Endlich seh ich sie wieder...

  • Ànthimos war aufgeregt. Er hatte eine Arbeit bekommen und das wirklich sofort beim ersten Versuch! Und 30 Drachmen pro Woche war ein sehr guter Lohn, zumindest für den Anfang. Außerdem hatte Thimótheos eine Wohnung gefunden die nicht nur sehr günstig war, sondern auch gar nicht so weit von Pelos zu Hause entfernt war und ein eigenes Zimmer hatte er sich auch ergattert. Er konnte es kaum erwarten das alles Penelope zu erzählen. Bald würde er genug Geld haben um sie heiraten zu können, und bis dahin konnten sie ihre "wilde Ehe" in seinem Zimmer genießen. Anthi war kurz davor Freudensprünge zu vollführen und am Liebsten hätte er die ganze Welt umarmt...na ja, nicht unbedingt den alten Bettler, der gerade vor ihm auftauchte, aber dafür bekam dieser ein wenig Geld, was dem wohl auch lieber war, als eine Rippenbrechen von einem liebestollen Hünen.


    Nun stand er da also und hielt Ausschau nach seiner zukünftigen Ehefrau...

  • Sie war den ganzen Weg gerannt, von Rhakotis bis zum Museion. Zwar nicht so schnell sie konnte, aber "im Trab", wie man bei einem Pferd sagen würde. Beim Spielen mit den Kleinen von Inhapi hatte sie fast die Zeit vergessen. Wie konnte man aber auch an eben diese denken, wenn man einem Fünfjährigen Kerlchen mit schwarzen, leuchtenden Augen gerade beibrachte, die Syrinx zu spielen?
    Und so lief Penelope hurtig durch die Straßen, in ihrem einfachen, grauen Chiton, die Syrinx an einem Bändchen um die Hüfte, ihre Wangen von der Anstrengung leicht gerötet. Sie nahm die Nebenstraßen, um mit niemandem zusammenzustoßen, und kümmerte sich nicht um die verwunderten Blicke, die ihr folgten. Sie wollte zu ihm. Drei Querstraßen vor dem Museion fing ihr Herz, das bisher trotz des Tempos ruhig geblieben war, plötzlich an wie wild zu pochen, und ihre Schritte schienen noch leichter zu gehen. Gleich würde sie ihn wieder in ihre Arme schließen können, gleich wäre sie wieder bei ihrem Mann.
    Sie kam um die letzte Ecke und sah ihn schon stehen. Ihre Bewegung verlor sich und sie lief drei Schritte aus, um dann vor Anstrengung ein bisschen atmend im Schatten des Museions stehen zu bleiben. Er sah aus wie ein junger Gott, und Penelope konnte immer noch nicht fassen, dass er ihr gehören sollte. Sie stand einfach nur da und schaute zu ihm hinüber, bis er auch sie sah.

  • Auf einmal stand sie ein paar Meter ihm und schaute ihn an. Als er sie sah musste er lächeln, er konnte einfach nicht anders und wenn sein Leben davon abgehangen hätte. Er ging auf sie zu, schnappte sich ihre Hand und führte sie sanft in eine weniger belebte Seitenstraße. Dort zog er sie an sich und küsste sie innig. "Ich hatte schon Angst du kommst nicht mehr!" Flüsterte er ihr ins Ohr.

  • Penelope erwiderte den Kuss sehnsuchtsvoll und umarmte Ánthimos auch noch, als dieser geendet hatte. Die Zeit ohne ihn war so lange gewesen, und sie wollte ihn am liebsten nie wieder loslassen.
    "Und wenn sie Kerberos persönlich zu meiner Bewachung abgestellt hätten und mich mit von Hephaistos geschmiedeten Ketten gefesselt hätten, wäre ich gekommen."
    Sie küsste Ánthimos noch einmal und schmiegte sich dabei ganz dicht an ihn. Sie hatte ihn so sehr vermisst.

