Forum Pacis | Eine Schankstelle

  • „Natürlich, du hast so komplett recht! Viel schrecklicher wäre die Aussicht jedoch, mein ganzes Leben zu verbringen mit dem Glauben, man hätte sie nur fragen müssen, um ein schönes Leben zu bekommen! Ach ihr Götter!“ Piso wiederholte sich, was die Anrufung der Götter anging. Er grinste ganz leicht, als er dies realisierte. „Ich hätte mir gedacht, dass es einmal so weit werden wird. Dass ich mein Herz an jemanden verliere. Aber dies mit ihrem Vater zu diskutieren, ist doch ein wenig... weiß nicht... abstrus!“ Er lachte nervös. Er hatte leider keinen Bart, durch den er sich streichen konnte. Dies war wohl der Vorteil von Gesichtshaar, man konnte daran herumzupfen, wenn man nervös war. „Ach ihr Götter. Ich glaube nicht, dass das, was ich sage, viel Sinn ergibt. Es ist der sinnlose Stuss von jemanden, der von Sinnen ist! Ich bin so... so betört von ihr. Hach, gäbe es doch nur eine narrensichere Formel, die Wirrungen der Liebe zu lösen!“ Er wurde schwülstig, das mussten die Emotionen und der Wein sein.

  • "Lass' die Götter aus dem Spiel," scherzte Verus. "Die haben genug andere Sorgen. Sie müssen dafür sorgen, dass wir Menschen die Welt nicht zerstören."


    Verus schlürfte genüsslich seinen erneut gefüllten Becher aus. "Ahhhh...lecker!"


    Er schaute Piso freundlich an. "Es ist deine Entscheidung. Meinen Rat hast du gehört. Ich erinnere dich aber daran: Fehler zu machen, ist menschlich."

  • „Ja, da hast du wohl Recht. Man sollte den Göttern nicht zürnen... sie wissen genau, was sie tun...darin besteht ja das göttliche Wesen. Darin, die richtigen Entscheidungen zu fällen. Amors Pfeile haben sicher nicht den Falschen getroffen.“, hoffte er und tat es Verus gleich, er trank nochmals von seinem Wein.
    „Weißt du, Titus, natürlich ist Irren menschlich. Aber hie und da kommt es mir so vor, als irre ich nicht nur. Manchesmal möchte ich meinen, ich bin ein echter Katastrophenjunkie.“ Er schüttelte den Kopf. „Meine Entscheidung ist gefällt. Ich werde mir Gewissheit verschaffen. Und wenn sie einverstanden ist, werde ich sie meiner Familie vorstellen. Und wenn sie nicht mitspielen wollen, zum Tartarus mit ihnen.“ Er trank nochmals aus seinem Weinbecher.

  • Verus klopfte fest auf den Tisch. "So soll es sein! Beweise Armor den Mut für deine Liebe einzustehen!" Er trank einen kräftigen Schluck und stand auf. "Nun denn..."


    Verus ging einige Schritte um den Tisch. "Ich muss mich verabschieden. Termine, wenn du verstehst." Er legte noch kurz die Hand auf seine Schulter. "Du machst das schon, Aulus. Vetrau' auf dich und auf die Liebe."


    "Vale, Aulus Flavius!" - Er lächelte und zog wendigen Schrittes von Dannen.

  • Er schreckte zurück, als sein Gegenüber dazu überging, den Tisch scheinends in zwei Teile sprengen zu wollen. Mit ambiguösem Gesichtsausdruck hörte er dabei zu, was ihm der frisch gebackene Curator riet. „Ich werde es tun... niemand soll mich einen Feigling nennen... ich werde es tun...“, meinte er und lächelte schwach zum stolzen Bartträger hin, welcher nun seinen Wein austrank, schneller, als es der Jüngere tun konnte, dessen letzter Becher noch immer voll war. Lange Jahre voller Besäufnisse bei der Marine stählten wohl.
    Er nickte nur, als ihm sein gegenüber eröffnete, er wolle nun gehen. „Ich will dich nicht von deiner Arbeit abhalten. Vale... und danke. Danke vielmals, Titus, du bist ein guter Mensch.“Er sah den ehemaligen Soldaten davongehen. Die Tür schloss sich hinter ihm, und Piso leerte seinen eigenen Becher.
    Als er geendet hatte, zahlte er, sprang, beseelt vom vielen Wein, tollkühn auf, stellte wie durch ein Wunder kein komplettes Chaos in der Kneipe an und ging ab.

