Ein Wasserverteiler an der Ecke

  • Vom Büro der Aquarii aus hatte Macer seine Schritte über einige Straßen und Kreuzungen zielstrebig zu einem Punkt gelenkt, an dem einer der größten Wasserverteiler Roms lag. Viel sehen konnte man vom Wasser allerdings nicht, denn eine hübsch Schmuckfassade mit kleinen Brunnen, Wasserfällen oder sontigen Spielereien trug dieses Exemplar nicht. Macer hätte dafür aber ohnehin kaum einen Blick gehabt, sondern er steuerte zielstrebig auf die kleine Stube zu, die über eine Tür von der Straße zu erreichen war und in der sich die Techniker aufhielten, die den Verteiler überwachten und für das angrenzende Stadtgebiet zuständig waren. "Salve", grüßte er die Männer, die von seinem Besuch nicht überrascht waren, denn er hatte ihn angekündigt. Allenfalls erntete der neue Mitarbeiter, der Macer begleitete, einige neugierige Blicke.

  • Tiberius folgte seinem Vorgesetzten eilig aus dem Officium der Aquarii bis zum Wasserverteiler. Er entdeckte einige Männer, die Crassus auf den ersten Blick als Zuständige für den Wasserverteiler identifizieren würde. Gespannt was ihn nun erwarten würde, grüßte er die Männer ebenfalls mit einem höflichen "Salve."

  • Die anwesenden Arbeiter grüßten ebenso höflich zurück und Macer stellte den neuen Aquarius kurz vor. Dann wandte er sich direkt an ihn. "Wie du wohl schon erkannt hast, ist dies keiner von den ganz großen Wasserverteilern, aber auch kein ganz unwichtiger. Dass wir ihn uns jetzt anschauen, liegt aber nicht an seiner Größe, sondern daran, dass er in Kürze von der Wasserversorgung abgetrennt und komplett entleert wird, da ein paar Reparaturen anstehen." Mit diesen Worten nahm er an einem Tisch Platz und deutete dem Aquarius an, sich einen Hocker zu nehmen und dazu zu setzen. Zwei der anwesenden Arbeiter nahmen ebenfalls Platz, für den Rest waren keine Sitzmöbel vorhanden. Einige Wachstafeln lagen auf dem Tisch. "Ich schlage vor, dass du die kompletten Arbeiten begleitest, von jetzt an bis zu ihrem Abschluß."

  • Crassus nahm Platz und nickte dem Curator zu. Was hätte er auch tun sollen? Egal welcher Befehl ihm von seinem Vorgesetzten erteilt werden würde, er müsste ihnen folgen. Außerdem war es doch recht interessant solch eine Reparatur mitzuverfolgen.


    "Gibt es noch irgendwelche anderen Anweisungen? Muss ich selbst einen Teil der Arbeit übernehmen?"


    'Nur' beobachten war zwar gemütlicher, aber keineswegs lehrreicher, wusste Tiberius.

  • "Du musst nicht, aber du darfst", antwortete Macer spontan, der über diese Frage gleichermaßen überrascht wie erfreut war. "Ich denke, unsere Techniker werden einige Aufgaben finden, bei denen auch ein neuer Aquarius nichts falsch machen kann."


    Die beiden anderen Männer am Tisch nickten lächelnd und begannen, die anstehenden Arbeiten im Detail zu erläutern. Als erstes musste natürlich der Zufluss abgesperrt werden. Das war leichter gesagt als getan, denn das Wasser, was sonst hier heraus kam, musste nun woanders abfließen, da die Quelle am anderen Ende der Leitung ja ununterbrochen weiter sprudelte. Danach konnte der Wasserverteiler erst einmal zu einem guten Teil von selber leer laufen und erst der untere Bodensatz würde abgeschöpft werden müssen. Dabei musste auch der ganze abgesetzte Dreck mit entfernt werden. Eine Aufgabe, für die sich der Aquarius sicher nicht freiwillig melden würde, dachte sich Macer. Aber es gab ja noch weitere. Der Verteiler hatte zahlreiche Ausflüsse, von denen einige erneuert werden mussten. Außerdem sollte ein Ventil ausgetauscht werden und zwei neue Anschlüsse gelegt werden. Das war wohl der spannendste Teil, weil dazu die richtige Höhe eingemessen werden musste, an der die Leitung den Verteiler verließ. Wenn dort etwas schief ging, passte das ganze Leitungsnetz nicht und die Arbeit war umsonst. Macer hatte solche Arbeiten in seiner Amtszeit schon häufiger belgeitet und die Arbeiter und Techniker kannten sie sowieso. Fragend schaute er daher Decimus Crassus an, ob dieser auch alles soweit verstanden hatte. "Na, kannst du dir nach den Erklärungen ungefähr vorstellen, was hier passieren soll?"