  • Sein Körper so nah an ihrem, so warm, so stark, so schön. Penelope stöhnte leicht auf bei seinem Kuss und drängte sich ihm entgegen. Nur sehr schwer löste sie ihren Mund von seinem, und auch nur, um ihn in den Nacken zu legen, damit er ihren Hals küssen konnte, weil sie wusste, dass er das liebte.
    "Ánthi…" Es war kaum mehr als ein Hauchen und seine Frage war schon vollkommen vergessen.

  • Bei den Göttern, es war schon wieder genau so schlimm um sie bestellt, wie gestern. Er küsste ihren Hals und knabberte leicht an ihrem Ohrläppchen.


    "Ist das normal? Mir gehts schon wieder so wie gestern auf dem Paneion." Keuchte er.

  • Allein dieses Geständnis verstärkte Penelopes Sehnsucht nach ihm noch mal um ein Vielfaches. Dazu noch seine sanften Bisse, die sie beinahe um den Verstand brachten. Aber sie konnten ihre Leidenschaft nicht hier auf der Straße ausleben.
    "Dann sollten wir versuchen, unsere Finger und Münder bei uns zu halten. Oder uns ein Bett suchen."
    Penelope wusste ganz genau, dass sie fast exakt dieselben Worte gestern gebraucht hatten, und ihre Hand in Anthis Haar zeigte ihm wohl deutlich, welche Möglichkeit sie im Moment bevorzugte.

  • Nachdem er eine Arbeit gefunden hatte, hatte Timos ihm die Wohnung gezeigt und anschließend hatten sie ihre Habe rübergeschafft. Weil er noch in der Hafen wollte, hatte er ihm den Schlüssel überlassen.


    "Ich habe ein Bett, denn wir haben eine Wohnung gefunden. Dort dürfte keiner sein, denn Timos und Ilias sind unterwegs."


    Eigentlich hatte er ihr so viel zu erzählen, aber das alles war wie weggewischt.

  • "Du hast schon eine Wohnung?"
    Die Freude war Penelopes Stimme deutlich anzuhören, und sie küsste Ánthimos wieder, aber kürzer und nicht mehr so verlangend. Die Freude überwog die Lust. Aber sie merkte, dass es bei Ánthimos wohl nicht so schnell ging, und selbstverständlich war ihre Sehnsucht nach seinem Körper auch nicht gerade gering. Sie konnte ihn auch noch später genauer danach ausfragen, erst einmal gab es wichtigeres.
    Sie fuhr mit ihrer Hand einmal seine Brust entlang, während sie ihren Körper ganz eng an seinen schmiegte. "Ich hoffe, es ist nicht weit." Und nun war ihrer Stimme sehr deutlich anzuhören, wo sie in Gedanken bereits mit ihrem Mann war.

  • "Sie ist genau zwischen dem Broucheion und Rhakotis. Wir haben sie erst seit ein paar Stunden. Timos hat mir gerade vorhin den Schlüssel in die Hand gedrückt." Er gab ihr noch einen Kuss und zog sich dann ein wenig zurück. Es sollte doch möglich sein, dass sie jetzt einigermaßen gesittet in die Wohnung kamen. Also bot er ihr wieder den Arm an.


    "Komm Schatz, wir sollten es doch schaffen bis zur Wohnung gesittet nebeneinander zu laufen, oder?" Er zwinkerte ihr zu. "Na, wie war es jetzt mit deinem Großvater? Hat er was gesagt?"

  • Pelo lächelte Anthi an und ließ sich von ihm zu der Wohnung führen. So übernahm er heute im Gegensatz zu gestern die Führung und sie konnte ihm einfach folgen und den Ausblick genießen. Selbst der Gedanke an ihren Großvater vermochte ihre Stimmung nicht zu trüben.
    "Er hat schon geschlafen, als ich heimgekommen bin. Ich glaube, er hat nicht einmal mitgekriegt, wie lange ich weg war. Und heute Morgen war er zwar übellaunig, aber weil er einen Kater hatte. Ich hab den Vormittag bei meiner Nachbarin und ihren Kindern verbracht."
    Die genauen Beschimpfungen, die ihr Großvater am Morgen losgelassen hatte, musste sie ihm nicht erzählen. Das war auch gar nicht wichtig. Noch dazu war ihr Großvater immer etwas gemeiner, wenn er getrunken hatte. Und der Gedanke an die fünf kleinen Kinder von Inhapy war ohnehin um einiges erfreulicher.

