Timos hielt immer noch Axillas Hand, als sie sich durch das mittlerweile dichtere Gedränge kämpften. Nach kurzer Zeit war er an der Taberna angekommen, die er bereits für einen kleinen Snack aufgesucht hatte. Er betrat das Gasthaus, ließ nun auch Axillas Hand los - er hatte gar nicht richtig wahr genommen, dass er sie überhaupt noch fest hielt - und schlenderte nun gemütlich auf den Tresen zu, während er Axilla mit einer Handbewegung bedeutete, ihr zu folgen.
"He Wirt, Bier für mich und meine Freundin hier!"
Der Wirt, ein stämmiger, ziemlich derbe schwitzender Carthager, grunzte nur vor sich hin und füllte zwei Becher ab, die er auf die Theke stellte. Timos zahlte und nahm sich den einen Becher, den anderen reichte er Axilla.
"Auf Alexandria!" prostete er ihr zu. Er trank einen großen Schluck und schaute sie an. Ihm war durchaus bewusst, dass er ihr seit dem Ramschladen keine Verschnaufpause gelassen hatte.
Nun blieb auch ein Moment, um sich in Ruhe in der Taverne umzusehen. Die Decke war durch Rauch verdeckt, die Tische mit vielen rauhbeinigen Matrosen, Hafenarbeitern oder schlimmerem Gesocks besetzt und das Bier floß in Strömen.
"Da du dich reizenderweise angeboten hast, mit mir zu kommen, möchte dich dir nun unser Ziel vorstellen. Diese wunderbare Taverne. Na, wie findest du's?"
Ooh ja, er war sich durchaus darüber im klaren, dass er in diesem Moment so manch einem Mädchen ziemlich unheimlich sein würde. Empfand Axilla auch so?
Lustwandeln - Griechisch-Römisches Abenteuer in den Hafentabernen
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Axilla kam gar nicht dazu, noch irgendwas zu sagen, denn Timos nahm sie bei der Hand und führte sie schnurstracks am Hafen entlang. Gut, dass sie nicht lahm war, denn er legte ein ganz schönes Tempo vor, während er sich an den verschiedensten Seeleuten vorbeidrängelte. Dadurch blieb es natürlich nicht aus, dass auch Axilla an denselben vorbeidrängelte und dem ein oder anderen dabei auch auf den Fuß stieg. Aber auch zum Entschuldigen kam sie nicht, denn sie waren immer schon weiter, wenn sie ein „Verflucht“ oder ein „Pass doch auf“ zu hören bekam.
Timos zog sie geradewegs in ein Gebäude hinein, das wohl eine Taverne sein musste. Aber das war eindeutig eine der Tavernen, in die Axilla nie alleine gegangen wäre. Sie hätte viel zuviel Angst, dass ihre Verwandten sie dabei erwischen könnten. Anständige Mädchen waren hier drinnen nicht zu finden, aber die ein oder andere Dirne.
Axilla fand das alles furchtbar aufregend. Ihr Herz klopfte bis zum Hals. Die Hälfte der Männer hier drinnen war bestimmt Piraten! Oder zumindest raubeinige Matrosen mit dem tollsten Seemansgarn. Naja, vielleicht auch das nicht, aber auf jeden Fall war es ein Abenteuer!
Sie nahm den angebotenen Becher und roch erstmal dran, bevor sie probierte. War das ägyptisches Bier? Getrunken hatte sie noch nie welches, aber es schmeckte irgendwie bitter. Wein war ihr irgendwie lieber, aber tapfer nahm sie einen anständigen Schluck. Vielleicht kam sie ja ncoh auf den Geschmack, und schließlich war sie eingeladen worden.
Bei Timos Frage musste sie ein wenig schüchtern grinsen.
„Wahrscheinlich hältst du mich für töricht. Als anständiges Mädchen sollte ich ja mit hochrotem Kopf wieder rauslaufen und vor lauter Angst am besten wieder Heim, aber ich finde es grade furchtbar aufregend und spannend hier. Ich war noch nie ohne Aufpasser in einer Taberna. Und schon gar nicht in so einer!“
Ihre Augen schienen überall gleichzeitig zu sein. Sie wollte soviel wie möglich hiervon aufnehmen. Bei den Göttern, war das aufregend! -
Er grinste, als sie von dem Bier trank. Sie blickte sich nach allen Seiten um und war ganz aufgeregt. Irgendwie fand Timos das verdammt anziehend. Er schaute sich um. Es gab eine Hintertür, von der Lärm herüberschallte, der ihn neugierig machte. Er legte Axilla einen Arm um die Schulter und führte sie gemütlich auf den Lärm zu, während er mit ihr sprach.