  • Tiberius nickte.


    "Ja, ich denke ich konnte dir folgen."


    Dies alles hörte sich für Crassus mehr nach einer körperlichen, als nach einer geistlichen an. Zwar bevorzugte er zweiteres, doch konnte ein bisschen von ersterem sicherlich nicht schaden.

  • "Sehr schön. Ich nehme mal an, dass eher der technische Teil etwas für dich ist und nicht die handwerkliche Arbeit", vermutete Macer. Als Aquarius war der Mann schließlich prinzipiell für die Planung, Vergabe und Kontrolle solcher Arbeiten zuständig.


    "Wir können heute beginnen?" erkundigte er sich dann bei einem der anderen Männer am Tisch und bekam eine positive Antwort. "Dann tun wir das auch. An die Arbeit. Decimus Crassus, das ist jetzt deine Baustelle."

  • Wieder nickte der junge Aquarius.


    "Ja, richtig, ich ziehe den technischen Teil dem handwerklichen Teil wirklich gerne vor."


    Als Macer Crassus direkt die Aufsicht über die Baustelle erteilte, war der junge Decimus zunächst ein bisschen überrascht, konnte diese Überraschung allerdings wieder schnell niederlegen, schließlich hatten ihn die Techniker darüber informiert, was die Abfolge der einzelnen Arbeitsschritte anging. Tiberius postierte sich nun unweit von den Technikern. Sie verstanden anscheinend ihr Handwerk und wussten auch, was zuerst zu tun war. Die Umleitung des Wassers. Crassus wollte die Zuständigen bei dieser Arbeit erst einmal nur beobachten, ehe er bei der Auswechslung des Ventils wahrscheinlich selbst den Arbeitern zu Hand gehen würde.


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    NSC: Lucius Fortunatus


    Lucius hatte die Bauaufsicht, zumindest hatte er sie solange, bis der Curator Aquarum und sein anscheinend neuer Aquarius zu ihnen stießen. Dass der Curator dem jungen Aquarius die Bauaufsicht erteilte, war für Fortunatus genauso erfreulich wie unglücklich. Einerseits schaute ihm nicht immer so ein erfahrener Mann wie Macer auf die Finger und Lucius konnte konzentriert arbeiten, auf der anderen Seite war da noch Tiberius, der entweder nur im Weg stehen würde oder Ahnung hatte und somit genauso nervenaufreibend wie der Curator sein würde. Doch jetzt musste er sich erst einmal auf die Arbeit konzentrieren. Es galt zuallererst die Wasserzufuhr zu unterbrechen und während des Arbeitsvorganges auf eine andere Leitung zu überbrücken. Außer Muskelkraft waren bei diesem Schritt auch Schnelligkeit und Präzision gefordert.


    Obodas, ein kräftiger, stämmiger, beinahe hünenhafter Daker war Lucius' Helfer bei diesem ersten, durchaus entscheidenden Arbeitsschritt. Während Fortunatus die Wasserleitung unterbinden sollte, fand sich Obodas' Aufgabe im Verbinden mit einer anderen Leitung, wo das Wasser weiterfließen konnte. Nur einige Sekunden war der Wasserfluss unterbunden, ehe er weitergeleitet werden konnte. Allein das Geschrei der Arbeiter, vor allem das Geschrei des Fortunatus, erzeugten einen geradezu betörenden Lärm. Lucius hoffte, dass die Anwohner in diesem Bezirk nicht so pingelig sein würden, wie die Anwohner bei der letzten Reperatur. Dadurch dass der Bauaufseher durch die erbosten Anwohner beschäftigt gewesen war, hatte sich der Bau um einige Stunden verzögert, was den Lärm sicherlich auch nicht wett gemacht hatte. Doch dies hatten diese Leute anscheinend nicht erkennen wollen und so hatte sie den Baulärm schließlich bis zur letzten Sekunde der Reperatur dulden müssen.