  • Piso war mit Ursus gerade eben bei der Opferung zur Amtsantretung von Durus und Marcellus gewesen, als der Kanzleibeamte nun, mit dem frisch gebackenen Senator im Schlepptau, die Taverne betrat. Es war eine angenehme Stube, bei der Piso – was wichtig war – kein Hausverbot hatte. Was man von anderen Kneipen, nach so mancher wilden Nacht, nicht sagen konnte – obwohl dies schon einige Zeit her war, und man in den entsprechenden Plätzen sicher schon darob vergessen hatte.
    Der Wirt wies die beiden zu einem Tisch hin, wo Piso sich hinsetzte. Der Flavier blickte kurz zur Seite, wo eine Bedienstete gerade einen riesigen Krug voll mit Falerner an einen Nachbartisch brachte. Wie gut es war, endlich wieder einmal in eine Taverne zu gehen.
    „Seid ihr bereit zur Bestellung, edle Herren?“, fragte der Wirt, dem die Halbmonde an Pisos und Ursus‘ Sandalen nicht verborgen geblieben waren.

  • Ursus ahnte nichts von den Gedanken Pisos, in denen er überlegte, daß er zum Glück in dieser Taverne kein Hausverbot hatte. Sicher, so etwas war ihm auch schon passiert, doch er bezweifelte, daß sich irgendein Wirt an seine Jugendsünden erinnerte. Einen respektablen Senator warf bestimmt kein Wirt hinaus. Tatsächlich war der Raum sehr ansprechend hergerichtet und er nickte Piso anerkennend zu. Die Taverne war gut gewählt. Wenn jetzt noch der Wein gut war, dann war alles perfekt.


    Sie setzten sich an einen der Tische. Kaum saßen sie, knüpfte Ursus wieder an ihr vorangegangenes Gespräch an. "Warum glaubst Du, Du hättest Deine Karriere versaut? Dir stehen doch noch alle Möglichkeiten offen? Oder nicht?"


    Schön warm war es hier, wie er feststellte. Draußen war der Wind doch empfindlich kühl gewesen. Es dauerte gar nicht lange, bis der Wirt nach den Wünschen fragte. "Bring uns von Deinem besten Wein. Dazu Brot, Käse und Oliven." Er war einen fragenden Blick auf Piso, ob er noch weitere Wünsche ergänzen wollte.




    Sim-Off:

    Wi-Sim :)

  • Mit innerer Geungtuung nahm er zur Kenntnis, dass Ursus die Taverne gefiel. Prima, es sah so aus, als ob er keinem Banausen gegenübersaß. Was selten genug war dieser Tage. Gleichsam überlegte er, ob er sich nicht wieder vielleicht einmal in die Taverna Apicia reinwagen sollte. Sicherlich hatte man das kleinere Malheur von damals – als Piso so betrunken gewesen war, dass er die Blumen aus den Vasen gegessen hatte – schon vergessen. Zumal Patrizier immer wieder eine verlässliche Einnahmequelle waren.
    Er schmunzelte, als Ursus ihn wegen seiner Karriere frage. „Versaut habe ich nicht gesagt. Nur, es ist wie verflixt. Kennst du diese Träume, wo du rennst und rennst wie ein Irrer, und du kommst keinen Schritt weiter? So fühle ich mich auch. Ich habe zunächst einen ritterlichen Posten angestrebt, doch der wurde mir durch Vescularius Salinator verwehrt.“ Er verzog das Gesicht, ehrlich hoffend, keinen Freund desselbigen vor sich zu haben. „Um das Amt des Architekten habe ich mich ebenfalls schon bemüht, aber bisher ist der Curator Rei Publicae noch nicht auf mich zurück gekommen. Ganz zu schweigen davon, dass ich die formelle Qualifikation gar nicht besitze, weil die Schola Atheniensis mein Ergebnis noch nicht verkündet hat. Zudem wäre es mittlerweile eh schon zu spät, noch groß Karriere zu betreiben – ich will nämlich bei den nächsten Wahlen als Vigintivir antreten. Wenn ich diese gewinne, dann, erst dann beginnt meine Karriere wohl erst wirklich.“, vertraute er dem Aurelier an.
    Gleichsam bestellte Ursus beim Wirt diverse Köstlichkeiten. Die reine Nennung dieser Namen machte den Gourmet Piso glücklich. „Oh, danke! Das war alles.“, meinte er. „Du bist sehr großzügig, das muss ich sagen!“, meinte er zu Ursus hin.