"Ich glaube nicht, dass du töricht bist. Ich halte dich eher für ziemlich mutig. Immerhin hast du dich gerade von einem wildfremden jungen Griechen zu einem Bier in einer üblen Spelunke einladen lassen. Hier treiben sich sonst nur Banditen und Dirnen der übelsten Sorte herum, zumindest erweckt dieser Schuppen einen solchen Eindruck. Würde mich nicht wundern, wenn man mich gleich erschlagen und dich nach Parthien verkaufen würde." Er zwinkerte ihr fröhlich zu und trank mehr Bier. Es war einfach zu herrlich, ihren Gesichtsausdruck zu sehen, während er so daherredete.Dann waren sie an der Hintertür angelangt. Dort stand ein großer Nubier (SOOONE KANTE). "'alt! Ih' müsst 'ie' Eint'itt za'len!"
Timos runzelte die Stirn. Er konnte sich sehr gut vorstellen, was hinter dieser Tür stattfand. Entweder war es ein Ringkampf...vielleicht ein Ringkampf zwischen Frauen. Rang man nicht nackt? Timos lief das Wasser im Mund zusammen.
Oder aber es war ein... - er bezahlte und die beiden traten durch die Tür - na klar! Hier fand ein Hahnenkampf statt!
Grinsend schaute er Axilla an, der er wieder einen Arm um die Schulter gelegt hatte.
"Na du Abenteurerin, sowas schonmal gesehen?"
Eine johlende Menge hatte einen Kreis um zwei Hähne gebildet, die bereits in einen Kampf miteinander verwickelt waren. -
Als er ihr den Arm um die Schultern lag, sah Axilla ihn leicht aus den Augenwinkeln an und beobachtete ihn wie eine lauernde Katze. Eigentlich hatte sein Arm aber auch nicht das Geringste auf ihrer Schulter verloren, und eigentlich sollte sie ihm eine dafür kleben und gehen. Wie gesagt, eigentlich. Denn uneigentlich hatte das etwas sehr verruchtes, und passte daher ganz gut zu dieser abenteuerlichen Taverne und dem Bier und den Matrosen. Also beschloss Axilla, das Spiel noch ein wenig weiter zu spielen. Gegen später konnte sie ja immer noch die Kratzbürste spielen, im Moment wollte sie lieber verruchte Abenteurerin sein.
Seine Erzählung brachte sie auch wieder zum Lachen. Sie, nach Parthien verkauft?
„Keine Angst, ich beschütz dich schon, dass dir keiner was tut.“
Erst vor dem riesigen Nubier verstummte ihr Lachen kurz. Neben dem war ja selbst Urgulanias Leibsklave ein Hänfling! Was bewachte er da nur?
Kurze Zeit später wusste Axilla es. Ungläubig schaute sie auf den Kreis, in dem zwei Hähne sich gegenseitig die Federn rausrupften und unter wildem Gekreische aufeinander losgingen. Auf dem Boden war Blut zu sehen, aber zuviel, als dass es nur von den beiden Hähnen stammen könnte. Dann wäre einer von beiden schon lange tot.
Staunend schüttelte Axilla nur den Kopf auf seine Frage. Sie war so perplex, dass sie sogar nichts zu dem erneuten Arm auf ihrer Schulter sagte. Sowas wie das da hatte sie wahrlich noch nie gesehen. -
Thimótheos, der Trinker, der Opiumsüchtige, der Halunke, der tief in seinem Innern eigentlich ein recht ehrlicher Mensch war, stand nun hier bei einem Hahnenkampf und musste über die amüsante Reaktion seiner jungen Begleitung lachen. Er sah sich die Szenerie an. Die meisten Leute hier wetteten auf den bunten, stärker aussehenden Hahn. Der andere hatte weiße Federn und schien zu verlieren. Timos stand einfach nur da und sah zu. Das Kratzen, Hacken und Kreischen wollte kein Ende nehmen, doch plötzlich landete der weiße Hahn einen ordentlichen Treffer ins Gesicht seines Gegners. Dieser schrie auf und schlug noch wilder mit den Flügeln um sich, während der weiße nachsetzte. Offenbar hatte er dem bunten Hahn ein Auge ausgepickt, denn dessen Federn färbten sich langsam den ganzen Hals entlang nach unten blutrot. Jetzt hatte der bunte praktisch schon verloren. Es dauerte nicht allzu lange und der Sieger stand fest. Der weiße Hahn hatte gewonnen und die Menge grölte. Viele hatten ihr Geld verloren, einige wenige hatten viel gewonnen.
