Ein Lagerhaus am Rande der Stadt

  • Ein sehr verschwiegner, nein, VERDAMMT verschwiegener Sklave (und das hieß schon was, denn Caius war gut im Knacken von sturren Informationsquellen) führte Caius auf einem irrsinnig verwinkelten Wege durch die Stadt, um schließlich an einem Lagerhaus zu stoppen.


    Der Acta-Schreiber besah sich das alte Gemäuer, und befand es schon fast Klischeehaft konspirativ wirkend... aber was sollte es, es brachte ihn nicht weiter hier darüber nachzudenken was wohl geeigneter wäre. Mit vorsichtigem Blick in alle Ecken schob er die morsche Seitentür des Lagerhauses auf, und betrat es mit leisem Schritt...

  • Die Tür wurde hinter dem Repoter sofort zugeschlagen und man konnte hören, dass ein Riegel vorgeschoben wurde. In einer Gallerie im ersten Stock saß Rusticus auf einem Stuhl und trank das erste mal seit langem einen Schluck Wein und sah mit einem verächtlichen Blick auf den Reporter herunter. Früher war in der Gallerie das Officium des Verwalters gewesen, doch Rusticus hatte einen guten Ausblick von dort oben. Nachdem die Tür verriegelt worden war, hörte man die gleichen Geräusche von anderem Türen des Lagerhauses. Rusticus wusste, dass seine Männer die anderen Türen ebenfalls abschlossen.


    >Nunn Gaiusch Columnusch. Magscht schu Fischä?<


    fragte mit einem echten Lächeln auf den Lippen und sah, dass seine Schergen sich langsam um den Reporter versammelten. Rusticus war offensichtlich betrunken, was ganz und garnicht seine Art war.

  • "Ich bevorzuge Tiere die ich mir anschauen kann ohne dabei zu ersaufen.", konterte Caius freier als er sich fühlte. Im Endeffekt hatte er die Hosen voll. Es war nicht das erste Mal dass er bedroht wurde, und er war dem Pluto nicht nur einmal von der Schippe gesprungen, wenn man daran dachte dass er die Truppen durch Parthia begleitet hatte. Dies aber war eine Spur... bösartiger. Hätte Caius einen Kragen gehabt, so hätte er ihn in diesem Moment gelockert. Hatte er aber nicht, und so blieb das Enge Gefühl im Hals, während er den Comes mit unsicherem Blick ansah.


    "Comes Fabius. Wie ich bemerken muss bin ich wohl auf etwas gestoßen das zu einer gewissen Geheimhaltung nötigt.", für welchen Zweck auch immer...

  • >Ja dasch bisch du. Auf schen Tod! Pascht ihn!<


    rief Rusticus und sechs der Männer sprangen auf den Reporter zu und packten ihn an Armen und Beinen.


    >Feschelt ihn un bringt ihn rauf. Schetzt ihn auf den Schtuhl. Wir wolln noch n` bischen mitnander spreschen. Soll ja nisch dumm schterben der Mann.<


    sagte er und hickste laut. Dann stürzte er den restlichen Becher Wein in sich hinein. Die Männer taten wie geheißen und fesselten den Reporter an Armen und Beinen. Dann trugen sie ihn die Treppe zur Gallerie hoch und setzten ihn auf einem Stuhl neben dem Comes ab. Zwei der Männer blieben mit gezückten Sicae hinter ihm stehen.

  • Nichtmal ein kleines 'ARGH!' kam über Caius' als sich die Männer des Fabiers auf ihn stürzten. Die Kerle waren nicht unbedingt zimperlich im Anlegen der Fesseln, sie schnitten übel in seine Hand- und Fussgelenke. Schließlich wurde er unsanft die Treppe heraus gestoßen und auf einen Schemel dem Comes gegenübergesetzt, der ihn zualler erst mit einer mörderischen Fahne anatmete.


    "Comes Fabius. Ich muss protestieren! Du kannst dich hier nicht vollkommen alleine betrinken!", empörte sich Caius, dessen Mundwerk einfach auf Routine schaltete während seine Selbstkontrolle jede Minute um ein Jahr Alter schrumpfte... gleich würde er heulen wie ein Kind.