    Langsam floß das Restwasser ab, was die Arbeit der Säuberung der Leitung erleichterte. Nachdem auch diese verrichtet worden war, war es Zeit das Ventil auszuwechseln und die beiden neuen Anschlüsse zu verlegen. Lucius war etwas perplex, als der neue Aquarius sich kurzerhand an das Auswechseln des Ventils machte, war er Zeit seiner Ankunft doch nur tatenlos neben der Baustelle gestanden. Fortunatus hatte daran eigentlich nichts auszusetzen, so konnte die Schuld wenigstens nicht auf ihn geschoben werden, wenn etwas mit dem Ventil nicht stimmte. Lucius und seine Kollegen übernahmen die Anschlüsse. Neben dem Geschrei der Zuständigen war nun auch noch der erdrückende Lärm von Werkzeugen zu vernehmen. Dass sich wieder einmal eine römische Straße in einen Bauplatz verwandelt hatte, war nun sicherlich auch in die hintersten Gassen und Abzweigungen vorgedrungen...

  • Tatsächlich dauerte es auch nicht allzu lange, bis eine ältere Dame am Ort des Geschehens auftauchte. Sie machte einen gepflegten Eindruck, wurde von einer Sklavin begleitet und warf einen missbilligenden Blick in die Gegend. Allzu nahe an die Baustelle wagte sie sich natürlich nicht heran. Mit einer Stimme, die ebenso spitz war wie ihre Nase, nahm sie sich dann den ersten Arbeiter vor, der ihr zu nahe kam.


    "He, junger Mann! Geht das hier den ganzen Tag so weiter? Wer hat das denn genehmigt?"

  • Eigentlich wollte sich Lucius Fortunatus der Frau annehmen, doch Tiberius nickte ihm zu. Das Zeichen, dass er sich um die Dame kümmern würde. Diese machte einen gepflegten äußeren Eindruck. Hochnäsig und arrogant war sie noch dazu. Sie war etwas stämmiger und hatte einen Sklaven bei sich. Eine große Warze auf der Nase der Frau bestätigte Tiberius nicht nur was das Schätzen ihres Alters anging, sondern auch darin, dass sie eine Person war, die anderen gerne das fürchten lehrte. Ohne Zweifel, es musste sich um eine Adelige handeln, so wollte Crassus sie auch ihrem Stand angemessen behandeln.


    "Die Bauarbeiten werden nicht mehr viel Zeit in Anspruch nehmen, Herrin. Ich hoffe ich kann euch derweilen vertrösten", sagte der junge Decimus mit einem beruhigend höflichen Ton. Er wusste, dass alles andere nur in einer Konfrontation ausarten würde, die zu vermeiden sein oberstes Ziel war, schließlich wollte er diese Arbeit zur Zufriedenheit des Curators bewältigen.


    "Genehmigt wurde diese Arbeit unter anderem vom Curator Aquarum, dem Senator Spurius Purgitius Macer", schloss der Aquarius an. Er hoffte, dass die Dame vielleicht auf diesen Namen hellhörig werden würde, schließlich war ein Senator von Macers' Bekanntheitsgrad keineswegs jemand, den man gerne zum Feind hatte. Schon gleich gar nicht wenn man adelig war und bestimmte Schritte sich unvorteilhaft auf den Ruf auswirken würde.

  • Sim-Off:

    Nanu, wo hat die Damen denn plötzlich die Schar von Sklaven her? ich hab' doch nur von einer Sklavin geschrieben? :D


    So einfach ließ sich die Dame allerdings nicht abschütteln. Immerhin betrachtete sie sich als die legitime Herrscherin über diese Straße, zumindest allen Leuten gegenüber, die nicht auch schon mindestens 10 Jahre hier wohnten.