    Sim-Off:

    Danke!

  • Der Wirt verschwand, um das Gewünschte herbeizuschaffen und Ursus konnte sich wieder voll auf das Gespräch konzentrieren. Er winkte ab, als Piso sich für die Einladung bedankte. "Dafür reicht's so gerade noch", grinste er. Und hoffte, daß die Qualität der Speisen und Getränke hier so gut war wie die Atmosphäre.


    "Ja, den Traum kenne ich. Wobei ich darin schon vorwärts komme, aber der Weg immer länger wird, je mehr ich mich abstrample. Das Ziel rückt dabei immer weiter in die Ferne. Grausam, sowas." Er verspürte echtes Mitgefühl, wenn Piso dies in Wirklichkeit so empfand. "Er hat es einfach so abgelehnt? Ohne Begründung?" Er hatte noch nie mit dem Mann gesprochen, aber je mehr er über ihn hörte, umso weniger konnte er ihn leiden. "Wer weiß, vielleicht ist es Deine Bestimmung, mehr zu erreichen, als es auf Ritterposten möglich wäre? Manchmal legen die Götter einem Hindernisse in den Lebensweg, weil wir den falschen Weg gewählt haben. Was hast Du geplant, um Dich vor der Wahl so richtig bekannt zu machen?" Das gehörte zu den wichtigsten Entscheidungen. Er selbst hatte es damals auch nur geschafft, weil sein Onkel diese Feier veranstaltet hatte, auf der er Gelegenheit erhielt, sich zu präsentieren.

  • Piso musste zurücklächeln, als Ursus seinen Dank abtat. Bei Ursus war es finanziell wohl auch nicht um so vieles besser bestellt wie bei Piso, dessen Geldbesitz auch stänig auf- und abschwankte. Doppelt so dankbar war er ihm ob der Verköstigung.
    Das Mitleid, welches Ursus wohl empfand, war ein Labsal für Pisos gequälte Seele. Irgendwie schienen die Aurelier gut auf sein Gejammere anzusprechen, dachte er sich, das war ja schon einmal etwas. Er nickte nur. „Nur weiß ich nicht, wie weit es bis zum Ziel ist.“, machte er und zuckte die Achseln.
    Er schnaubte genervt aus. „Stell dir vor, er hat Annaeus Varus – meinem Vorgesetzten – als jener den Vorschlag zur Beförderung meiner Person gemacht hat, gesagt, ich als Patrizier könne kein Ritteramt bekleiden. Was beweist, dass Vescularius entweder ein Lügner ist oder aber die Gesetze nicht kennt. Und ich weiß nicht, was von beiden schlimmer wäre.“ Er schüttelte den Kopf. Über Salinator könnte er sich in Rage reden.
    „Eigentlich wollte ich erst ein ritterliches Amt bekleiden, bevor ich kandidieren würde. So wie, als Beispiel, Tiberius Durus. Aber mein Patron hat mir ebenfalls gesagt, eine gute Idee wäre das nicht.“ Er atmete tief aus. „Gut, ich glaube auch, er hat Recht. Und du magst auch Recht haben. Groß nämlich sind die Götter.“, meinte er und blickte auf, als Ursus ein Ereignis ansprach, durch welches er berühmt werden könnte.
    „Nun, es war etwas von einer großen cena im Gespräch. Nur, das ist schon eine Weile her. Was ich eigentlich vorgehabt hatte in nächster Zeit, war eigentlich die Präsentation eines langen Gedichtes, welches ich geschrieben habe. Und von dem ich glaube, dass es nicht allzu schlecht ist. Ob so etwas dazu geeignet ist?“ Er überlegte. „Und vielleicht sollte ich mich einer Factio anschließen, damit erreicht man ja auch eine gewisse Notorietät. Sag, bist du nicht der Princeps der Aurata?“, fragte er.