  • >Hier bische.<


    sagte Rusticus und füllte einen Becher. Dann schüttete er ihn dem Reporter ins Gesicht.


    >Du kannsch scho viel reschen wie du willsch. Du wirsch bald verschwinden. Nein isch hab disch nicht geschehen. Du Vibiusch?<


    fragte Rusticus und deute mit dem leeren Becher auf einen der Männer hinter Columnus


    >Nein, Patron.< bestätigte der Mann prompt.


    >Aber vieleischt ein Fischlein im Meer. Wir binden dir Schteine an die Füsche und dann gehscht du schwimmen!<


    meinte Rusticus und begann laut zu lachen.


    >Aber du bis ja so neugierig. Also wasch glaubsch du wie isch wohl Comes oder Schef der Curie geworden bin?<

  • Caius' Sinn für Pragmatismus kam durch, als er den Wein ins Gesicht geschüttet bekam, begann er beinahe automatisch mit der Zunge soviel einzusammeln wie möglich...


    "Oh, ein Ratespiel.", die Selbstsicherheit schwand, wurden hier doch die Ergebnisse der Recherche in kürzester Zeit abgefragt, "Erm... Geld? Frauen? Noch mehr Geld? Mehr Frauen?"

  • >Natürlisch Geld. Und andere wurdn mit Auschzeischnungn abgeschpeist. Un andere wurdn erprescht.<


    >Hasch du gehört? Auszeischnungen! Es isch doch so, dasch kein Schwein nach Hischpania wollde nach der verfluschten Revilo... Revolio... Reviluti ...<


    bemühte sich Rusticus das Wort auszuprechen.


    >Revolution.< half ihm der andere Mann hinter dem Reporter.


    >Genau, aber ausch egal. Aber maschen wirs anders. Was willsch du wissen, bevor Vibiusch dir n schweites Grinschen schneidet?<


    lallte Rusticus und wie zur Bestätigung legte Vibius seine Sica an den Hals des Reporters.


    >Ach tusch wiedr weg. Wir wolln schen Mann nisch verschrecken.<
    sagte Rusticus und die Klinge wurde wieder vom Halsdes Reporters entfernt.

  • Angst hin oder her, hier gab es Informationen zu gewinnen. Die nachher natürlich keinen Nutzen mehr haben würden, aber hier ging es um den reinen Reflex: sammeln, durchsehen, verwerten. Da war es Caius dann auch auf einmal sehr egal dass sich sein gefühltes Alter gefährlich der Bettnässerphase näherte. Er wusste: würde dieser Klotz hinter ihm das mit dem Messer nochmal machen, würde er sich in die nicht vorhandenen Hosen machen...


    Nichtsdestotrotz stellte Caius artig, aber zitternd, seine Fragen: "Wer war an den Absprachen zur Erlangung des Comesamtes beteiligt?"
    Auch wenn nur der Proconsul die Comes ernennen konnte, wer wusste schon was da sonst alles mit drin steckte.

  • >Wasch für eine Absprasche? Der Proconschul hat misch einesch Tagesch zu sich bestellt und mich zum Comes erhobn, da er nen neun Coms brauschte hat er mich seinen Klienten erhobn. Mehr war da nisch. Gusche Güte. Wasch ihre Leute von der Presche eusch immer auschdengt.<


    sagte Rusticus und fächelte sich etwas Luft zu. Dann schenkte er sich noch einen Becher Wein ein und trank ihn zur Hälfte aus. Den Rest schüttete er dem Reporter wieder ins Gesicht.


    >Da hasch du noch nen Schluck.< sagte er und lachte wieder.

  • Caius, der immernoch fleissig den Wein einsammelte und sich innerlich über seine viel zu kurze Zunge, oder sein viel zu kleines Mundwerk mockierte, wollte mit den Schultern zucken, kam durch die Fesseln aber nicht weit.