Timos grinste und sah Axilla an. "Komm, wollen wir etwas essen gehen? Ich denke du hast genug gesehen. Das hier ist kein Ort für eine wohlerzogene Rhomäerin." -
Axilla schaute wie gebannt auf den Hahnenkampf. Als das erste Blut floss, war sie wie hypnotisiert. Das hatte so etwas brachiales und brutales, sie konnte nicht hinschauen, aber wegschauen ging auch nicht. Sie hätte nicht geglaubt, dass sie in irgendeiner Weise blutrünstig wäre, und sie hatte deswegen auch ein schlechtes Gewissen, als es vorbei war. Aber nur ein klein wenig.
„Essen? Oh, gern. Ich hoffe, es gibt nicht gleich den Verlierer im Kochtopf, der ist ein bisschen lädiert.“
Zum Thema wohlerzogen sagte Axilla lieber nichts. Wäre sie wohlerzogen, wäre sie wohl schon lange auf dem Weg nach Hause. Aber das wäre langweilig! Sie schaute noch einmal zu Timos hoch und ihre Gedanken kreisten ein wenig. Warum nahm er sie hier überall hin mit und war so nett zu ihr? Ein bisschen war ihr Misstrauen geweckt, aber der weitaus größere Teil von ihr war einfach nur neugierig und wollte wissen, was wohl noch alles passieren würde. -
"Nun gut, dann mal wieder raus hier." ...so sehr es mir hier auch gefällt dachte er. Er leerte sein Bier mit einem Zug und stellte den Becher auf dem Tresen ab. Dann marschierte er geradewegs zur Türe hinaus.
Vor der Taverne stehend blickte Timos sich kurz um und entschied dann, nach links zu gehen. Axilla folgte ihm, diesmal jedoch ohne an der Hand geführt zu werden.
"Da vorn ist eine nette kleine Garküche, da habe ich gestern schon gefrühstückt." Er deutete auf die Ecke der Insula, wo er sich auch gleich an einen freien Tisch setzte. Ihm gegenüber setzte sich Axila. Timos nahm das Gespräch aus dem Ramschwarenladen wieder auf.
"So, hier ist es etwas angenehmer, um sich zu unterhalten." Dem Wirt gab er ein Handzeichen, er solle herkommen und sie bedienen.
"Du trinkst lieber Wein als Bier, nehme ich an?" -
Timos war wirklich flott. Axilla bekam ihr Bier nicht mehr ganz herunter, oder zumindest nicht, ohne dass es ihr zu Kopf steigen würde. Also war ihr Becher noch halbvoll, als sie ihn noch schnell abstellte und schnell Timos folgte. Die Garküche, zu der er sie führte, war nicht allzu weit entfernt, aber nicht ganz so abenteuerlich wie der vorherige Laden. Schade eigentlich. Aber die Gesellschaft machte das ganze wieder wett.
„Ja, Wein ist mir lieber. Der ist… süßer. Aber ich darf nicht soviel trinken, ich vertrag nicht so viel.“
Nicht, dass sie hier nachher noch mit Schluckauf saß und lallte und Timos sie nach Hause tragen musste. Aber wenn sie auch ein bisschen was aß, sollte es gehen. Sie durfte nur nicht zu starken Wein trinken, dann war es ganz einfach. Aber zum Glück wurde in den meisten Garküchen ganz ordentlich verdünnt. -
"Na gut. Wirt, bring uns verdünnten Wein."