  • "Es ist nicht wichtig, wie weit es bis zum Ziel ist. Es ist wichtig, das Ziel zu kennen und nie aus den Augen zu verlieren." Puh, mächtig weise Worte, Ursus mußte fast über sich selbst schmunzeln, aber er hoffte, daß es Piso ein wenig Mut machen würde.


    "Das hat er gesagt? Ich bin mir nicht sicher, ob er nicht sogar die Macht hat, die Regeln zu ändern und sie jetzt einfach so festgelegt hat. Ich finde, das ist noch viel schlimmer als die beiden anderen Möglichkeiten." Ob der Kaiser davon wußte? Vermutlich nicht. Die Frage war, wie der Kaiser darüber dachte. Ob er nicht Salinators Ansichten am Ende voll unterstützte. Denn sicher hatte der Praefectus Urbi von Valerianus seine Anweisungen erhalten, welche grundsätzliche Haltung er an den Tag legen sollte bei anstehenden Entscheidungen.


    "Dein Patron hat in der Tat Recht. Ich habe in letzter Zeit häufiger Stimmen aus den Reihen der Senatoren gehört, daß sie einen solchen Werdegang für unangebracht halten. Man soll sich für eine Laufbahn entscheiden und diese dann weiterverfolgen. Auch empfinden einige Patrizier Ritterposten für unter der Würde eines Patriziers." Wie er selbst darüber dachte, verriet er dabei vorerst nicht.


    "Mir hat es damals geholfen, daß meine Familie ein großes Fest veranstaltete, zu dem alle mächtigeren Senatoren und einflußreichen Personen eingeladen waren. Ohne das wäre es sehr schwer geworden bei meiner ersten Wahl. Ein Gedicht? Ich weiß nicht, bei aller Liebe der römischen Oberschicht für Kunst glaube ich nicht, daß Dir das genug Bekanntheit bei den richtigen Leuten einbringt. Dich in einer Factio zu engagieren, kann sehr helfen. Ja, ich bin Princeps der Aurata. Das hat mir auch gute Kontakte beschert."

  • „Da wirst du Recht haben.“, pflichtete Piso bei. „Ein Ziel habe ich ja. Und zwar, Senator zu sein... wie du... hab ich dir eigentlich schon zu deiner Ernennung gratuliert? Nein? Nun, dann lass es mich nachholen. Gratulation.“, machte er pflichtschuldigst. Senator zu werden bei dem derzeitigen Verwaltungsapparat in Rom, das war nicht einfach. „Sag, wie fühlt es sich so an, mit einer Purputoga durch die Stadt zu wandeln? Sicher nicht schlecht.“, vermutete er.
    Er hörte sich an, was Ursus zu sagen hatte und nickte. „Das Szenario, das du hier vorstellst, ist noch schreckenserregender. Ich sage dir, der Mann wird uns alle noch unglücklich machen.“ Bei mir hat er das ja schon geschafft, dachte er missmutig. „Und an ihm hängt jetzt die Entscheidung, ob er mich in den ordo senatorius erhebt oder nicht. Wenn die Götter auch nur eines der Gebete erhört haben, welches ich ihnen schon geschickt habe, dann wird Vescularius dies tun. Kann er so schikanös sein, dass er mir eine Karriere im Senat verwehren kann?“, fragte er sich.
    Er hörte wiederum Ursus zu, und wiederum nickte er. „Ich weiß, in letzter Zeit hat es sich als unschick eingebürgert. Ich glaube, als Senator kann man heutzutage wohl nur noch mehr als Priester Staat machen. Vielleicht ergreife ich auch ein priesterliches Amt. Wenn alles andere scheitert.“ Er zuckte die Achseln. „Aber ich würde gerne auch ein Tribunat machen. Wobei, weißt du eigentlich, ob es möglich ist, ein solches auch zu bekleiden, wenn man gleichzeitig Priester in einem Kollegium ist?“, fragte er.
    Er seufzte. „Ein großes Fest schaut mehr als unwahrscheinlich aus momentan. Ich bringe das Geld dafür nicht auf. Und ich weiß nicht, ob sich meine Verwandten so recht an so etwas beteiligen wollten. Ich könnte sie aber fragen.“ Er überlegte kurz. „Es würde schon ein... relativ langes Gedicht werden. Weißt du was, ich lade dich zu seiner Uraufführung ein. Sicherlich gefällt es dir.“, schlug Piso vor.
    „Ja, ich weiß aber leider nicht, in welche Factio ich eintreten will. Ich muss es mir noch überlegen.“, meinte er. Eigentlich wartete er auf irgendjemanden, der ihn in irgendeine Factio hineinschubste, es würde ihm mehr oder weniger wurscht sein. Ein so grosser Wagenrennfanatiker war er eh nicht.