    "Du hast danach gefragt... nun... wen hast du mit Auszeichnungen, Beförderungen und oder Geld bestochen?", kämpfte der Schreiber sich Stück für Stück in die Berufsroutine zurück...

  • >Dasch war irgendn Duumvir. Sein Namen weisch isch grad nisch mehr. Der hat ne Auszeichnung kassiert. Und was dasch Geld angeht. Wirf einfach für jedes zweite Mitglied der Curia ne Münze. Kopf isch hab n' bestochn. Zahl isch hab'n erpresst oder ihm ne Auszeichnung verliehn.<


    meinte Rusticus. Es war ja nicht so als ob er Buch geführt hatte. Oder doch? Im Moment wusste er es nicht mehr so genau.

  • "Didianus Nero?", rutschte es schneller über Caius' Lippen als er denken konnte... es automatisierte sich immer mehr, und die Befürchtungen, bzw. Tendenzen die Caius gehabt hatte bildeten sich immer klarer hinaus: "Was ist mit Octavius Augustinus Maior? Der wurde quasi überschüttet mit Auszeichnungen, wo man viel mehr nicht von ihm gehört hatte. Was ist mit dem Proconsul? Ist Furianus in diese Dinge verwickelt?"

  • >Du saudämmlischer Hund! Isch hab dir doch jesagt, dass Furianus eben spendabel mit seinen Auszeischnungen is. Mehr nisch. Die Griechen hauen auch Auszeinungen raus wie dämlisch. Da fragt keiner. Warum ermittlt die Aschta nich in Alexandria? Nach deinem Besuch hab isch mich mal infur... informiert. Die hauen da auch Zeug raus, dass glaubsch du garnich. Der Octavier hat genauso wie der ... dieser gottverdammte überkorrekte Annaeer seine Abreit wohl halbwegs gut gemascht und Furianus hat se eben ausgezeichnet. Vieleischt weil er so neus Personal nach Hispania locken wollde. Wer weisch. Aber um auf deine Schituation surückzukommen. Vibiusch!<


    sagte Rusticus wütend und machte eine Geste in Richtung des ersten Schlägers. Der Verstand sofort und trat vor dem Reporter. Ein heftiger Kinnhaken und ein Schlag in die Magengegend des Reporters folgten. Dann packte er mit zwei Fingern ruppig das Ohr des Reporters und setzte seine Sica an.


    >Also wenn schu weiterhin gans Ohr sein oder ham wills, dann sag mir wo du deine bisherigen Notisen hast.<

  • Zack, zu spät... Caius spürte wie die Angst, ungestört durch die Misshandlungen, sich in ihm breit machte und dafür sorgte dass sein Alter unter die magische Grenze der Bettnässer rutschte. Eigentlich wär ihm das peinlich, aber im Angesicht seines Todes konnte ihm das ziemlich egal sein.


    Doch was der Comes da redete machte ihn wütend, er konnte nicht anders als den Mann verzweifelt mit einer Mischung aus Angst und Wut anzuschreien: "Bist du deppert? Gerade erzählst du mir dass du die halbe Curia mit Diplomae und Geld bestochen hast, und dass so ziemlich jeder bei dieser Masche mit drin steckt, und auf einmal wäscht du die schmutzige Wäsche anderer? Bei den Göttern, was für ein Corruptomes bist du eigentlich? Ich lande gleich bei den Fischen, dein Affe hier hält mir gerade ein sehr echt aussehendes Messer an meinen Gehörgang und du hast Schiss die Wahrheit zu sagen? Dann werft mich verdammt nochmal direkt zu den Fischen, dann kann ich mich bei Minerva darüber erkundigen was in euren stinkenden Amtskammern abgegangen ist, vielleicht ist die nicht so zimperlich mit einem Toten zu sprechen. Und nur damit du es weißt: ich schicke meine Recherchen jede Woche zwei Mal nach Rom zur Redaktion, damit sie dort abgeschrieben werden.", blaffte er mit kreischender Stimme zurück. Er hatte eine Scheissangst, und wollte ganz und garnicht sterben, aber dies hier trieb ihn zum Wahnsinn.