Er grinste bei der Vorstellung, wie seine junge Begleiterin völlig dicht auf diesem Stuhl hing und von ihm nach Hause getragen werden musste. Nein, das würde er sich heute lieber nicht antun. Zumal er nicht wusste, welcher römischen Familie sie angehörte. Die würden ihn womöglich vierteilen, wenn sie von der Sache Wind bekämen.
Dann schaute er auf einen Aushang, der die Speisekarte abbildete. Es gab Kichererbsensuppe mit Speck, Stück vom Rinderbraten mit Hirsebrei, und einen sogenannten "Karottenteller" mit allerlei Gemüse und frischen Fischstreifen direkt aus dem Mare Internum. Zu allen Gerichten wurde Brot gereicht.
"Ich nehme die Kichererbsensuppe und du?" stellte er fest und schaute Axilla fragend an, während der Wirt sich nur ein entsprechendes Kürzel auf einer Tabula notierte. -
„Ich halte mich glaube ich an den Fisch.“
Auch das hatte der Wirt schnell notiert und schon machte er sich auf den Weg, um das bestellte zu besorgen. Axilla sah sich immer noch ein bisschen aufgeregt um. Von hier aus konnte man den Hafenarbeitern beim Verladen der verschiedenen Kisten zuschauen, und Axilla fand das ungemein spannend. Auch wenn sie sich mit Schrecken an die Seefahrt von Taracco hierher erinnerte, wo sie die meiste Zeit über der Reling gehangen hatte.
Unter ihrer Palla wurde ihr allerdings nun langsam aber sicher warm. Da sie ohnehin im Schatten saßen, nahm Axilla das dumme Ding kurzerhand ab. Warum musste man bei dieser Hitze überhaupt soviel Zeug tragen?
„Heute wird schon wieder ein warmer Tag. Manchmal beneide ich die griechischen Frauen hier mit ihren offenen Chitons. An so Tagen wie heute möchte man am liebsten seine Tunika ausziehen und ins Meer springen, um ein bisschen Abkühlung zu erhalten.“
Erst, als Axilla wieder aufblickte, nachdem sie die Palla einigermaßen zusammengelegt und neben sich gelegt hatte, kam ihr, was sie da erzählt hatte. Entschuldigend lächelte sie einmal Timos zu, ehe sie ihre Lieblingstaktik anwandte: Einfach Thema wechseln.
„Und du kommst oft hierher an den Hafen?“ -
Timos lehnte sich zurück und entspannte sich erst einmal. Der Schatten tat gut und den Tagelöhnern bei der Arbeit zuzusehen brachte Freude. Er musste schmunzeln, als Axilla plötzlich über ihre Kleidung redete. Offenbar war ihr ziemlich warm, kein Wunder bei dem ganzen Zeug was sie am Körper trug. Verrückte Rhomäer.
Ein breites Grinsen entstand auf Timos Gesicht, als sie so erzählte und plötzlich merkte, dass sie mal wieder etwas unschickliches gesagt hatte.
"Nunja, ich hatte noch nicht so oft die Gelegenheit hierher zu kommen. Ich bin erst seit einigen Tagen in der Stadt, konnte jedoch schon einen Großteil erkunden." -
„Ich bin auch erst ein paar Wochen hier. Ist eine wirklich schöne Stadt. Warst du schon am Paneion? Da ist es wirklich herrlich, da sieht man die ganze Stadt. Und der Tierpark ist richtig aufregend.“
Fröhlich erzählte Axilla vor sich hin und war froh, dass er ihre dahingeplapperte Bemerkung von zuvor wohl nicht bemerkt hatte. Ein junger Bursche kam mit einem Krug Wein und zwei Bechern und stellte beides am Tisch ab, ehe er wieder flink wie ein Wiesel verschwand. Axilla lächelte ihm einmal kurz hinterher. Sie beherrschte sich, nach dem Krug zu greifen und sich selbst einzuschenken. Das konnte Timos machen, sie wollte schließlich nicht wie ein vollkommener Trampel daherkommen.
„Und woher kommst du? Aus Griechenland?“ -
"Im Paneion? Nein, da war ich noch nicht. Das ist doch dieser große Park in der Stadtmitte, nicht wahr? Der wäre allerdings eine Besichtigung wert."
Er nahm den Krug, den der Küchenjunge gebracht hatte und füllte ihre Becher. Fröhlich prostete er Axilla zu und trank einen ordentlichen Schluck. Diese Hitze machte durstig.