    "Vertrösten? Junger Mann was erlaubst du dir für einen Tonfall? Das hier ist eine gepflegte Gegend! Hier wird nicht so ein Lärm gemacht. Da kann der Herr Senator genehmigen was er will."

  • Sim-Off:

    Ups...verlesen :D Habs jetzt aber editiert.


    Die Dame war anscheinend nicht so einfach zu vertreiben. Genervt von der hochnäsigen Frau spitzte sich Tiberius' Tonfall langsam wirklich zu.


    "Dann sollte es ja meiner Meinung nach auch gepflegt bleiben. Wenn es in eurem Interesse liegt zukünftig in Dreckwasser zu baden, könnt ihr ja gerne Beschwerde bei der Stadtverwaltung einreichen - die die Reperaturen übrigens genehmigt hat."

  • Der Dame blieb angesichts der Dreistigkeit dieser Antwort einen Augenblick die Stimme weg. Vielleicht fehlte ihr altersbedingt auch einfach nur die Kreativität, dass sie sich eine solche schonungslose Antwort hätte vorstellen können.


    "Skandalös! Was sich die jungen Leute heute für einen Tonfall erlauben! Kaum sind sie alt genug, die Toga zu tragen, führen sie sich auf wie Pompeius Magnus. Als mein Sohn in deinem Alter war, da hatte er noch Respekt."


    Angelockt durch die leicht erhöhte Lautstärke der Stimme der Dame blieben weitere Passanten stehen. Fast ausschließlich waren sie schon von fortgeschrittenem Alter.


    "Man sollte die Cohortes Urbanae holen und prüfen lassen, ob das hier überhaupt zugelassen wurde. Immerhin ist das hier eine öffentliche Straße. Sowas hat es hier noch nie gegeben."

  • Tiberius bemerkte, dass er sich vielleicht wirklich ein wenig im Tonfall vergriffen hatte, doch was sollte er auch machen? Immerhin würden die Bauarbeiten sowieso nicht abgebrochen werden, egal wer sich beschweren würde.


    "Entschuldigt, ich habe mich ein wenig im Tonfall vergriffen. Die Reperaturen werden nicht mehr viel Zeit in Anspruch nehmen. Ich kann ihren Erbostheit nur zur Kenntnis nehmen, denn es obliegt mir nicht über die Weiterführung der Arbeiten zu entscheiden."


    Langsam drehte sich Crassus um.


    "Ich hoffe Ihr könnt mich nun entschuldigen, schließlich liegt es sicherlich auch in eurem Interesse die Reperaturen schnellstmöglich abzuschließen."


    Der junge Decimus wendete der Dame den Rücken zu und schritt langsam zurück zu seinem Arbeitsplatz. Er musste noch das Ventil auswechseln. Innerlich betete er, dass die Frau einsichtig werden würde und ihn nicht weiterhin unnötig aufhalten würde.

  • Langsam liefen die Männer einer cohortes urbanae Patrouille durch die Straßen des Viertel, zwei unterhielten sich, aber Cafo – der alte signifer von der Prima, der jetzt der quasi signifer in der Vierten dieser cohortes war – marschierte schweigend voran. Er dachte nach, über seine Zukunft, die durch seine Vergangenheit aufgeworfen wurde, 27 Jahre Dienstzeit. Er hörte schon lange nicht mehr das Klacken der genagelten Stiefel auf den Pflastersteinen, vernahm genausowenig das Klirren von Rüstungen und Waffen, er war die Geräusche gewöhnt, erst wenn sie ausfielen, würde es ihm wohl bewußt werden. Immer mal wieder blinzelte er zum Himmel und beobachtete diesen, vielleicht erhoffte er sich auch ein Zeichen, was kommen sollte – aber weder ein Götterzeichen zeigte sich, noch andere, mehr unliebsamer Niederschlag der höchst römischen Art von den hohen Häusern.