  • "Vielen Dank für die Glückwünsche." Ursus konnte nicht verhehlen, daß seine Ernennung für ihn ein wirklich großartiger Erfolg war. Auch wenn er nicht vorhatte, an dieser Stelle stehen zu bleiben. "Es fühlt sich sehr gut an. Kein Vergleich zu dem Tragen einer gewöhnlichen Toga", lachte er und meinte es dennoch nur halb im Scherz. Denn es war tatsächlich ein ganz neues Gefühl, mit dieser Toga durch die Stadt zu gehen. Die Blicke, die einem folgten, waren anders als zuvor.


    "Es ist nur eine Vermutung, Piso. Was sagen denn die Procuratoren in der Kanzlei? Vielleicht gelten schon länger neue Regeln? Man kann ja nie wissen. Und ich bin zu lange nicht in Rom gewesen, um darüber umfassend informiert zu sein. Aber Du hast doch eigentlich an der Quelle gesessen?" Vielleicht hatte Ursus auch einfach falsch verstanden und Piso hatte bereits Erkundigungen eingezogen und festgestellt, daß der Vescularier ihn tatsächlich spontan abgelehnt hatte.


    "Das wird er kaum können. Ein Ritterposten mag für einen Patrizier ungewöhnlich und deshalb ein Ablehnungsgrund sein. Zumindest in den Augen dieses... Das spreche ich lieber nicht aus. Aber wir sind doch wohl für den Cursus Honorum prädestiniert. Dir das zu verweigern dürfte schwer zu begründen sein." Es wäre absolut empörend.


    Ein langes Gedicht? Ursus war nicht ganz sicher, ob er das bei aller Liebe zur Literatur wirklich hören wollte, doch er lächelte gleichbleibend freundlich. "Ich komme gerne. Gib mir Bescheid, wann es soweit ist." Hoffentlich ging das für den Flavier nicht nach hinten los. Wenn das Gedicht schlecht oder auch nur einfach langweilig war, konnte Piso Stimmen verlieren, statt welche zu gewinnen.


    "Ich kann Dir natürlich die Factio Aurata wärmstens empfehlen", lachte Ursus, während der Wirt den Wein und den Imbiß brachte. Die Becher wurden gefüllt. "Wir haben im Moment nur sehr junge Fahrer am Start, es ist also kaum damit zu rechnen, daß wir gewinnen bei den nächsten Rennen. Aber die Jungs sind gut, sie werden schnell lernen und dann können wir rasch auf der Siegerseite stehen."

