit ein paar Flaschen Wein, und noch ein paar anderen Ingredenzien konnte er wohl jedem, der so etwas ebenfalls ein wenig mochte, so ziemlich alles aufschwätzen.
"Aber ich muss sagen das würde mir ganz und gar nicht gefallen. Ein Mann muss seine Frau und deren Familie selbst für sich gewinnen und nur weil ich dich wirklich liebe, ziehe ich so etwas wie die Hilfe meines Bruders überhaupt in Betracht."
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Seine Worte und seine Nähe beruhigten Penelope und ließen ihre Sorgen langsam kleiner werden. Vielleicht hatte er ja recht, und sie machte sich nur immer zu viele Gedanken. Nein, bestimmt hatte er sogar recht.
Penelope lächelte zu ihm hoch und streichelte einmal sanft über sein Gesicht mit ihrem Handrücken.
"Bestimmt hast du recht. Dann würde ich es ihm aber bald sagen. Also, das heißt, du. Ich glaube, das wäre doch besser, wenn du richtig um mich anhältst.
Nicht, dass er es noch auf eine ähnliche Weise wie dein Bruder erfährt. Und so hat er vielleicht auch etwas mehr Zeit, sich daran zu gewöhnen, bevor wir wirklich heiraten werden." -
"Meinst du ich soll einfach zu ihm hingehen und um deine Hand anhalten, oder ihn erstmal so kennenlernen? Ich wüsste nur nicht, wie ich sonst mit ihm zusammenkommen könnte. Sitzt er nur zu Hause rum, oder geht er auch sonst noch vor die Türe?"
Es war schwer jemanden bei einem Heiratsantrag kennen zu lernen.
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"Natürlich geht er auch mal raus. Aber meistens holt ihn dann einer seiner Freunde ab. Er sieht ja nicht so viel und kann es nicht leiden, wenn man es ihm ansieht, weil er durch die Straßen irrt. In Rhakotis ändern sich einige Ecken ja auch ab und an mal.
Wenn du ihn erstmal so kennenlernen würdest, wäre er bestimmt erstmal misstrauisch. Wenn er dich mag, wäre es vermutlich dann leichter, um meine Hand anzuhalten, aber er mag keine Fremden. Und er ist sehr verschlagen, nicht so ehrlich und aufrichtig wie du."
Penelope überlegte, was wohl besser wäre. Es barg natürlich beides ein Risiko. Und Penelope liebte Ánthimos über alles, aber sie bezweifelte, dass er ihrem Großvater glaubhaft weismachen könnte, ihn aus irgendeinem Vorwand kennen lernen zu wollen. Das würde er sicher nach fünf Minuten durchschauen.
"ich weiß nicht, wie er reagiert, wenn du ihm gleich sagst, dass du um mich anhalten willst, aber ihn sonst kennen zu lernen geht wohl nur bei Wein und Opium." -
"Dann machen wir das Ganze einfach offen und ehrlich.", meinte er zuversichtlich. "Lass uns noch bis Morgen warten, dann gehen wir gemeinsam zu ihm. Du kannst ja vorher nochmal schauen, wie er an diesem Tag drauf ist. Falls er da betrunken ist, verschieben wir es einfach auf den nächsten Tag. Mit Betrunkenen oder berauschten Menschen zu verhandeln ist auf jeden Fall keine gute Idee."
Er ließ sich zurücksinken, und lag nun quer im Bett, Beine und Füße außerhalb.
"Auch wenn es mir nicht gefällt zu lügen, sollten wir ihm vielleicht sagen, dass wir uns schon länger kennen. Ich denke es wird auch sein Hauptargument gegen unsere Verbindung sein, und so können wir gleich verhindern ihm das zu liefern. Was hältst du davon?"
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Penelope drehte sich und beugte sich über Ánthimos, mit ihren Armen links und rechts von ihm abgestützt. Verliebt lächelte sie ihn an.
"Wieso lügen? Mir ist es, als kenne ich dich mein ganzes Leben. Als wäre ich gestern erst wirklich geboren worden und wäre nur ein Schatten gewesen, ehe ich dich kennen gelernt habe."
Sie beugte sich zu ihm herab und küsste ihn ganz sanft. Ihr Körper hätte durchaus auch mehr gewollt, aber mit Anthis Bruder im Nebenzimmer wollte sie lieber erstmal etwas ruhiger bleiben. Also legte sie sich danach neben ihn, ihren Kopf auf seine Schulter.
"Du solltest ihm dann aber ein Geschenk mitbringen. Großvater ist da sehr altmodisch und meint, eine Braut müsse vernünftig gekauft werden. Ein Geschenk vorab wäre denke ich gut."
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