    „Cafo!“
    , brummte einer der älteren Soldaten in seinem Rücken. Der "signifer" sah zurück.
    „Hm?“
    „Da hinten scheint wohl was los zu sein! Irgendjemand plärrt da laut, sollen wir mal schauen?“
    Cafo sah in die Richtung, wo sich auch immer mehr Leute zu versammeln schienen. Cafo hob die Augenbrauen in seinem von vielen Kriegen gezeichnetem, narbigen Gesicht.
    „Hm, na, dann nimm' Dir drei Mann und schau mal nach!“
    Der ältere Soldat, Tius oder auch Ivinius Pallitius war sein Name und ebenfalls ein Primaveteran, deutete mit seinem bärtigem Kinn ein Nicken an. Er sah einige Männer neben sich an und bedeutete ihnen, ihm zu folgen. Breitbeinig und mit gewichtigen Schritten näherte sich Tius dem kleinen Pulk dort. Er war nicht sonderlich groß, ging dafür aber gehörig in die Breite, sein rundes Gesicht war über und über mit einem dichten, langsam sich ergrauenden Bart bedeckt.
    „Heda, was ist hier los?“
    , dröhnte seine Baßstimme über die Menschen hinweg.



  • Breitwillig, aber ohne Eile und mit einer langjährig geübten und verfeinerten Gravitas machten die feinen älteren Anwohner den eintreffenden Männern der Cohortes Urbanae breitwillig Platz. Endlich zogen in ihren Augen nun Recht und Ordnung in die Szenerie ein, die dem vorlauten Burschen auf der Baustelle schon Einhalt gebieten würden. So zumindest die Sicht der Passanten, der die Dame mit der spitzen Nase natürlich auch noch in lauten Worten Ausdruck verlieh.


    "Das seht ihr doch, was hier los ist. Lärm wird hier gemacht! In unserer Straße! Von diesem Bengel dort und seinen Arbeitern. Womöglich machen sie auch noch Schmutz! Und das bestimmt noch bis nach dem Beginn der Cena! Wurde diese Baustelle hier überhaupt angemeldet? Man kann doch nicht einfach die Anwohner mit einer Baustelle behelligen! Das hat es hier noch nie gegeben."

  • Tiberius verlor allmählich die Geduld, ließ sich dies aber nicht anmerken. Als endlich die Cohortes Urbanae aufmarschierten, machte sich Hoffnung im jungen Decimus breit, schließlich taten sie hier nichts illegales. Ganz im Gegenteil, die Reperaturen wurden von der Stadtverwaltung höchstpersönlich genehmigt. Crassus näherte sich dem anscheinend Ranghöchsten, Titus.


    "Salve Miles!", sagte er in einem ruhigen, gelassenen Ton, schließlich hatte er nichts zu befürchten.


    "Ich bin Tiberius Decimus Crassus, Aquarius in Rom. Der Curator Aquarum Purgitius Macer persönlich hat mir die Aufsicht über diese Baustelle erteilt, die auch von der Stadtverwaltung genehmigt wurde. Ich habe der Dame bereits versichert, dass die Reperaturen nicht mehr viel Zeit in Anspruch nehmen würden."


    Verständnis für die ältere Dame hatte Tiberius keineswegs. Wenn sie wenigstens einmal über den Sinn der Reparatur nachgedacht hätte, hätte sie wissen müssen, dass ein 'Aufstand' nur eine Verzögerung bedeutete.

  • Ivinius Pallitius – oder von seinen Freunden und Kameraden auch einfach Tius genannt – fühlte sich zwar in Gegenwart älterer Damen unwohl, aber gleichsam wuchs in ihm auch ein Beschützerinstinkt. Auch die ältere Dame, die – wie er fand! - einfach scheußlich laut sprach, weckte dennoch solche Empfindungen in dem Soldaten. Das hat es hier noch nie gegeben? Das war ein Argument, was schwer von der Hand zu weisen war und auch bei Tius immer zog. :D Er trat etwas unbehaglich von einem Fuß auf den Anderen und nickte verstehend, während seine Augen sich auf die Baustelle richteten.
    Salve, gute Frau!“
    , grüßte Tius, der durchaus ein gewißes Maß an Höflichkeit besaß – gegenüber alten Damen eben. Er gehörte sogar zu der Sorte Soldaten, der bei den Wagenüberwegen und den Tretsteinen einer alten Dame rüber helfen würde, selbst wenn er sonst mehr einer war, der gerne fluchte und sich mit Vorliebe in miesen Spelunken herum trieb.
    „Hm, eine Anmeldung? Mir ist auch wirklich nichts von so einer bekannt...“
    Was nichts hieß, aber Tius kam noch gar nicht zu dem Gedankengang, den augenblicklich vernahm er den Decimer, der dazu trat. Tius musterte ihn von oben bis unten und schaffte es, sich innerhalb von drei Herzschlägen ein Urteil über den Mann zu bilden.