    "Also, du da!", schrie er den Handlanger des Comes an, "Vergiss was dein Boss da sagt. Ich zahl dir das dreifache. DAS DREIFACHE! Wenn du mich sofort umbringst, und mich von diesem Geschwafel erlöst!"

  • >Natürlisch hab isch die Curia bestochen. Aber dasch und die Sache mit Furianusch sin zwei verschiedene Dinge. Abr gut das willst du ja nicht verstehn.<


    Vibius war ein Söldner mit Ehre. Er nahm sich den Beutel des Reporters und zählte das Geld. Er nahm sich nur die Summe heraus, die ihm Columnus angeboten hatte, und legte den Beutel dann wieder zu ihm.


    >Irgenwelche speziellen Wünsche was deinen Abgang angeht?<


    fragte er. Rusticus war es egal. Sollte sich Vibius ruhig noch etwas dazuverdienen. Er brauchte ihn sowieso nicht mehr.


    >Vibius du räumst die Schaurei ausch wieder auf. Vergrab ihn im Keller oder schmeisch ihn nem Stein am Bein in 'n Hafn. Hauptsache esch findet ihn niemand.<

  • "Natürlich. Ich glaube dir jedes Wort...", patzte Caius zurück und wandte sich dann dem Schläger zu, "Das mit den Fischen klingt schon ganz gut, aber kannst du mir eine überziehen bevor du mich reinwirfst? Dann krieg ich es wenigstens nicht mit."


    Vielleicht würde man seine Leiche finden, das würde ihn dann als Held in den Annalen der Acta eingehen lassen... wie stolz seine Mama wäre! Denn die hatte immer gesagt: "Caius, Caius, bei deinem Mundwerk landest du irgendwann bei den Fischen, und niemand wird sich dir und deiner armen Mutter erinnern!"


    Hah! Die würde sich wundern... außerdem würde das Wasser die peinlichen Flecken aus seiner Tunika waschen.

  • Vibius ging wieder hinter den Reporter und nahm lieh sich einen bronzebeschlagenen Knüppel von einem anderen Schläger.


    Rusticus fluchte lang und ausgiebig, denn seine Toga hatte einige Spritzer abbekommen. Dann warf er seinen Becher an die Wand und verlies torkelnd das Lagerhaus. Zwei seiner Klienten stützten ihn.


    Vibius und zwei seiner Kumpane hollten den vorbereiteten Sack und steckten den Reporter hinein. Schwieriger als das Töten war immer die Beseitigung der Getöteten. Jetzt mussten sie denn Sack erst zum Hafen tragen und dann mussten sie einen Stein finden und ihn an den Sack binden. Und dann brauchten sie auch noch ein Boot, um einige Meter hinauszurudern. Als Schläger hatte man es wirklich nicht leicht, dachte Vibius und hob den Sack an.

  • Caius, vom Knüppel ausgeknockt, bekam nichtmehr viel davon mit was um ihn herum abging. Eigentlich garnichts. Nichts davon wie er in einem Sack durch die Gegend getragen wurde, nicht davon wie er im Hafen auf ein Boot verladen wurde, und auch nichts davon wie seine Peiniger auf einmal ruckzuck weg waren, und er trotzdem trocken hinter den Ohren war.
    Es waren betrunkene Seemänner, auf der Suche nach Streit, die die Schergen des Comes aufgetan hatten, sie schließlich mit ein paar wohlplatzierten Schlägen in die Flucht getrieben hatten und sich schließlich darüber wunderten was der Kerl in dem Sack wollte...


    Er selbst erwachte am nächsten Morgen in einer Gutsschänke, in die die Seemänner ihn gebracht hatten, mit enormen Kopfschmerzen und einer riesigen Beule am Kopf. Schnell rief er sich wieder ins Bewusstsein was am vorgegangenen Abend geschehen war, zahlte seine Retter üppig aus und machte sich wieder auf zu seiner Herberge, um die nächsten Schritte zu planen...

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