  • "Na dann bin ich ja froh. Es hätte mich wirklich bedrückt, wenn du meinetwegen in Schwierigleiten gekommen wärst. Aha, du magst also Kinder? Das find ich gut." Er grinste sie frech an.


    "Ach du hast mich schon wieder so bezaubert, dass ich fast vergessen hab, dass ich noch mehr gute Nachrichten hab. Soll ichs dir gleich sagen, oder möchtest du lieber raten?" Er freute sich schon wie ein kleines Kind ihr von seiner Arbeit zu erzählen.

  • Penelope wusste ja, dass er sich heute Morgen bei Mithridates Castor vorstellen wollte. Gestern hatten sie ja schließlich darüber gesprochen. Als er sie also fragte, ob sie raten wolle, waren ihre Gedanken auch sofort bei dieser Sache.
    "Du hast Arbeit gefunden?"
    Erst war ihre Stimme etwas erstaunt und zögerlich, als sie dann aber zu Ánthimos herüber schaute, musste sie breit grinsen, und ihre Stimme war mehr als nur freudig. "Du hast Arbeit?"

  • "Ja, hab ich! Neben dir läuft der neue Scriba Personalis des Agoranomos Mithirades Castor!" Er grinste von einem Ohr bis zum anderen. "Ich verdiene damit 30 Drachmen in der Woche. Aber es kommt noch besser..."

  • "Dreißig…" Penelope blieb jetzt schon der Mund offen stehen. Soviel verdienten Rhomäer! Das war für ein erstes Gehalt wirklich gut.
    "Noch besser?" Was konnte denn noch besser sein als das? Das war ja jetzt schon wundervoll!

  • Er sah ihr erstauntes Gesicht...es war wundervoll sie so zu sehen. Egal welches Gesicht sie machte, sie sah immer irgedwie süß aus.
    "Ja, ich hab Timos zu Iunia Urgulania geschickt, und die hat ihn eingestellt. Das heißt wir sind jetzt beide Scriba in der Agora und jeder von uns verdient 30 Drachmen in der Woche. Wenn jetzt Ilias noch eine Arbeit findet, haben wir bald keine Geldprobleme mehr! Ist das nicht klasse?"

  • "Das ist…" einen Moment kam nichts, und dein ein sehr heller und hoher kleiner Freudenschrei, als Penelope Ánthimos um den Hals fiel. Das war nicht nur wundervoll, das war fast zu schön, um wahr zu sein.
    Als sie ihn wieder losließ, strahlte sie übers ganze Gesicht. Ein wenig verlegen senkte sie die Augen. "Da muss ich mich ja fast schämen, dass ich immer noch keine Arbeit habe. Ich lebe hier schon mehrere Jahre, und du verdienst an deinem zweiten Tag schon mehr als ich."

  • "Ach," er machte eine wegwerfende Handbewegung "Frauen haben es halt viel schwerer als Männer an Arbeit zu kommen. Außerdem verdiene ich nur als Schreiber mein Geld. Du aber bist eine Künstlerin. Es ist schon gemein, dass die Leute für so etwas schönes wie Musik kein Geld übrig haben. Aber vielleicht könntest du ja Leuten das Spielen beibringen."

  • "Ich bringe den Kindern meiner Nachbarin grade das Spielen auf der Syrinx bei, und wie man sich selber eine basteln kann. Die Kleinen sind da ganz wild drauf. Aber ich wüsste nicht, wie ich das anbieten sollte für Leute, die zahlen. Ich weiß nichtmal, ob das genug Menschen interessieren würde, und zuhause kann ich die wohl auch kaum unterrichten. Wer würde freiwillig nach Rhakotis gehen, um Kithara zu spielen?"

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!