  • „Ja, das kann ich mir gut vorstellen.“, meinte Piso, pflichtschuldigst mitlachend. „Ich würde das gerne ausprobieren... ich muss mich aber wohl noch ein paar Jahre gedulden.“ Die Determination, irgendwann zum Senator ernannt zu werden, wie der Mann vor ihm, war absolut gegeben – doch verhinderte die Konstitution der Republik die sofortige Aufnahme, wenn man nur genug Vermögen aufweisen konnte, wie es der Fall gewesen war, als die Kaiser noch nicht am Ruder waren. Hach, damals hätte man leben sollen.
    Piso lächelte kurz stolz. Tatsächlich saß er in seiner Position an einer reichen Quelle von unglaublichen Informationen. Tatsächlich musste er sich hie und da zwingen, die Klappe zu halten, um nicht ganz und gar erschreckende Gerüchte in der Stadt zu lanzieren. „Nun, die Procuratores a libellis und ab epistulis sind noch sehr neu und haben noch nicht allzu viele Erfahrung mit dem Praefectus Urbi gemacht. Und, nun, der Procurator a rationibus hasst doch jeden in der ganzen Welt.“ Über den alten Procurator a libellis, seinen Freund Prudentius Balbus, dessen Hass auf Salinator manifest war, schwieg er. Nebenher fiel ihm auf, dass ihn der Senator ganz vertrauensvoll als Piso betitelte. Nun, ihm war dies recht. Er würde Ursus ebenfalls wohl in Zukunft ganz zwanglos Ursus nennen.
    „Nun, sicherlich.“ Er zuckte die Achseln. „Vielleicht wäre es tatsächlich eine Sackgasse gewesen. Doch ich bin relativ zuversichtlich, was den ordo senatorius angeht. Ich denke, Salinator respektiert meinen Purgitius Macer, und erfüllt ihm sicherlich den einen oder anderen Wunsch. Eine Rarität.“ Piso hatte seinen Patron, egal was andere sagen mochten, nicht blindlings herausgesucht. Macer war vielleicht einer der Wenigen, die einen Patrizier an Vescularius vorbeischleusen konnten.
    Piso freute sich darüber, dass Ursus die Nachricht so gut (sagen wir, diplomatisch) aufnahm. „Sicher! Nun, es dauert sicher noch ein wenig. Das Gedicht sollte ja im Gedächtnis bleiben, und als solches bedarf es einer gewissen Länge.“, informierte er Ursus. Er war sich sicher, alle würden ob seines Gedichtes in Jubelrufe ausbrechen – langweilig würde es sicher nicht werden. Die Frage war, ob es aufgeführt werden konnte noch vor der Wahl. Vielleicht waren andere Wahlkampfveranstaltungen tatsächlich eine Priorität.
    Als den beiden ihre Sachen serviert wurde, erzählte Ursus von der Aurata. „Hm, das klingt sehr interessant. Deine Factio hat ja schon einige sehr gute Ergebnisse erzielt. Jüngst wurden sie ja Zweite, oder?“, kramte er aus seinem Gedächtnis hervor.

  • Die vertrauliche Ansprache hatte durchaus in Ursus' Absicht gelegen. Er sah die Flavier als Freunde der Familie an. Und auch wenn Piso jünger war als er selbst, so lagen doch keine Welten zwischen ihnen. "Ich bin mir völlig sicher, daß Du eines Tages selbst erfahren wirst, wie sich das anfühlt. Bei mir hat es auch länger gedauert, als ich das anfangs geplant hatte. Aber gelungen ist es mir doch. Verlier Dein Ziel nicht aus den Augen und geh einen Schritt nach dem anderen." Er erinnerte sich noch gut daran, wie fern das Ziel schien, als er noch vor seinen ersten Wahlen stand. Und wie nervös er gewesen war, als er das erste mal vor dem Senat gestanden hatten. Diese Erfahrung veranlaßte ihn, Piso einen guten Rat mit auf den Weg zu geben. "Laß Dir von mir einen Rat geben: Bereite Dich gut auf Deine Vorstellung vor dem Senat vor. Der Eindruck, den Du dort hinterläßt, gerade beim ersten mal, entscheidet zu einem großen Teil über das Ergebnis der Wahl." Einige Kandidaten waren an dieser Hürde gescheitert, weil sie es auf die leichte Schulter genommen hatten. Daran, daß Piso in den Ordo erhoben wurde und somit überhaupt kandidieren konnte, zweifelte er nicht im Geringsten, was durch seine Worte ja auch verdeutlich wurde.


    "Du meinst, ein langes Gedicht bleibt besser im Gedächtnis, als ein kurzes? Ich dachte immer, ein gutes Gedicht bleibt besser im Gedächtnis als ein nicht so gutes. Ganz unabhängig von seiner Länge. Was ist denn eigentlich das Thema Deines Gedichtes?" Er zweifelte sehr daran, daß der Erfolg ein immer besserer wurde, je länger das Gedicht wurde. Doch wollte er Piso auch nicht in seinem Tatendrang bremsen.