"Griechenland? Nein, bin nie da gewesen. Ich komme aus Memphis, wo meine Familie ein großes Anwesen ihr Eigentum nennen konnte."
Eine kurze, schmerzvolle Erinnerung an seine Familie. Seine Eltern, seine Freunde, seine Sklaven...alle tot oder versklavt.
Er blinzelte und konzentrierte sich wieder auf die ihm gegenüber sitzende Schönheit.
"Und von woher kamst du nach Alexandria?" -
Auch Axilla nahm ihren Weinbecher und trank ein wenig. Bei dieser Hitze musste sie aufpassen, dass es ihr nicht zu schnell zu Kopf stieg. Aber der Wein war süß und schmeckte nicht zu stark, das würde wohl noch gehen.
„Aus Taracco. Oder nicht direkt, das Haus meiner Eltern lag etwas außerhalb.“
Kurz fuhr ein schmerzhafter Stich durch ihr Herz, als sie daran dachte. Nachdem Mutter tot war, war das Haus ohnehin nicht dasselbe, redete sie sich ein. Aber dennoch vermisste sie ihre Heimat ein wenig. Schnell nahm sie noch einen Schluck.
„Aber ich sag dir, die Seereise war furchtbar. Ich vertrag das Schaukeln auf den Schiffen nicht besonders. Die Seeleute haben zwar vom schönen Wetter geschwärmt, aber mir war die meiste Zeit elend.“
Was zum Geier erzähl ich da für einen Stuss? schoss es ihr durch den Kopf. Egal, jetzt war es schon zu spät. -
Aus Hispania? Fieberhaft überlegte Timos, welche rhomäischen Gentes dort ansässig waren, kam aber zu keinem vernünftigen Schluß. So viel Ahnung hatte er dann leider doch nicht. Er wollte sie gerade über die Stadt ausfragen, als sie von ihrer Seereise erzählte. Timos grinste und zugleich erinnerte ihn das an seine Schiffsunglück.
"Na, solang es nur die Seekrankheit war...ich hatte weniger Glück. Meine zwei Brüder und ich wollten nach Athen segeln, doch ein schrecklicher Sturm verwandelte unser Schiff in einen Haufen Wrackteile. Poseidon allerdings rettete uns und ließ uns an der ägyptischen Küste stranden."
Dass dies nicht die ganze Wahrheit war, würde sie hoffentlich nie erfahren. Timos der Versklavte Sohn eines Großgrundbesitzers, der nur durch Glück seine Freiheit wiedererlangt und nun in Alexandria sein Glück versucht.
"Naja, der Götter Willen ist unergründlich." seufzte Timos, als der Küchenjunge mit ihrem Essen herankam. Er wünschte einen guten Appetit und verschwand wieder zügig.
"Na dann wollen wir mal." grinste Timos, der sich genüsslich über seine Suppe hermachte. Es war ein einfaches Essen, doch umso exklusivere Gesellschaft. -
„Ja, das ist er allerdings.“
Axilla hatte schon lange aufgegeben, irgendeinen Sinn in den Handlungen der Götter zu sehen. Alles, was passiert war, ergab nämlich keinen. Ihr Vater war ein guter Mensch, und er war gestorben. Ihre Mutter war die beste, vorbildlichste und frommste Frau der Welt, und auch sie war gestorben. Sie hatte sich Hals über Kopf in ihren Vetter verliebt, aber er sich nicht in sie. Welchen Sinn sollte das ganze denn überhaupt machen? Manchmal glaubte Axilla, die Götter wussten selber nicht, was sie da taten.Axilla fing damit an, den Fisch mit den Fingern vorsichtig auseinander zu pflücken. Sie versuchte schon im Vorfeld alle Gräten herauszuziehen und ließ sich daher Zeit, es gründlich zu machen. Der Fisch war ohnehin noch sehr warm und bei dieser Hitze würde er sich kaum abkühlen.
„Das muss sicher furchtbar gewesen sein. Ich bin zwar eigentlich eine gute Schwimmerin, aber bei einem Sturm würde ich das nicht unbedingt testen wollen. Da müsst ihr wirklich großes Glück gehabt haben.“
Alle Gräten waren zu Axillas Zufriedenheit gezogen, und sie begann damit, zu essen. Es war wirklich lecker, obwohl sie das bei dieser Gegend eigentlich nicht gedacht hätte.