    „Aha!“
    , äußerte Tius als Antwort und sah skeptisch von Crassus zu der Baustelle, so verdächtig sah das Ganze nicht aus, aber Tius war jetzt schon genug in Rom unterwegs, um zu wißen, wie dreist manche Verbrecher vorgingen, um ihre tatsächlichen Machenschaften zu tarnen. Wer wußte schon, ob nicht eine Bande währenddessen in die Häuser stieg, während all die Bewohner hier im Tohuwabohu des Straßenlärms abgelenkt waren?
    „Salve...“
    , knurrte Tius schließlich.
    „Na, dann möchte ich diese Genehmigung doch mal sehen, Decimus!“
    Wenn der Mann überhaupt ein Decimer war, man wußte doch wie sehr die Decimer sich vermehrten...wie die Ka...nun ja, sie schoßen eben überall aus dem Boden, wenn man sich schon unter anderem Namen ausgab, dann wohl am Besten als Decimer. Tius' Augen funkelten voll professionellen Mißtrauen.





  • Tiberius winkte dem eigentlichen Bauaufseher Lucius Secundus zu, der sofort wusste, was er zu tun hatte. Lucius entfernte sich von der Baustelle - allerdings in die andere Richtung - und schnappte sich sämtliche Papiere. Daraufhin machte er kehrt und schritt Crassus und den Männern der Cohortes Urbanae entgegen, woraufhin er dem Decimus die Papiere in die Hände drückte. Dieser übergab Titus die Papiere mit einem freundlichen "Bitteschön". Die schriftliche Genehmigung der Stadtverwaltung war unter anderem beigelegt.

  • Da der technische Bauaufseher alle Dokumente mitgebracht hatte, fanden sich dort neben einer Genehmigung auch die Personal- und Materialplanung sowie der Zeitplan für die Arbeiten. Und eben der vom Curator Aquarum Purgitius Macer erstellte Auftrag für die Arbeiten, der die Genehmigung der nötigen Nebenarbeiten einschloss. Die Ruflautstärke der Arbeiter wurde darin natürlich nicht erfasst, ebensowenig die Frage der Zeiten, in denen gearbeitet werden durfte. Da Nachts auch die Fuhrwerke für die Märkte in die Straßen durften, hatte man sich in der Cura Aquarum über solche Probleme noch nie ernsthaft Gedanken gemacht.


    Unter den Passanten selzte langsam wieder allgemeines Gemurmel ein, das mit dem Eintreffen der Soldaten zunächst unterbrochen wurde.


    "Das soll man gar nicht erst einreißen lassen. Sonst haben wir das hier ständig. In einem Monat die Wasserbauer, im nächsten wird die Straße neu gepflastert, dann will irgendeine Societas hier einen Weihestein aufstellen und schon fangen die jungen Leute an, hier grundlos auf öffentlichen Straßen herumzulungern."


    "Und selbst wenn die dann weggehen, bleiben wir hier auf dem Dreck sitzen. Alleine der ganze Sand, den die hier mit ihrem Wasser aus den Pflasterfugen spülen, wer bringt das denn wieder in Ordung?"


    "Oder sie kippen einen Zentner Sand hier aus und man muss zwei Wochen auf der anderen Straßenseite laufen, um sich nicht seine Schuhe zu ruinieren. Das habe ich alles schon erlebt, das könnt ihr mir glauben."

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