    "Ja, es war ein guter zweiter Platz. Das Rennen davor haben wir gar gewonnen. Aber unsere erfahrenen Fahrer sind nun alle in den Ruhestand gegangen, die jungen müssen erst aufgebaut werden. Ich hege aber keinen Zweifel, daß uns das gelingen wird. Man muß eben Geduld haben. Das Gute an der Sache ist, daß es den meisten anderen Factiones nicht anders geht. Gerne würde ich Dich für die Aurata gewinnen. Aber drängen möchte ich Dich auch noch. Du bist überhaupt der erste, der einer Factio beitreten möchte, obwohl er sich nicht so für Wagenrennen begeistert. Hattest Du denn nicht mal als Kind einen Favoriten?" Ursus kannte keine Zeit, in der er nicht für die Aurata gejubelt und gesungen hatte. Sein Vater hatte ihn mit seiner Begeisterung für diese Factio eben angesteckt.

  • Piso atmete ein, lehnte sich zurück und nickte – alles zur selben Zeit. Die Worte des Aureliers beruhigten ihn wirklich um Einiges. „Das werde ich nicht tun.“, versprach er. Das Ziel aus den Augen verlieren kam bei ihm nicht in Frage. „Ich denke, vor allem sollte man Geduld haben, wenn man die Ziele hat, die ich mir gesetzt habe.“
    Er nickte wieder, was den Rat anging. „Ich bin dir wirklich dankbar für deine Ratschläge.“, meinte er, wiewohl er dies durchaus bedacht hatte. Er selber kam sich nicht unbedingt vor wie ein ganz miserabler öffentlicher Sprecher, er würde schon etwas auf die Reihe bringen können, ohne in der Mitte seiner Rede in Ohnmacht zu fallen, wie der unglückselige Decimus Verus. Wo sein alter Freund bloß steckte?
    Dass er einige Tage nach den Gespräch in den Ordo erhoben werden würde, wusste Piso noch nicht, aber es war vernünftig vorhersehbar. Wenn dies geschah, würde er sich gar noch bedanken müssen bei Salinator, dachte er und verkniff sich ein Seufzen.
    Er hörte aufmerksam zu, als Ursus begann, von den Wagenrennen zu erzählen. „Weißt du, was ich vorhabe? Ich will in nächster Zeit ein Wagenrennen besuchen mit einem alten Freund, der Veneta-Anhänger ist. Und ich habe mir Folgendes versprochen: der Factio schließe ich mich an, die mich für das Wagenrennen begeistern kann. Denn für eine Factio zu halten, für die man nichts empfindet, ist witzlos.“, überlegte er laut. „In meiner Kindheit habe ich nie Favoriten gehabt – in Ravenna, wo ich herkomme, gab es nicht so viele Wagenrennen. Mal sehen. Ich nehme an, du bist schon als Goldener geboren worden?“, fragte er.

  • An Selbstsicherheit schien es Piso jedenfalls nicht zu fehlen. Was ebenfalls kein Fehler war. Schwierige Aufgaben waren um so viele leichter zu erfüllen, wenn man seiner Selbst sicher sein konnte. Solange es nicht in Selbstüberschätzung umschlug. "Ja, das ist wahr, Geduld gehört dazu. Und der feste Wille, alle Aufgaben, die einem gestellt werden, zuverlässig und mit voller Kraft auszuführen. Bei einem Mann, der so lange zuverlässig für die Kanzlei gearbeitet hat, dürfte das ja alles gegeben sein." Er grinste und nahm einen Schluck aus seinem Becher.


    "Ja, laß es zu, daß sie Dich begeistern! Und häng Dein Herz an die Factio, die genau das schafft. Das muß ja nicht immer der Sieger sein. Auf den Kampfgeist kommt es an. Ja, ich bin praktisch als Goldener geboren worden. Ich saß bei meinem ersten Rennen auf den Schultern meines Vaters, der ein begeisterter Aurata-Anhänger war. Es gab für mich nie eine andere Factio. Und ... nunja, es ist einfach die Beste!" Er lachte und schlug Piso kameradschaftlich auf die Schulter.