„Wärst du mir böse, wenn ich dir den Vorschlag mache, dass ich dich hier einlade?“
Der Gedanke kam ihr spontan. Er hatte immerhin vorhin schon das Bier und den Kampf bezahlt, und wenn sie raten müsste, hatte sie sicher mehr Taschengeld als er Einkommen. Irgendwie sprang da ihr Gerechtigkeitssinn – der sonst meistens friedlich schlummerte – an. -
Timos registrierte einen kurzen Augenblick der Trauer in ihrem Blick, ging allerdings lieber nicht darauf ein. Die Stimmung war gerade so gut und er wollte das Gespräch nicht auf wehleidige Themen lenken.
Also aß er weiter seine Suppe und hörte seiner Gesprächspartnerin zu.
"Nunja, ich hatte das Glück, nicht allzuviel mitzubekommen. Der Mast brach und das Schiff wurde nach und nach in Stücke gerissen. Als ich ins Wasser fiel, bin ich wohl ziemlich schnell ohnmächtig geworden und einige Stunden später am Strand aufgewacht...mit einem ziemlichen Brummschädel und Schmerzen am ganze Körper. Eine Gelegenheit, meine Schwimmkünste zu beweisen hatte ich gar nicht."
Er grinste breit, als sie ihn einladen wollte. "Ich soll mich von einer so hübschen, jungen Dame wie dir zum Essen einladen lassen? Na da sag' ich nicht nein!"
Klar, sein Charme war unübertroffen - bildete Timos sich zumindest ein. (:D) -
Hübsch? Axilla war empfänglich für Komplimente. Vor allem nach dem Debakel der letzten Tage war so ein kleines Wort wie Balsam. Also bekam Timos sogar ein aufrichtiges Lächeln und den kurzen Anblick einer verstummten Axilla. Es brauchte einen Augenblick, ehe sie das Gespräch wieder aufgriff.
„Da hatten du und deine Brüder dann ja wirklich Glück, dass ihr an die Küste gespült worden seid. Und ich hab auch Glück, allein hätte ich mich glaube ich nie in die Taverne getraut. Aber das war toll.“
Axilla trank noch einen Schluck Wein, der Fisch machte irgendwie durstig und wollte wohl in ihrem Bauch noch ein bisschen weiter schwimmen.
„Und du hast zwei Brüder? Das ist schön. Ich hätte auch gerne einen.“ -
Der junge Grieche erwiderte das Lächeln und trank etwas von seinem Wein. Er nickte auf Axillas Feststellung hin und entgegnete:
"Solche Spelunken sind eigentlich auch kein Ort für junge Rhomäerinnen. Deine Familie würde mich vermutlich der Stadtwache ausliefern, wenn sie davon erführe."
Er knabberte an einem Speckstreifen - mhh lecker! - und fuhr dann fort.
"Ja, es ist lustig mit den beiden. Auch wenn es manchmal ganz schön anstrengend sein kann."
Dann grinste er breit, als ihm ein durchgeknallter Gedanke kam.
"Du kannst dich ja von jemandem adoptieren lassen, der einen oder mehrere Söhne hat." -
„Nun, dann müssen wir beide wohl dafür sorgen, dass sie davon nichts erfährt.“
Axilla könnte wahrscheinlich wirklich Ärger bekommen, wenn ihre Familie davon erfuhr, wo sie sich heute herumgetrieben hatte. Aber irgendwie machte das die ganze Sache noch um einiges aufregender. Axilla liebte schon immer das verbotene und das, was sie nicht haben durfte. Schon als Kind war sie am liebsten deshalb auf Bäume geklettert oder hatte die wilden Ponys geritten, weil sie es nicht hätte tun sollen.
Seinen Vorschlag kommentierte Axilla mit einer hochgezogenen Augenbraue.
„Adoptieren? Ne, dann stünde ich ja unter irgendjemandes patria potestas. Ein Vormund ist schon schlimm genug. Da verzichte ich lieber auf einen Bruder.“
Sie sah zu Timos hinüber und musste lachen. Er hatte schon die verrücktesten Einfälle.
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