"Taranis, gehst Du da wohl weg!" schimpfte die Iulierin mit dem neugierigen, hochgewachsenen, aber durchaus zahm zu nennenden Tier, das gerade wieder einmal Anstalten gemacht hatte, eine Pflanze mit den Zähnen aus einer Vase zu zerren, um dann auszuprobieren, ob man mit der Vase spielen konnte. Doch zumindest eines hatte das Tier inzwischen begriffen: Dass nicht nur der Hausherr zornig werden konnte, sondern auch sein Weibchen, und dass sie tagsüber weitaus öfter in seiner Nähe war als der Hausherr - und man es sich nicht unbedingt grundsätzlich mit ihr verderben sollte, wenn man nicht immer aus den verschiedenen, interessanten Ecken des Praetoriums vertrieben werden wollte.
So zog der Luchs dann auch recht schnell Leine, während Iulia Helena die Zierpflanze mit einem leisen Seufzen betrachtete. Die meisten Pflanzen des Haushalts hatten unter Luchsbefall zu leiden, aber gerade dieses Gewächs war ihr wegen der rotgeäderten Blätter ans Herz gewachsen - sie würde es wohl in ihr cubiculum bringen lassen müssen, wenn sie wollte, dass die Pflanze überlebte. Aber den Luchs von seiner Neugierde abzuhalten war nicht ihr eigentliches Ziel gewesen, und so setzte sie ihren Weg alsbald fort, um schließlich an die Tür des tabliniums zu klopfen, wohl wissend, dass sie ihren Verlobten dort zu einer gewissen Zeit zumeist antraf, dann trat sie ein, um nachzusehen, ob die Vermutung denn auch den Tatsachen entsprach. "Salve, Quintus," sprach sie lächelnd, als sie ihn am Schreibtisch sitzend entdeckte und trat näher. "Ich hoffe, Du hast einige Momente Zeit für mich?"