  • Piso lächelte nur. „Es ist nett von dir, dass du dies sagst. Und ich denke, ich kann es mir leisten, einem Senator zu vertrauen.“, merkte er an und trank einen Schluck. Das war ein wirklich guter Wein. „Welch guter Tropfen!“, meinte er deshalb auch. „Ein echter Falerner! Heutzutage gibt es leider allzuviele Kneipen, die nur noch billige Kopien aus Gallien ausschenken. Nein, so etwas geht nicht.“, war er sich sicher.
    Als er von der Aurata erzählte, nickte Piso nur freundlich und lauschte. Ja, Ursus schien von Geburt an für die Aurata prädetiniert zu sein. „Wahre Worte.“, fügte er an. Aber er musste alle seine Beherrschung aufbringen, um zu lächeln, und nicht zurückzuschrecken wie ein Irrer, als ihn der Schulterschlag traf. Er war kraftvoll und hinterließ bei Piso ein dumpf schmerzendes gefühl, welches er tapfer herunterschluckte.
    Er überlegte kurz, bevor er noch eine Frage stellte. „Sag einmal. Inwieweit bist du eigentlich mit dem Pontifex Aurelius Corvinus verwandt? Er scheint mir ein interessanter Mann zu sein, doch richtig kennen gelernt habe ich ihn noch nie.“, gab er zu. Es war implizit, dass Piso Corvinus wirklich gerne einmal über den Weg laufen wollte.

  • Auch Ursus nahm noch einen Schluck und ließ ihn genießerisch über die Zunge rollen. "Ja, dieser Wein ist wirklich ganz ordentlich", stimmte er dem Urteil des Flaviers zu. Wobei er persönlich nicht den Eindruck hatte, daß nur wenige Gasthäuser solche Qualität führten. Was vielleicht daran lag, daß er seit seiner Jugend darauf achtete, nicht in die allerletzten Kaschemmen zu gehen und stets den besten Wein bestellte, der verfügbar war. Für Geld war eigentlich überall guter Wein zu bekommen.


    Daß sein kameradschaftlicher Schlag solch eine Wirkung entfaltete, bemerkte Ursus gar nicht. Vielleicht war er zu lange mit Soldaten zusammen gewesen, um jetzt zu bemerken daß Piso so schmerzempfindlich war. "Obwohl uns nur wenige Jahre trennen, ist er tatsächlich mein Onkel. Der Altersunterschied zwischen den Brüdern war groß. Ja, er ist ein interessanter Mann. Und hat bereits viel erreicht in seinem Leben. Er ist ein Freund von Flavius Gracchus. Wie bist Du eigentlich mit diesem verwandt?" So konnte Ursus gleich mit einer Gegenfrage kontern, die ihn durchaus beschäftigte. Es war eben schon eine Weile her, seit er sich als Vigintivir mit den Stammbäumen der Familien herumgeschlagen hatte. Er konnte sich einfach nicht erinnern, wie Piso in den Stammbaum der Flavier gehörte.

  • In was für üblen Unterkünften Piso schon gewesen war, ging auf keine Kuhhaut mehr. Hier in Rom, und überall im Imperium sowieso. Er hatte schon Wein getrunken, der eher nach Rattengift geschmeckt hatte als nach etwas Trinkbarem. Nie mehr, hatte er sich geschworen, würde er wieder billigen Wein trinken. Das Leben war zu kurz dafür.
    „Das stimmt. Pontifex, Auctor der Acta Diurna und Senator. Schon einer dieser Titel für sich alleine würde Respekt auslösen. Gleich drei davon bezeugen wohl, dass dein... Onkel, sagtest du?... dein Onkel viel erreicht hat. Gracchus ist im Übrigen mein Vetter.“, informierte er Ursus über Manius Gracchus, bevor er seinen Wein weitertrank. „Eine sehr inspiratorische Figur, wie ich finde, und ohne Zweifel ein würdiger Vertreter unserer gens.“ Man hörte ihm an, dass er viel von Gracchus hielt.
    „Denkst du, ich sollte einmal deinen Onkel aufsuchen? Ist er ein Mann, dessen Gesellschaft wünschenswert ist?“, fragte er, wollte er doch noch rechtzeitig vor der Wahl möglichst viele Senatoren kennen lernen.
    Nochmals trank er einen Schluck. „Darf ich dch was fragen? Du bist ja jetzt Senator, hast dein Tribunat abgeschlossen, und ich bin mir sicher, das ist nicht das Ende deiner Aspirationen. Was stellst du dir für deine Zukunft vor? Wann wirst du Aedil?“, fragte er.

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